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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der politische Katholizismus ist eine Weltanschauung die die Glaubenslehren der romisch katholischen Kirche zur Grundlage fur politische Entscheidungen macht und die Interessen der Katholiken politisch durchzusetzen versucht Die Bewegung war in ihrer strikt konfessionellen Ausrichtung in Deutschland vor allem im 19 und fruhen 20 Jahrhundert aktiv Die Deutsche Zentrumspartei auch Zentrum bzw Bayerische Volkspartei bildete ihren parteipolitischen Arm Die CDU wurde nach Grundung der Bundesrepublik Deutschland als uberkonfessionelle christlich ausgerichtete Partei gegrundet Die Zentrumspartei konnte hingegen keine Bindungskraft mehr entwickeln und sank zur Splitterpartei herab In den romanischen Staaten Westeuropas und in Lateinamerika stand der politische Katholizismus oft Parteien nahe die rechts der katholisch gepragten Parteien Deutschlands und Italiens eingeordnet wurden In Lateinamerika hat sich jedoch auch die links zu verortende Befreiungstheologie etabliert Inhaltsverzeichnis 1 Programm 2 Geschichte 2 1 Deutschland 2 1 1 Anfange 2 1 2 Revolution von 1848 2 1 3 Reichsgrundung und Kulturkampf 2 1 4 Aussohnung mit dem Staat 2 1 5 Das 20 Jahrhundert 2 2 Frankreich 2 3 Italien 2 3 1 Konigreich 2 3 2 Republik 2 4 Spanien 2 5 Lateinamerika 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseProgramm BearbeitenGrundforderung des politischen Katholizismus ist die Gestaltung von Staat und Gesellschaft entsprechend der christlichen insbesondere katholischen Soziallehre bezogen vor allem auf die Naturrechtslehre des Thomas von Aquin Ursprung des menschlichen Individuums und der Gesellschaft ist demnach der gottliche Schopfungsplan Funktionsprinzip dieser Gesellschaft ist das Subsidiaritatsprinzip dem zufolge der Mensch sein Leben zunachst selbst gestalten muss Erst wenn er dazu nicht in der Lage ist muss die jeweils nachsthohere Ebene von der Familie uber die Gemeinde bis zum Staat helfend eingreifen Geschichte BearbeitenIm Mittelalter standen politische und kirchliche Macht in einem engen sich gegenseitig begrundenden und stutzenden Verhaltnis Zwei Schwerter Theorie Auch die Reformation anderte daran nicht viel Mit der Sakularisation im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses wurden 1803 nahezu alle geistlichen Furstentumer aufgehoben Zudem breiteten sich nach der Franzosischen Revolution die Ideen der Trennung von Religion und Staat sowie der Religionsfreiheit aus Mit diesen Entwicklungen losten sich insbesondere in den katholischen Gebieten die Einheit von Kirche und Staat und damit ein grosser Teil der kirchlichen Machtposition auf In den protestantischen Regionen nahmen die Landesherren durch das System der Landeskirchen erheblichen Einfluss auf das Kirchenwesen Da die katholische Kirche jedoch ubernational verfasst ist und Papst und Kurie weiterhin an ihrem Herrschaftsanspruch uber die Kirche und in religios weltanschaulichen Fragen uber die Angehorigen der Kirche festhielten gleichzeitig die weltlichen Herrscher auch im katholischen Bereich zunehmend Einfluss auf ebendiese Belange auszuuben versuchten kam es zu zahlreichen Konflikten zwischen katholischer Kirche und weltlichen Herrschern Deutschland Bearbeiten Anfange Bearbeiten Bereits im Vormarz begannen sich Katholiken in politischen Vereinen zu organisieren was unter anderem im Konigreich Preussen ausdrucklich verboten war Die Ideen des franzosischen Priesters Felicite de Lamennais die eine Verbindung von Katholizismus und Demokratie fur moglich erklarten wurden vom Vatikan in den 1830er Jahren jedoch als Irrlehre abgelehnt In Belgien trugen 1830 politisch organisierte Katholiken wesentlich die Nationalbewegung mit Einen Mobilisierungsschub fur die katholische Bevolkerung in Deutschland stellte der