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Karl Ferdinand Lutgendorf geboren Karl Ferdinand Freiherr von Lutgendorf 15 Oktober 1914 in Brunn Mahren 9 Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge Niederosterreich war ein osterreichischer Offizier und Politiker Karl Lutgendorff osterr Verteidigungsminister 1971 77 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Militarische Karriere 1 2 Trivia 1 3 Bundesminister fur Landesverteidigung 1971 1977 1 4 Ungeklarte Todesumstande 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLutgendorf stammte aus einer altadeligen Familie der auch der deutsche Luftfahrtpionier Joseph Maximilian Freiherr von Lutgendorf 1750 1829 sowie der deutsche Maler und Kunsthistoriker Willibald Leo Freiherr von Lutgendorff Leinburg 1856 1937 angehorten In der Republik Osterreich verloren die Mitglieder der Familie 1919 mit dem Adelsaufhebungsgesetz ihre Namensprivilegien Geboren wurde Lutgendorf als einziges Kind des damaligen k u k Militarkommandanten von Brunn Generalmajor Michael Moritz Freiherr von Lutgendorf 1879 1974 und Anna Maria Eugenia von Lutgendorf geborene Radl von Radlingen 1892 1974 Lutgendorf besuchte Volksschule und Gymnasium in Graz wo sein Vater der nach dem Ersten Weltkrieg in das neugegrundete Bundesheer der Ersten Republik ubernommen worden war zunachst die Heeresverwaltungsstelle leitete und spater stellvertretender Brigadier der 5 Brigade Steiermark war Militarische Karriere Bearbeiten Er trat im November 1933 in die Armee ein Nach dem Einjahrig Freiwilligen Jahr beim Leichten Artillerie Regiment 2 im Bundesheer in Kaiserebersdorf absolvierte Lutgendorf von 1934 bis 1937 die Theresianische Militarakademie in Wiener Neustadt Am 1 April 1937 erfolgte die Beforderung zum Leutnant Er wurde dem Leichten Artillerie Regiment 7 zugeteilt Nach der Annexion Osterreichs wurde er in die deutsche Wehrmacht ubernommen Er diente zunachst im Gebirgs Artillerie Rgt 112 und spater im Gebirgs Artillerie Rgt 79 Er besuchte die Kriegsakademie und wurde nach Abschluss aller Prufungen zum Offizier des Generalstabs Als Offizier im Generalstab der Gebirgstruppen nahm er am Zweiten Weltkrieg teil In Norwegen war er 2 Generalstabsoffizier Ib der 2 Gebirgs Division Beim dortigen Einsatz wurde er verschuttet und schwer verletzt Er diente anschliessend in der Organisations Abteilung des Oberkommandos des Heeres Zu Kriegsende war er als Major Feindnachrichtenoffizier Ic der 8 Armee Mit der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft Im Juli 1946 wurde er entlassen Ab 1948 beteiligte er sich wahrend der Besatzungszeit durch die Alliierten am Aufbau der sogenannten B Gendarmerie der Vorlauferin des osterreichischen Bundesheeres Im August 1956 wurde er in Klagenfurt als Oberstleutnant des hoheren militarischen Dienstes Generalstab in das neu gegrundete Bundesheer aufgenommen wo er als erster Chef des Stabes der Karntner 7 Brigade diente Das damalige vorgesetzte Kommando war das Gruppenkommando II in Graz Ab 1958 war er Abteilungsleiter fur militarische Ausbildung im Bundesministerium fur Landesverteidigung Ab 1961 diskutierte er den Kleinkrieg als denkbares Verfahren fur das Bundesheer der 2 Republik Der nunmehrige Oberst des Generalstabs entsandte Offiziere auf den Ranger Kurs der U S Army oder Fallschirmspringerubungen nach Frankreich Im Jahr 1963 liess er den ersten Kurs fur Sonderausbildung durchfuhren und auch an der Militarakademie dieses Verfahren bei Planspielen und Jahresabschlussubungen 1963 und 1964 einbeziehen Ausserdem gilt Lutgendorf als Mitbegrunder des Jagdkommandos 1966 wurde Lutgendorf zum Brigadier befordert Nachdem Johann Freihsler aus gesundheitlichen Grunden zuruckgetreten war wurde Lutgendorf am 10 Februar 1971 in die SPO Alleinregierung von Bundeskanzler Bruno Kreisky als parteiloser Verteidigungsminister berufen Trivia Bearbeiten Als Karl Lutgendorfs Vater die Mitteilung uber die Ernennung seines Sohnes zum Verteidigungsminister erhielt soll er zu seinem Sohn am Telefon gesagt haben Ich schame mich Denn du dienst keinem Kaiser sondern einer Republik 1 Bundesminister fur Landesverteidigung 1971 1977 Bearbeiten