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Jodok Fink 19 Februar 1853 in Andelsbuch 1 1 Juli 1929 ebenda 2 war ein osterreichischer Landwirt und Politiker CS Portratdenkmal in Bregenz von Emil Gehrer 1957 Portrat Die Berufung im Andelsbucher Rathaus von Hans Bertle 1920 Gedenktafel am Jodok Fink Platz in WienJodok Fink Medaille Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 2 1 Gemeindepolitik 2 2 Landespolitik 2 3 Reichsrat 2 4 Erste Republik 2 5 Land Vorarlberg 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJodok Fink wurde am 19 Februar 1853 als neuntes Kind einer Bregenzerwalder Bauernfamilie in Andelsbuch geboren Alle seine alteren Geschwister waren bereits vor seiner Geburt gestorben sodass nur er und sein jungerer Bruder Alois das Erwachsenenalter erreichen Sein Vater starb als Fink vier Jahre alt war Seine Mutter heiratete ein zweites Mal als er zehn Jahre alt war Mit 15 Jahren besuchte Fink das Gymnasium in Brixen das er trotz hervorragender Schulnoten nach nur einem Jahr abbrach um in der elterlichen Landwirtschaft mitzuarbeiten 1886 heiratete Fink im Alter von 33 Jahren die um sechs Jahre jungere Maria Katharina Meusburger Aus der Ehe gingen zwolf Kinder hervor von denen jedoch funf vorzeitig verstarben Neben seiner Tatigkeit als Landwirt machte Fink politische Karriere in der Donaumonarchie und spielte bei der Grundung des Nachfolgestaates Deutschosterreich eine zentrale Rolle In der bewegten Fruhzeit der 1 Republik trat Fink in seiner Regierungsfunktion als Vizekanzler neben Staatskanzler Karl Renner als Mann des Ausgleichs zwischen der Christlichsozialen und der Sozialdemokratischen Partei auf Anlasslich seines Todes im Alter von 76 Jahren wurdigte die Kolnische Volkszeitung Finks Leben Immer wenn Verstandigung mit dem Gegner notwendig wurde schickte man Fink voran Ein Protokoll unter dem sein Name stand war nach rechts wie links gesichert Allein das Anschauen dieses bis in die letzten Jahre hellen Bauerngesichts liess eine menschliche Brucke zwischen den Anschauungen als moglich erscheinen Jodok Fink ist auf dem Friedhof von Andelsbuch begraben Sein Grabmal wurde vom Architekten Alfons Fritz ebenfalls in Andelsbuch geboren geschaffen Leistungen BearbeitenGemeindepolitik Bearbeiten Das politische Geschehen im Bregenzerwald wurde zu Finks Jugendzeit von der Katholisch Konservativen Partei dominiert Fink erwarb sein politisches Handwerkszeug im Katholisch Konservativen Kasino einer parteipolitischen Einrichtung und Volksbildungsanstalt im benachbarten Egg Ab 1879 begann Finks politische Tatigkeit auf lokaler Ebene Er wurde mit 26 Jahren in den Gemeindeausschuss seiner Heimatgemeinde Andelsbuch gewahlt Fink war als Gemeindemandatar erfolgreich auf dem Gebiet der Grundsteuerregulierung tatig und profilierte sich erstmals als Sachpolitiker Ab 1882 war er Mitglied des Gemeindevorstandes und ab 1888 bekleidete er das Amt des Gemeindevorstehers Von 1888 bis 1897 war er Burgermeister der Gemeinde Andelsbuch Neben der Wahrnehmung seiner politischen Amter zeigte sich Fink als fortschrittlicher Landwirt begrundete 1888 die Viehzuchtgenossenschaft Andelsbuch und legte einen Zuchtgarten fur Obstbaume sowie eine Kunstwiese fur den Getreideanbau an Im Katholisch Konservativen Kasino fur Egg und Umgebung war Fink ab 1890 in Funktionen als Vorstand und Verwaltungsrat tatig Im Kasino gingen Finks Leidenschaften fur Politik und Fragen der Landwirtschaft nahtlos ineinander uber Neben seiner Leitungsfunktion referierte