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Wilhelm Miklas 15 Oktober 1872 in Krems an der Donau Niederosterreich 1 20 Marz 1956 in Wien war ein osterreichischer Politiker CS Von 1928 bis Mai 1934 war er Bundesprasident der Republik Osterreich und anschliessend bis 13 Marz 1938 Bundesprasident des diktatorisch regierten Bundesstaats Osterreich Wilhelm MiklasDas Geburtshaus von Wilhelm Miklas in der Althangasse in KremsGedenktafel am Geburtshaus von Wilhelm Miklas Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Miklas Sohn eines Postbeamten studierte an der Universitat Wien Geschichte und Geographie Er war Mitglied der KOStV Austria Wien damals im CV jetzt im OCV und der heutigen MKV Verbindung Waldmark Horn Er heiratete 1900 Leopoldine Heidinger Sie bekamen zwolf Kinder 2 Von 1905 bis 1922 war er Direktor am Gymnasium Horn 1907 begann er seine politische Karriere als Abgeordneter der Christlichsozialen Partei im Reichsrat und wurde 1911 wiedergewahlt Von 1909 bis 1918 war er auch Abgeordneter im Niederosterreichischen Landtag 3 Ab Oktober 1918 war er Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung fur Deutschosterreich und wurde im Februar 1919 in die Konstituierende Nationalversammlung fur Deutschosterreich gewahlt Das Parlament wahlte ihn in seinen Leitungsausschuss den bis Marz 1919 bestehenden Staatsrat Im Marz 1919 wurde Miklas Unterstaatssekretar fur Kultus in der Staatsregierung Renner II Er gehorte bis 20 November 1920 auch den beiden folgenden Regierungen Renner III und Mayr I an Als das Parlament am 12 November 1918 die Republik und den Anschluss an das Deutsche Reich beschloss sprach sich Miklas gegen diesen Anschluss aus 1923 bis 1928 war Miklas Prasident des Nationalrates Von der Bundesversammlung wurde er als Nachfolger von Michael Hainisch am 10 Dezember 1928 zum Bundesprasidenten Osterreichs gewahlt und am 9 Oktober 1931 von der Bundesversammlung wiedergewahlt obwohl die Verfassungsnovelle 1929 die Volkswahl vorschrieb Mit dieser Novelle wurde weiters die Amtsperiode des Bundesprasidenten auf sechs Jahre verlangert In der Krise um die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments im Marz 1933 unterliess es Miklas von der Bundesregierung Dollfuss I den notigen Vorschlag zur Auflosung des Nationalrates und zu Neuwahlen einzufordern bzw die diesbezuglich untatige Regierung durch eine verfassungstreue zu ersetzen was ihm nach der Verfassung jederzeit moglich gewesen ware Miklas wurde in einer ihm am 20 September 1933 von Karl Seitz Karl Renner und anderen Sozialdemokraten ubergebenen Volksadresse Petition nach Aussagen der Einreicher von mehr als einer Million Burgern unterstutzt aufgefordert den Nationalrat wieder einzuberufen 4 tat dies aber nicht und setzte den verfassungswidrigen Aktionen der Regierung auch sonst nichts entgegen 5 Ebenso unterliess er es von der Regierung die notigen Vorschlage zur Besetzung vakanter Richterposten im Verfassungsgerichtshof zu verlangen und war damit hauptverantwortlich fur die Lahmlegung dieses Hochstgerichts Durch seine Passivitat er liess samtliche ihm von der Verfassung gegebenen Rechte fur eine verfassungstreue Regierung zu sorgen ungenutzt ermoglichte es Miklas Engelbert Dollfuss den austrofaschistischen Standestaat zu errichten der die Position des Bundesprasidenten unangetastet liess Felix Czeike bezeichnete Miklas Passivitat als Versagen in der Staatskrise merkte aber auch an er sei dem Standestaat mit zunehmender Ablehnung gegenubergestanden 6 In postum entdeckten privaten Notizen ausserte sich Miklas kritisch zur Politik von Dollfuss und dessen Nachfolger Kurt Schuschnigg