Trotz aller Vorbehalte realisierte Lutgendorf Anfang 1971 die Verkurzung der Wehrdienstzeit Der Bundesminister verstarkte durch eine weitgehend im Alleingang ausgearbeitete Heeresgliederung die Diskrepanzen im konzeptiven Bereich und Generalmajor Spannocchi ein herausragender Militarstratege wurde mehr und mehr zum Trager der progressiven Ideen einer Abhaltestrategie auf der Grundlage einer raumgebundenen Kampffuhrung Die wesentlichen Verfahren der Raumverteidigung bildeten der Kampf in Schlusselzonen und der Kampf in Raumsicherungszonen Diese mussten allerdings um die Verfahren des Sicherungseinsatzes und eines raumlich begrenzten Abwehrkampfes erweitert werden die jedoch beide nicht den Prinzipien zur Erreichung der Abhaltung folgen konnten Es hatte sich die Auffassung durchgesetzt dass die Abhaltung also die Aussparung Osterreichs aus einem Konflikt Vorrang vor der operativen Umsetzung und damit vor dem Krafteeinsatz im Hauptbedrohungsraum haben musse Unter Lutgendorf als Verteidigungsminister beteiligte sich das osterreichische Bundesheer an mehreren Auslandseinsatzen und UN Missionen 1972 Entsendung eines osterreichischen UN Bataillons nach Zypern United Nations Peacekeeping Force in Cyprus UNAB UNFICYP ein Sanitats und Polizeikontingent war dort bereits seit 1964 vor Ort Einsatzende 2001 1973 Verlegung von Teilen des osterreichischen Zypern Bataillons an den Suezkanal als Teil der United Nations Emergency Force UNEF Die komplette Auffullung der Bataillone in Zypern und Agypten erfolgte bis 16 November Das Zypern Bataillon wurde seit 3 Dezember im Distrikt Larnaka Sudostteil eingesetzt 1974 Verlegung des osterreichischen UN Bataillons Austrian Battalion United Nations Emergency Force AUSBATT UNEF vom Suezkanal nach Syrien auf die Golanhohen als Teil der United Nations Disengagement Observer Force United Nations Disengagement Observer Force Austrian Battalion UNDOF AUSBATT bis 2013 bestehende Mission In seiner sechsjahrigen Amtszeit hat der altgediente General geboren in einer kaisertreuen Familie der k u k Monarchie die Wehrpolitik der 2 Republik nachhaltig beeinflusst Zum Beispiel ware die Spannocchi Doktrin nach der das Bundesheer von 1973 bis 1986 umorganisiert wurde ohne ihn wahrscheinlich nicht umgesetzt worden 1974 wurde er wahrend der offentlichen Erregung um die Veroffentlichung des sowjetischen Polarka Plans zum Rucktritt aufgefordert Wegen des Verdachts in illegale Waffengeschafte verwickelt zu sein bot der Minister am 31 Mai 1977 dem damaligen Bundesprasidenten Rudolf Kirchschlager seinen Rucktritt an Bis zu seinem Tod hielt er mehrere Aufsichtsratsposten und lebte auf seinem Jagdgut in Niederosterreich Ungeklarte Todesumstande Bearbeiten Lutgendorf starb am 9 Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge unter ungeklarten Umstanden Er sass noch in seinem Wagen der Motor war abgestellt beide Turen verschlossen Vornubergebeugt aus Mund Nase und Ohren blutend In seiner linken Hand hielt Lutgendorf einen Smith amp Wesson Revolver Der Gemeindearzt stellte Tod durch Selbstmord fest 2 Lutgendorf ist im Gemeindefriedhof von Schwarzau im Gebirge begraben Obwohl die Behorden bei seinem Tod von einem Suizid ausgehen verstummen Geruchte nicht dass er bei seinem Jagdausflug getotet wurde Als Indizien werden dabei unter anderem fehlende Abschiedsbriefe angegeben Laut ORF 3 sollen sich allerdings angeblich zwei Abschiedsbriefe bei der Staatsanwaltschaft unter Verschluss befinden Aber sowohl Anhanger der Suizidmeinung als auch jene die von Fremdverschulden ausgehen vermuten den Grund im Wissen bzw Verwicklungen in den Fall Lucona Andere Recherchen fuhrten zur Vermutung dass Lutgendorf von einer Zelle des damaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR ermordet wurde Fest steht dass Lutgendorf international uber Jahrzehnte hochste militarische und politische Kontakte pflegte unter anderen auch zum damaligen agyptischen Staatsprasidenten Muhammad Anwar as Sadat Als dieser bei einer Militarparade am 6 Oktober 1981 von seiner eigenen Leibgarde vor laufenden Kameras ermordet wurde befand sich Lutgendorf bei einer Jagdgesellschaft Laut seinem Sohn Philipp Lutgendorf