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In Osterreich wurde das Konzept Standestaat von den diktatorischen Regierungen Dollfuss und Schuschnigg und ihren Anhangern zur Benennung der autoritaren Staatsform von 1934 bis 1938 verwendet Offiziell hiess die Republik zwischen der Maiverfassung vom 1 Mai 1934 und dem Anschluss im Marz 1938 Bundesstaat Osterreich diese Epoche der osterreichischen Geschichte wird auch als Austrofaschismus bezeichnet Standestaatswappen im Vergleich zum Republikwappen Ruckgriff auf den kaiserlichen Doppeladler Erganzung durch Heiligenschein Weglassung der Mauerkrone als Symbol des Burgertums des Hammers fur die Arbeiterschaft und der Sichel fur den Bauernstand Doppeladler mit Heiligenschein am 1937 eroffneten Gebaude der HTBLuVA BregenzDoppeladler auf der 5 Schilling Munze von 1934Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Ideengeschichte 3 Entwicklung 4 Politische Symbole 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie Definition des osterreichischen Historikers Gerhard Jagschitz fasste 1983 zusammen Der Standestaat stellt die Summe burgerlicher Revisions und Restaurationspolitik gegen das System des November 1918 dar Seine bestimmenden Faktoren Antimarxismus und Antibolschewismus Destruktion der parlamentarisch demokratischen Ordnungsprinzipien Antiliberalismus und Staatsvorstellungen des politischen Katholizismus mundeten in der Konstruktion eines autoritaren standisch gegliederten Staates im Rahmen der Maiverfassung des Jahres 1934 Gerhard Jagschitz Der osterreichische Standestaat 1 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Gegen die in der zeitgeschichtlichen Literatur Osterreichs haufige Nennung des Standestaats ohne Anfuhrungszeichen wurde vorgebracht dass damit eine ideologisch und propagandistisch begrundete Selbstbezeichnung distanzlos fortgefuhrt werde Zum Vergleich Der Begriff Anschluss ebenfalls ein Propagandaterminus der Diktatur wird neuerdings meist unter Anfuhrungszeichen gestellt Zur scharferen Abgrenzung wird der Begriff Austrofaschismus bzw austrofaschistischer Standestaat verwendet der aber wissenschaftlich umstritten ist Ideengeschichte BearbeitenDie Idee eines Standestaates entwickelte sich in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Sie hatte eine starke antiliberale Stossrichtung und war als Protest gegen den im Kapitalismus inharenten sozialen Abstieg traditioneller Berufsgruppen wie Bauern oder Handwerker entstanden In Osterreich wurde diese Konzeption von Karl von Vogelsang einem der Ideengeber der Christlichsozialen Partei vertreten In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts war es vor allem Othmar Spann der solche Ideen propagierte Eine starke Stossrichtung hatte diese Idee gegen die organisierte Arbeiterbewegung Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten sich innerhalb der Berufsstande gegenubersitzen um eine selbststandige und standeubergreifende Gewerkschaftsbewegung zu verhindern Die Uberwindung des Klassenkampfes war ein vordringliches Ziel der Standestaatsideologen Der osterreichische Standestaat berief sich auf die Enzyklika Quadragesimo anno von Papst Pius XI 2 Auf ahnliche Denkmodelle beriefen sich auch das faschistische Italien sowie die autoritaren Regimes in Spanien Franquismus und Portugal Estado Novo Entwicklung Bearbeiten Hauptartikel Austrofaschismus Eine parlamentarische Geschaftsordnungskrise ausgelost durch den Rucktritt aller drei Nationalratsprasidenten am 4 Marz 1933 nutzte der christlichsoziale Kanzler Engelbert Dollfuss zu einem Staatsstreich Seine Regierungspropaganda sprach von der Selbstausschaltung des Parlaments in Wirklichkeit verhinderte er aber dessen Wiederzusammentreten Bundesprasident