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Der Carlismus auch Karlismus ist eine monarchistische politische Stromung in Spanien deren Anhanger die Legitimitat der Thronfolge der spanischen Konigin Isabella II 1833 1868 bestreiten und fur das Thronrecht ihres Onkels Carlos Maria Isidro von Bourbon beziehungsweise der ihm nachfolgenden Thronpratendenten aus seiner dynastischen Seitenlinie eintraten die mit Alfonso Carlos von Bourbon im mannlichen Zweig 1936 ausstarb Dies fuhrte allerdings nicht zum Ende der carlistischen Bewegung Seit 1952 favorisiert eine Mehrheit der Carlisten die Thronanwarter aus der auf Francisco Javier von Bourbon Parma zuruckgehenden Seitenlinie des Hauses Bourbon Parma Von diesen vordergrundigen dynastischen Zielen abgesehen bildeten die Carlisten uber lange Zeit eine der Hauptparteien in dem innerspanischen Kulturkampf der sich von der napoleonischen Besatzung bis zum Spanischen Burgerkrieg von 1936 hinzog und in immer neuen Burgerkriegen ausgefochten wurde von denen die sogenannten Carlistenkriege ein Teil waren In diesem Kulturkampf standen die Carlisten mit ihrer reaktionar absolutistischen entschieden katholischen und auf die traditionellen partikularistischen Sonderrechte der spanischen Einzelreiche und Regionen bedachten Weltanschauung gegen die zentralistischen liberalen Ideen jener Krafte auf die sich die isabellinische Monarchie stutzte Die personellen kulturellen und ideologischen Verbindungen zwischen der carlistischen Bewegung und weiteren konservativen politischen Stromungen in Spanien wie dem katholischen Integralismus dem Franquismus und dem partikularen Nationalismus sind vielschichtig und nicht widerspruchsfrei Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der carlistischen Bewegung 1 1 Der Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten 1 2 Die Pragmatische Sanktion und die Nachfolge Isabellas II 2 Die Carlistenkriege 2 1 Der Erste Carlistenkrieg 1833 1840 2 1 1 Ziele des Ersten Carlistenkriegs 2 1 2 Ablauf des Ersten Carlistenkriegs 2 2 Der Krieg der Matiners Zweiter Carlistenkrieg von 1847 bis 1849 2 3 Die Invasion von Tortosa 2 4 Der Dritte Carlistenkrieg 1872 1876 2 5 Bilanz der Carlistenkriege 3 Die Carlisten von 1875 bis 1975 3 1 Die Carlisten in der Zeit des alfonsinischen Konigtums 3 2 Die Carlisten und die Zweite Republik 1931 1936 3 3 Die Carlisten im Spanischen Burgerkrieg 3 4 Die Carlisten in der Zeit des Franquismus 4 Die Carlisten nach 1975 5 Politische und gesellschaftliche Ziele des Carlismus 5 1 Allgemeines 5 2 Verhaltnis von Kirche und Staat 6 Symbole des Carlismus 7 Die carlistischen Pratendenten 7 1 Erste carlistische Dynastie 7 2 Zweite carlistische Dynastie 7 3 Weitere Pratendenten 7 4 Triest Sitz und Grablege der carlistischen Pratendenten 8 Siehe auch 9 Literatur 9 1 Zeitgenossische Darstellung 9 2 Fachliteratur 9 3 Belletristik 10 Weblinks 11 Einzelnachweise und FussnotenEntstehung der carlistischen Bewegung BearbeitenDer Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten Bearbeiten 1808 hatte Spanien vor Napoleon I kapituliert konnte ihn und seine Herrschaft aber in einem grausamen Guerillakrieg mit englischer Unterstutzung vertreiben Dieser Widerstand gegen die franzosische Besatzung ging nicht vom Konig aus vielmehr hatte das Volk in Ermangelung funktionierender zentraler politischer Institutionen selbst Juntas und Rate zur Organisation der Verteidigung gegen die bonapartistische Besatzung ins Werk gesetzt Als die Cortes Generales im Jahr 1810 in Cadiz zusammentraten um eine Verfassung zu beschliessen waren sie ebenso wenig vom Konig einberufen worden Diese Erfahrungen machten auf grosse Teile des spanischen Volks bleibenden Eindruck nbsp Ferdinand VII Ferdinand VII bestieg den spanischen Thron und versuchte trotz aller zwischenzeitlich eingetretenen Ereignisse an den Cortes vorbei absolutistisch weiterzuregieren Eine liberale Verfassung wurde 1820 infolge eines pronunciamiento von der Armee erzwungen wobei die Inquisition abgeschafft und erneut die Cortes einberufen wurden Die liberale Mehrheit in den Cortes setzte zunachst neben einem Presse und Vereinsgesetz auch die Aufhebung der Kloster bis auf vierzehn und die Unterwerfung der Geistlichkeit unter die staatliche Besteuerung durch Als die radikalen Liberalen die Exaltados denen nach Salvador de Madariaga die weise Kunst des Wartens ab ging 1 1822 die Mehrheit in den Cortes erlangten beschlossen sie eine Reihe weiterer radikaler Gesetze deren Umsetzung jedoch der Konig ihre Umsetzung nach Moglichkeit behinderte und die Stimmung im Volk dieses radikale Vorgehen nicht guthiess Doch schon drei Jahre nach der Wiederannahme der Verfassung dem Liberalen Triennium oder wie die Absolutisten sie nannten den drei sogenannten Jahren wurde diese Verfassung durch eine von Ferdinand selbst herbeigerufene franzosische Invasion der Hunderttausend Sohne des heiligen Ludwig wieder kassiert Louis XVIII von Frankreich wollte mit seiner Intervention allerdings den Absolutismus nicht wiederherstellen sondern hatte Ferdinand VII das Versprechen abgenommen seinem Volk eine charte also ein gemassigtes Grundgesetz einzuraumen Als Ferdinand sich nicht daran hielt bestand Louis um sein Gesicht wahren zu konnen darauf dass wenigstens die Inquisition nicht wieder eingerichtet werden durfe und veranlasste Ferdinand seinen Kirchenminister Victor Damian Saez 1776 1839 zu entlassen Im weiteren Kampf um eine Verfassung standen sich als Kontrahenten im Wesentlichen die liberale sehr stark freimaurerisch gepragte und die Ideen der Franzosischen Revolution favorisierende Armee und die konservativ eingestellte Kirche gegenuber Die Positionen beider Parteien waren unvereinbar Die konservative Partei war vom hergebrachten Bild des Konigs uberzeugt welcher sein Amt von Gottes Gnaden hielt und als Gottes Schild und Schwert auf Erden wirkte Indem der Monarch Souveran war war Gott der Souveran Monarchismus und Religion waren fur die Absolutisten und zumal fur die spanischen untrennbar ineinander verschrankt Daher war eine vertragliche Vereinbarung welche das Verhaltnis des Monarchen zu seinem Volk zu regeln unternahm nach ihrem Empfinden zugleich eine Majestatsbeleidigung und eine Gotteslasterung Der Konig schwor einen Eid bei seiner Kronung und ebenso schwor er oder vielmehr sein Vertreter im Falle etwa des Baskenlands unter der Eiche von Guernica die alten Vorrechte der nichtkastilischen Regionen zu achten Die Absolutisten sahen demgemass keinen Vorteil darin eine Verfassung welche Menschenwerk war und mit einem Federstrich geandert werden konnte dem unabanderlichen und vor Gott geschworenen Eid vorzuziehen Das spanische monarchische Ideal stand hierbei weniger nach dem bourbonischen Absolutismus franzosischen Vorbilds nach Art einer Regierung des nostre bon plaisir sondern Salvador de Madariaga zufolge weit eher nach der Regierungsweise der Habsburger welche darin bestand politische Ideen und Institutionen wie vor allem den spanischen Konig in einer Weise in Personen verkorpert zu sehen dass alle Verehrung alle etwaigen religiosen Attribute nicht der Person sondern dem Amt zukamen Dem Amt des Konigs war Ehrfurcht geschuldet soweit und solange er es pflichtgemass ausfullte und somit als christlicher Konig anzusehen war 2 Selbst von dieser religiosen Komponente abgesehen bedeutete eine Verfassung der von den liberalen Kraften vorgesehenen Art die Errichtung eines Zentralstaats nach franzosischem Vorbild was die Absolutisten ablehnten Spanien war von jeher einem Staatenbund ahnlicher als einem Staat 3 Gemeinsame Institutionen aller Landesteile waren im Wesentlichen nur der Konig in Kastilien und die katholische Kirche gewesen wahrend die Regionen ihre eigenen Institutionen und ihr althergebrachtes Sonderrecht gepflegt