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Johann Staud 22 Mai 1882 in Rohosna Bohmen 2 Oktober 1939 im KZ Flossenburg Deutschland war christlichsozialer osterreichischer Politiker und in der Zeit der Standestaatsdiktatur Prasident des von ihr initiierten Gewerkschaftsbunds Johann StaudInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wurdigung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Staud unehelicher Sohn der ostbohmischen Bauernmagd Johanna Staud wuchs in Nursch bei Grossmugl Niederosterreich in sehr einfachen Verhaltnissen auf An der Universitat zu studieren war ihm aus finanziellen Grunden nicht moglich Er lernte in Wien Leopoldstadt das Schuhmacherhandwerk Nach der Lehrzeit trat Staud in den Katholischen Gesellenverein ein und richtete sein Leben nach den Regeln Adolph Kolpings aus 1 Die Jahre um die Jahrhundertwende ging er auf Wanderschaft vor allem entlang des Rheins und nutzte die Zeit fur autodidaktische Fortbildung In Duisburg fand er Arbeit und erhielt eine Funktion im dortigen christlichen Lederarbeiterverband Dort sammelte er organisatorische Erfahrungen die er nach seiner Ruckkehr nach Wien 1908 beim Verband der christlichen Schuharbeiter einsetzen konnte 1909 bis 1934 war er dessen Obmann und fuhrte straffe Vereinsarbeit ein wie er sie in Deutschland kennengelernt hatte 1912 heiratete er Sophie Kratzel aus Freiwaldau mit der er den Sohn Alfred 1945 bekam 1 Im Ersten Weltkrieg wurde Staud 1915 an die russische Front eingezogen Nach einer schweren Beinverletzung kam er nicht mehr zum Kampfeinsatz Nach dem Krieg versuchte er die christliche Lederarbeitergewerkschaft wieder aufzubauen diese blieb aber mit rund 400 Mitgliedern vergleichsweise sehr klein Von grosserer Bedeutung war die Textilarbeitergewerkschaft zu deren Obmann Staud 1922 gewahlt wurde Staud wurde fruh enger Mitarbeiter des christlichen Arbeiterfuhrers Leopold Kunschak und 1927 Sekretar der Zentralkommission der Christlichen Gewerkschaften 2 In der Standestaatsdiktatur wurde Staud 1934 zum Leiter der neu gebildeten Einheitsgewerkschaft des Gewerkschaftsbunds der osterreichischen Arbeiter und Angestellten bestimmt 1930 bis 1936 fungierte er weiters als Bundesfuhrer des gegen die Linken agierenden Freiheitsbundes Im autoritaren Standestaat arbeitete der Freiheitsbund eng mit der Einheitsgewerkschaft zusammen und hatte dadurch erheblichen Einfluss auf die Vergabe von Funktionarsposten 3 Das programmatische Ziel des Freiheitsbundes war primar ein gegen die Sozialdemokratie gerichtetes Der Freiheitsbund verstand sich als Instrument des Kampfes gegen die Linke Im Gegensatz zur Heimwehr verstand er sich zugleich als Mittel zum Kampf fur Demokratie Staud war jener Politiker der die christlichsoziale Arbeiterbewegung in den Jahren des autoritaren Standestaates am starksten bestimmte 4 Staud wurde 1934 auch die Leitung der grossten und wichtigsten Arbeiterkammer jener fur Niederosterreich und Wien ubertragen 5 Die staatlich verordnete Einheitsgewerkschaft unter Staud konnte den fortschreitenden Sozialabbau und die Beschneidung der Rechte der Arbeiter und Angestellten nicht verhindern Dennoch wuchs die Gewerkschaft von der Diktatur entsprechend forciert auf uber 400 000 Mitglieder an und wurde von den anderen europaischen Gewerkschaften im Jahr 1935 als legitim anerkannt 6 Als Vertreter der Unselbstandigen in der Berufsgruppe Industrie und Bergbau war Staud ab 1 November 1934 Mitglied des Bundeswirtschaftsrates und wurde von diesem in den Bundestag entsandt Diesen beiden Gremien gehorte er bis 12 Marz 1938 an Staud und seine Mitstreiter darunter der spatere Bundeskanzler Josef Klaus ubernahmen innerhalb des gleichgeschalteten politischen Systems die Rolle einer loyalen Opposition die versuchte sich fur Rechte der Arbeitnehmer und mehr Demokratie einzusetzen Die christlich dominierte Gewerkschaft trat damit innerhalb der Systemgrenzen hinter den Kulissen gegen Entscheidungen der austrofaschistischen Regierung auf konnte und wollte aber keine Opposition gegen das politische System als solches darstellen Die christliche Arbeiterbewegung opponierte laut Anton Pelinka im System gegen bestimmte Tendenzen des Systems Sie verweigerte sich jedoch allen Richtungen die eine Opposition zum System vertraten 7 1936 wurde Staud in den kurzlebigen Fuhrerrat der Vaterlandischen Front berufen 8 Staud wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus betrachtet Dennoch nahm er 1936 vom deutschen Botschafter in Wien Franz von Papen nicht unerhebliche geheime Geldzuwendungen entgegen Der