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Hertha Firnberg 18 September 1909 in Wien Osterreich Ungarn 14 Februar 1994 in Wien war eine osterreichische Politikerin und die erste sozialdemokratische Ministerin Osterreichs Hertha Firnberg im Jahr 1974 Inhaltsverzeichnis 1 Die jungen Jahre 2 1945 bis 1959 3 Politische Karriere 4 Eigene Werke 5 Auszeichnungen Ehrungen 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksDie jungen Jahre BearbeitenHertha Firnberg wurde am 18 September 1909 als alteste Tochter von Anna geb Schamanek und Josef Firnberg im burgerlichen 18 Wiener Gemeindebezirk Wahring geboren Spater ubersiedelte die Familie nach Niederrussbach in Niederosterreich wo der Vater als Gemeindearzt tatig war Die Mutter hatte nach Herthas Geburt ihre Berufstatigkeit als Beamtin aufgegeben und gebar danach noch zwei Bruder Herthas und eine Schwester Trude Nach der Volksschule besuchte Hertha die Mittelschule im 17 Wiener Bezirk Hernals in der Kalvarienberggasse an der Alfred Adler 1888 maturiert hatte und schloss sich dort 1926 dem Verband Sozialistischer Mittelschuler VSM an in dem sie bald stellvertretende Vorsitzende wurde Als Studentin an der Universitat Wien war sie Mitglied des Verbandes Sozialistischer Studenten VSSt und trat 1928 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der fuhrenden Partei des Roten Wien bei Gemeinsam mit ihrer Schwester bezog sie ein kleines Siedlungshaus im 10 Bezirk Favoriten einem typischen Arbeiterbezirk Trude fuhrte in dem Haus eine Leihbucherei Nach zwei Semestern Jus wechselte sie zur Wirtschafts und Sozialgeschichte Im Jahre 1930 studierte sie kurze Zeit an der Universitat Freiburg im Breisgau Im Osterreichischen Burgerkrieg wurde im Februar 1934 die politische Richtung der sie angehorte von der Standestaatsdiktatur verboten Sie promovierte 1936 bei Alfons Dopsch in Wien mit einer Dissertation mit dem Titel Lohnarbeiter und freie Lohnarbeit im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit Ein Beitrag zur Geschichte der agrarischen Lohnarbeit in Deutschland 1 zur Doktorin der Philosophie Das 1935 von Dopsch gedruckt herausgegebene Werk weist sie als Hertha Hon Firnberg aus sie war vor dem Zweiten Weltkrieg zweimal kurz verheiratet beide Ehen wurden geschieden Als uberzeugte Sozialdemokratin konnte Firnberg weder im Standestaat noch in der 1938 folgenden NS Diktatur mit beruflicher Karriere als Sozialforscherin rechnen In den ersten Jahren verdiente sie ihr Brot mit Nachhilfestunden und als freie Wirtschaftsjournalistin Von 1941 bis 1945 arbeitete sie fur Chic Parisienne einen fuhrenden Modeverlag erlernte Buchhaltung und Betriebsfuhrung und erlangte schliesslich die Prokura 1945 bis 1959 BearbeitenNach dem Kriegsende erhielt Hertha Firnberg an der Universitat Wien eine Stelle als Bibliothekarin und Assistentin Nebenbei machte sie sich mit den Methoden der Statistik und Empirie und deren Anwendung auf das Wirtschafts und Sozialgeschehen vertraut Zusatzlich war sie halbtags in einem Buro fur Werbung und Statistik tatig Als sie 1948 in der niederosterreichischen Arbeiterkammer als Angestellte begann befand sich diese erst im Wiederaufbau nach dem Krieg Firnberg wurde dann leitende Sekretarin Abteilungsleiterin fur Statistik und Leiterin der Studienbibliothek Politische Karriere Bearbeiten nbsp Hertha Firnberg rechts neben Bruno Kreisky in der Bundesregierung Kreisky I 1970 Firnberg war 1959 1963 fur Wien Mitglied des Bundesrats und 1963 1983 Abgeordnete zum Nationalrat 1967 folgte sie Rosa Jochmann als Vorsitzende der sozialistischen Frauen nach und hatte diese Position bis 1981 inne Ihre politische Heimat war die SPO Bezirksorganisation im klassischen Wiener Arbeiterbezirk Favoriten Sie hatte im Nationalrat Funktionen im Finanz im Unterrichts und im Justizausschuss sowie als zweite Obfrau des aussenpolitischen Ausschusses als Sprecherin der sozialistischen Fraktion in Bildungs Wissenschafts und Forschungsangelegenheiten und fur Fragen der Rechtsreform speziell des Familienrechts Von 1959 bis 1970 war sie weiters Mitglied der osterreichischen Delegation zur damals so genannten Beratenden Versammlung des Europarates Vizeprasidentin von deren Kommission fur Fluchtlings und Bevolkerungsfragen und Mitglied des Asylbeirates im Innenministerium Als Bruno Kreisky 1970 sein erstes Kabinett bildete