hatten Die Liberalen dagegen empfanden das geistige Klima in Spanien welches dem freien Gedanken und freien Wort entgegenstand als druckend und arm Sie sahen mit Bedauern dass ihr Land bereits seit langem von Europa isoliert war und nach ihrem Empfinden in seiner geistigen Entwicklung anderen Nationen nachstand Aus diesem Grund standen sie fur die Ideale der Franzosischen Revolution ein und wunschten dass diesen auch in ihrem Lande zum Durchbruch verholfen werden sollte Bereits seit dem 18 Jahrhundert in Freimaurerlogen organisiert vertrat 1810 beim Zusammentreten der Cortes von Cadiz die absolute Mehrheit der Abgeordneten dieser Versammlung eine liberale Politik Das Liberale Triennium war vor allem das Werk der spanischen Freimaurerei gewesen In diesen drei Jahren verbreiteten sich die Logen in einem Masse dass sie zur fuhrenden Kraft des Mittelstands wurden Von da an stellten die Logen der Liberalen die Internationale des revolutionaren Mittelstandes in ihrem Kampf gegen feudale und religiose Institutionen 4 dar Im Militar ubten die Liberalen einen besonders starken Einfluss aus und viele pronuniciamientos der folgenden Jahrzehnte waren auf die Tatigkeit von Angehorigen der Militarlogen zuruckzufuhren Nach den Vorstellungen der Liberalen sollte Spanien wie andere europaische Lander es bereits getan hatten sein Verhaltnis zum Konig nach Art eines Gesellschaftsvertrags regeln und zum Vorteil aller die Befugnisse des Monarchen der Cortes und anderer Verfassungsorgane klar festlegen Zu einer nach liberaler Auffassung uberfalligen Reform des spanischen Staatswesens gehorte die Ordnung und Straffung der unubersichtlichen staatsrechtlichen Konstruktion des Landes Die Pragmatische Sanktion und die Nachfolge Isabellas II Bearbeiten nbsp Jugendbild Carlos V Die Zeichen die einen ernsten Konflikt zwischen Absolutisten und Liberalen ankundigten mehrten sich bereits zu Lebzeiten Ferdinands Wahrend seiner weiteren absolutistischen Herrschaft bildete sich bei den Anhangern des Absolutismus unter Fuhrung Victor Saez eine radikale Gruppe die sogenannten Apostolicos welche die Wiedereinfuhrung der Inquisition forderten Die Apostolicos waren gluhende Anhanger Don Carlos des Bruders Ferdinands Infante Carlos Maria Isidro hatte sich durch besondere Frommigkeit und strikten Antiliberalismus hervorgetan Diese Gruppe kann als ein Vorlaufer des Carlismus angesehen werden In den Jahren zwischen der Aufhebung der Verfassung und der spateren Wiederannaherung Ferdinands an die Liberalen um 1830 hatte dieser Kreis um Carlos erhebliche Macht inne So konnten die Apostolicos die Entlassung mehrerer Minister durchsetzen wenngleich auch nicht die Wiedereinfuhrung der Inquisition da die franzosischen Besatzungstruppen im Lande die bis ins Jahr 1828 in Spanien verblieben die Umsetzung einer solchen Massnahme einstweilen nicht ratsam erscheinen liessen Auch die Liberalen radikalisierten sich immer mehr und wurden antiklerikal mit einer besonderen Abneigung gegen Ordensgeistliche Fur religiose Belange hatten sie wenig Verstandnis und wollten auch keines aufbringen Vielmehr fassten sie die Religion und den Klerus als ernstes und in dem Masse in dem sie radikaler wurden als zu beseitigendes Hindernis fur die Errichtung eines modernen und freien Spaniens auf Die Bruchstelle des kunftigen Konflikts der zwei Teile der spanischen Gesellschaft zeichnete sich schon 1830 ab Don Carlos der Bruder Ferdinands dessen Gesundheit sich unter seiner ausschweifenden Lebensfuhrung immer weiter verschlechterte und der heftig unter der Gicht litt beanspruchte die Nachfolge des Konigs dem in seinen vier Ehen kein Sohn geschenkt worden war Die Apostolicos gaben sich in anmassender Weise siegesgewiss und sahen in Carlos allzu offen den kunftigen Konig Bereits im Zuge eines Aufstands der 1827 Katalonien erfasste und der von einer weiteren radikalabsolutistischen Gruppe initiiert worden war die sich Agreugats Gekrankte nannte wurde Carlos zum Konig ausgerufen Ferdinand ging jedoch mit Entschlossenheit gegen diese Bewegung vor und Carlos musste abwinken um nicht den Vorwurf des Hochverrats zu riskieren Ferdinand hatte seine einzige Tochter Isabella II 1830 im Rahmen einer Pragmatischen Sanktion Pragmatica Sancion unter Abschaffung der Salischen Erbfolge und Ruckkehr zur alten spanischen Erbfolge als Thronerbin bestimmt Dies geschah indem Ferdinand einen 1789 von den Cortes eingebrachten Antrag auf Herstellung der alten Thronfolgeregelung den der damalige Konig Carlos IV nicht als Gesetz hatte verkunden lassen und der seitdem ruhte mehr als 40 Jahre spater nachtraglich genehmigte nbsp Isabella II als ErwachseneDie in Spanien von Konig Philipp V im Jahr 1713 eingefuhrte Salische Erbfolge sah die Thronfolge von Frauen nur dann vor wenn mannliche Thronerben auch in keiner Seitenlinie mehr vorhanden waren Philipp V erster spanischer Bourbone hatte diese Thronfolgeregelung am 13 Mai 1713 auf Druck der ubrigen europaischen Machte nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs anstelle der auf das Konigreich Kastilien zuruckgehenden Regelung eingefuhrt Damit sollte verhindert werden dass die beiden bourbonischen Kronen Spaniens und Frankreichs in einer Hand vereinigt werden konnten Um diese Pragmatische Sanktion die unter Abkehr vom Salischen Gesetz die Thronfolge Isabellas vorbereitete im eigenen Lande umsetzen zu konnen machte Ferdinand den Liberalen Zugestandnisse etwa indem er die Regierung auswechselte und ein gemassigt absolutistisches Kabinett berief Die Liberalen die einer Thronfolge Carlos mit Schrecken entgegensahen waren unter diesen Umstanden gerne bereit Isabella als Prinzessin von Asturien anzuerkennen Carlos sah die Gefahr und nachdem ein Anschlag seiner Anhanger auf das Leben des Konigs erfolglos geblieben war presste man dem 1832 schwer erkrankten Ferdinand den Widerruf der Pragmatischen Sanktion ab welche er nach seiner Genesung allerdings umgehend zurucknahm Ferdinand sollte recht behalten als er im Jahre 1832 den folgenden Vergleich zog Spanien ist eine Bierflasche und ich bin der Pfropfen Wenn ich herausspringe wird sich der gesamte Inhalt in Gott weiss welche Richtung ergiessen 5 Bereits unmittelbar nach Ferdinands Tod im Jahr 1833 entzundete sich der unablassige Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten der bereits seit vielen Jahren an einen Burgerkrieg grenzte an der Frage der Nachfolge Ferdinands Don Carlos sah Isabellas Thronfolge als Raub seiner Thronanspruche an wofur er durch Ferdinand nach Portugal ausgewiesen wurde Er wurde von der Kirche und regionalen Autonomisten des Nordens und Nordostens unterstutzt Als die Cortes der dreijahrigen Isabella huldigten und die Koniginmutter Maria Cristina die Regentschaft ubernahm fuhrte der Aufruf des Bischofs von Leon und der Jesuiten zu den Waffen zu greifen zur Sammlung der Absolutisten unter dem Banner Don Carlos der sich selbst zum rechtmassigen Konig erklarte und damit zur Entstehung der Carlistenbewegung und sofort zu offenem Kriegszustand in Spanien Die Carlistenkriege BearbeitenAlle drei carlistischen Kriege begannen als Guerillakriege und regulare Armeeeinheiten fanden sich in keinem Falle von Beginn an auf carlistischer Seite In allen Fallen standen sich auch in den carlistischen Hochburgen die von unabhangigen Kleinbauern gepragten landlichen Gebiete und die mit wenigen Ausnahmen weitgehend liberal gesinnten Stadte gegenuber Nur der Dritte Carlistenkrieg war eine von planender Hand eingeleitete Erhebung die anderen begannen als Aufstande Bald entstanden jeweils mehr oder weniger zusammenhangende und sich bekampfende carlistische und regierungstreue Territorien mit einer Frontlinie und Armeen Hierbei bildete die territoriale Basis der Carlisten insbesondere Navarra die Rioja das Baskenland