er 1888 uber moderne Methoden des Obstbaus 1928 grundete er gemeinsam mit seinem Sohn Anton 1890 1966 die Genossenschaft Alma 3 Landespolitik Bearbeiten Im ausgehenden 19 Jahrhundert gewannen die Soziale Frage und der Nationalismus an Bedeutung und fuhren zur Bildung von neuen politischen Gruppierungen Auch im Katholisch Konservativen Lager Vorarlbergs tobten Richtungskampfe zwischen gemassigten und radikal konservativen Gruppierungen Die Streitfrage der politischen Autoritat der hohen Geistlichkeit drohte das konservative Lager zu spalten Pius Matzler Pfarrer von Sulzberg und Finks Onkel war am 22 Mai 1890 an der Teilnahme an der Versammlung fur die Bestellung des Konservativ Katholischen Landtagswahlkomitees fur die Wahl zum Landtag verhindert Er bat Fink ihn bei dieser kontroversen Sitzung zu vertreten Fink gelang es mit einem Kompromissvorschlag fur ein Wahlkomitee die entfremdeten Gruppierungen innerhalb der Katholisch Konservativen zu einigen und so eine gemeinsame Kandidatur sicherzustellen Er kandidierte auf Wunsch der radikal konservativen Fraktion fur den Landtag und wurde 1890 Landtagsabgeordneter und Ersatzmann des Landesausschusses Fink der vermeintlich politisch unerfahrene Bauer legte so das Fundament fur eine Neuorientierung der Katholisch Konservativen Partei seines Heimatlandes die schliesslich 1893 in der Grundung des politisch gemassigten Christlich Sozialen Volksvereines in Vorarlberg mundete Fink war ab 1893 Ausschussmitglied der neu gegrundeten Partei Landwirtschaftliche und Soziale Fragen bildeten die Schwerpunkte der Tatigkeit Finks auf Landesebene Er initiierte 1899 die Errichtung einer Lehr und Mustersennerei in Doren und engagierte sich besonders fur den Bau der Bregenzerwaldbahn sowie fur die Grundung einer Landes Hypothekenbank Reichsrat Bearbeiten Ab 1897 wurde Fink Mitglied des Abgeordnetenhauses des Osterreichischen Reichsrates Er blieb zunachst parteifreier Abgeordneter der sich zwar zu den ungestumen antisemitisch und antiliberal gefarbten Christlich Sozialen CS unter Karl Lueger bekannte aber erst vier Jahre spater nach den Neuwahlen im Jahr 1901 deren Klub beitrat Er wurde Berater von Albert Gessmann und Karl Lueger Nach dem Tod Luegers im Jahr 1910 verschoben sich die Krafte innerhalb der CS zugunsten des landlichen Raumes und Fink ruckte in der Fuhrungsspitze vor Von 1914 bis 1918 war Fink Direktor des k k Amtes fur Volksernahrung und trug die Verantwortung fur die Lebensmittelversorgung der Bevolkerung wahrend des Krieges Erste Republik Bearbeiten Die Osterreichisch Ungarische Monarchie zerfiel im Oktober 1918 Kaiser Karl I rief in seinem Volkermanifest die Nationalitaten der cisleithanischen Reichshalfte zur Bildung von Nationalraten auf die mit seiner Regierung die Neuordnung Osterreichs beraten sollen die Nationalitaten verstanden dies als Anstoss dazu sich vom Kaiser und seiner Wiener Regierung vollig unabhangig zu machen Johann Nepomuk Hauser der Klubobmann der Christlichsozialen Partei war just wahrend der entscheidenden Tage erkrankt und Fink sprang als sein Stellvertreter in die Bresche Am 21 Oktober 1918 wurde er per Akklamation zu einem der drei gleichberechtigten Prasidenten der Provisorischen Nationalversammlung fur Deutschosterreich gewahlt trat aber noch vor der nachsten Sitzung zuruck bei der am 30 Oktober 1918 Hauser in diese Funktion gewahlt wurde Fink blieb aber im Prasidium des Staatsrates der am 30 Oktober die Staatsregierung Renner I die erste Regierung Deutschosterreichs