wurde Firnberg zunachst zur Ministerin ohne Portefeuille bestellt aber mit dem Auftrag ein Bundesministerium fur Wissenschaft und Forschung zu grunden Das Ministerium wurde per Gesetz am 24 Juli 1970 gegrundet und Firnberg zur ersten Wissenschaftsministerin Osterreichs berufen Sie war nach Grete Rehor erst die zweite Ministerin in der Geschichte Osterreichs In ihre Amtszeit als Ministerin 1970 1983 sie gehorte auch den Bundesregierungen Kreisky II Kreisky III und Kreisky IV an fiel die Universitatsreform 1975 Universitatsorganisationsgesetz 1975 Firnberg war auf Grund ihres intellektuellen Hintergrundes und ihres selbstbestimmten Auftretens fahig ihre Vorstellungen auch gegenuber angesehenen Universitatsprofessoren durchzusetzen obwohl damals Frauen in der Spitzenpolitik nur ausserst selten vertreten waren Zu ihrem Erfolg trug wesentlich bei dass sie vom fast gleich alten Bruno Kreisky der wie sie Intellektualitat schatzte bei ihrer Universitatsreform volle Ruckendeckung erhielt 1979 wurde sie von der Stadt Wien zur ersten Ehrenburgerin in der Geschichte der Stadt ernannt Zu ihrem 100 Geburtstag wurde sie in der konservativen Wiener Tageszeitung Die Presse als Primadonna assoluta in Kreiskys Team bezeichnet 2 nbsp Wiener Zentralfriedhof Ehrengrab von Hertha Firnberg2014 wurde in der Artikelserie Heimat grosser Tochter daran erinnert Firnberg sei oft als Dame beschrieben worden nicht zuletzt um einen besonders scharfen Kontrast zu anderen ihr nachgesagten Eigenschaften zu zeichnen Hannes Androsch damaliger Finanzminister wolle etwa Anfang der 1970er Jahre mit bewunderndem Amusement eine raffinierte bis brutale Taktikerin in Firnberg erkannt haben 3 Als Kreisky 1983 nach dem Verlust der zwolf Jahre innegehabten absoluten SPO Mehrheit zurucktrat zog sich auch Firnberg inzwischen 74 Jahre alt aus der Politik zuruck Sie wohnte in ihren spaten Jahren betreut von ihrer Schwester im ehemaligen Savoyschen Damenstift in der Johannesgasse in der Wiener Altstadt Sie ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 14 C Nummer 1 B Eigene Werke BearbeitenHertha Firnberg war selbst immer wieder publizistisch tatig Ihre Arbeiten sind hier bibliografisch erfasst Firnberg Biografien auf der Website der Universitat Wien Reinhard Muller Archiv fur die Geschichte der Soziologie in Osterreich Karl Franzens Universitat Graz Website Die Arbeitslosen von Marienthal 2009Auszeichnungen Ehrungen Bearbeiten1969 Grosses Silbernes Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich 4 1971 Grosskreuz des Belgischen Kronenordens 1974 Verdienstorden II Klasse der Volksrepublik Polen 1974 Grosses Goldenes Ehrenzeichen am Bande fur Verdienste um die Republik Osterreich 5 1975 Grosses Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern fur Verdienste um das Land Wien 1976 Grosses Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1976 Grosskreuz des Verdienstordens des Grossherzogtums Luxemburg 1976 Grosskreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik 1976 Bulgarischer Orden Kyrill und Method I Klasse 1978 Agyptischer Orden der Republik I Klasse 1978 Grossoffizierskreuz des Nationalordens des Lowen der Republik Senegal 1979 Grosskreuz Pro Merito Melitensi des Souveranen Malteserordens 1979 Ehrensenatorin der Universitat Graz 1979 Ehrenburgerin der Stadt Wien als erste Frau 1980 Ehrendoktorin der Universitat Klagenfurt 1985 Ehrensenatorin der Universitat Salzburg Grosse Victor Adler Plakette der SPO Ehrendoktor der Wirtschaftsuniversitat Wien 6 In Wien wurden 2011 die Hertha Firnberg Schulen fur Wirtschaft und Tourismus eroffnet sowie 2001 die Hertha Firnberg Strasse in Wien Favoriten und 2010 der Firnbergplatz in Wien Donaustadt nach ihr benannt Weiters wurde in Wiener Neustadt eine Hauptschule nach ihr benannt Sonstiges BearbeitenHertha Firnberg war zweimal verheiratet 1932 1942 und 1947 1949 Spater war Ludwig Siegfried Rutschka 1970 ihr Partner 7 1981 kritisierte Thomas Bernhard in einem Text der erst 2009 erschien die Ministerin wegen ihres Verhaltens bei der Verleihung des 1972 an ihn ergangenen Grillparzer Preises 8 die Ministerin schnarchte wenn auch sehr leise die Ministerin fragte mit unnachahmlicher Arroganz und Dummheit in der Stimme ja wo ist denn der Dichterling dd Literatur BearbeitenJoachim Gatterer Uber die Wissenschaftsministerin a D Hertha Firnberg und