Katalonien und der nordliche Teil der Provinz Valencia jeweils bald eigene staatliche Strukturen heraus 6 mit Ausnahme des zweiten Carlistenkrieges in welchem das nicht der Fall war Der Erste Carlistenkrieg 1833 1840 Bearbeiten nbsp Maria Christina von Bourbon und beider Sizilien Regentin 1833 1840Der Erste Carlistenkrieg ein erster spanischer Burgerkrieg und zusammen mit den weiteren Carlistenkriegen der letzte grossere europaische Konflikt mit dem Ziel der Inthronisierung eines Pratendenten brach am 5 Oktober 1833 nur sechs Tage nach Ferdinands Tod mit einem Aufstand in den drei baskischen Provinzen aus Von hier breitete er sich uber Navarra die Rioja Aragon Katalonien Valencia und sogar Teile der Extremadura und Andalusiens aus Die Carlisten konnten in Nordspanien abgesehen von den Festungen des Gebiets vorubergehend ihre eigene Herrschaft aufrichten Die Kampfhandlungen zogen sich uber volle sieben Jahre bis 1840 hin Ziele des Ersten Carlistenkriegs Bearbeiten Der Erste Carlistenkrieg hat viele Facetten und wurde von beiden Seiten aus vielen Motiven heraus gefuhrt Es handelte sich bei diesem Krieg um einen Krieg um die Verteidigung der Religion und des Klerus einen Krieg um die Macht in Spanien und die kunftige Verfasstheit des Landes und um einen Sezessionskrieg derjenigen spanischen Randgebiete die auf carlistischer Seite standen vor allem aber handelte es sich um einen Kulturkampf zwischen Staat und Kirche Die spanischen Liberalen und das Militar als Cristinos oder auch Isabelinos bezeichnet arbeiteten auf eine entschiedene Forcierung eines zentralistischen Aufbaus des Staats und die Unterordnung der Kirche unter den Staat hin Sie kampften fur den Anspruch Kastiliens auf die Herrschaft uber die ganze iberische Halbinsel und somit auch gegen die Sonderrechte der Randgebiete Die Regentin Maria Cristina von Sizilien und ihre Tochter Isabella hatten keine andere Wahl als sich vollends auf diese in sich heterogenen Gruppierungen welche man unter der Bezeichnung der konstitutionellen Monarchisten zusammenfassen konnte zu stutzen wenn sie politisch uberleben wollten Der Preis der Unterstutzung durch die Liberalen die Ausarbeitung und Verkundung einer Verfassung fur Spanien stand von vornherein fest wenngleich dieser nicht Maria Cristinas Uberzeugung entsprach Die selbst absolutistisch gesinnte Koniginmutter wurde lediglich durch Carlos Angriff im Norden daran gehindert die Liberalen umgehend wieder aus dem Zentrum der Macht zu vertreiben Da sich die Absolutisten selbst im Wege standen triumphierten die Liberalen 1834 verfugte die Regentin Maria Cristina einen koniglichen Freibrief Spanien war damit praktisch zu einer konstitutionellen Monarchie geworden 1836 zwang der Aufstand eines Armeeregiments welches nach dem Konigspalast zog Maria Cristina endgultig zur Anerkennung der Verfassung von 1812 nbsp Carlos V Eine konstitutionelle Monarchie wollten vor allem diejenigen eigenstandigen spanischen Randgebiete wie vor allem das Baskenland eben verhindern welche ihre alten Rechte weitgehend ungeschmalert hatten bewahren konnen und nun nicht nur um ihre Autonomie sondern auch um ihren Bestand als geschichtlich gewachsene territoriale Einheiten zu furchten hatten Nur durch Carlos glaubten diese Regionen mit ihrem traditionellen Sonderstatus innerhalb Spaniens ihre Rechte die fueros bewahren zu konnen Diese fueros bestanden etwa im Baskenland wo sie seit jeher am weitreichendsten gewesen waren in einem eigenen Parlament in Guernica einem eigenen Munzwesen sowie in einer eigenen Verwaltungs Zoll und Steuerhoheit und in der Befreiung vom spanischen Militardienst Ohne baskische Erlaubnis durften die Truppen des Konigs ihr Land nicht passieren Die Gebiete welche sich auf Carlos Seite stellten waren darum namentlich Navarra Aragon Katalonien die landlichen Gebiete des Baskenlandes und selbst Teile Altkastiliens Nach carlistischem Empfinden war selbst der durch die Bourbonen herbeigefuhrte staatsrechtliche Zustand zu zentralistisch und daher zu uberwinden So verlangte Katalonien welches kaum noch eigene fueros hatte seine alten Rechte zuruck Diese waren ihm vom ersten Bourbonenkonig nach dem Spanischen Erbfolgekrieg genommen worden weil es sich unter den Schutz Frankreichs gestellt hatte Eine Verfassung aber drohte infolge der zentralistischen und uniformistischen Bestrebungen der Liberalen Spanien unwiderruflich zu einem Zentralstaat umzuwandeln Und in der Tat beschlossen die Liberalen im Real Decreto de 30 de noviembre 1833 7 nach franzosischem Vorbild die Aufteilung Spaniens in Provinzen womit die alten Gliedstaaten des spanischen Staats von der Landkarte verschwinden sollten Die Frage nach der kunftigen Verfasstheit aber fuhrte zwangslaufig zu einem Kulturkampf des Staates gegen die Kirche Das alte System war von der Kirche nicht zu trennen und ohne sie nicht einmal zu denken da abgesehen vom Amt des Konigs die Kirche in der Vergangenheit die einzige gesamtspanische Institution gewesen war Sie war der Kitt zwischen dem halben Dutzend ansonsten unabhangiger Staaten aus denen sich Spanien zusammensetzte und die unter der Herrschaft der Habsburger allesamt ihre eigenen Verwaltungen ihre eigenen Cortes und eigene Gesetze gehabt hatten Hieran hatte sich auch unter den Bourbonen nichts Grundlegendes geandert obgleich diese mit Antritt ihrer Herrschaft den Gliedstaaten mit Ausnahme des Baskenlands die fueros weitgehend genommen hatten Diese staatliche Verfasstheit stand und fiel mit der Stellung und der Macht der Kirche Daher kann gesagt werden dass die Carlisten die Waffen fur die Selbstbehauptung der Kirche innerhalb des spanischen Staats ergriffen Ablauf des Ersten Carlistenkriegs Bearbeiten nbsp Tomas de ZumalacarreguiAn der Spitze der carlistischen Truppen der so genannten Requetes stand Tomas de Zumalacarregui aus Ormaiztegi in Guipuzcoa der sich bereits 1820 auf die Seite der Gegner des liberalen Trienniums geschlagen hatte Er formte aus den zunachst schlecht ausgebildeten und bewaffneten carlistischen Kampfern eine regulare Armee Hierzu war er zunachst weitgehend auf von den Regierungstruppen erbeutetes Material angewiesen da die Regierung die spanischen Hafen und damit die Nachschubwege der Carlisten blockierte Zu Beginn des Ersten Carlistenkriegs konnten die Carlisten trotz dieses Nachteils beachtliche Erfolge erzielen und wahrend der meisten Zeit sahen sich die Regierungstruppen die sich zumeist aus unmotivierten und knapp gehaltenen Eingezogenen unter der Fuhrung eines oft wenig fahigen Offiziersstabs zusammensetzten in der Defensive Zumalacarregui kontrollierte bald ganz Navarra und das ganze Baskenland mit Ausnahme der Festungen Damit zog er sich allerdings den Argwohn des Pratendenten zu welchen das gewaltige Ansehen das Zumalacarregui bei den Soldaten genoss in Sorge versetzte Die Grauel welche die einander mit grosser Unerbittlichkeit gegenuberstehenden Parteien sich gegenseitig wie auch unbeteiligten Zivilisten zufugten waren von einer solchen Grausamkeit dass andere europaische Machte Cristinos und Carlisten im Rahmen des Lord Elliot Agreement zur Einhaltung gewisser Standards der Kriegfuhrung bewegen mussten Carlos hatte bereits zu Beginn der Feindseligkeiten verfugt dass jeder Spanier der sich nicht unter seinem Carlos Kommando erhebe ungeachtet aller Grunde welche er dafur auch anfuhren mochte zu toten sei Dem entsprach spater das Dekret von Durango wonach alle aufgegriffenen auslandischen Kombattanten der Gegenseite ohne weiteres zu erschiessen waren Da die Carlisten nicht auf die staatliche Infrastruktur zuruckgreifen konnten sondern sich aus dem Lande versorgen mussten richteten sich mit der Zeit Gewalttatigkeiten von zu Banden herabgesunkenen carlistischen Freischarlern auch gegen die spanische Bevolkerung und viele