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Rosa Jochmann 19 Juli 1901 in Wien 28 Janner 1994 ebenda war eine osterreichische Widerstandskampferin und sozialdemokratische Politikerin Unterschrift Rosa Jochmann Ausschnitt aus einem Mitgliedsausweis des Bundes Sozialistischer Freiheitskampfer und Opfer des Faschismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Politischer Werdegang 1 3 Gestapohaft und KZ 1 4 Nach 1945 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Rosa Jochmann kam 1901 als viertes von sechs Kindern einer Wascherin und eines Eisengiessers im 20 Wiener Gemeindebezirk Brigittenau zur Welt Schon bald ubersiedelte die Familie in den 11 Bezirk Simmering wo sie in verschiedenen Miethausern wohnte bis sie schliesslich eine Wohnung in den 1912 errichteten Krankenkassenhausern in der Braunhubergasse bekam Rosa besuchte funf Klassen Volksschule und drei Klassen Burgerschule Mit 14 Jahren verlor sie ihre Mutter Josefine die im Alter von 41 Jahren an Erschopfung starb Obwohl Rosas jugendliche Berufswunsche Nonne und Lehrerin waren musste sie nun als Fabrikarbeiterin fur Geschwister und Vater sorgen Von 1915 bis 1916 war sie Arbeiterin in der Simmeringer Susswarenfabrik Victor Schmidt amp Sohne 1916 war sie kriegsdienstleistungsverpflichtete Arbeiterin in der Simmeringer Kabelfabrik Ariadne 1917 wurde sie Arbeiterin in der Kerzenfabrik Apollo heute Unilever und Funktionarin im Chemiearbeiterverband Ihr Vater Karl Jochmann war Mitglied einer Gruppe mahrischer Sozialdemokraten uber ihn wuchs die junge Rosa in die Sozialdemokratie hinein und nahm an Demonstrationen und Versammlungen teil 1920 starb ihr Vater im Alter von 44 Jahren Politischer Werdegang Bearbeiten 1920 wurde Rosa Jochmann Arbeiterin und Betriebsratin in der Simmeringer Firma Auer Erzeugung von Gasgluhstrumpfen 1925 wurde sie Sekretarin der Gewerkschaft des chemischen Verbandes Diese Funktion hatte sie bis 1932 inne Als Gewerkschaftssekretarin fand sie Anschluss an die Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP 1926 besuchte Jochmann den ersten Lehrgang der Arbeiterhochschule in Wien und gehorte zur Elitegruppe des ersten Absolventenlehrganges der Parteihochschule im Doblinger Schlossl Danach stieg sie rasch bis zur Parteispitze auf 1932 wurde sie Zentralsekretarin der Sozialistischen Frauen Osterreichs 1933 erfolgte ihre Wahl in den Bundesvorstand der SDAP Im Jahre 1934 war sie wahrend der Februarkampfe Stenotypistin von Radioberichten fur die Rumpfparteileitung Nach dem am 12 Februar 1934 durch die Diktaturregierung Dollfuss I verfugten Parteiverbot vertrat sie den alten Parteivorstand im Fuhrungskomitee der illegalen Nachfolgeorganisation Revolutionare Sozialisten Osterreichs RS Unter dem Decknamen Josefine Drechsler setzte sie ihre politische Arbeit fort Im August 1934 wurde sie in Wiener Neustadt bei einer Untergrundaktion verhaftet und anschliessend zu einem Jahr Kerker und drei Monaten Polizeistrafe verurteilt Als Bundeskanzler Kurt Schuschnigg kurz vor dem Anschluss an Deutschland zaghaft doch noch eine Versohnung mit der Arbeiterbewegung suchte war es Rosa Jochmann die zum letzten Mal nach Brunn zum fuhrenden Parteiideologen Otto Bauer reiste Die beruhmte Radio Abschiedsrede Schuschniggs horte sie gemeinsam mit Franz Rauscher im Palais von Elisabeth Windisch Graetz der Enkelin von Kaiser Franz Joseph I die den Revolutionaren Sozialisten Osterreichs in der Zeit des Austrofaschismus tatkraftig zur Seite stand Gestapohaft und KZ Bearbeiten nbsp Gedenktafel an Jochmanns einstigem Wohnhaus in Simmering Braunhubergasse 25Im Marz 1938 wurde sie neuerlich verhaftet aber bereits nach zwei Tagen wieder freigelassen Sie verweigerte die Emigration und begann in einem judischen Textilgeschaft am Salzgries in der Inneren Stadt zu arbeiten Obwohl man ihr die Moglichkeit zur Flucht bot blieb Rosa Jochmann in Wien wo sie unmittelbar vor Kriegsausbruch am 22 August 1939 verhaftet und nach monatelanger Gestapohaft im Marz 1940 mit dem Vermerk Ruckkehr unerwunscht in ihrem Schutzhaftbefehl ins KZ Ravensbruck deportiert wurde Schutzhaftling 3014 Sie wurde durch Fursprache von Kathe Leichter von der Lagerleitung zur Blockaltesten bestimmt Sie war Vermittlungsinstanz zwischen Lagerleitung und Haftlingen In Ravensbruck kam es unter anderem zu einer sechsmonatigen Dunkelhaft mit Essensentzug und Zwangsarbeit im Industrieblock Als das Lager im Fruhjahr 1945 von sowjetischen Truppen befreit wurde blieb Rosa Jochmann mit vielen anderen zur Betreuung der Kranken zuruck und wartete vergeblich darauf dass die osterreichische Regierung ihre Landsleute heimholte Schliesslich machte sie sich mit ihrer Lagergefahrtin Friedl Sedlacek selbst auf den Weg nach Wien um eine Heimfahrgelegenheit zu organisieren Ihre Wohnung in Wien fand