Botschafter berichtete Hitler er habe den prominenten Funktionar des Standestaates fur seine Politik eines Anschlusses der kleinen Schritte gewinnen konnen Papen finanzierte somit eine Gruppe des Regierungslagers deren Starkung indirekt zur Schwachung seines damaligen Hauptgegners namlich Starhembergs fuhren sollte 9 Schuschnigg sagte eine Woche vor dem Anschluss einem Komitee von Betriebsraten von 14 der grossten Wiener Unternehmen zu dass sie wieder Funktionen in einer freien Gewerkschaftsbewegung erhalten sollten und beauftragte Staud mit den Verhandlungen uber die Modalitaten Diese Verhandlungen fuhrten aber zu keinem Ergebnis Staud war der Ansicht man schaffe es auch ohne die Sozialisten die Unabhangigkeit Osterreichs zu bewahren 10 nbsp Registrierungskarte von Johann Staud als Gefangener in nationalsozialistischen Konzentrationslager DachauStaud wurde schon am Morgen des 12 Marz 1938 beim Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich verhaftet und Ende Marz mit dem ersten Osterreicher Transport ins KZ Dachau gebracht Die Enthaftung wurde von der Wiener Staatsanwaltschaft wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe abgelehnt 11 nbsp Denkmal fur Johann Staud an der Johann Staud Strasse in Wien OttakringIm Herbst 1939 wurde er in das KZ Flossenburg verlegt wo er am 2 Oktober 1939 als Folge der Strapazen des Konzentrationslagers starb 12 Nach einem anstrengenden Fussmarsch versagte sein durch die Gefangenschaft geschwachtes Herz Am Morgen fanden ihn Mithaftlinge tot auf seinem Lager 13 Wurdigung BearbeitenIm Jahr 1949 wurde die Steinhofstrasse in Wien Ottakring ihm zu Ehren in Johann Staud Strasse umbenannt Am Ponningerweg in Ottakring wurde 1994 ausserdem eine Johann Staud Buste enthullt 14 Literatur BearbeitenGertrude Enderle Burcel Christlich standisch autoritar Mandatare im Standestaat 1934 1938 Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes 1991 ISBN 3 901142 00 2 S 224 226 Georg Hans Schmit Die Christliche Arbeiterbewegung 1933 1946 Vom Untergang der Demokratie bis zum Beginn der Zweiten Republik Berichte und Forschungen zur Gewerkschaftsgeschichte Band 3 OGB Verlag Wien 2013 ISBN 978 3 7035 1604 7 S 42 45 Kurzbiographie K Stubenvoll Staud Johann In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 13 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2010 ISBN 978 3 7001 6963 5 S 117 f Direktlinks auf S 117 S 118 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Staud Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Johann Staud im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten a b Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 11f Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 13ff Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 36 und 127 Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 25 und 29 Anton Pelinka Christliche Arbeiterbewegung und Austrofaschismus In Emmerich Talos Wolfgang Neugebauer Hrsg Austrofaschismus Politik Okonomie Kultur 1933 1938 Verlag Lit Wien 2005 ISBN 978 3 8258 7712 5 S 88 99 hier S 90 Paul Bernhard Wodrazka Die Christliche Arbeiterbewegung von ihren Anfangen bis zur Gegenwart im Kontext der wirtschaftlichen politischen und sozialpolitischen Entwicklungen in Osterreich Wien 2007 S 27 Anton Pelinka Christliche Arbeiterbewegung und Austrofaschismus In Emmerich Talos Wolfgang Neugebauer Hrsg Austrofaschismus Politik Okonomie Kultur 1933 1938 Verlag Lit Wien 2005 ISBN 978 3 8258 7712 5 S 88 99 hier S 93 Wochenrundschau Oesterreich In Alpenlandische Rundschau 25 Juli 1936 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung alp Anton Pelinka Nach der Windstille Eine politische Autobiografie Lesethek Verlag Braumuller Wien 2009 ISBN 978 3 99100 006 8 S 75f G E R Gedye Als die Bastionen fielen Junius Verlag Wien 1981 S 260 Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 147f Heinz Arnberger Hrsg Anschluss 1938 Eine Dokumentation Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06824 9 S 39 Cristl Kluwick Muckenhuber Johann Staud Ein Leben fur die Arbeiterschaft Verlag Herold Wien Munchen 1969 S 148 Johann Staud im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienNormdaten Person GND 126980144 lobid OGND AKS VIAF 15779094 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Staud JohannKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Gewerkschafter und PolitikerGEBURTSDATUM 22 Mai 1882GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 2 Oktober 1939STERBEORT KZ Flossenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Staud amp oldid 218827632