militarische Aktionen wurden hauptsachlich zu dem Zweck durchgefuhrt Geld aus der Bevolkerung zu pressen Die Cristinos hingegen nahmen den Ausbruch der Cholera wahrend des Krieges zum Anlass zu verbreiten die Monche hatten die Brunnen vergiftet Als der Mob das Feindbild begeistert aufgriff und die Kloster sturmte kamen uber hundert katholische Ordensleute ums Leben Zwei Jahre nach Kriegsausbruch im Juli 1835 liess die Regentin die Gesellschaft Jesu verbieten und schloss ausserdem im Oktober desselben Jahres auf Betreiben des Bankiers und spateren Premierministers Juan Alvarez Mendizabal durch ihr ley desamortizado eine Anzahl von Konventen Was ein Akt der Beschwichtigung der kirchenfeindlichen stadtischen Massen sein sollte wurde im Gegenteil zu einem bis dahin beispiellosen Klostersturm Hunderte von Klostern wurden niedergebrannt und zahlreiche Ordensangehorige und Kleriker verloren ihr Leben Die Gewaltausbruche gegen den Klerus haben viel zur Bitterkeit zwischen den spanischen Parteien beigetragen und wurden ein Leitmotiv des spanischen Kampfes der Liberalen gegen die Konservativen das uber die Semana Tragica bis hin zum Spanischen Burgerkrieg noch oft neu inszeniert werden sollte 1835 schien die Sache der Cristinos verloren zu sein Zumalacarregui kontrollierte fast ganz Spanien nordlich des Ebro und seine Armee umfasste 30 000 Mann deren Kampfkraft und Moral weit besser war als die der Regierungstruppen In Andalusien drang der carlistische General Gomez vor Zumalacarregui plante nun seine Krafte zusammenzuziehen und direkt auf Madrid zu marschieren ein Plan der wenn er umgesetzt worden ware gute Aussichten gehabt hatte dem Pratendenten die Kontrolle uber die Hauptstadt zu verschaffen Carlos V wunschte allerdings zur Losung der Nachschubfrage zunachst die Kontrolle uber einen Seehafen zu erlangen und so wurde Zumalacarregui angewiesen Bilbao zu belagern Zumalacarregui zog sich hierbei am 14 Juni 1835 eine an sich ungefahrliche Wunde an seiner Wade zu als er von einer verirrten Kugel getroffen wurde Er verlangte nach seinem englischen Leibarzt der diese Wunde wohl unschwer hatte kurieren konnen doch sandte ihm Carlos seine eigenen Arzte unter deren Behandlung Zumalacarregui am 24 Juni 1835 starb Unter den Carlisten wurden deshalb Geruchte laut dass Zumalacarregui vergiftet worden sei Der Erste Carlistenkrieg zeigt auch insoweit Parallelen zum Spanischen Burgerkrieg von 1936 als sich auf beiden Seiten gewissermassen Internationale Brigaden zeigten Beide Parteien des gerade in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Carlistenkriegs in Portugal ebenfalls zwischen Liberalen und Absolutisten ausgetragenen Miguelistenkriegs griffen in den Krieg ein um der jeweils eigenen Sache auf der spanischen Seite beizustehen Auf carlistischer Seite bildeten portugiesische Einheiten sogar eine eigene Kompanie Ferner galt die Sympathie der Heiligen Allianz der Carlistenbewegung Unter den deutschen Freiwilligen war August von Goeben der es bis zum Oberstleutnant der Carlisten brachte Auch einige englische Freiwillige schlossen sich den Carlisten an und manche englische Tories lieferten Waffen und erschienen zu Besuchen in Carlos Lager wobei sie aber nach Verkundung des Dekrets von Durango ihre Hilfe wieder einstellten 8 Auf der Seite der spanischen Regierung hingegen griffen britische Hilfstruppen mit fast 10 000 Mann und die franzosische Fremdenlegion unter Colonel Bernelle in die Kampfe ein Die Fremdenlegion verzeichnete jedoch so viele Deserteure dass die Carlisten aus ihnen eine eigene Truppe die sogenannten Argelinos aufstellen konnten Fur die Cristinos erfocht die franzosische Fremdenlegion die Siege von Terapegui 1836 und Huesca 1837 Nach Ende des Ersten Carlistenkriegs hatte die Fremdenlegion die Halfte ihrer Mannschaft verloren Im Jahr 1837 erschienen die Carlisten unter der Fuhrung Carlos V schliesslich noch vor Madrid Allerdings blieb der erhoffte Aufstand in der Stadt aus und die Hauptstadt konnte nicht genommen werden In diesem Jahr gelang am 14 Oktober dem christinischen General Baldomero Espartero der Sieg in der Entscheidungsschlacht von Huerta del Rey wonach er Schritt fur Schritt die nordlichen Provinzen wieder unter Regierungskontrolle zu bringen begann Zugleich begann sich Uneinigkeit im carlistischen Lager auszubreiten Der carlistische General Maroto der erst Jahre nach Ausbruch des Ersten Carlistenkriegs zu den Carlisten gestossen war geriet wegen seiner gemassigten Haltung mit den Apostolicos in Konflikt was mit der von ihm angeordneten Erschiessung der apostolischen Generale endete nbsp Convenio de VergaraBeendet wurde der Erste Carlistenkrieg als sich Ermudungserscheinungen auf beiden Seiten zeigten Die Kommandeure der sich gegenuberstehenden Seiten namlich auf Seite der Carlisten General Rafael Maroto der die Rache der Apostolico furchtete und auf der Seite der Cristinos General Baldomero Espartero waren von ihrer fruheren Tatigkeit in Sudamerika her miteinander bekannt und befreundet Beide Generale einigten sich am 31 August 1839 in einem freundschaftlichen Gesprach dem so genannten abrazo de Vergara Verbruderung von Vergara uber die Kopfe der Regentin und des Pratendenten hinweg auf eine Einstellung der Kampfhandlungen 9 woraufhin eine Anzahl der carlistischen Regimenter die Waffen niederlegte Obwohl der abrazo und seine geheimen Waffenstillstandsvereinbarungen von zahlreichen anderen Carlisten als Verrat angesehen wurde ging Don Carlos auf Druck Marotos am 15 September 1839 ins Exil auf das Schloss Bourges in Frankreich Dort lebte er noch jahrelang in halber Gefangenschaft bis er 1845 auf seinen Thronanspruch verzichtete Die Kampfe erstarben allmahlich und als der letzte Widerstand des Generals Cabrera durch dessen Vertreibung nach Frankreich am 15 Juli 1840 erstickt werden konnte hatten die Liberalen die Oberhand behalten Den Basken wurde nach dem Ersten Carlistenkrieg ein bedeutender Teil ihrer fueros genommen Sie behielten jedoch die Steuer und Zollhoheit und man nahm sie weiterhin vom Militardienst aus Der Sieg der liberalen Seite war allerdings davon abgesehen dass der Konflikt zwischen Absolutisten und Liberalen nicht endgultig entschieden und keineswegs ausgeraumt war nicht ganz vollstandig da den aufstandischen Provinzen weiterhin die alten Vorrechte zugesichert wurden und den meuternden carlistischen Offizieren der Ubertritt in die Reihen der spanischen Armee unter Wahrung ihres Dienstgrads und ihrer vollen Bezuge erlaubt wurde Diese Losung legte fur mehr als ein volles Jahrhundert den Grund fur den krassen Offiziersuberhang in der spanischen Armee und damit fur ihren Pratorianismus und die unablassige Serie von Staatsstreichen Pronunciamientos ausgefuhrt von einem General nach dem anderen einmal zugunsten der Liberalen im nachsten Augenblick zugunsten der Konservativen 10 von welchen Spanien bis hin zum Spanischen Burgerkrieg geplagt wurde Aus dem Ersten Carlistenkrieg ging letzten Endes der General Espartero als lachender Dritter und als Sieger hervor Er trieb 1841 die nach uberstandener Gefahr sich umgehend wieder den reaktionaren Kraften zuneigende Koniginmutter vorubergehend ebenfalls ins Exil und wurde bis 1843 und nochmals ab 1854 zum starken Mann Spaniens Der Krieg der Matiners Zweiter Carlistenkrieg von 1847 bis 1849 Bearbeiten nbsp Ramon Cabrera Daguerreotypie von William Edward Kilburn 1818 1891 1850Im Jahr 1845 kamen die Carlisten ihren Ambitionen am nachsten als Heiratsplane zwischen dem Pratendenten Carlos VI mit Isabella fast zum Erfolg gefuhrt hatten Die Plane zerschlugen sich allerdings weil Ludwig Philipp von Frankreich einem seiner Sohne auf den spanischen Thron verhelfen wollte Er konnte sich insoweit durchsetzen als die Hochzeit des betreffenden Sohns stattdessen mit