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Raumverteidigung ist ein von dem osterreichischen General Emil Spannocchi 1916 1992 Ende der 1960er Jahre entwickeltes militarisches Konzept welches im Gegensatz zur Grenzverteidigung im Rahmen der so genannten umfassenden Landesverteidigung eine Verteidigung des Territoriums durch den Kampf in Schlusselzonen und Raumsicherungszonen durch das osterreichische Bundesheer vorsah 1 Inhaltsverzeichnis 1 Schlusselzonen 2 Konzept 3 Abschreckungswirkung 4 Organisation 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSchlusselzonen BearbeitenFur den Begriff der Schlusselzonen der fur das Konzept der Raumverteidigung essentiell wichtig ist gibt das Magazin des osterreichischen Bundesheeres die folgende Definition Als Schlusselzonen wurden jene Gelandeteile definiert die ein Aggressor fur die Erreichung seines militarischen Zieles unbedingt in Besitz nehmen musste Andreas Stupka und Thomas Lampersberger Truppendienst Magazin des osterreichischen Bundesheeres Operation im Alpenvorland Teil 3 2 Konzept BearbeitenDas Konzept der Raumverteidigung nach dem Armeekommandanten als Spannocchi Doktrin bekannt bestand darin einen moglichen Aggressor nicht in einer grossen Verteidigungsschlacht zu besiegen sondern stattdessen durch eine Kombination aus starker Verteidigung in Schlusselzonen einerseits und Kleinkrieg wie zum Beispiel stetiger Uberfalle auf Nachschublinien und andere Ziele im gegnerischen Hinterland andererseits zu behindern und abzunutzen Durch die auf diese Art erzielte Verzogerung und des zu hohen Durchmarschpreises sollten potenzielle Gegner von vornherein davon abgehalten werden einen Durchmarsch durch das Territorium Osterreichs zu versuchen der nur bei Uberraschung der NATO oder des Warschauer Paktes durch Schnelligkeit Sinn gehabt hatte Der Kampf in den Schlusselzonen sollte durch Verteidigung von Schlusselraumen und Sperrzonen erfolgen die mit tausenden Festen Anlagen Bunker vorbereiteten Sperren Feldsperren Flusssperren Sprenganlagen Landwehrlagern etc und starken Einheiten geschutzt waren z B die Brucker Pforte Die Schlusselzonen und Sperranlagen befanden sich grossteils im Donauraum und im alpinen d h leichter zu verteidigenden Bereich und waren vor allem in der ostlichen Landeshalfte gegen den Warschauer Pakt in Tirol vor allem gegen die NATO aus Deutschland und Italien gerichtet Die Bundesregierung hatte sich in die Einsatzzentrale Basisraum zuruckziehen sollen Ausserhalb der Schlusselzonen gab es die sogenannten Raumsicherungszonen in denen durch eine guerillaartige Kleinkriegstaktik durch Jagdkampfbataillone ein potentieller Angreifer der nach damaliger Planung NATO bzw Warschauer Pakt oder Jugoslawien war einen moglichst hohen Eintrittspreis ins neutrale Osterreich zahlen sollte und auch danach mit Aktionen gegen seine Nachschublinien und ruckwartigen Einheiten bekampft worden ware siehe auch zum Beispiel Kriegsfuhrung in Afghanistan Eine starke Verteidigung ausserhalb der Schlusselzonen direkt ab der Staatsgrenze war fur den Operationsfall Jugoslawien 3 vorgesehen Abschreckungswirkung BearbeitenDas Raumverteidigungskonzept wurde wie aus inzwischen veroffentlichten Dokumenten der ehemaligen potentiellen Gegner hervorgeht im Ausland durchaus ernst genommen So plante zum Beispiel die Ungarische Volksarmee fur eine nur leicht geschutzte Raumsicherungszone 50 bis 70 Geschutze und Granatwerfer 10 bis 15 Panzer und 15 bis 20 Geschutze im Direktbeschuss pro Kilometer ein Bei einem derartigen Krafteeinsatz wurde das Tempo des Vormarsches innerhalb der Raumsicherungszone 2 5 bis 3 Kilometer pro Stunde betragen Fur einen Vormarsch in den Schlusselzonen sahen sich die Ungarn damals nicht gerustet 4 Ein Einmarsch der NATO aus Italien hatte dank der in den Talern vorbereiteten Sperren und Sprengplane effizient behindert werden konnen Kritischen Einwanden hinsichtlich eines moglichen Einsatzes von Kernwaffen durch den Gegner konnte entgegengehalten werden dass durch die verschiedenen Kampfverfahren der Raumverteidigung der enge Kontakt zum Gegner hergestellt werden soll was einen Einsatz nuklearer Kampfmittel unmoglich macht Ausserdem konnte angenommen werden dass es nicht im taktischen Interesse des Gegners gelegen sein kann das Gelande das er fur den Durchmarsch und letztlich auch fur seinen eigenen Nachschub nutzen musste nachhaltig zu kontaminieren Organisation BearbeitenIn grossen Raumverteidigungsubungen wurden verschiedene Szenarien geubt dabei wurden auch mehrmals Spione verhaftet 1979 auch einer aus der Schweiz Das in Landwehr Stammregimentern organisierte Heer hatte einen sehr hohen aber gut ausgebildeten Milizanteil Planung 300 000 Mann Milizsoldaten des Vorarlberger Jagdkampfbataillons JaKB 911 hatten wie in der benachbarten Schweiz sogar das Sturmgewehr mit Munition zu Hause Eine Ausdehnung dieser Regelung auf andere Einheiten in Westosterreich war geplant wurde jedoch durch das absehbare Ende des Kalten Krieges nicht mehr umgesetzt Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes war auch das Raumverteidigungskonzept uberholt Ab 1992 erfolgte daher die Umgliederung der Landwehrstammregimenter in Jager und Stabsregimenter und eine deutliche Reduktion der personellen Starke Weblinks BearbeitenHorst Pleiner Die Entwicklung der militarstrategischen Konzeptionen des osterreichischen Bundesheeres von 1955 bis 2005 In Osterreichisches Bundesministerium fur Landesverteidigung Hrsg Osterreichische Militarische Zeitschrift Ausgabe 3 2005 bmlv gv at abgerufen am 14 Marz 2010 Gerd Millmann Das blieb vom Kalten Krieg Die Zeit k 7 August 2008 Andreas Stupka und Thomas Lampersberger Operation im Alpenvorland Teil 3 In Osterreichisches Bundesministerium fur Landesverteidigung und Sport Hrsg Truppendienst Ausgabe 3 2016 truppendienst com abgerufen am 23 September 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Stupka und Thomas Lampersberger Operation im Alpenvorland Teil 3 Artikel vom 8 November 2016 abgerufen am 20 November 2018 Andreas Stupka und Thomas Lampersberger Operation im Alpenvorland Teil 3 Artikel vom 8 November 2016 abgerufen am 20 November 2018 http www bundesheer at truppendienst ausgaben artikel php id 1139 Vortrag General i R Georg Bautzmann veranstaltet am 11 Juni 1997 vom Militarwissenschaftlichen Buro des BMLV Zusammenfassung in Information zur Sicherheitspolitik Nr 20 Juli 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raumverteidigung amp oldid 221917663