Miklas blieb trotz Aufforderung untatig Bundeskanzler Dollfuss regierte nach der Ausschaltung des Parlaments auf der Basis des Kriegswirtschaftlichen Ermachtigungsgesetzes aus dem Ersten Weltkrieg das ihm ausserordentliche Vollmachten verlieh Dabei handelte es sich nicht um den ersten Einsatz des Gesetzes nach dem Krieg Schon die Regierungen in der Zeit von 1918 bis 1920 hatten es genutzt obwohl damals ein Parlament bestand und 1932 war es ebenfalls angewendet worden Er legte den Verfassungsgerichtshof lahm die regierungsnahen Richter traten geschlossen zuruck um eine Klage der Abgeordneten zu verhindern und konnte seine Diktatur in den Februarkampfen 1934 durch die vollige Ausschaltung der Sozialdemokratie festigen Nach Dollfuss Ermordung am 25 Juli 1934 im Zuge des nationalsozialistischen Juliputschversuchs wurde Kurt Schuschnigg Bundeskanzler und damit Fuhrer des Standestaates bis er unter dem politischen und militarischen Druck des NS Regimes am 11 Marz 1938 seinen Rucktritt erklarte und den Weg fur den Anschluss freimachte Unter fortgesetztem Bruch der nach wie vor geltenden Bundesverfassung wurde per 1 Mai 1934 eine neue Verfassung Maiverfassung erlassen die vor allem von Otto Ender ausgearbeitet worden war Es wurde ein christlich deutscher Standestaat es war vom besseren deutschen Staat die Rede proklamiert dessen Staatsgewalt von berufsstandisch organisierten Kammern ausgehen sollte die Parlament und Parteien ersetzen sollten Der tatsachlich errichtete Standestaat 1934 38 war jedoch kein Standestaat im Sinne des Begriffs sondern hochstens der Versuch einen solchen zu errichten In der Zwischenzeit ob die Bundesregierung subjektiv ernsthaft an der standestaatlichen Idee festhielt oder nicht mag offenbleiben wurde diktatorisch regiert nicht die Maiverfassung sondern das Verfassungsgesetz vom 30 April 1934 3 mit seiner Ubertragung so wortlich insbesondere d er Zustandigkeit zur Gesetzgebung des Bundes einschliesslich der Verfassungsgesetzgebung auf die Bundesregierung bildete die Grundlage des Regierungshandelns Fur die Staatsreform wurde aber von Schuschnigg explizit Odo Neustadter Sturmer als Bundesminister mit der sachlichen Leitung der die Gesetzgebung uber die berufsstandische Neuordnung vorbereitenden Tatigkeit der Bundesministerien betraut 10 September 1934 17 Oktober 1935 und 6 November 1936 20 Marz 1937 Kabinette Schuschnigg I und III Von den vorgesehenen sieben Kammern die fur den Beginn des maiverfassungsmassigen Gesetzgebungsverfahrens samtlich notwendig gewesen waren wurden nur zwei die Landwirtschaftskammer und die Kammer fur den Offentlichen Dienst tatsachlich eingerichtet Als Parteiersatz wurde eine Vaterlandische Front geschaffen in der bis 1936 alle Parteien die nicht verboten worden waren zusammengefasst wurden danach wurde jedwede politische Opposition verboten Dem Regime standen Sozialdemokraten Kommunisten Liberale und Nationalsozialisten feindlich gegenuber Dies hatte nicht zuletzt mit seinen massiven Versuchen einer Rekatholisierung der der Kirche entfremdeten Arbeiter und Mittelschichten zu tun forcierter Kirchenbau in Arbeitervierteln etwa im Sandleitenhof institutioneller Druck auf die Jugend via Beichtzettel Das Regime hatte von Anfang an eine schmale gesellschaftliche Basis Die politischen Gegner jeder Couleur wurden verfolgt Im Janner 1934 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch mit der Zuweisung von etwa 70 Haftlingen in Betrieb genommen der Stand an Angehaltenen betrug Anfang April 629 516 Nationalsozialisten 113 Sozialdemokraten und Kommunisten Mit dem 30 April 1934 raumte man dieses Lager und der Abtransport der Angehaltenen nach Wollersdorf wurde verfugt Politische Symbole Bearbeiten Zum Vergleich