Isabellas Schwester Luise geschlossen wurde und Isabella am 10 Oktober 1846 ihren schwachlichen Vetter Franz d Assisi Maria Ferdinand zu heiraten hatte von dem angenommen wurde dass er korperlich nicht in der Lage war einen Erben hervorzubringen Die Carlisten jedenfalls fuhlten sich ubergangen und von 1847 bis 1849 schloss sich mit dem Zweiten Carlistenkrieg ein weiterer spanischer Burgerkrieg an Die Zahlung der Carlistenkriege ist uneinheitlich Gelegentlich wird der Krieg der Matiners nicht als eigener Carlistenkrieg in der Reihe gezahlt und der Krieg von 1872 als der Zweite Carlistenkrieg bezeichnet Der Krieg der Matiners auf Katalanisch guerra dels matiners etwa Krieg der Fruhaufsteher bezieht seinen Namen von einer Gruppe von Carlisten die in Katalonien in der Erwartung losschlugen dass sich wie im Ersten Carlistenkrieg die carlistischen Hochburgen ihnen anschliessen wurden als diese tatsachlich jedoch dazu noch nicht bereit waren Der Konflikt spielte sich darum hauptsachlich in Katalonien ab An der Spitze der Truppen stand General Ramon Cabrera y Grino welcher unter den Carlisten Ansehen genoss da er wahrend des ersten Carlistenkriegs auch nach dem abrazo de Vergara die Waffen nicht niedergelegt hatte und darum 1840 von den Cristinos samt seinen Truppen nach Frankreich vertrieben worden war In der Schlacht von Pastoral von 1849 wurde Cabrera verwundet vom Schlachtfeld getragen und floh im April dieses Jahres nach Frankreich wahrend die Regierungstruppen dem Aufstand noch im darauf folgenden Mai ein Ende setzten Ein begrenzter Aufstand der Carlisten fand ferner 1855 statt als der Pratendent Carlos VI zu den Waffen rief aber nur ortlich begrenzte Unruhen auslosen konnte Die Invasion von Tortosa Bearbeiten nbsp Carlos VI Im April 1860 als das Gros des spanischen Heers im Spanisch Marokkanischen Krieg gebunden war suchte Carlos VI die vermeintliche Gunst der Stunde zu nutzen und landete zusammen mit seinem jungsten Bruder Ferdinand und dem Befehlshaber der Balearen namens Ortega in Sant Carles de la Rapita nahe Tortosa Allerdings wurden seine Plane bald zunichtegemacht da sich kaum ein Anhanger zeigte und seine Soldaten sich seinen Befehlen verweigerten Wahrend sein Begleiter Ortega nach der Festnahme Carlos erschossen wurde konnte er selbst sein Leben nur durch formlichen Verzicht auf seine Thronrechte zugunsten Isabellas retten Dieser Umstand und die Folge seiner Abdankung die Pratendentenrolle fiel seinem liberalen Bruder Juan III Carlos zu der den carlistischen Idealen kritisch gegenuberstand fuhrte zu einer bedrohlichen Krise des Carlismus zumal Carlos VI seinen Verzicht nach dem Verlassen Spaniens widerrief da er unter Zwang erwirkt worden sei Damit hatte die carlistische Bewegung bis zu Carlos VI Tod zwei Pratendenten Diese Krise wurde nur dank des Einsatzes der Stiefmutter beider Pratendenten der Prinzessin von Beria uberstanden sie endete erst als Juan 1868 zugunsten Carlos VII zur Abdankung gezwungen wurde Der Dritte Carlistenkrieg 1872 1876 Bearbeiten nbsp Carlos VII in Uniform aus Vanity Fair 1876Im September 1868 wurde Isabella durch einen von Cadiz ausgehenden Staatsstreich des liberalen Generals Juan Prim und des Admirals Topete der sogenannten Revolucion gloriosa des Thrones enthoben weil sie angeblich ihrem carlistischen Beichtvater zu sehr Gehor geschenkt hatte Die Frage ihrer Nachfolge fuhrte indirekt zum Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 Leopold von Hohenzollern Sigmaringen war der spanische Thron angeboten worden wogegen Frankreich protestierte Eine diplomatische Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Preussen eskalierte und schliesslich erklarte Frankreich Preussen den Krieg So wurde schliesslich der Herzog von Aosta Amadeus I zum spanischen Konig ausgerufen der dem unter Spaniens Konservativen als freimaurerisch und atheistisch verschrienen Haus Savoyen auf Spanisch Saboya angehorte Amadeus aber fand es viel zu schwierig Spanien zu regieren 10 und dankte bereits nach kurzer Zeit wieder ab Es folgte die Ausrufung der Ersten Spanischen Republik 11 Februar 1873 Die Carlisten deren Selbstbewusstsein sich nach dem Fall Isabellas und infolge der Unterstutzung durch Papst Pius IX sehr gehoben hatte stellten als regulare politische Partei in den Cortes 1871 etwa 90 Abgeordnete womit sie bei weitem die starkste konservative Kraft waren 1872 fanden Wahlen statt sie endeten damit dass die Carlisten erhebliche Stimmverluste hinnehmen mussten Der Pratendent Carlos VII gelangte zu der Uberzeugung den Thron nur durch Waffengewalt besteigen zu konnen und richtete am 15 April ein Manifest an seine Anhanger So entfesselte er den Dritten Carlistenkrieg der sich bis in das Jahr 1876 hinzog Am 14 April 1872 rief Carlos zum allgemeinen Aufstand auf In Navarra und im Baskenland erhoben sich die Carlisten und aus Frankreich stiess der Pratendent hinzu Hinzu kam dass sich mehrere Stadte des Sudens die Verwirrung nutzten und sich fur unabhangig erklarten Am 4 Mai 1872 gerade zwei Tage nach Eintreffen des Pratendenten in Spanien kam es in Navarra zur ersten grosseren Schlacht als Regierungstruppen unter der Fuhrung des Generals Domingo Moriones in Oroquieta eine ungleich grossere Zahl von Carlisten schlugen wobei Carlos aber uber Roncesvalles die Flucht nach Frankreich gelang Die baskischen Carlisten legten vorubergehend die Waffen nieder Nun erhob sich jedoch Katalonien von wo aus die Rebellion erneut auf Navarra und das Baskenland ubergriff Eine carlistische Armee deren Mannschaftsstarke 50 000 Mann betrug wurde bis 1873 auf die Beine gestellt nbsp Carlos VII Bildmitte 1873 inmitten seiner TruppenAls Konig Amadeus am 11 Februar 1873 dem Thron entsagte wurde die Erste Spanische Republik ausgerufen welche den Kampf gegen die Carlisten fortfuhrte Erst jetzt am 15 Juni wagte sich Carlos sich von Bayonne kommend wieder auf spanischen Boden um am 2 August in Gernika auf die baskischen Fueros zu schworen und die Stadt Estella als Sitz seines Hauptquartiers zu wahlen Zum Chef seines Generalstabes ernannte er Juan Nepomuceno de Orbe y Mariaca Marques de Valdespina Die Carlisten kampften an vielen Fronten insbesondere in Navarra und Katalonien durchaus siegreich aber wiederum mit grosser Grausamkeit wozu das Fusilieren ihrer Kriegsgefangenen gehorte Obwohl sie viele auch kriegserfahrene Freiwillige fur sich gewinnen konnten mangelte es an Ausrustung und an Kenntnissen uber die Kunst der Belagerung von Stadten So scheiterten die Carlisten erneut vor der Festung Bilbao welche von den republikanischen Truppen nach sechs Monaten der Belagerung wieder befreit wurde Mit diesem Erfolg der Republik begann das Blatt sich zu wenden und die republikanischen Truppen konnten die Initiative an sich reissen Auch Pamplona blieb 1875 den Carlisten trotz Belagerung verschlossen Hinzu kam dass sich in den Reihen der Carlisten eine Reihe autonom agierender Heerfuhrer fanden die sich den Anweisungen der Hauptmacht nicht fugten Bereits im Jahr 1875 aber fand die Republik unter welcher die Anarchie in Spanien der Dritte Carlistenkrieg war nur einer von mehreren zur gleichen Zeit stattfindenden Erhebungen in Spanien stetig zugenommen hatte nach Besetzung und Auflosung der Cortes ein Ende Nach den Erfahrungen mit aus dem Ausland importierten Fursten und der Republik wollte man es wieder mit einem einheimischen Fursten versuchen Da sich die progressiven Generale begreiflicherweise nicht fur Carlos VII begeistern konnten kam es zur Inthronisierung des altesten Sohns Isabellas Alfons XII Unter der Herrschaft Alfons stellte die Armee im Februar 1876 unter den Kommandanten Jovellar und Martinez Campos durch ihre Siege gegen die Carlisten in Trevino 7 Juli 1875 und Montejurra 17 Februar 1876 die Einheit des Staates wieder her Nach der