Kolner Kirchenstreit von etwa 1830 bis 1840 dar In der Auseinandersetzung um kirchliche Kompetenzen an Hochschulen und um konfessionelle Mischehen fuhrte vor allem die Verhaftung des Kolner Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering 1837 zur verstarkten katholischen Vereinsbildung insbesondere im Rheinland Mit Hilfe dieser Vereine versuchten die Katholiken ihren Interessen gegenuber dem Staat grosseren Nachdruck zu verleihen Zudem schlossen sich Kleriker und Laien im Rahmen des Ultramontanismus starker an die Kirchenzentrale in Rom an wohingegen zuvor die deutschen Bistumer ihre Eigenstandigkeit betont hatten Vordenker des politischen Katholizismus in dieser fruhen Phase war Joseph Gorres Revolution von 1848 Bearbeiten Als in der Deutschen Revolution 1848 49 zahlreiche politische Freiheitsrechte darunter das Recht auf freie Meinungsausserung Presse Versammlungs und Vereinsfreiheit gefordert und teilweise auch durchgesetzt wurden nutzten auch die Katholiken diese Moglichkeiten Eine Welle von katholischen Vereinsgrundungen erfasste die deutschen Lander darunter nicht nur politische sondern unter anderem auch katholische Arbeiter Frauen und Gesangvereine Die politischen Vereine begannen sich allerdings meist erst nach 1849 als Piusvereine zu formieren In der Frankfurter Nationalversammlung schlossen sich entschieden politisch katholische Abgeordnete zum katholischen Klub zusammen Katholische Fraktionen im preussischen und anderen Landtagen waren ebenfalls meist lose und kurzlebige Zusammenschlusse die zudem Schwierigkeiten hatten sich auf verbindliche politische Programm zu einigen Programmatisch sahen sich die politischen Vertreter des Katholizismus mehreren Problemen gegenuber Grundsatzlich sahen sie sich meist als staatstragende Kraft an versuchten aber den staatlichen Einfluss auf die Kirche zu begrenzen Damit standen sie in Konflikt mit den Landesherren und dem konservativen Lager Da der Liberalismus den Einfluss der Religion aus Staat und Gesellschaft tilgen wollte kam es auch mit dieser Bewegung haufig zu Auseinandersetzungen Reichsgrundung und Kulturkampf Bearbeiten In der Reaktionsara nach 1848 wurde auch das Wirken des politischen Katholizismus durch die staatliche Obrigkeit eingeschrankt wenn seine Organisationen auch meist nicht mehr grundsatzlich verboten waren Wichtigster Fursprecher katholischer Einflussnahme auf die Politik in dieser Epoche war der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler In den 1860er Jahren begannen neue Zusammenkunfte politisch aktiver Katholiken Zwischen 1852 und 1867 existierte im preussischen Abgeordnetenhaus eine Katholische Fraktion Die verschiedenen Ansatze mundeten 1870 in der Grundung der Zentrumspartei Sie wurde zunachst im preussischen Landtag und nach der Reichsgrundung 1871 im Reichstag die Tragerin des politischen Katholizismus und sollte es bis 1933 bleiben Mit dem Soester Programm entstand 1870 zudem erstmals ein Dokument das verbindliche Ziele des politischen Katholizismus formulierte Das Zentrum befand sich zunachst in Opposition zu Bismarck und erlebte mit dem Kulturkampf von 1871 bis 1878 die bis dahin scharfste Auseinandersetzung mit dem Staat Allerdings fuhrte dies auch zu einer grosseren Geschlossenheit der katholischen Bevolkerung und Wahlerschaft um ihre politischen Vertreter 1874 erzielte das Zentrum bei den Reichstagswahlen mit rund 28 Prozent sein hochstes Ergebnis Von 1881 bis 1912 stellte es die grosste Reichstagsfraktion Aussohnung mit dem Staat Bearbeiten Wahrend 1880 bis 1887 verschiedene Milderungsgesetze die staatlichen Zwangsmittel gegen die katholische Kirche und das katholische Vereinswesen abbauten nahm das Zentrum einen immer regierungsfreundlicheren Kurs ein was auch mit Bismarcks wirtschaftspolitischen Wendung zum Protektionismus zusammenhing Nach der Entlassung Bismarcks 1890 