einsetzte und die Ausrufung der Republik am 12 November 1918 vorbereitete Die Uberlebensfahigkeit des kleinen deutschsprachigen Nachfolgestaates der Monarchie der seine Agrargebiete in Ungarn und seine Industriezentren in Bohmen und Mahren verloren hatte wurde von der Politik der Siegermachte des Ersten Weltkriegs massiv in Frage gestellt Der Rest ist Osterreich Fink trat als Verfechter der Eigenstaatlichkeit Osterreichs gegen den am 12 November 1918 beschlossenen Beitritt von Deutschosterreich zum Deutschen Reich auf Bei den Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung am 16 Februar 1919 unterlagen die Christlichsozialen knapp den Sozialdemokraten unter Karl Renner Fink konnte seine Partei nach einem harten Richtungsstreit in eine grosse Koalition mit den Sozialdemokraten Staatsregierung Renner II fuhren um ein Notdach fur das labile Staatsgebilde zu zimmern Fink wurde neben Staatskanzler Renner Vizekanzler der jungen Republik Er nahm die Staatsagenden in Wien wahr wahrend der Kanzler von Mai bis September 1919 die Friedensverhandlungen in St Germain fuhrte Ab Oktober 1919 ubernahm er die Funktion des Klubobmannes der Christlichsozialen Partei Die grosse Koalition war in der Christlichsozialen Partei stark umstritten Fink gab beim Parteitag am 29 Februar 1920 pragmatisch zu bedenken Eine Koalition ist ein Ubel denn die Parteien konnen in einer solchen nicht ihre grundsatzliche Politik ausuben sondern nur verwaschene Kompromisspolitik Hoher aber als die Parteipolitik musste uns stehen Volk und Staat vor grosserem Ungluck zu bewahren und den Versuch zu machen sie aus dem Elend herauszufuhren Die grosskoalitionare Staatsregierung Renner III von 1919 20 mit Fink als Vizekanzler konnte eine unblutige politische und soziale Revolution und eine Entfeudalisierung des Landes durchfuhren und legte so den Grundstein fur das moderne Osterreich Im Juni 1920 zerbrach die grosse Koalition und wurde vom Ubergangsproporzkabinett Staatsregierung Mayr I ohne Fink abgelost dem alle drei politischen Lager angehorten Bei der ersten Nationalratswahl in Osterreich 1920 vom 17 Oktober siegte die Christlichsoziale Partei errang aber nicht die absolute Mehrheit Das Minderheitskabinett Mayr II war auf die Unterstutzung der Grossdeutschen angewiesen die Sozialdemokraten befanden sich in Opposition Der gewesene Grosskoalitionar Fink war in einer Regierungsfunktion nicht mehr erwunscht und konzentrierte sich auf seine Funktionen als Klubobmann der Christlich Sozialen und als Nationalratsabgeordneter Die folgenden Jahre waren von wirtschaftlichen Noten gepragt begleitet von haufigen aber nur im konservativen und deutschnationalen Lager stattfindenden Regierungswechseln wechselnden parlamentarischen Mehrheiten und politischer Radikalisierung Justizpalastbrand Fink zog die Faden im Hintergrund und galt bis zu seinem Tod 1929 als Ministermacher und Bruckenbauer uber alle ideologischen Grenzen hinweg Land Vorarlberg Bearbeiten In den Revolutionstagen des Herbst 1918 ging Finks Heimatland Vorarlberg einen Sonderweg Fink uberzeugte Otto Ender den Landesparteiobmann der CS von der Notwendigkeit Vorarlberg aktiv in die Republik zu fuhren Die Landesversammlung vom 3 November 1918 beschloss ganz im Sinne Finks Vorarlberg ist ein eigenes selbstandiges Land im Rahmen des deutschosterreichischen Staates Da auch in Vorarlberg die Uberlebensfahigkeit von Deutsch Osterreich in Frage gestellt wurde bildete sich rasch eine Burgerinitiative mit dem Ziel des