sie ausgebombt vor Das Angebot in eine arisierte judische Villa in Dobling zu ziehen aus der die nationalsozialistischen Besitzer gefluchtet waren lehnte sie entschieden ab und gab sich jahrelang mit einem Einzelraum als Bleibe zufrieden Nach 1945 Bearbeiten nbsp Grab von Rosa Jochmann mit GedenkplatteNach der Ruckkehr nahm sie sofort ihre politischen Tatigkeiten in der SPO wieder auf in der sie bis 1967 Mitglied des Parteivorstandes war Sie galt als Reprasentantin des linken Flugels in der Partei Vom 19 Dezember 1945 bis zum 16 Mai 1967 war sie fur die SPO Abgeordnete zum Nationalrat V XI Gesetzgebungsperiode und von 1956 bis 1967 Mitglied der Parteiexekutive der SPO und stellvertretende Vorsitzende der SPO 1959 wurde sie SPO Frauenvorsitzende 1967 legte Rosa Jochmann mit einer Ausnahme ihre politischen Amter nieder nur ihre Funktion als Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskampfer einer Vereinigung ehemaliger Revolutionarer Sozialisten Osterreichs behielt sie Zeitlebens war sie Warnerin vor Rechtsextremismus und Antisemitismus Sie hielt zahllose Vortrage und vermittelte als Zeitzeugin ihre Erfahrungen und ihre Gesinnung in Schul und Kongressbesuchen im In und Ausland Sie wurde mit dem Ehrenzeichen fur Verdienste um die Befreiung Osterreichs ausgezeichnet Ihren letzten grossen offentlichen Auftritt hatte sie beim Lichtermeer 1993 der grossten Demonstration der Zweiten Republik gegen das Anti Auslander Volksbegehren Osterreich zuerst der FPO wo sie als Rednerin zum letzten Mal gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus mahnte Innerparteilich forderte sie meist vergeblich die aktive Ruckholung osterreichischer Exilanten 1981 wurde sie anlasslich ihres 80 Geburtstags zur Ehrenburgerin der Stadt Wien ernannt 1 Am 28 Janner 1994 starb Rosa Jochmann nach einem Herzanfall im Wiener Hanusch Krankenhaus Sie ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 14 C Nummer 1 A beerdigt Grabstein und Gedenkplatte wurden von Leopold Grausam gestaltet Ihr zu Ehren wurden der Rosa Jochmann Ring die Rosa Jochmann Schule und der Rosa Jochmann Hof in Simmering sowie der Rosa Jochmann Park in der Leopoldstadt benannt 2004 wurde sie bei einer Leserumfrage der Wiener Tageszeitung Kurier in die Liste der 50 wichtigsten Osterreicher der letzten 50 Jahre gewahlt Seit 2015 wird die Rosa Jochmann Plakette verliehen Literatur BearbeitenVeronika Duma Rosa Jochmann Politische Akteurin und Zeitzeugin OGB Verlag Wien 2019 ISBN 978 3 99046 319 2 Rosa Jochmann Portrait einer Sozialistin Zeitdokumente 40 o J Verlag der SPO Eva Blimlinger 100 Osterreicherinnen des 20 Jahrhunderts In Dr Karl Renner Institut Hrsg Zukunft 2 1999 Frauen Korper Macht S 40 ff hier S 42 Echo Verlag Wien 1999 Irene Etzersdorfer Rosa Jochmann In Herbert Dachs Peter Gerlich Wolfgang C Muller Hrsg Die Politiker Karrieren und Wirken bedeutender Reprasentanten der Zweiten Republik S 244 ff Maria Sporrer Herbert Steiner Hrsg Rosa Jochmann Zeitzeugin Wien 1983 Hans Waschek Hrsg Rosa Jochmann Ein Kampf der nie zu Ende geht Reden und Aufsatze Locker Verlag Wien 1994 Franz Richard Reiter Hrsg Wer war Rosa Jochmann Dokumente Berichte Analysen Ephelant Verlag Wien 1997 Rainer Mayerhofer Doch die Menschen liebe ich uber alles Rosa Jochmann eine Biographie in Briefen OGB Verlag Wien 2020 ISBN 978 3 99046 469 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rosa Jochmann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien rosajochmann at Rosa Jochmann auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Rosa Jochmann im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Literatur von und uber Rosa Jochmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rosa Jochmann In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg BiografiA Biografische Datenbank und Lexikon osterreichischer Frauen Wiener Zeitung Online Dossier Rosa Jochmann Memento vom 26 Januar 2004 im Internet Archive SPO Bundesfrauen Rosa Jochmann Renner Institut Rosa Jochmann Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Rosa Jochmann Rosa Jochmann Eine Kurzbiographie von Peter Lhotzky Memento vom 29 Juni 2007 im Internet Archive Archivaufnahmen mit und uber Rosa Jochmann im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek Reden Radiobeitrage Einzelnachweise Bearbeiten Rosa Jochmann Wiener Ehrenburger In Arbeiter Zeitung Wien 30 Juli 1981 S 08 Normdaten Person GND 118557599 lobid OGND AKS LCCN n91028844 VIAF 102458643 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jochmann RosaKURZBESCHREIBUNG osterreichische Politikerin SPO Abgeordnete zum Nationalrat WiderstandskampferinGEBURTSDATUM 19 Juli 1901GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 28 Januar 1994STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosa Jochmann amp oldid 228864446