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Leopold Gratz 4 November 1929 in Wien Ottakring 2 Marz 2006 in Wien Landstrasse war Politiker der Sozialdemokratischen Partei Osterreichs SPO Er fungierte als Mitglied des Bundesrates Abgeordneter zum Nationalrat geschaftsfuhrender Klubobmann des SPO Parlamentsklubs Unterrichtsminister Burgermeister von Wien Aussenminister und Nationalratsprasident 1 Leopold Gratz 1971 Inhaltsverzeichnis 1 Politische Karriere 1 1 Bundespolitik 1 2 Wiener Burgermeister 1 3 Ruckkehr in die Bundespolitik 1 4 Internationale UNO Tatigkeit 2 Ruhestand und Tod 3 Ehrungen 3 1 Orden und Ehrenzeichen Auswahl 3 2 Sonstige Ehrungen Auswahl 4 Einzelnachweise 5 WeblinksPolitische Karriere BearbeitenBundespolitik Bearbeiten Leopold Gratz wurde als Sohn eines Bankangestellten geboren Er arbeitete bereits in seiner Jugend aktiv in verschiedenen Organisationen der SPO mit und gehorte unter anderem der Grundergeneration des VSStO nach 1945 an 2 Er studierte an der Universitat Wien Rechtswissenschaften abs jur spater Mag jur seine berufliche Tatigkeit begann er 1952 im Sozialministerium Von 1953 bis 1963 war er als Sekretar im Klub der Sozialistischen Abgeordneten und Bundesrate tatig Im Jahr 1963 wurde Leopold Gratz einer der beiden Zentralsekretare der SPO und Mitglied des Bundesrates 1966 wurde er erstmals als Abgeordneter zum Nationalrat gewahlt Gemeinsam mit Hannes Androsch Heinz Fischer und Karl Blecha zahlte Gratz ab 1967 zu den Kronprinzen um den Parteivorsitzenden Bruno Kreisky In den Jahren 1970 und 1971 war Gratz der die Funktion des SPO Zentralsekretars bei seiner Berufung in die Bundesregierung Kreisky I zurucklegte Bundesminister fur Unterricht und Kunst danach wechselte er wieder in den Nationalrat und war von 1971 bis 1973 geschaftsfuhrender Klubobmann des SPO Parlamentsklubs 3 Wiener Burgermeister Bearbeiten Nach einer nicht wunschgemass ausgegangenen Volksbefragung uber den Sternwartepark und seine geplante teilweise Verbauung und dem darauf folgenden Rucktritt von Burgermeister Felix Slavik befand sich die Wiener SPO in einer Krise Der mit 44 Jahren fur einen Politiker damals ausgesprochen junge Leopold Gratz sollte die Partei aus dieser Krise fuhren siehe Landesregierung und Stadtsenat Gratz I Bei der Gemeinderatswahl vom Oktober 1973 errang Gratz fur die SPO das bis heute beste Ergebnis seit 1945 bei dem er die Zweidrittelmehrheit im Rathaus nur um ein einziges Mandat verfehlte siehe Gratz II Bei den Gemeinderatswahlen 1978 siehe Gratz III und 1983 siehe Gratz IV konnte er die absolute Mehrheit der SPO sichern Gemessen an Gratz Wahlerfolgen und seiner Amtszeit gilt er bis heute als erfolgreichster Burgermeister der Bundeshauptstadt Die unter Felix Slavik begonnenen Projekte Neue Donau mit Donauinsel fertiggestellt 1988 und UNO City eroffnet 1979 Gratz war in New York osterreichischer Verhandlungsleiter fur den UNO Standort Wien 4 wurden weitergefuhrt die ersten Teilstrecken der seit 1969 in Bau befindlichen neuen Wiener U Bahn nahmen ab 1978 den Betrieb auf In der Inneren Stadt war Gratz fur die definitive Gestaltung bis dahin provisorischer Fussgangerzonen insbesondere 1974 der Karntner Strasse und des Grabens verantwortlich Gratz und der von ihm 1973 als Finanzstadtrat berufene Hans Mayr errichteten 1974 die Wien Holding 5 Der Kurpark Oberlaa wurde nach der Wiener Internationalen Gartenschau 1974 zum offentlichen Park 2 1980 ging die Hauptklaranlage Wien in Betrieb 1980 wurde der Jewish Welcome Service Vienna zur Betreuung in der NS Zeit gefluchteter judischer Wienerinnen und Wiener und ihrer Nachkommen gegrundet 1982 wurde vom Duo Gratz Mayr der Wiener Wirtschaftsforderungsfonds heute Wirtschaftsagentur Wien genannt geschaffen 1973 wurde Gratz erster Prasident des spater umstrittenen Clubs 45 der von den beiden Kreisky Kronprinzen Hannes Androsch und Leopold Gratz ins Leben gerufen wurde Versammlungsort war die von Udo Proksch geleitete Konditorei Demel ein ehemaliger k u k Hofzuckerbacker am Kohlmarkt Uberschattet war die Amtszeit von Gratz von Skandalen im Dunstkreis der SPO dem Bauring Skandal und dem AKH Skandal dem bis dahin grossten osterreichischen Bauskandal Auch der Einsturz