Insbesondere kritisierte er dort die Wiedereinfuhrung der Todesstrafe Wahrend offentliche Kritik der Regierungspolitik ausblieb notierte Miklas in seinem privaten Tagebuch Ist das noch ein Rechtsstaat Nach der Zerstorung des Parlaments jetzt auch noch die Zerstorung des Verfassungsgerichtshofs Das soll ein katholisches Gewissen aushalten 7 1934 scheiterte ein Versuch osterreichischer Nationalsozialisten Miklas im Rahmen des Juliputsches festzunehmen 8 Die Amtsraume des Bundesprasidenten befanden sich damals im von den Putschisten uberfallenen Bundeskanzleramt Miklas hielt sich aber zur Zeit des Putsches in Velden in Karnten auf und konnte dort nicht wie geplant von einer Gruppe der Putschisten neutralisiert werden 9 In seiner zweiten Amtsperiode ernannte er nach dem Rucktritt Schuschniggs am Abend des 11 Marz 1938 auf Druck des NS Regimes Arthur Seyss Inquart zum Bundeskanzler Von Miklas befragte Christlichsoziale hatten abgelehnt das Amt zu ubernehmen Das Bundeskanzleramt auf dem Ballhausplatz in dem auch der Bundesprasident amtierte wurde zum Schutz Miklas von SS Truppen umstellt Als Seyss Inquart das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vorlegte entging Miklas der Unterzeichnung dadurch dass er am 13 Marz 1938 seine Amtsgeschafte niederlegte Seine Funktionen als Staatsoberhaupt gingen damit auf den Bundeskanzler uber der das am gleichen Tag in Kraft tretende Gesetz unterzeichnete Die Frage warum Miklas der den Verfassungsbruch klar erkannte nichts gegen Dollfuss Schuschnigg und Seyss Inquart unternahm wird in der zeitgeschichtlichen Literatur haufig erortert Als Begrundung wird angefuhrt Miklas habe um seine vielkopfige Familie und deren Unterhalt gebangt und sich deshalb nicht getraut seine Person und seine Funktion zu gefahrden Dieses Argument wurde schon am 11 Marz 1938 von Hermann Goring verwendet in einem Telefonat mit dem deutschen Militarattache in Wien Wolfgang Muff sagte er laut Mitschrift Na gut bei 14 Kindern muss man vielleicht sitzen bleiben 10 Es ist bemerkenswert dass die spatere Kritik der Sozialdemokraten sich weitestgehend auf die handelnden Politiker des Austrofaschismus konzentrierte und die entscheidenden Unterlassungen Miklas fast aussparte Die Zeit des Zweiten Weltkriegs verbrachte Miklas in seinem heute noch bestehenden Haus in Wien 3 Hainburger Strasse 15 nahe der heutigen U Bahn Station Rochusgasse und seinem Sommerhaus am Worthersee Er bezog seine Bundesprasidentenpension und wurde auf Hitlers Weisung vom NS Regime im Unterschied zu anderen prominenten Exponenten des Standestaates nicht verfolgt nbsp GrabNach 1945 ubte Miklas keine politischen Funktionen mehr aus obwohl er vorubergehend erneut als Kandidat fur das Amt des Bundesprasidenten im Gesprach war wogegen er sich jedoch straubte Im Janner 1948 wurde Miklas fur den Wilhelmstrassen Prozess gegen Ernst von Weizsacker et al Fall 11 vernommen Das Tribunal reiste dazu eigens nach Wien Nach seinem Tod 11 wurde er am 24 Marz 1956 im Familiengrab auf dem Doblinger Friedhof Gruppe 2 Reihe 2 Nummer 13A beigesetzt Literatur BearbeitenPeter Malina Miklas Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 492 f Digitalisat Biographische Daten von Wilhelm Miklas In Niederosterreichische Landtagsdirektion Hrsg Biographisches Handbuch des NO Landtages 1861 1921 NO Landtagsdirektion St Polten ISBN 3 85006 166 3 Stand 1 Janner 2005 Online Version PDF 843 kB Franz Schausberger Wir Niederosterreicher sind das Herz und der Kopf der Habsburgermonarchie Wilhelm Miklas als niederosterreichischer Landespolitiker In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Neue Folge 85 2019 S 629 665 