verlorenen Schlacht von Montejurra und der Einnahme seines Hauptquartiers in Estella zwei Tage spater fluchtete der unterlegene Carlos VII der eine Entscheidungsschlacht vermied und stattdessen seine Anhanger von ihrem Eid entband wiederum uber Roncesvalles nach Frankreich Der dritte Carlistenkrieg endete durch Kapitulation der carlistischen Regimenter am 25 Februar 1876 Montejurra wo die Carlisten die letzte Hoffnung fahren lassen mussten wurde zu einer Art Wallfahrtsort der carlistischen Bewegung wo traditionell bis heute ihre Treffen stattfinden Hierzu ziehen sie von Estella der einstigen Residenz der navarrischen Konige zum Kloster Irache und auf den Montejurra 11 Dem Baskenland wurden nach Ende des Dritten Carlistenkriegs die fueros endgultig genommen Ihm blieben lediglich einige Steuervorteile nach den Bestimmungen des mit Madrid vereinbarten concierto economico Wirtschaftskonzert welches den Basken die Erhebung regionaler Steuern und die Zahlung einer Pauschale an die spanische Staatskasse einraumte Bilanz der Carlistenkriege Bearbeiten nbsp Kriegssteuermarke 1875Die Carlistenkriege in welchen die Zentralmacht wenngleich mitunter nur knapp die Oberhand behalten konnte ohne andererseits der carlistischen Bewegung endgultig Herr werden zu konnen werfen ein Schlaglicht auf den spanischen Sonderweg Wahrend im 19 Jahrhundert und namentlich um 1848 als gerade der Krieg der Matiners tobte in vielen Landern Europas progressive Revolutionare gegen ihre konservativen Staatsspitzen aufstanden hatte es in Spanien umgekehrt eine liberale Staatsspitze mit einem Aufstand von Konservativen zu tun Stritten etwa die Revolutionare in Osterreich 1848 fur eine Verfassung so stritten die in Spanien gegen eine solche Wenngleich die carlistische Bewegung in allen militarischen Konflikten unterlag konnte sie mit ihrer machtigen Opposition und alleine schon mit ihrer nie aufgegebenen Option militarischen Vorgehens in mancher Beziehung doch das vollige Obsiegen liberaler Ideen verhindern Auch obgleich das liberale Zentrum Spaniens 1836 die Orden und 1841 die Kirche enteignete geschah das doch gegen das Zugestandnis dass der Staat fur den Unterhalt der Kirche und der Geistlichkeit aufkam und sie seinem besonderen Schutz unterstellte Im Konkordat von 1851 entspannte sich die Lage weiter als zwar die Kirche endgultig auf den enteigneten Besitz verzichtete und die Krone das Patronatsrecht der Bischofsernennung behielt andererseits aber die katholische Konfession als Religion der spanischen Nation anerkannt wurde und der Staat fur Religionsunterricht in den Schulen zu sorgen hatte Waren die Carlisten auch im Zuge der Verhandlungen uber die Verfassung von 1869 insoweit unterlegen als sie einen darin enthaltenen Glaubensfreiheitsartikel nicht verhindern konnten so wurde nach dem Dritten Carlistenkrieg in der Verfassung von 1876 der Katholizismus wie bereits 1812 wieder zur Staatsreligion erklart und die Kirche sukzessive in ihre alten Rechte eingesetzt In einer sich wie uberall in Europa wandelnden Gesellschaft fuhrte dies jedoch auch dazu dass die katholische Kirche in den Augen der Arbeiterbewegung als Verbundete der herrschenden Klassen und damit als Klassenfeind wahrgenommen wurde Daher war der Dritte Carlistenkrieg bereits eine weniger machtvolle Erhebung gewesen als der Erste Carlistenkrieg Die Enteignungen wahrend des Ersten Carlistenkriegs und die Regelungen des Konkordats fuhrte dazu dass die Kirche ihre eigene wirtschaftliche Basis entweder verlor oder vom Staat entgegenzunehmen hatte So nahm sie anders als fruher als sie daran mitgewirkt hatte Spanien zu einem der egalitarsten Staaten Europas zu machen in welchem Besucher sich daruber entsetzten wie selbst arme Schlucker Adelige auf der Strasse ohne jeden Respekt begegneten erstmals Rucksicht auf die Oberschicht um sich gut mit ihr zu stellen wahrend es sich in vergangenen Jahrhunderten eher umgekehrt verhalten hatte In den Augen der unteren Schichten aber hatte die Kirche sich von ihnen abgewandt und war habgierig geworden Diese neue Sicht setzte sich weniger im Baskenland durch das eine Landschaft unabhangiger Klein und Grossbauern war als vor allem in der Tagelohnerwirtschaft des Sudens welche sich von einem Leibeigenensystem nicht wesentlich unterschied Denn die langfristigen Folgen der Kirchenenteignung von 1835 waren noch in anderer Hinsicht weitreichend Der Kirchenbesitz wurde zu so verlockenden Preisen angeboten dass die obere Mittelschicht ihre Kirchentreue vergass und sich die ausgedehnten Besitztumer sicherte Fortan standen die besitzenden Gesellschaftsschichten auf liberaler Seite da sie nun eine Ruckkehr der Kirche in ihre alten Rechte und vor allem ihren alten Besitz zu furchten hatten So entstand eine neue Klasse welche vor allem in Andalusien ihre Latifundien errichtete und vor allem in der alfonsinischen Ara in den Jahren nach 1874 durch ihr Patronatswesen den caciquismo einen politischen und sozialen Druck auf die auf ihren Feldern arbeitenden verelendeten Tagelohner ausubte dass diese fur die radikalen Ideen des Anarcho Syndikalismus empfanglich wurden Keiner der Carlistenkriege konnte also den Konflikt der die spanische Gesellschaft in zwei Teile zerriss endgultig beilegen im Gegenteil taten die beteiligten Parteien alles dafur ihn weiter zu verscharfen Der Konflikt wurde weniger intensiv aber nicht zuletzt infolge der nachlassenden Bindungen an die katholische Kirche auf einer breiteren Ebene unter Einbeziehung neuerer politischer Ideen wie dem Sozialismus Anarchismus und Faschismus in Form von pronunciamientos und Erhebungen wie der Semana tragica von 1909 weitergefuhrt Spanien blieb bis zum Ende des Spanischen Burgerkrieges eines der politisch instabilsten Lander in Europa Nirgendwo wurde der Konflikt zwischen den althergebrachten und den neuen politischen Ideen so unerbittlich und erbarmungslos mit solchem Hass und solcher Grausamkeit ausgefochten wie hier Der Begriff der beiden Spanien las dos Espanas fur diese Scheidung in zwei unversohnliche Lager wurde in dieser Zeit gepragt Der spanische Lyriker Antonio Machado fasste dies in die folgenden Verse Espanolito que vienesal mundo te guarde Dios Una de las dos Espanasha de helarte el corazon 12 Kleiner Spanier der du auf dieWelt kommst dich soll Gott behuten Eins der beiden Spanien wird dirEinst das Herz gefrieren lassen Der Spanische Burgerkrieg war letztlich nur ein Finale auf welches die politische Entwicklung in Spanien seit sehr langer Zeit beinahe zwangslaufig zusteuerte und in dem zum letzten Mal versucht wurde die alten Rechnungen zu begleichen und endgultig eine Entscheidung fur eine der beiden Richtungen herbeizufuhren Die Carlisten von 1875 bis 1975 BearbeitenDie Carlisten in der Zeit des alfonsinischen Konigtums Bearbeiten nbsp Alfons XII von SpanienIn den unruhigen Jahrzehnten die der Inthronisierung des Konigs Alfons XII im Jahr 1874 und der Annahme der Verfassung von 1875 folgten hatten die Carlisten weiter Bestand engagierten sich aber im Gegensatz zu den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens vorwiegend friedlich indem sie sich nunmehr vorwiegend den Betatigungsfeldern der geistigen Auseinandersetzung und der Propaganda widmeten Bisher hatte der Carlismus sich vornehmlich als eine Art von den Frauen und Priestern am Leben gehaltene romantische Tradition innerhalb bestimmter Familien des nordlichen Spaniens halten konnen Nun formte der Marquis von Cerralba die bis dahin weitgehend aus lose organisierten Freiwilligen bestehende carlistische Bewegung in eine moderne Partei um welche den Namen Comunion Tradicionalista CT auf Deutsch Traditionalistische Glaubensgemeinschaft trug Die CT wurde zum Sammelbecken der carlistischen Bewegung Der Marquis gestaltete nach 1888 als das Manifest von