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Die Einheitsgewerkschaft Gewerkschaftsbund der osterreichischen Arbeiter und Angestellten war die Gewerkschaft des Standestaats Osterreich von 1934 bis 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entstehung 3 Organisation 4 Wirken 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenMit der sogenannten Selbstausschaltung des Parlaments am 4 Marz 1933 begann die Umformung der 1 Republik in das autoritare Herrschaftssystem des Austrofaschismus Darin wurde versucht alle Organisationen moglichst uberparteilich zu machen So wurde bald die regierende Christlichsoziale Partei in die Einheitspartei Vaterlandische Front ubergefuhrt Am 31 Marz 1933 wurde der Republikanische Schutzbund verboten am 26 Mai 1933 die Kommunistische Partei Osterreichs Mit Verordnung vom 21 April 1933 wurde ein weitgehendes Streikverbot erlassen Am 21 Dezember 1933 wurden die Betriebsrate in allen staatlichen Unternehmen aufgelost und fur jede Arbeiterkammer wurde eine Verwaltungskommission eingerichtet deren Mitglieder vom Sozialminister bestellt wurden Die freien Gewerkschaften nominierten aus Protest keine Vertreter fur diese Kommission Noch wahrend der Februarkampfe 1934 wurden am 12 Februar die Freien Gewerkschaften die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Osterreichs und andere sozialdemokratische Organisationen verboten Auch Betriebsrate mit sozialdemokratischem Hintergrund wurden abgesetzt Die Arbeiterkammer ubernahm fur kurze Zeit die Rolle der freien Gewerkschaften in den Kollektivvertragen und die Christlichen Gewerkschaften erlebten wenn auch nur fur kurze Zeit einen grossen Mitgliederzuwachs 1 Entstehung BearbeitenIm Ministerrat gab es nun unterschiedliche Vorstellungen wie die Neuorganisation eine Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten gestaltet werden sollte Man war sich einig dass die noch bestehenden Richtungsgewerkschaften durch eine einzige Einheitsgewerkschaft abgelost werden sollten Heimwehrreprasentanten wie der neue Bundesminister fur soziale Verwaltung Odo Neustadter Sturmer pladierte fur Abschaffung der Arbeiterkammer und die Schaffung einer neuen Gewerkschaft als Ubergangsinstrument bis zur Erreichung einer berufsstandischen Ordnung Engelbert Dollfuss sprach sich fur die Beibehaltung der Arbeiterkammer als Pflichtverband mit begrenzter Funktion aus und argumentierte die neu zu schaffende Gewerkschaft brauchte den Anschein einer Dauerfunktion Am 2 Marz 1934 beschloss der Ministerrat per Verordnung die Errichtung der Einheitsgewerkschaft mit dem Namen Gewerkschaftsbund der osterreichischen Arbeiter und Angestellten kurz Gewerkschaftsbund Der Beitritt dazu soll freiwillig erfolgen und die Arbeiterkammern sollen als Geschaftsstellen fur die Gewerkschaft fungieren Diese Information ist am nachsten Tag Vertretern der noch legal bestehenden Christlichen und Unabhangigen Gewerkschaft mitgeteilt worden Im April wurden noch Bestimmungen uber Details wie die Vermogensliquidierung der alten Gewerkschaften und uber offene Ruhestandsbezuge ihrer Funktionare beschlossen Zugleich mit der Proklamation der Maiverfassung am 1 Mai 1934 trat die Neuordnung des Gewerkschaftswesens in Kraft 1 Organisation BearbeitenDer Vorstand der Einheitsgewerkschaft Gewerkschaftsbund wurde durch Erlass des Sozialministers berufen und auch die Einsetzung untergeordneter Funktionare bedurften seiner Bestatigung Unter den zwolf Mitgliedern des Vorstands fanden sich sieben ehemalige Mitglieder der Christlichen Gewerkschaft drei der Unabhangigen Gewerkschaft eines der deutschnationalen Gewerkschaft sowie eines der freien Gewerkschaft Prasident des Gewerkschaftsbundes wurde der vormalige Generalsekretar des Zentralverbands der Christlichen Gewerkschaft Johann Staud Der Gewerkschaftsbund war in funf Berufsgruppen organisiert Industrie und Bergbau Gewerbe Handel und Verkehr Geld und Kreditwesen und Freie Berufe Die Einheitsgewerkschaft war eine Einrichtung offentlichen Rechts und war nur als Trager der sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter und Angestellten bestimmt Sie hatte keinerlei politische Kompetenzen und entsprechend gering war ihr Einfluss 1 2 Ende 1937 hatte die Einheitsgewerkschaft uber 400 000 Mitglieder 3 Wirken BearbeitenDer Gewerkschaftsbund ubernahm als Monopolinstanz von der Arbeiterkammer die Rolle als Vertragspartner in den Kollektivvertragen als Gegenuber wurden die 1934 35 eingerichteten Unternehmer Bunde eingesetzt Allerdings hatten schon zuvor viele Unternehmer durch den Wegfall der freien Gewerkschaften als Vertragspartner Kollektivvertrage gekundigt Die neu ausgehandelten Vertrage waren nun oftmals fur die Arbeiterschaft ungunstiger als die zuvor bestehenden 1 Mit dem Sozialversicherungsgesetz von 1935 kam es zu einer Verschlechterung beim Krankengeld bei der Notstandshilfe bei der Arbeitslosen und Pensionsversicherung 4 Betriebsrate wurden durch Werksgemeinschaften mit Vertrauensmannern ersetzt Politisch Vorbestrafte waren vom Wahlrecht ausgeschlossen und konnten deshalb von Hausherren oder Unternehmern gekundigt werden All diese Einschnitte in soziale Errungenschaften konnte die Einheitsgewerkschaft nicht verhindern 5 Mit der Ernennung von Josef Dobretsberger im Oktober 1935 zum neuen Sozialminister wurden Hoffnungen auf eine Aussohnung des Staates mit den Sozialdemokraten geweckt Diese erfullten sich allerdings nicht Dobretsberger musste bereits im Mai 1936 den Ministerposten wieder verlassen 4 Die Einheitsgewerkschaft war jedenfalls die Einrichtung des Standestaates die noch am ehesten in der Lage war grundsatzlich sozialdemokratisch gesinnte Arbeiter und Angestellte anzusprechen Zwischen 1 Oktober und 31 Dezember 1936 fanden in ganz Osterreich Vertrauensmannerwahlen fur die Werksgemeinschaften statt Obwohl dabei nur Mitglieder der Einheitsgewerkschaften gewahlt werden konnten wird angenommen dass etwa die Halfte der gewahlten Werksgemeinschaft Vertrauensmanner mit den illegalen freien Gewerkschaften in Verbindung standen Wahrend dem Anschluss Osterreichs an Hitlerdeutschland wurde in den Morgenstunden des 12 Marz 1938 Johann Staud verhaftet und der Vizeprasident Josef Lengauer ubernahm vorubergehend die Leitung der Einheitsgewerkschaft Die Deutsche Arbeitsfront loste schliesslich die Einheitsgewerkschaft ab die am 15 Juni 1938 offiziell zu bestehen aufhorte 6 Der nach dem Krieg 1945 unter sehr ahnlichem Namen gegrundete Osterreichische Gewerkschaftsbund sieht in der Einheitsgewerkschaft keine freie Interessenvertretung und betrachtet sich daher nicht als ihr Nachfolger 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Emmerich Talos Das austrofaschistische Herrschaftssystem Osterreich 1933 1938 Politik und Zeitgeschichte Band 8 2 Auflage LIT Verlag Munster 2013 ISBN 978 3 643 50494 4 S 335 342 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche gibt Namen verkurzt an als Gewerkschaftsbund der Arbeiter und Angestellten a b Peter Autengruber Geschichte der osterreichischen Gewerkschaftsbewegung bis 1945 In OGB Hrsg Gewerkschaftskund Band 2 Verlag des OBG GmbH Wien 2017 S 97 Skriptum zu Bildungsveranstaltungen des OGB Anton Pelinka Die Einheitsgewerkschaft In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Anschluss 1938 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06898 2 S 37 a b Peter Autengruber Geschichte der osterreichischen Gewerkschaftsbewegung bis 1945 In OGB Hrsg Gewerkschaftskund Band 2 Verlag des OBG GmbH Wien 2017 S 98 Skriptum zu Bildungsveranstaltungen des OGB Peter Autengruber Geschichte der osterreichischen Gewerkschaftsbewegung bis 1945 In OGB Hrsg Gewerkschaftskund Band 2 Verlag des OBG GmbH Wien 2017 S 99 Skriptum zu Bildungsveranstaltungen des OGB Anton Pelinka Die Einheitsgewerkschaft In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Anschluss 1938 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06898 2 S 38 39 Normdaten Korperschaft GND 15947 5 lobid OGND AKS LCCN no93009471 VIAF 149511483 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einheitsgewerkschaft Osterreich amp oldid 206209802