der Reichsbrucke im Jahr 1976 und die Misere um das Rinter Mullzelt fallen in Gratz Amtszeit Der Karikaturist der konservativen Wiener Tageszeitung Die Presse Gustav Peichl zeichnete neben Gratz gelegentlich ein Sektglas 6 Erhard Busek in den Stadtsenaten Gratz II bis IV OVP Stadtrat bzw Vizeburgermeister erinnerte sich 2014 dass Gratz bereits um 8 Uhr fruh Gin trank und kommentierte dies in seinen Memoiren mit dem Satz Irgendwo muss das beim Wiener Burgermeister erblich sein 7 Im Jahr 1975 war Gratz der beliebteste osterreichische Politiker und wurde vom TIME Magazin unter jene 150 Menschen gereiht die weltweit grosste Popularitat genossen 1 1979 holte Gratz den ehemaligen Fernsehdirektor Helmut Zilk als Kulturstadtrat in den Stadtsenat 1983 sicherte er dem noch weitgehend unbekannten Michael Haupl einen wahlbaren SPO Listenplatz fur die Gemeinderatswahl 1983 2 Er baute damit seine eigenen Nachfolger auf Ruckkehr in die Bundespolitik Bearbeiten 1984 ubergab er nach elf Jahren sein Amt als Wiener Burgermeister an Helmut Zilk 2 Er wechselte als Abgeordneter zum Nationalrat wieder in die Bundespolitik und war bis 1986 Aussenminister in der Bundesregierung Sinowatz Da er sich im Fruhjahr 1986 wahrend des Wahlkampfs um das Bundesprasidentenamt wegen dessen nationalsozialistischer Vergangenheit stark gegen den OVP Kandidaten Kurt Waldheim exponiert und vor der drohenden Isolation durch westliche Staaten gewarnt hatte siehe Waldheim Affare trat er unmittelbar nach dessen Wahl vom Amt als Leiter des Aussenministeriums zuruck Nach den Nationalratswahlen im Herbst 1986 wurde Leopold Gratz zum Nationalratsprasidenten gewahlt formal das zweithochste Amt im Staat 1989 wurde Gratz neuerlich als Beteiligter in zwei Skandalen genannt Am Beginn der Nationalratssitzung am 25 Janner gab er seinen Ruckzug aus der osterreichischen Politik bekannt und erklarte seine Entscheidung ist eine personliche und sie ist politisch begrundet 8 Er war in den Fall Lucona verwickelt Seine Freundschaft mit Udo Proksch einst Liebkind der Wiener Gesellschaft und Gastgeber des von Gratz mitgegrundeten Clubs 45 wurde ihm zum politischen und juristischen Stolperstein 1 9 10 Der Strafprozess gegen Proksch endete 1992 mit einem Schuldspruch wegen sechsfachen Mordes siehe Lucona Affare Gratz wurde 1993 wegen falscher Zeugenaussage zu einer Geldstrafe verurteilt 11 Gratz war damals Aussenminister Mitte der 1980er Jahre als Zeuge fur Proksch aufgetreten und hatte der osterreichischen Botschaft in Bukarest die Weisung erteilt zur Entlastung seines Freundes Papiere zu beschaffen die sich allerdings als Falschungen herausstellten 12 Auch in der Noricum Affare wurde Gratz als ehemaliger Aussenminister angeklagt 1 im Noricum Prozess aber 1993 ebenso wie der fruhere Bundeskanzler Fred Sinowatz vom Verdacht des Amtsmissbrauchs und des Beitrags zur Gefahrdung der Neutralitat freigesprochen 10 13 Internationale UNO Tatigkeit Bearbeiten Auch nach seinem Ausscheiden aus der osterreichischen Politik blieb Gratz vorerst in seiner UNO Tatigkeit als Prasident der Internationalen Konferenz zu Kambodscha ICK International Conference on Kampuchea mit der er viele Jahre hindurch die Interessen von Landminenopfern vertrat 4 Ruhestand und Tod Bearbeiten nbsp Wiener Zentralfriedhof Ehrengrab von Leopold GratzGratz blieb bis zu seinem Tod Mitglied des Prasidiums der SPO Wien Als Ehrenvorsitzender der SPO nahm er nur noch als Ehrengast an Parteitagen teil 4 9 10 2005 trat Gratz aus dem Bund Sozialdemokratischer Akademiker aus dessen Prasident er von 1973 bis 1990 gewesen war 14 nachdem dieser in einem Historikerbericht die braunen Flecken dieser Organisation aufgearbeitet hatte Gratz war in seiner Jugend Schuler in einer Nationalsozialistischen Eliteschule NAPOLA gewesen war im Bericht aber selbst nicht belastet worden Dennoch gab er als Austrittsgrund an der Bericht sei einseitig gewesen Leopold Gratz verstarb am 2 Marz 2006 im Wiener Krankenhaus Rudolfstiftung an den Folgen eines Herzinfarkts Er wurde am 16 Marz 2006 im Rahmen eines staatlichen Begrabnisses unmittelbar neben der Bundesprasidentengruft in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 14C Grab Nr 54B beigesetzt Ehrungen