Anschlusses an die stabile und prosperierende Schweiz Fink stand diesen Tendenzen ablehnend gegenuber da sie eine weitere Schwachung Deutsch Osterreichs bedeutet hatten Nach einem Burgervotum mit einer Zustimmung von 80 fur Anschlussverhandlungen mit der Schweiz bot er seinen Rucktritt als Abgeordneter an Die Leitung der Landespartei sprach ihm jedoch das Vertrauen aus Der Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz scheiterte am mangelnden Durchsetzungsvermogen der Befurworter in Vorarlberg und in der Schweiz Das Anschlussverbot im Friedensvertrag von St Germain beendete die Vorarlberger Anschlussbewegung an die Schweiz Als Folge der Hyperinflation des Jahres 1919 verteuerten sich Lebensmittellieferungen aus der Schweiz stark Ab April erfolgten schliesslich gar keine Lebensmittellieferungen mehr und es wurden Hungersnot und Unruhen in Vorarlberg befurchtet Aufgrund einer Initiative Finks wurden zwei Tage vor der Landtagswahl durch das Finanzministerium unter Josef Schumpeter die erforderlichen Zahlungen an die Schweiz geleistet und so die Ernahrung der Bevolkerung im krisengeschuttelten Vorarlberg sichergestellt Auszeichnungen Bearbeiten1900 Goldenes Verdienstzeichen mit der Krone 1904 Ehrenburger von Bizau 1906 Orden der Eisernen Krone III Klasse 1913 Ehrenburger von Andelsbuch 1913 Komturkreuz des Franz Joseph Ordens 1917 Stern zum Komturkreuz des Franz Joseph Ordens 19 Kriegszivilverdienstkreuz II Klasse 1925 Ehrendoktorwurde der Universitat Innsbruck 1929 Jodok Fink Platz vor der Piaristenkirche in Wien Josefstadt 1957 Jodok Fink Denkmal in Bregenz Jodok Fink Strassen gibt es in Bregenz Dornbirn und Salzburg Literatur BearbeitenHermann Deuring Fink Jodok In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 160 Digitalisat Johannes Freumbichler Auszug und Heimkehr des Jodok Fink 1942 Fink Jodok In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 317 f Direktlinks auf S 317 S 318 Peter Melichar Weder Bauer noch Staatsmann Vor 100 Jahren trat Jodok Fink als Vizekanzler der Republik zuruck in Thema Vorarlberg Nr 60 Juli August 2020 S 32 33 Alois Niederstatter Vizekanzler Dr h c Jodok Fink 1853 1929 Festrede zu seinem 150 Geburtstag in Ders Vorarlberg und daruber hinaus 41 Vortrage zu Geschichte und Gegenwart Innsbruck 2015 S 374 381 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jodok Fink Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie von Jodok Fink auf der Website des Vorarlberger Landtags Eintrag zu Jodok Fink im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Festrede zu seinem 150 Geburtstag PDF 83 kB Erinnerungen an einen osterreichischen Demokraten und Staatsmann PDF 4 7 MB Jodok Fink auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Kurzbiographie in der Vorarlberg Chronik Peter Melichar Weder Bauer noch Staatsmann in Thema Vorarlberg Juli August 2020 1 Einzelnachweise Bearbeiten Matricula Online Andelsbuch Taufbuch 1807 1863 11 Zeile Matricula Online Andelsbuch Sterbebuch 1908 1938 Seite 70 Eintrag Nr 12 1 Zeile Wolfgang Weber Andelsbuch und die NS Diktatur 28 Oktober 2006 S 13 abgerufen am 15 April 2014 Prasidenten des osterreichischen Nationalrates Erste Republik Prasidenten der Provisorischen Nationalversammlung Dinghofer Fink Seitz HauserPrasident der Konstituierenden Nationalversammlung SeitzPrasidenten des osterreichischen Nationalrates Weiskirchner Miklas Gurtler Eldersch RennerZweite Republik Kunschak Hurdes Figl Maleta 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