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Miklas Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wilhelm Miklas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Wilhelm Miklas in den Historischen Pressearchiven der ZBW Wilhelm Miklas auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Wilhelm Miklas in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Zeitgenossisches Portrat in der Wiener Zeitung auf Anno Austrian Newspapers Online Die Stimme von Wilhelm Miklas Originalaufnahmen im Onlinearchiv der Osterreichischen MediathekEinzelnachweise Bearbeiten Matricula Online Krems St Veit Taufbuch Seite 165 Eintrag Nr 227 2 Zeile Kurzbiografie von Miklas Parlament Osterreich Abgerufen am 1 Mai 2023 Franz Schausberger Wir Niederosterreicher sind das Herz und der Kopf der Habsburgermonarchie Wilhelm Miklas als niederosterreichischer Landespolitiker In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Neue Folge 85 2019 S 638 655 Sozialdemokratische Tageszeitung Arbeiter Zeitung Wien 21 September 1933 S 3 Information auf der privaten Website Stadt Wien at Felix Czeike Hrsg Miklas Wilhelm In Historisches Lexikon Wien Band 4 Kremayr amp Scheriau Wien 1995 ISBN 3 218 00546 9 S 264 Digitalisat Eintrag im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Zitiert nach profil Wien Nr 46 13 November 2006 S 19 Hans Werner Scheidl 1934 Tod und Verklarung im Bundeskanzleramt In Die Presse 18 Juli 2014 abgerufen am 21 Oktober 2017 Norbert Schausberger Der Griff nach Osterreich Der Anschluss Jugend und Volk Wien Munchen 1978 ISBN 3 7141 6532 0 S 290 Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Anschluss 1938 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06824 9 S 262 Meldung in der sozialdemokratischen Wiener Arbeiter Zeitung vom 21 Marz 1956 S 2 Bundesprasidenten der Republik Osterreich Erste Republik Seitz Hainisch MiklasZweite Republik Renner Korner Scharf Jonas Kirchschlager Waldheim Klestil Fischer Van der BellenPrasidenten des osterreichischen Nationalrates Erste Republik Prasidenten der Provisorischen Nationalversammlung Dinghofer Fink Seitz HauserPrasident der Konstituierenden Nationalversammlung SeitzPrasidenten des osterreichischen Nationalrates Weiskirchner Miklas Gurtler Eldersch RennerZweite Republik Kunschak Hurdes Figl Maleta Waldbrunner Benya Gratz Poder Fischer Khol Prammer Bures Kostinger SobotkaRegierung Renner II 1919 Karl Renner Jodok FinkOtto Bauer Richard Bratusch Julius Deutsch Matthias Eldersch Wilhelm Ellenbogen Otto Glockel Ferdinand Hanusch Ignaz Kaup Johann Lowenfeld Russ Wilhelm Miklas Ludwig Paul Egon Pflugl Josef Resch Joseph Schumpeter Josef Stockler Julius Tandler Erwin Waiss Johann ZerdikRegierung Renner III 1919 1920 Karl Renner Jodok FinkJulius Deutsch Arnold Eisler Matthias Eldersch Wilhelm Ellenbogen Otto Glockel Ferdinand Hanusch Johann Lowenfeld Russ Michael Mayr Wilhelm Miklas Ludwig Paul Rudolf Ramek Richard Reisch Josef Resch Josef Stockler Julius Tandler Erwin Waiss Johann ZerdikRegierung Mayr I 1920 Michael Mayr Ferdinand Hanusch Eduard HeinlWalter Breisky Julius Deutsch Wilhelm Ellenbogen Otto Glockel Alfred Grunberger Alois Haueis Wilhelm Miklas Karl Pesta Richard Reisch Josef Resch Karl Renner Julius Roller Julius Tandler Normdaten Person GND 118783882 lobid OGND AKS VIAF 13103554 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Miklas WilhelmKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker CS Landtagsabgeordneter und BundesprasidentGEBURTSDATUM 15 Oktober 1872GEBURTSORT Krems an der DonauSTERBEDATUM 20 Marz 1956STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Miklas amp oldid 236628440