wurde das Zentrum zur wichtigsten Stutze der jeweiligen Reichsregierung Das Zentrum vereinigte einen grossen Teil der deutschen Katholiken unabhangig von der jeweiligen sozialen Stellung Dies fuhrte dazu dass sich die Partei zunachst schwer tat ein Programm zu entwickeln das uber die Verteidigung religioser Rechte hinausging Im Rahmen des Entstehens einer katholischen Soziallehre Enzyklika Rerum novarum 1891 begann das Zentrum jedoch sein Profil in diesem Politikfeld zu starken nicht zuletzt als Gegenangebot zur Sozialdemokratie 1890 entstand der Volksverein fur das katholische Deutschland der die katholische Soziallehre in den Mittelpunkt seines Wirken stellte und bis 1914 auf 805 000 Mitglieder anwuchs Ab 1860 gab es Versuche zur Grundung von katholischen Gewerkschaften 1901 entstand ein Dachverband in dem sich sowohl katholische als auch protestantische Gewerkschaften zusammenschlossen Gegenuber den sozialistischen Gewerkschaften blieb ihre Bedeutung aber gering Bedeutender waren die katholischen Arbeitervereine die bis zum Ersten Weltkrieg auf mehr als eine Million Mitglieder anwuchsen Die wachsende Bedeutung der teilweise demokratisch ausgerichteten Arbeiterschaft innerhalb des politischen Katholizismus fuhrte allerdings auch zu inneren Konflikten mit den starken monarchisch konservativen und agrarischen Flugeln Sogar eine Offnung gegenuber Protestanten wurde im Zentrumsstreit ab 1906 diskutiert Das 20 Jahrhundert Bearbeiten Im Rahmen des Burgfriedens unterstutzte das Zentrum die deutsche Kriegspolitik im Ersten Weltkrieg befurwortete ab 1917 aber mehrheitlich einen Verhandlungsfrieden In der Weimarer Republik koalierte das Zentrum mit nahezu allen anderen Parteien stellte damit einen stabilisierenden Faktor dar und betrieb im Ubrigen vor allem den Ausbau des Sozialstaats In dieser Machtposition und unter den freiheitlichen Bedingungen der Demokratie konnte das Zentrum umfangreiche kirchliche und schulische Freiheitsrechte durchsetzen In Bayern hatte sich 1918 mit der Bayerischen Volkspartei BVP eine Abspaltung des Zentrums gebildet In der Spatphase der Republik positionierte das Zentrum sich zunehmend konservativ Die Zentrumsfraktion im Reichstag stimmte geschlossen fur das Ermachtigungsgesetz vom 24 Marz 1933 Unter Druck des NS Regimes loste sich das Zentrum am 5 Juli 1933 15 Tage vor Abschluss des Reichskonkordats zwischen Vatikan und Hitlerdeutschland selbst auf Der Volksverein fur das katholische Deutschland wurde ebenfalls 1933 verboten Das katholische Milieu gilt als lange Zeit resistent gegen den Nationalsozialismus Widerstandiges Verhalten beschrankte sich jedoch wie beim Kreuzkampf meist auf Abwehr von Angriffen gegen die Kirche Auch wenn eigene Widerstandsgruppen nicht gebildet wurden so wirkten doch Josef Muller und andere katholische Politiker im Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit Nach 1945 ubernahm die CDU bzw in Bayern die CSU weitgehend das katholisch konservative Klientel Sie verstanden sich jedoch beide als uberkonfessionelle Sammlungsparteien und schlossen neben konservativen und christlich sozialen auch liberale Elemente ein Dessen ungeachtet wurde die Ansicht vertreten dass in den Anfangsjahren der Bundesrepublik das katholische Element in der CDU ein klares Ubergewicht besessen hatte welches erst spater auch unter dem Einfluss der antiklerikalen Kritik aus der Opposition zuruckgedrangt werden konnte 1 Die nach Kriegsende wiedergegrundete Zentrumspartei kam uber eine marginale Bedeutung nicht mehr hinaus Frankreich Bearbeiten Der Politische Katholizismus in Frankreich stand im 19 Jahrhundert traditionell royalistischen und antirepublikanischen Kreisen nahe und war auch Trager des Antisemitismus Vergleichsweise progressiv war hingegen die 1894 von dem damals erst 21 jahrigen Marc Sangnier ins Leben gerufene Bewegung Le Sillon Die