ihre zweifache Verbindung zum Brenner Archiv In Johann Holzner Eberhard Sauermann Hrsg Mitteilungen aus dem Brenner Archiv 29 2010 innsbruck university press Innsbruck 2010 S 201 204 Marlen Schachinger Hertha Firnberg Eine Biographie Mandelbaum Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 85476 308 6 Barbara Steininger Firnberg Hertha In Brigitta Keintzel Ilse Korotin Hrsg Wissenschafterinnen in und aus Osterreich Leben Werk Wirken Bohlau Wien Koln Weimar 2002 ISBN 3 205 99467 1 S 175 178 Maria Wirth Hertha Firnberg und die Wissenschaftspolitik Eine biografische Annaherung V amp R unipress Wien 2023 ISBN 978 3 8471 1621 9Einzelnachweise Bearbeiten Katalogzettel Osterreichische Nationalbibliothek Website der Tageszeitung Die Presse Wien 11 September 2009 gedruckte Ausgabe vom 12 September 2009 Beate Hausbichler Mit statistischer Akribie gegen Ungerechtigkeit 33 Teil der Serie Heimat grosser Tochter In Tageszeitung Der Standard Wien 3 Dezember 2014 S 12 Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 9 MB Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 9 MB www wu ac at abgefragt 7 Marz 2018 Beate Hausbichler Mit statistischer Akribie gegen Ungerechtigkeit 33 Teil der Serie Heimat grosser Tochter In Tageszeitung Der Standard Wien 3 Dezember 2014 S 12 letzter Absatz Thomas Bernhard Meine Preise Suhrkamp Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 518 42055 3 S 7 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hertha Firnberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hertha Firnberg auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Hertha Firnberg im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Frauenakademie des Rennerinstituts Hertha Firnberg 1909 bis 1994 Erste Wissenschaftsministerin Osterreichs Memento vom 22 Januar 2010 im Internet Archive Literatur von und uber Hertha Firnberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Aufnahmen mit Hertha Firnberg im Online Archiv der Osterreichischen Mediathek Parlamentsdebatten Interviews Radiobeitrage Maria Wirth Hertha Firnberg in NDB online Regierung Kreisky I 1970 1971 Bruno Kreisky Rudolf HauserHannes Androsch Christian Broda Hertha Firnberg Johann Freihsler Erwin Fruhbauer Leopold Gratz Rudolf Kirchschlager Karl Lutgendorf Josef Moser Johann Ollinger Otto Rosch Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar Weihs Gertrude WondrackRegierung Kreisky II 1971 1975 Bruno Kreisky Rudolf HauserHannes Androsch Erich Bielka Christian Broda Hertha Firnberg Erwin Fruhbauer Gunter Haiden Elfriede Karl Rudolf Kirchschlager Erwin Lanc Karl Lausecker Ingrid Leodolter Karl Lutgendorf Josef Moser Otto Rosch Fred Sinowatz Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar WeihsRegierung Kreisky III 1975 1979 Bruno Kreisky Rudolf Hauser Hannes AndroschErich Bielka Christian Broda Hertha Firnberg Gunter Haiden Elfriede Karl Erwin Lanc Karl Lausecker Ingrid Leodolter Franz Loschnak Karl Lutgendorf Josef Moser Adolf Nussbaumer Otto Rosch Albin Schober Fred Sinowatz Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar Weihs Gerhard WeissenbergRegierung Kreisky IV 1979 1983 Bruno Kreisky Hannes Androsch Fred SinowatzAnneliese Albrecht Christian Broda Alfred Dallinger Johanna Dohnal Beatrix Eypeltauer Franziska Fast Hertha Firnberg Gunter Haiden Elfriede Karl Ferdinand Lacina Erwin Lanc Karl Lausecker Ingrid Leodolter Franz Loschnak Josef Moser Adolf Nussbaumer Willibald Pahr Otto Rosch Herbert Salcher Albin Schober Hans Seidel Karl Sekanina Josef Staribacher Kurt Steyrer Gerhard WeissenbergOsterreichische Gesundheitsminister Monarchie und Erste Republik fur Volksgesundheit Horbaczewski Kaup StSkr Tandler StSkr Zweite Republik Leodolter Firnberg Salcher Steyrer Kreuzer Flemming betr Loschnak Ettl Ausserwinkler Krammer Hostasch Sickl Waneck StSkr Haupt Rauch Kallat Kdolsky Stoger Oberhauser Stoger interim Rendi Wagner Hartinger Klein Poltner Zarfl Anschober Muckstein RauchUmweltminister der Republik Osterreich Leodolter Firnberg interim Salcher Steyrer Kreuzer Flemming Feldgrill Zankel Rauch Kallat Bartenstein Molterer Proll Berlakovich Rupprechter Kostinger Patek Kostinger interim GewesslerOsterreichische Unterrichts Wissenschafts und Bildungsminister Unterrichtsminister Erste Republik Pacher Renner Eldersch 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