BearbeitenOrden und Ehrenzeichen Auswahl Bearbeiten 1976 Grosses Goldenes Ehrenzeichen am Bande fur Verdienste um die Republik Osterreich 15 1979 Grosses Goldenes Ehrenzeichen mit Stern fur Verdienste um das Land Wien 1979 Hochster Silvesterorden Grosskreuz von Papst Johannes Paul II 4 Sonstige Ehrungen Auswahl Bearbeiten 1986 Ehrensenator der Technischen Universitat Wien 1995 Ehrenburger der Stadt Wien 2010 Leopold Gratz Platz Die neue Verkehrsinsel an der Einmundung der Reichsratsstrasse in den Wiener Schmerlingplatz 1 Bezirk eingebettet zwischen Parlament und Justizpalast wurde nach ihm benannt An Gratz wird dadurch in unmittelbarer Nahe seiner Wirkungsstatten von Rathaus Parlament und Ballhausplatz erinnert 4 2011 Leopold Gratz Hymnus auf Wien Neues Arrangement wurde durch die Justizwachemusik Wien und Opernsanger Franz Fahrleitner im Festsaal der Justizanstalt Wien Josefstadt uraufgefuhrt 16 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Parlamentskorrespondenz Nr 798 vom 8 November 2004 a b c d Leopold Gratz In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg https www parlament gv at PAKT VHG XIII WD WD 00001 imfname 221018 pdf a b c d e Stadt Wien Leopold Gratz Platz von Burgermeister Haupl feierlich eroffnet Geschichte der Wien Holding Memento des Originals vom 2 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wienholding at Ironimus Land der Berge Land der Zwerge neue erweiterte Ausgabe Ueberreuter Wien 1986 und 1987 S 18 19 Erhard Busek Lebensbilder Kremayr amp Scheriau Wien 2014 ISBN 978 3 218 00931 7 S 140 Mittagsjournal vom 25 Janner 1989 Die Rucktrittserklarung als O Ton sowie ein politischer Lebenslauf mit zahlreichen Tondokumenten a b Osterreichischer Gemeindebund Wiener Alt Burgermeister Gratz verstorben Memento des Originals vom 1 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gemeindebund at a b c ORF Nachruf Leopold Gratz 2 Marz 2006 ORF Verurteilungen in Lucona und Noricum Affare 2 August 2011 Gerald Freihofner Abschied von einem Wegbegleiter in Tageszeitung Wiener Zeitung 20 Marz 2006 Die Presse Noricums Kanone brachte den Tod Die Presse Bund Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker Intellektueller Kunstlerinnen und Kunstler Prasidenten Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF Datei 6 6 MB Justizwachmusik Wien Konzert am 10 November 2011 Memento des Originals vom 25 Dezember 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www justizwachmusik wien comWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Leopold Gratz Sammlung von Bildern Leopold Gratz auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Leopold Gratz im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Leopold Gratz In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Literatur von und uber Leopold Gratz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Archivaufnahmen mit und uber Leopold Gratz im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek Reden Parlamentsdebatten Radiobeitrage Prasidenten des osterreichischen Nationalrates Erste Republik Prasidenten der Provisorischen Nationalversammlung Dinghofer Fink Seitz HauserPrasident der Konstituierenden Nationalversammlung SeitzPrasidenten des osterreichischen Nationalrates Weiskirchner Miklas Gurtler Eldersch RennerZweite Republik Kunschak Hurdes Figl Maleta Waldbrunner Benya Gratz Poder Fischer Khol Prammer Bures Kostinger SobotkaRegierung Kreisky I 1970 1971 Bruno Kreisky Rudolf HauserHannes Androsch Christian Broda Hertha Firnberg Johann Freihsler Erwin Fruhbauer Leopold Gratz Rudolf Kirchschlager Karl Lutgendorf Josef Moser Johann Ollinger Otto Rosch Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar Weihs Gertrude WondrackRegierung Sinowatz 1983 1986 Fred Sinowatz Norbert StegerHolger Bauer Karl Blecha Alfred Dallinger Johanna Dohnal Beatrix Eypeltauer Mario Ferrari Brunnenfeld Heinz Fischer Friedhelm Frischenschlager Gertrude Frohlich Sandner Leopold Gratz Gunter Haiden Elfriede Karl Franz Kreuzer Helmut Krunes Ferdinand Lacina Erwin Lanc Karl Lausecker Franz Loschnak Herbert Moritz Gerulf 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wikipedia org w index php title Leopold Gratz amp oldid 235211069