www.wikidata.de-de.nina.az
Das Anhaltelager Kaisersteinbruch war neben dem Anhaltelager Wollersdorf das zweitgrosste Lager der austrofaschistischen Diktatur in Osterreich Mit der Zuweisung von etwa 70 Haftlingen wurde es im Janner 1934 in Kaisersteinbruch in Betrieb genommen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis zum Februaraufstand 2 Dokumentierte Gefangene 3 Ostmarkische Sturmscharen des Bezirkes Neusiedl am See im Aufgebot 4 Neusiedler Landesschutzen im Dienst 5 Lager fur Nationalsozialisten 6 Dazu vier Jahre spater 7 Paul Koller 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte bis zum Februaraufstand BearbeitenUnmittelbar nach der Errichtung des Standestaates wurde ein Anhaltelager in Kaisersteinbruch errichtet worauf mit 18 Janner 1934 eine Gendarmerie Aussenstelle in der Starke von 20 Beamten aufgestellt wurde 1 Zum Kommandanten wurde Gendarmeriemajor Arthur Windisch ernannt Zunachst waren in den Baracken einige Nationalsozialisten untergebracht die nach einigen Tagen mit rotweissroten Bandchen wieder entlassen wurden Der 12 Februar 1934 hat hier im Ort viel Unruhe ausgelost schreibt Pater Clemens Lissy 2 3 Einige sozialdemokratische Arbeiter wurden in das Anhaltelager gebracht Lange Zeit musste der Seelsorger auf die Erlaubnis das Lager betreten zu durfen warten obgleich der protestantische Pastor schon fruher seinen Gottesdienst dort abgehalten hat Erst als das Kommando im Lager gewechselt wurde durfte er fur die Katholiken im Lager die Hl Messe lesen Es waren beim ersten Gottesdienst gegen 130 Personen anwesend Noch an drei Sonntagen wurde der Gottesdienst mit Heiliger Messe Predigt Beichte und Kommunion im Lager abgehalten Dann wurde im Mai das Lager aufgelassen die gefahrlichsten Insassen mussten nach Wollersdorf ins Anhaltelager Dokumentierte Gefangene BearbeitenJosef Fitzthum Michael Friesacher 4 Ernst Kaltenbrunner Anton Reinthaller Ferdinand von Sammern Frankenegg Gustav Wagner Wehrborn weiters Bonaventura Berloschnik Erwin Schramm Franz Staffa und Otto Tschadek Ostmarkische Sturmscharen des Bezirkes Neusiedl am See im Aufgebot BearbeitenDie ganze Woche nach dem 12 Februar 1934 5 waren in Kittsee 40 Manner im Dienst und uberwachten die tschechoslowakische Grenze Der besonderen Aufmerksamkeit der Kittseer Kameraden gelang es auch einige fluchtende Schutzbundler festzunehmen In Pama versahen 22 Manner ihren Dienst ebenso in Zurndorf und Nickelsdorf Im Anhaltelager Kaisersteinbruch unter dem Kommando des Zugskommandanten Josef Poschl bestand die Wachmannschaft aus 35 Personen die aus allen Teilen des Bezirkes stammten Als wir gehort haben schreibt Vinzenz Borocz dass nach den Februarkampfen 1934 in Kaisersteinbruch Gegner des damaligen Standestaates inhaftiert 6 und festgehalten wurden waren viele uber diese Entwicklung verbittert Am hartesten traf es die Bevolkerung von Kaisersteinbruch selbst die trotz Krise und Not fest zur Demokratie stand Neusiedler Landesschutzen im Dienst BearbeitenWahrend der Februarrevolte wurden auch die Neusiedler Landesschutzen aufgeboten 7 Zunachst galt es den Wachdienst in der Heimat zu unterstutzen da Gendarmerie und Militar aus dem heimattreuen Bezirk leicht abgezogen werden konnten In Neusiedl am See blieben 80 Mann konzentriert Zur Bewachung des Anhaltelagers in Kaisersteinbruch wurde ein Detachement zur Verfugung gestellt Josef Wolf 8 Burgermeister dokumentierte ab Janner 1934 wurde ein Teil des Kaisersteinbrucher Militarlagers zu einem Konzentrationslager fur Nationalsozialisten eingerichtet 9 Und in den Tagen des 12 Februar wurden auch die im Burgenland verhafteten Vertrauensmanner der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei sowie des freien Gewerkschaftsbundes hier untergebracht Als Wachmannschaft wurden Angehorige der Vaterlandischen Front aus dem sudlichen Burgenland hierher beordert welche aber zu den Gefangenen sehr streng waren und sie meist recht brutal behandelten Gegen diese Methoden wurden haufig Hungerstreiks durchgefuhrt Das war fur die Freiwillige Feuerwehr von Kaisersteinbruch eine anstrengende Arbeit denn sie musste uber Auftrag der burgenlandischen Landesregierung im Lager Dienst machen und die im Hungerstreik befindlich gewesenen Gefangenen mittels Tragbahre zur arztlichen Untersuchung und zur kunstlichen Ernahrung bringen Aus Kaisersteinbruch selbst waren sieben sozialdemokratische