Furche die versuchte den Katholizismus mit den Werten der franzosischen Republik zu versohnen und christlichen Arbeitern eine Alternative zum Materialismus und Antiklerikalismus der Sozialisten zu bieten 2 Aufgrund der von rechts katholischen Kreisen massgeblich verursachten Dreyfus Affare verlor der politische Katholizismus um die Jahrhundertwende stark an Einfluss Die rechtsextreme Action francaise AF verkorperte ab 1898 gefuhrt von Charles Maurras eine Kombination aus militantem Katholizismus und integralem Nationalismus Sie wird von Ernst Nolte als erste Vertreterin des Faschismus 3 von Zeev Sternhell immerhin als Vorlauferin des Faschismus angesehen 4 Papst Pius XI verurteilte die AF 1926 und liess ihre Zeitung sowie mehrere Schriften Maurras auf den Index Librorum Prohibitorum setzen Mit dem Gesetz vom 9 Dezember 1905 wurden Kirche und Staat strikt getrennt In der Folgezeit waren praktisch alle politischen Parteien sakular ausgerichtet Lediglich die 1924 gegrundete in der politischen Mitte positionierte Parti Democrate Populaire berief sich auf die katholische Soziallehre und die papstliche Enzyklika Rerum Novarum 2 5 Sie kam aber nur auf etwa 3 Wahleranteil 6 Die Laienorganisation Federation nationale catholique 1925 durch General Noel de Castelnau gegrundet richtete sich gegen die antiklerikalen Bestrebungen der Linkskoalition und bestand bis zu Beginn des Vichy Regimes 1940 7 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab es eine einflussreiche christdemokratische im sozialen Katholizismus verwurzelte Partei die sich angesichts der vorherrschenden laicite aber bewusst nicht katholisch und anders als die christdemokratischen Parteien in den ubrigen westeuropaischen Landern noch nicht einmal christlich sondern Mouvement republicain populaire Bewegung der Volksrepublikaner nannte Sie verlor allerdings bereits Anfang der 1950er Jahre rasch gegenuber dem aufsteigenden Gaullismus an Boden Nach dem Zweiten Vatikanum entstand als Gegenbewegung zur Modernisierung der Kirche rund um Marcel Lefebvre der uber die Grenzen der Republik hinaus wirkende Katholische Traditionalismus der auch eine politische Komponente hat Die 1999 gegrundete der Piusbruderschaft nahestehende Bewegung Civitas unter Fuhrung des Belgiers Alain Escada ist rechtsextrem katholisch fundamentalistisch und will den Katholizismus wieder zur Staatsreligion machen 8 Mit La Manif pour tous hat sich ab 2013 aus der Ablehnung eines gewandelten Familienbildes eine dem Katholizismus zugerechnete Bewegung gebildet die seit 2015 auch den Status einer Partei hat Italien Bearbeiten Konigreich Bearbeiten Mit der nationalen Einigung Italiens Risorgimento erwuchs auch der politische Katholizismus aus Abwehr gegen die sakular nationalliberale Politik des 1861 ausgerufenen Konigreichs Italien unter Viktor Emanuel II und seinem Ministerprasidenten Camillo Graf von Cavour Dieses betrieb die Sakularisierung und geriet so in Konflikt mit der katholischen Kirche 1865 grundete sich in Bologna die Associazione cattolica italiana per la difesa della liberta della Chiesa in Italia Katholischer Verein fur die Verteidigung der Freiheit der Kirche in Italien 9 Papst Pius IX erteilte ihr in einem apostolischen Breve vom 4 April 1866 seinen Segen 10 1867 grundete sich ebenfalls in Bologna die Societa della Gioventu Cattolica Gesellschaft der katholischen Jugend Im Sommer 1870 marschierten italienische Truppen unter Konig Viktor Emanuel II fast kampflos im Kirchenstaat ein entmachteten Pius IX politisch und proklamierten bald darauf Rom zur Hauptstadt Italiens Hauptartikel Risorgimento Weitere Entwicklung nach 1870 Pius IX reagierte darauf und auf die Aufhebung kirchlicher Privilegien durch das Konigreich Italien mit der papstlichen Bulle Non expedit Es ist nicht angebracht Sie verbot religiosen Katholiken die Teilnahme an Wahlen im