sei sein Vater auf die Nachricht von Sadats Tod kreidebleich geworden habe gemeint er sei der Nachste und bat den Gastgeber um ein Buro von dem aus er telefonieren konne Was den Zweiflern an der Suizidversion Lutgendorfs verdachtig vorkommt ist zum einen dass er mit einem Revolver fest in seiner linken Hand gefunden wurde der erstens nicht auf ihn registriert war und zweitens keinerlei Fingerabdrucke aufwies zusatzlich war Lutgendorf Rechtshander Zum anderen trat das Projektil durch den geschlossenen Mund also durch die geschlossenen Zahne ein was fur viele Offiziere ein Indiz fur Fremdverschulden darstellt Weiter verdachtig ist bis heute dass Lutgendorf in seinem Gelandefahrzeug tot aufgefunden wurde Verwunderlich ist auch dass aus staatssicherheitspolitischen Grunden die Obduktion trotz eines gewaltsamen Todes erst 10 Jahre spater per Gerichtsbeschluss veranlasst wurde In dem Buch von Hans Pretterebner Der Fall Lucona wird darauf hingewiesen dass Proksch Sprengmittel vom Militar bezog wobei ein hochrangiger Minister entsprechende Weisungen gegeben haben soll Dies fuhrte bei Nachforschungen zum Einsturz der Reichsbrucke zu weiteren Spekulationen Die ungeklarten Todesumstande wurden von Autor und Regisseur Thomas Roth in der Tatort Folge Wahre Lugen 2019 verarbeitet 4 5 Literatur BearbeitenManfried Rauchensteiner Lutgendorf Karl Ferdinand In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 477 f Digitalisat Weblinks BearbeitenDie Presse Karl Lutgendorf Sein Geheimnis nahm Lu ins Grab Literatur von und uber Karl Lutgendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Karl Lutgendorf im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Karl Lutgendorf auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Karl Lutgendorf im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Einzelnachweise Bearbeiten Kurt Tozzer Gunther Kallinger Todesfalle Politik c 1999 Niederosterreichischer Presse Verlag ISBN 3 85326 119 1 Petra Stuiber Karl Lutgendorf Ein mysterioser Tod Der Standard 9 Oktober 2016 online Sendung Tat Sachen vom 22 September 2006 diepresse com Politischer Austro Tatort Wahre Lugen kratzt an der Million Artikel vom 14 Janner 2019 abgerufen am 15 Janner 2019 diepresse com Karl Lutgendorf Sein Geheimnis nahm Lu ins Grab Artikel vom 14 Janner 2019 abgerufen am 15 Janner 2019 Regierung Kreisky I 1970 1971 Bruno Kreisky Rudolf HauserHannes Androsch Christian Broda Hertha Firnberg Johann Freihsler Erwin Fruhbauer Leopold Gratz Rudolf Kirchschlager Karl Lutgendorf Josef Moser Johann Ollinger Otto Rosch Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar Weihs Gertrude WondrackRegierung Kreisky II 1971 1975 Bruno Kreisky Rudolf HauserHannes Androsch Erich Bielka Christian Broda Hertha Firnberg Erwin Fruhbauer Gunter Haiden Elfriede Karl Rudolf Kirchschlager Erwin Lanc Karl Lausecker Ingrid Leodolter Karl Lutgendorf Josef Moser Otto Rosch Fred Sinowatz Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar WeihsRegierung Kreisky III 1975 1979 Bruno Kreisky Rudolf Hauser Hannes AndroschErich Bielka Christian Broda Hertha Firnberg Gunter Haiden Elfriede Karl Erwin Lanc Karl Lausecker Ingrid Leodolter Franz Loschnak Karl Lutgendorf Josef Moser Adolf Nussbaumer Otto Rosch Albin Schober Fred Sinowatz Josef Staribacher Ernst Eugen Veselsky Oskar Weihs Gerhard WeissenbergOsterreichische Bundesminister fur Landesverteidigung Erste Republik Mayer Deutsch Breisky Glanz Breisky Vaugoin Wachter Vaugoin Dollfuss Schonburg Hartenstein Dollfuss Starhemberg Schuschnigg Seyss InquartZweite Republik Graf Schleinzer Prader Freihsler Lutgendorf Rosch Frischenschlager Krunes Lichal Fasslabend Scheibner Platter Darabos Klug Doskozil Kunasek Luif Starlinger Tanner Normdaten Person GND 126753660 lobid OGND AKS VIAF 52690963 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lutgendorf KarlALTERNATIVNAMEN Lutgendorf Karl Ferdinand vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Offizier und PolitikerGEBURTSDATUM 15 Oktober 1914GEBURTSORT Brunn MahrenSTERBEDATUM 9 Oktober 1981STERBEORT Schwarzau im Gebirge Niederosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Lutgendorf amp oldid 239394912