Vertrauensmanner in Haft Uber Intervention einiger in Freiheit gewesener Kollegen bei der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See und bei der Landesregierung wurden dieselben schon nach funf Tagen wieder freigelassen Im Mai 1934 wurde das Konzentrationslager wieder aufgelost und acht Baracken davon der Heeresokonomie zur Fohlen Kalber und Schafzucht zur Verfugung gestellt Ausserdem waren uber den Sommer grosse Polizei und Gendarmerieabteilungen aus ganz Osterreich hier untergebracht wo sie im Scharfschiessen und im Strassennahkampf ausgebildet wurden Lager fur Nationalsozialisten BearbeitenDen Kommunisten war es am leichtesten gefallen ihren Parteiapparat in die Illegalitat zu ubertragen fur sie bedeutete die Anhaltung nur einen graduellen Unterschied der allgemeinen Verfolgung 10 Fur die Sozialdemokraten waren diese Massnahmen jedoch ein Schock Fur die Nationalsozialisten hatte das Lager jedoch eine grundsatzlich andere Bedeutung Das Gefuhl Martyrer fur eine heilige Sache zu sein und der unbeirrte Glaube an eine Belohnung des Muhsals durch Hitler brachte eine Stimmung der glaubigen freudigen Erwartung mit sich Dazu vier Jahre spater BearbeitenPressemeldung vom 15 Juni 1938 Rundfahrt der ehemaligen Kaisersteinbruch Haftlinge 11 Am Sonntag fand auf dem Traunsee mit dem Dampfer eine Rundfahrt der Kaisersteinbrucher Kameraden statt die sich zu einem Treffen in Traunkirchen eingefunden hatten An dem Treffen nahm auch Minister Reinthaller teil Rund 600 Manner aus allen Gauen Oberosterreichs wurden im Laufe des Janner 1934 12 in das Anhaltelager Kaisersteinbruch im Burgenland gebracht Der grosste Teil der Oberosterreicher und auch einige aus der Steiermark und Niederosterreich waren in der Baracke 22 untergebracht Paul Koller BearbeitenPaul Koller war von 1925 bis 1929 Burgermeister der Freistadt Eisenstadt Vizeburgermeister von 1930 bis 1934 Wahrend seiner Tatigkeit wurde Eisenstadt zur Landeshauptstadt erhoben 3 Monate lang war er im KZ Kaisersteinbruch angehalten und unter Polizeiaufsicht gestellt Durch diese politische Verfolgung wahrend der Regierung der Heimwehrfaschisten geriet seine Familie in allergrosste Not Er schloss sich im Widerstand den Kommunisten an und wurde 1945 1950 Vizeburgermeister in Eisenstadt 13 Siehe auch BearbeitenKriegsgefangenenlager KaisersteinbruchLiteratur BearbeitenS n Osterreichische Konzentrationslager In Schweizer Monatshefte Zeitschrift fur Politik Wirtschaft Kultur Band 14 April 1934 Marz 1935 ZDB ID 2600245 0 Genossenschaft zur Herausgabe der Schweizer Monatshefte Zurich 1935 S 98 102 doi 10 5169 seals 157842 Gerhard Jagschitz Die Anhaltelager in Osterreich besonders das Anhaltelager Kaisersteinbruch In Helmuth Furch Hrsg 400 Jahre Kaisersteinbruch 1590 1990 Festschrift 1990 ISBN 978 3 9504555 1 9 S 58 60 Gerhard Jagschitz Die Anhaltelager in Osterreich In Ludwig Jedlicka Rudolf Neck Hrsg Vom Justizpalast zum Heldenplatz Studien und Dokumentationen 1927 bis 1938 Osterreichische Staatsdruckerei Wien 1975 S 128 151 Helmuth Furch Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Anhaltelager 1 Band Kaisersteinbruch 2004 ISBN 978 3 9504555 8 8 S 32ff Weblinks BearbeitenHelmuth Furch 2002 Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1 2004 Band 2 Hubert Speckner 1995 Stalag 17A Kaisersteinbruch Kurt Bauer 2010 Die osterreichischen Anhaltelager 1933 1938 THINGSTATTE ANIFEinzelnachweise Bearbeiten Eisenstadter Zeitung vom 27 Januar 1934 Clemens Lissy im RegiowikiAT Archiv Stift Heiligenkreuz Aufzeichnungen von Pater Clemens Lissy Pfarradministrator in Kaisersteinbruch THINGSTATTE ANIF Eisenstadter Zeitung vom 4 Marz 1934 Text von Vinzenz Borocz zu Anhaltelager Kaisersteinbruch auszugsweise In Historisches Lexikon Seite 34 Eisenstadter Zeitung vom 11 Marz 1934 Josef Wolf im RegiowikiAT Josef Wolf 1892 1966 Ein Kaisersteinbrucher Leben besonders die Jahre 1938 1955 Unheilsjahr 1934 Seite 34 In Mitteilungen des Museums und Kulturvereines Kaisersteinbruch November 2005 ISBN 978 3 9504555 3 3 Jagschitz Anhaltelager Linzer Volksblatt vom 15 Juni 1938 Linzer Tages Post vom 15 Juni 1938 Koller Paul 1950 Widerstand und Verfolgung im Burgenland 1934 1945 In Historisches Lexikon Kaisersteinbruch47 988227 16 701794 Koordinaten 47 59 17 6 N 16 42 6 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anhaltelager Kaisersteinbruch amp oldid 238784192