Burgos als programmatische Grundlage des Carlismus herausgegeben wurde auch das Vereinsleben und soziale Engagement der Carlisten neu 1936 gab es in ganz Spanien hunderte Versammlungshauser der Carlisten die so genannten circulos Ortsgruppen an deren Spitze meist ein erlesen hoflicher Aristokrat mit der Pistole in der Tasche stand 13 Hinzu kam eine Frauenorganisation die Margaritas und eine Jugendabteilung die Pelayos Die carlistische Bewegung entwickelte in dieser Zeit ein umfangreiches Pressewesen Ihr Zentralorgan war die bereits 1841 gegrundete Zeitung La Esperanza Die Hoffnung Nicht zuletzt infolge ihrer Uneinigkeit von welcher zahlreiche Spaltungen der Bewegung zeugen blieb die carlistische Bewegung nach dem Dritten Carlistenkrieg jedoch parlamentarisch ohne besondere Bedeutung 1891 4 Sitze in den Cortes 1896 10 Sitze 1901 7 Sitze 1907 4 Sitze Wahrend des Ersten Weltkrieges stand der Pratendent Don Jaime ohne Moglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Comunion Tradicionalista dem politischen Arm der carlistischen Bewegung in seinem Gastland Osterreich unter Hausarrest Als die Kommunikation nach Kriegsende wieder moglich war kam es alsbald zum Bruch Don Jaime war profranzosisch eben deshalb hatte man ihn in Osterreich festgesetzt die politische Leitung der Carlisten hingegen war angesichts der liberalen Krafte in Frankreich und Grossbritannien wahrend des Kriegs strikt prodeutsch gewesen Daruber kam es zum Konflikt in welchem die Bewegung sich auf eine neutrale Linie einigte wahrend die prodeutschen in Hinblick auf das carlistische Programm reformgeneigten Anhanger der Bewegung die so genannten Mellisten nach ihrem Anfuhrer Juan Vazquez de Mella aus der Partei ausgeschlossen wurden Nach dem Dritten Carlistenkrieg beschrankte sich das Kerngebiet der Carlisten zunehmend auf Navarra Im Baskenland und in Katalonien brachte der wirtschaftliche Aufschwung ein Unternehmertum hervor welches einen westlichen marktwirtschaftlichen Lebensstil und die dazugehorigen wirtschaftlichen und politischen Freiheiten anstrebte Die Carlisten spielten jedoch wahrend des Setmana Tragica genannten katalanischen Aufstands von 1909 noch eine Rolle als sie in Barcelona in die Strassenkampfe eingriffen In Katalonien kam hinzu dass die traditionelle Klientel der Carlisten die Arbeiter und Bauern sich zunehmend weniger konfessionell gebunden fuhlten Sie machten sich zumeist auch die Abneigung der Liberalen gegen den Klerus und die kirchlichen Institutionen zu eigen und wandten sich dem Sozialismus und Anarcho Syndikalismus zu Die Einwohner des landlichen Baskenlands mit Ausnahme allenfalls der Provinz Alava die langer als die beiden Kustenprovinzen carlistisch gepragt blieb dagegen schlossen sich uberwiegend der durch Sabino Arana Goiri begrundeten nationalbaskischen Bewegung an Diese wunschte vereinfacht ausgedruckt den auf das gesamte Spanien bezogenen carlistischen Gedanken die Autoritat des Konigs und der Kirche zu bewahren zwar weitgehend beizubehalten aber auf das Baskenland alleine zu beschranken Nur im konservativen Navarra das bisweilen auch als spanische Vendee bezeichnet wird 14 herrschte weiterhin eine freie Bauernschaft vor die streng katholisch war den Liberalen in Madrid grundsatzlich und in allen Belangen misstraute und aufgrund ihrer religiosen Uberzeugungen die moderne Welt weitgehend ablehnte Bezeichnenderweise verwarf diese Provinz spater auch das ihr angebotene Autonomiestatut der Zweiten Republik welches im Baskenland und in Katalonien mit grosser Mehrheit angenommen wurde Fur Navarra waren eine von einer Republik gewahrte Autonomie und die ihnen von alters her zustehenden fueros nicht dasselbe Es bleibt zu vermerken dass selbst noch heute der navarresischen Regionalhymne auszugsweise die folgenden Zeilen entnommen werden konnen Por Navarra que tiene por blason la vieja Ley tradicional 15 Fur Navarra das in seinem Wappen fuhrt das alte traditionelle Gesetz Die Haltung der Carlisten zur Diktatur Miguel Primo de Riveras die von 1923 bis 1930 dauerte war uneinheitlich Wahrend seiner Diktatur verhielt sich die Comunion Tradicionalista wie die meisten Parteien weitgehend passiv Die Carlisten und die Zweite Republik 1931 1936 Bearbeiten Nachdem 1931 der Konig Alfons XIII vertrieben worden war fanden die konigstreue Legitimistische Partei und die Comunion Tradicionalista die in Verfassungsfragen kaum unterschiedliche Positionen aufwiesen zueinander und schlossen einen Pakt den sie TYRE Tradicionalistas y Renovacion Espanola nannten Der gesturzte Konig und der carlistische Pratendent Don Jaime trafen in Paris zusammen und sohnten sich hierbei angeblich aus dass Alfons den Pratendenten als Familienoberhaupt der spanischen Bourbonen anerkannte mag aber ein Gerucht sein Don Jaime der scharf gegen die Ausrufung der Republik protestiert hatte starb wenige Monate spater Sein Onkel Don Alfonso Carlos in den Augen der Carlisten nunmehr der rechtmassige Pratendent liess den Pakt wieder aufkundigen Darauf kam es zu einer Spaltung der Carlisten Der bedeutendere Teil wandte sich von den Legitimisten ab und pflegte wie einst sein Gemeinschaftswesen in navarresischen Ortszirkeln Hier bildeten sie von 1933 an Truppen aus wie es die meisten politischen Lager einschliesslich der Falangisten Anarchisten und der kommunistischen und sozialistischen Jugendverbande in Erwartung einer grossen Auseinandersetzung zur selben Zeit taten nbsp Historische Flagge der Comunion TradicionalistaDie Ausbildung der carlistischen Aufgebote welche wie einst als Requetes bezeichnet wurden wurde dem wahrend seiner Einsatze in Marokko hoch dekorierten Obersten Jose Enrique Varela anvertraut und von Benito Mussolini mit 1 5 Millionen Peseten finanziert Mussolini liess auch einige carlistische Offiziere in Italien ausbilden wahrend Waffen aus Deutschland besorgt wurden 16 Die Zweite Republik 1931 1936 kam zwar den Randprovinzen mit der Einraumung weitgehender Autonomien weit entgegen Gleichwohl standen die Carlisten dem Chaos und den Ausbruchen allseitiger politischer Gewalt in Madrid sowie den nach ihrer Auffassung einseitig kirchenfeindlichen und ideologisch diktierten Massnahmen die die Zweite Republik aufgrund ihres laizistischen Selbstverstandnisses von 1931 bis 1936 in reicher Zahl traf mit grosstem Ressentiment gegenuber Aber auch abgesehen von diesen Handlungen wie der Einfuhrung der Zivilehe und der Ehescheidung der Aufhebung der Ordensschulen und des erneuten Verbots der Gesellschaft Jesu sahen die Carlisten getreu ihren hergebrachten staatsrechtlichen Vorstellungen die Republik an sich die sich dazu mit dem Himno de Riego das Kampflied der konstitutionellen Aufstandischen des Jahres 1820 als Nationalhymne zu eigen gemacht hatte ohnedies als illegitim an und waren alleine schon deswegen nicht bereit sich mit ihr abzufinden Hinzu kamen bereits im Vorfeld des Spanischen Burgerkrieges zahlreiche gewalttatige Angriffe gegen den Klerus und Brandanschlage gegen spanische Kirchen meist von anarchistischer Seite welche von der politischen Leitung der Republik oft nur mit einem Achselzucken quittiert wurden Eine am 10 Mai 1931 in Madrid stattgehabte monarchistische Ohrfeige fur einen republikanischen Taxifahrer etwa schaukelte sich im selben Monat zu einer sich durch Spanien ziehenden Brandstiftungswelle an Kirchen und Klostern auf 17 Hierauf liess sich der Kriegsminister Manuel Azana mit dem Spruch vernehmen lieber sollten alle Kirchen brennen als dass einem Republikaner ein Haar gekrummt werde 18 Diese und andere Zwischenfalle polarisierten die spanische Gesellschaft weiter und trugen dazu bei auch die nichtcarlistischen kirchentreuen Spanier zum Widerstand zu reizen was den Carlisten zwischen 1931 und 1936 grossen Zulauf bescherte Ferner fanden die Mellisten zu