italienischen Nationalstaat 11 Stattdessen organisierten sich katholische Laien im Opera dei congressi e dei comitati cattolici Kongresswerk das sich 1874 in Venedig grundete und sich unmissverstandlich intransigent d h papsttreu und dem italienischen Staat gegenuber ablehnend positionierte Angesichts eines Krieg es gegen die Kirche wurde der Staat als Feind betrachtet mit dem man keine Kompromisse schliessen durfe Stattdessen wurde eine christliche Wiedereroberung der Gesellschaft gefordert Liberale Katholiken die sich mit dem Staat arrangierten lehnte das Kongresswerk ab Auf den ersten Blick paradoxerweise war das Opera dei congressi am starksten in den entwickelten Regionen Norditaliens vertreten wahrend es in den ruckstandigeren Regionen Mittel und Suditaliens die dem neuen Staat eigentlich ferner standen kaum eine Rolle spielte 12 Papst Pius X loste das Kongresswerk 1904 auf um die Spaltung der italienischen Katholiken in Intransigente und Liberale zu uberwinden Stattdessen richtete er mit der Enzyklika Il fermo proposito im folgenden Jahr die Katholische Aktion als Bewegung aller katholischer Laien ein 13 die sich von Italien aus in alle Welt ausbreitete Derselbe Papst lockerte 1909 das Verbot der Wahlteilnahme in einem apostolischen Schreiben motu proprio Daraufhin grundete Graf Vincenzo Gentiloni die Unione Elettorale Cattolica Italiana U E C I als lockeren Zusammenschluss katholischer Politiker Aufgrund der Einfuhrung des allgemeinen Wahlrechts fur volljahrige Manner durch die Regierung Giovanni Giolittis 1912 gewann der politische Katholizismus auch bei Wahlen an Bedeutung Zuvor hatte ein Zensuswahlrecht gegolten das nur eine kleine Minderheit aristokratischer und grossburgerlicher Manner an Wahlen teilnehmen liess die meist sakular und national liberal eingestellt gewesen waren Der Liberalismus des Konigreichs Italien war aber stets ein Elitenprojekt geblieben seine Werte waren nicht in der breiten Bevolkerung verankert 14 Bei der Parlamentswahl 1913 trat jedoch noch keine eigenstandige katholische Partei an sondern die U E C I empfahl um einen Sieg der Sozialisten zu verhindern gemass dem sogenannten patto Gentiloni die Wahl liberaler Kandidaten Diese mussten dazu jedoch einem Katalog von sieben Forderungen zustimmten u a Religionsunterricht in staatlichen Schulen Ablehnung der Legalisierung der Ehescheidung 15 Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde dann auf massgebliches Betreiben des Priesters Luigi Sturzo die Partito Popolare Italiano PPI als echte katholische Volkspartei gegrundet die auch als erste christdemokratische Partei uberhaupt gilt Papst Benedikt XV billigte diese Grundung und hob zur Parlamentswahl im November 1919 das Non expedit der Wahlteilnahme endgultig auf 15 Die PPI spielte bis zur Machtergreifung der Faschisten eine zentrale politische Rolle Ihr Programm war in der katholischen Soziallehre verwurzelt sie wollte aber organisatorisch unabhangig vom katholischen Klerus sein und sowohl konservative als auch eher linksgerichtete Katholiken Arbeiter Bauern Mittelstand und Unternehmer gleichermassen ansprechen Sie lehnte den Totalitarismus sowohl der Kommunisten als auch der Faschisten ab Wahrend der Herrschaft Benito Mussolinis wurde sie 1926 verboten Anschliessend verhielten sich die meisten katholischen Politiker apolitisch ab 1943 engagierten sich aber auch viele Katholiken in der Resistenza Republik Bearbeiten Angesichts des Scheiterns sowohl des elitaren Liberalismus als auch des Faschismus und als Gegenpol zum Kommunismus engagierten sich religiose Katholiken in der Nachkriegszeit politisch besonders intensiv 14 1943 wurde die Democrazia Cristiana DC gegrundet die die Nachfolge der PPI als katholische und christdemokratische Volkspartei antrat Da diese im Sinne eines antifaschistischen Konsenses in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit Kommunisten und Sozialisten kooperierte und eine Bodenreform befurwortete stiess sie bei konservativen Eliten und einem Teil des katholischen Klerus zunachst auf Ablehnung die stattdessen weiter rechts stehende Krafte wie die Jedermann Front L Uomo qualunque unterstutzten 16 17 Nachdem Alcide De Gasperi 1947 die Koalition mit Kommunisten und Sozialisten aufgekundigt sowie sich eindeutig fur die Westbindung Italiens ausgesprochen hatte genoss die Democrazia Cristiana jedoch die uneingeschrankte Unterstutzung des katholischen Lagers und kam auf Wahlergebnisse von uber 40 Prozent 18 Sie dominierte die politische Landschaft Italiens vereinte wiederum konservative liberale und gemassigt linke Flugel und beanspruchte sowohl Arbeitnehmer wie Arbeitgeber zu vertreten Die DC zerfiel nach einem grossen Korruptionsskandal Anfang der 1990er Jahre Seither sind katholische Politiker uber zahlreiche verschiedene Parteien zerstreut Spanien Bearbeiten Der politische Katholizismus in Spanien war im 19 Jahrhundert mit dem Carlismus verflochten und stand einem besonders ausgepragten Antiklerikalismus aufseiten der spanischen Liberalen gegenuber Der Katholizismus sah sich daher haufig in Opposition zu der von liberalen Politikern abhangigen spanischen Monarchie isabellinischer und alfonsinischer Auspragung die antiklerikalen Bestrebungen haufig nachgab sich aber grundsatzlich um einen Ausgleich mit der katholischen Kirche bemuhte Besonders verscharft trat der Gegensatz zum liberalen Staat in den republikanischen Phasen zutage in denen es regelmassig zu von radikalliberalen Politikern geforderten oder angestifteten Volksaufstanden und Ubergriffen gegen Kirchen Klerus und Ordensangehorige sowie zu staatlichen Restriktionen und Verboten kirchlicher Betatigung kam In dieser Tradition stehend verfolgte auch die Regierung der Zweiten Spanischen Republik eine strikt laizistische Politik hob Privilegien der Kirche auf erliess ein Lehrverbot fur religiose Orden und verbot erneut den Jesuitenorden Militant antiklerikale Volksbewegungen zundeten wiederum Kirchen an und griffen Ordensleute und Priester an Fast alle katholischen Kreise standen in fundamentaler Opposition zu dieser Republik Die Confederacion Espanola de Derechas Autonomas wichtigste Vertreterin des politisch rechten Lagers wahrend dieser Zeit war im politischen Katholizismus verortet 19 sie verband christlich konservative mit antirepublikanischen und faschismusahnlichen Elementen 20 Nach seiner Machtergreifung im Spanischen Burgerkrieg 1936 erklarte Francisco Franco den sogenannten Nationalkatholizismus zur Staatsideologie und drangte 1937 die carlistische Comunion Tradicionalista zur Fusion mit der faschistisch nationalsyndikalistischen Falange Espanola de las JONS Als staatstragende Parteiorganisation des franquistischen Staates formte Franco damit die auf seine Person ausgerichteten und ideologisch selbstwiderspruchlichen F E T y de las JONS auch Movimiento Nacional genannt Er stutzte seine Herrschaft auch auf wesentliche Teile des katholischen Klerus Eine bedeutende Rolle fur die Zusammenarbeit zwischen Katholiken und dem nationalspanischen Einheitsstaat spielte zudem die in den 1950er Jahren nach politischem Einfluss strebende katholische Laienorganisation Opus Dei deren Fuhrung dem politischen Katholizismus traditioneller Pragung allerdings ablehnend gegenuberstand Erst nach Francos Tod 1975 bildeten sich nennenswerte Parteien die eine christlich katholische Politik mit dem Bekenntnis zur Demokratie verbanden namentlich die christdemokratische Volksdemokratische Partei Sie verschmolz 1989 mit der von fruheren Exponenten des Franco Regimes bestimmten Alianza Popular und weiteren kleineren Parteien zur konservativen spanischen Volkspartei Lateinamerika Bearbeiten Nachdem der Katholizismus in Lateinamerika lange den