Darstellung des Wappens Kaiser Friedrich III 1415 1493 Der Standestaat verstand sich zwar als Gegner des nationalsozialistischen Deutschland kopierte es aber so wie das faschistische Italien in vielerlei Hinsicht Auch auf der Ebene der Symbole wurde diese ambivalente Politik betrieben Das Kruckenkreuz Symbol der Vaterlandischen Front wurde als mittelalterliches Symbol die alteste Darstellung befindet sich auf dem romisch deutschen Reichsschwert dem Hakenkreuz entgegengesetzt Die durchgangige Verwendung dieses Propagandasymbols war neu fur Osterreich Der Adler des Standestaates lehnte sich in Abgrenzung zum einkopfigen graphisch streng gestalteten Adler des Deutschen Reiches an den Doppeladler des Heiligen Romischen Reiches an Da Altosterreich den Doppeladler jahrhundertelang gefuhrt hatte seit Habsburger Kaiser des Heiligen Romischen Reiches wurden wirkte die Ruckkehr zu ihm nostalgisch Dazu passten die Traditionspflege mit Elementen des kaiserlichen Osterreich die Zulassung von Adelstiteln und die teilweise Ruckgangigmachung des Habsburgergesetzes Das Bundesheer 1934 gegen die Sozialdemokraten im Einsatz 1938 aber nicht gegen den Einmarsch der Wehrmacht aktiviert da Schuschnigg kein deutsches Blut vergiessen wollte erhielt 1934 mit Ausnahme der kleinen Luftstreitkrafte statt der bisher getragenen Uniformen im Stil der Reichswehr solche die sich stilistisch an die Donaumonarchie anlehnten Siehe auch BearbeitenGeschichte Osterreichs Bundestag Osterreich Literatur BearbeitenUlrich Kluge Der osterreichische Standestaat 1934 1938 Entstehung und Scheitern Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1984 ISBN 3 7028 0225 8 Hans Jurgen Kruger Faschismus oder Standestaat Osterreich 1934 1938 Dissertation Universitat Kiel 1970 Erika Kustatscher Berufsstand oder Stand Ein politischer Schlusselbegriff im Osterreich der Zwischenkriegszeit Bohlau Wien 2016 ISBN 978 3 205 20341 4 4 Otto Naderer Der bewaffnete Aufstand Der Republikanische Schutzbund der osterreichischen Sozialdemokratie und die militarische Vorbereitung auf den Burgerkrieg 1923 1934 Ares Graz 2005 ISBN 978 3 902475 06 0 zugleich Dissertation Universitat Salzburg 2003 384 Seiten Anton Staudinger Zur Osterreich Ideologie des Standestaates In Ludwig Jedlicka Rudolf Neck Hrsg Das Juliabkommen von 1936 Vorgeschichte Hintergrunde und Folgen Protokoll des Symposiums in Wien am 10 und 11 Juni 1976 Theodor Korner Fonds Wissenschaftliche Kommission zur Erforschung der Osterreichischen Geschichte der Jahre 1927 bis 1938 Veroffentlichungen Band 4 Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1977 ISBN 3 486 44641 X S 198 240 Weblinks Bearbeiten Commons Standestaat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Standestaat Osterreich im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Verfassung 1934 BGBl 1 1934 ONB ALEX Historische Rechts und Gesetzestexte Online Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Jagschitz Der osterreichische Standestaat 1934 1938 In Weinzierl Skalnik Osterreich 1918 1938 1983 S 498 Quadragesimo anno Memento vom 20 Dezember 2014 im Internet Archive BGBl Nr 255 1934 Miloslav Szabo Rezension auf H Soz u Kult 19 Oktober 2018Regierungssysteme und Vorgangerstaaten Osterreichs Markgrafschaft Osterreich 976 1156 Herzogtum Osterreich 1156 1453 Erzherzogtum Osterreich 1453 1806 Kaisertum Osterreich 1804 1867 Osterreich Ungarn 1867 1918 Deutschosterreich 1918 1919 Erste Republik Osterreich 1919 1934 Austrofaschistischer Standestaat 1934 1938 Alpen und Donau Reichsgaue Ostmark 1938 1945 Besetztes Nachkriegsosterreich 1945 1955 Zweite Republik Osterreich seit 1945 1955 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Standestaat Osterreich amp oldid 235552155