bestehenden und traditionell meist weniger demokratischen Herrschafts und Besitzstrukturen nahestand entwickelte sich dort in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts mit der Befreiungstheologie eine Gegenbewegung zu deren bekanntesten Vertretern der als Martyrer seliggesprochene oscar Romero zahlt In der katholischen Soziallehre verwurzelte Parteien waren bzw sind unter anderem die Falange Nacional in Chile die trotz ihres Namens kaum Gemeinsamkeiten mit dem spanischen Falangismus hatte und aufgrund ihres progressiven Wirtschafts und Sozialprogramms in Konflikt mit dem hohen katholischen Klerus stand 21 22 und die aus ihr hervorgegangene Partido Democrata Cristiano de Chile die Partido Republicano Nacional und ihre Nachfolgeparteien des Calderonismo in Costa Rica die konservative Partido Social Cristiano und die eher linke Democracia Popular in Ecuador die Partido Democrata Cristiano in El Salvador die Partido Popular Cristiano in Peru sowie das COPEI in Venezuela Siehe auch BearbeitenListe christdemokratischer Parteien dort besonders Historische katholische und christdemokratische Parteien Literatur BearbeitenKarl Egon Lonne Politischer Katholizismus im 19 und 20 Jahrhundert Neue Historische Bibliothek edition suhrkamp NF 264 Suhrkamp Frankfurt a M 1986 ISBN 3 518 11264 3 Einzelnachweise Bearbeiten Kurt Sontheimer Die Adenauer Ara 4 Auflage dtv Munchen 2005 ISBN 3 423 34024 X S 122 a b Jean Claude Delbreil Le parti democrate populaire Un parti democrate chretien francais de l entre deux guerres In Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2001 S 77 97 auf S 77 Ernst Nolte Der Faschismus in seiner Epoche Action francaise Italienischer Faschismus Nationalsozialismus Piper Munchen 1963 Zeev Sternhell Mario Sznajder Maia Asheri The Birth of Fascist Ideology From Cultural Rebellion to Political Revolution 1994 S 78 91 Dirk Zadra Der Wandel des franzosischen Parteiensystems Die presidentiables in der V Republik Leske Budrich Opladen 1997 S 29 Jean Claude Delbreil Le parti democrate populaire Un parti democrate chretien francais de l entre deux guerres In Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2001 S 77 97 auf S 78 Chemin des memoires Edouard de Castelnau Armeeministerium Frankreichs Suzanne Krause Frankreich Politisch missachtete Katholiken machen Politik Deutschlandfunk Sendung Tag fur Tag 26 September 2016 Angelo Gambasin 1958 Il movimento sociale nell Opera dei congressi 1874 1904 contributo per la storia del cattolicesimo sociale in Italia S 20 online Angelo Gambasin 1958 S 21 Reimut Zohlnhofer Das Parteiensystem Italiens In Die Parteiensysteme Westeuropas VS Verlag Wiesbaden 2006 S 275 298 auf S 276 Riccardo Nanini An Werke glauben Theologie Politik und Wirtschaft bei der Compagnia delle Opere Lit Verlag Berlin Munster 2010 S 159 160 Riccardo Nanini An Werke glauben Theologie Politik und Wirtschaft bei der Compagnia delle Opere Lit Verlag Berlin Munster 2010 S 168 a b Detlef Pollack Gergely Rosta Religion in der Moderne Ein internationaler Vergleich Campus Verlag Frankfurt New York 2015 S 178 a b Helena Dawes Catholic Women s Movements in Liberal and Fascist Italy Palgrave Macmillan Basingstoke Hampshire New York 2014 S 17 18 Carlo Masala Die Democrazia Cristiana 1943 1963 Zur Entwicklung des partito nazionale In Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2001 S 348 369 auf S 355 Ferdinand A Hermens Verfassungslehre Westdeutscher Verlag Opladen 1968 S 451 Dieter Kruger Sicherheit durch Integration Die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit Westeuropas 1947 bis 1957 58 Oldenbourg Munchen 2003 S 79 Martin Blinkhorn Democracy and Civil War in Spain 1932 1939 Routledge 2002 S 15 Paul Preston The Spanish Civil War Reaction Revolution and Revenge 3 Auflage Norton New 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