den Carlisten zuruck Mehrere hochrangige Anfuhrer der Comunion Tradicionalista unterstutzten bereits 1932 das gegen die kirchenfeindliche Diktatur Azanas gerichtete pronunciamiento des Generals Jose Sanjurjo Sacanell und auch bei Ausbruch des Spanischen Burgerkriegs sahen die Carlisten aus ubergeordneten Grunden aber auch in Hinblick auf die revolutionare Rhetorik des Anfuhrers der PSOE Largo Caballero nicht nur keinen Anlass die Hand zur Verteidigung der Republik zu erheben sondern wirkten im Gegenteil bei der Planung des pronunciamiento vom Juli 1936 zusammen mit Geheimbunden innerhalb der Armee und weiteren rechten Gruppen tatkraftig mit Zur Vorbereitung des Putsches hatten im Fruhjahr 1936 der Regent der carlistischen Bewegung Prinz Javier de Borbon Parma zusammen mit dem Vorsitzenden der Comunion Tradicionalista Manuel Fal Conde in St Jean de Luz einer franzosischen Stadt knapp hinter der spanischen Grenze den Obersten Militarrat der Carlisten gegrundet 16 Die Carlisten im Spanischen Burgerkrieg Bearbeiten Die Carlisten schlugen sich auf die Seite Francos nachdem auf Basis eines Kompromisspapiers General Sanjurjos rechtzeitig vor der Erhebung am 17 Juli 1936 eine Einigung zwischen General Emilio Mola Vidal und dem Anfuhrer der Comunion Tradicionalista Manuel Fal Conde uber eine Beteiligung der Carlisten an dem pronunciamiento hergestellt worden war Fal Conde hatte zunachst auf seinen Forderungen beharrt dass der Aufstand unter monarchistischer Fahne geschehen musse und dass im Erfolgsfalle alle Parteien aufzulosen seien Auf der Seite Nationalspaniens kampften die Carlisten zur Wiederherstellung der alten Welt mit Maschinengewehr und Messbuch 19 mit etwa 50 banderas Kompanien gegen die Volksfront viele von ihnen mit der detente bala Stopp die Kugel uber dem Herzen einem fur die Carlisten typischen Amulett mit einer Abbildung des Herz Jesu Mit 40 000 Freiwilligen diente nicht weniger als ein Zehntel der navarresischen Bevolkerung als brigada de Navarra unter den carlistischen Fahnen Die Verlustlisten der Carlisten erwahnten unter anderem schwer verletzte Funfzehnjahrige Gerald Brenan vertritt die Ansicht dass die Carlisten anders als nach seiner Auffassung selbst die Falange die einzigen wirklich motivierten und fur eine cruzada zu begeisternden Kampfer auf der Seite Francos waren Bald aber gerieten sie in Streit mit der militarischen Fuhrung der nationalspanischen Koalition wobei Manuel Fal Conde nach einer Auseinandersetzung mit Francisco Franco nach Portugal verbannt wurde Die Carlisten waren uber diese Behandlung ihres Anfuhrers erbost und stellten Kontakte mit einigen Anfuhrern der faschistischen Falange her die mit Franco ebenfalls nicht einverstanden waren Mit der Falange konnte trotz der erheblichen Unterschiede zwischen beiden Bewegungen immerhin im Hinblick auf die Ablehnung des Liberalismus der Demokratie und des neunzehnten Jahrhunderts eine gemeinsame Basis gefunden werden So wurde Fal Conde in Portugal der Vorschlag unterbreitet die carlistische und die falangistische Bewegung zu vereinen Verhandlungen wurden gefuhrt allerdings gelangten die Carlisten zur Ansicht dass die Falange im Wesentlichen nur darauf aus war die carlistisch traditionalistische Bewegung zu schlucken weshalb sie schliesslich eine Verschmelzung ablehnten Zu diesem Zeitpunkt hatte sich allerdings bereits Franco mit dem Gedanken einer Verschmelzung der Comunion Tradicionalista mit der Falange angefreundet Dies geschah infolge der Bemuhungen des politischen Beraters Francos Ramon Serrano Suner den Staat der nationalspanischen Koalition unter Franco auf eine theoretische oder sogar ideologische Basis zu stellen Nach seiner Ansicht konnte keine der Parteien der nationalspanischen Koalition fur sich genommen eine solche Basis bieten und zwar weder die Falange noch die Carlisten vielleicht aber beide zusammen Hinzu kam dass die Ziele der einzelnen Organisationen unterschiedlicher nicht hatten sein konnen wollten die Carlisten letztlich auf einen spanischen Staat des 16 Jahrhunderts zuruck so hielt die Falange der ein nationaler Syndikalismus im Sinne eines faschistisch korporativen Systems vorschwebte nichts von alldem Franco beschloss Nationalspanien endgultig eine einzige Richtung und zwar seine eigene zu geben 1937 wurde die Comunion Tradicionalista mit der faschistischen Falange Espanola de las JONS zu der Organisation Falange Espanola Tradicionalista y de las JONS der spateren Staatspartei des Franquismus zwangsvereinigt Parteiuniform der F E T y de las JONS wurde das falangistische Blauhemd zusammen mit der carlistischen roten Baskenmutze Haupt dieser Organisation wurde Franco obwohl er weder Falangist noch Carlist war womit er beide Organisationen unter seine Kontrolle brachte und so seine Stellung im nationalspanischen Lager ungemein starkte Um die interne Opposition weiter zu verwassern ordnete Franco ausserdem an dass alle Berufs und Reserveoffiziere automatisch Mitglied dieser Organisation seien Die F E T y de las JONS fuhrte bald darauf den unverbindlicheren Namen Movimiento Nacional ab 1970 war dies auch der offizielle Name der Staatspartei Traditionell stand im franquistischen System der Posten des Justizministers einem loyalen Carlisten zu Der amtierende Regent Don Javier protestierte gegen diese Zwangsvereinigung zu welcher man ihn gar nicht erst konsultiert hatte und wurde ebenfalls nach Portugal vertrieben Obwohl bald darauf die Beteiligung an der Macht nach dem Sieg im Burgerkrieg uber vieles hinweghalf hielt eine Missgestimmtheit sowohl seitens der Comunion Tradicionalista als auch seitens der Falange gegen diese Zusammenlegung noch durch Jahrzehnte an da die Parteiuniform der F E T y de las JONS sich aus dem blauen Hemd der Falange und der roten Baskenmutze der Carlisten zusammensetzte pflegten die Falangisten die Mutze bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Tasche zu stecken und viele Carlisten zogen es vor zu offiziellen Anlassen der Bewegung lieber in Zivil als im blauen Hemd zu erscheinen Zwar waren die traditionalistisch antiliberal katholischen Elemente der Franco Ideologie dem carlistischen Gedankengut nahe und der gemeinsame Kampf gegen die antiklerikale rote Republik einte sie aber die faschistische Ideologie der Falange die auf die Zentralisierung statt auf Autonomie fur Regionen wie das Baskenland oder Katalonien setzte war der des Carlismus eigentlich entgegengesetzt Die Carlisten in der Zeit des Franquismus Bearbeiten Nach dem Tod Alfonso Carlos war Alfons XIII Familienoberhaupt der nach Rom ins Exil gegangene fruhere Konig Spaniens womit theoretisch die Spaltung der spanischen Bourbonen in zwei sich befehdende Linien hatte behoben sein konnen Allerdings waren viele Carlisten der Ansicht dass Alfonso XIII und sein Sohn Juan Graf von Barcelona sich unter dem Gesichtspunkt der Legitimitat durch Taten als Anfuhrer der Bewegung disqualifiziert hatten Alfonso Carlos der letzte Pratendent des carlistischen Zweiges der Bourbonen hatte kurz vor seinem Tod noch selbst Prinz Francisco Javier de Borbon Parma als Regenten bestimmt da dieser der am nachsten verwandte Bourbone war der die carlistischen Ideale hochhielt Francisco Javier ein Bruder Zitas der letzten osterreichischen Kaiserin kehrte wahrend des Zweiten Weltkriegs nach Belgien zuruck in dessen Armee er wahrend des Ersten Weltkriegs gedient hatte Dort wurde er demobilisiert woraufhin er sich dem franzosischen Widerstand anschloss Von den Nationalsozialisten gefangen genommen wurde er in Natzweiler und Dachau interniert wo die amerikanischen Truppen ihn 1945 befreiten Nach dem Beschluss zur Wiedereinfuhrung der Monarchie nach Francos Tod im Jahr 1947 verkundete Francisco Javier im Jahr 1952 als Javier I offentlich seinen Anspruch auf den spanischen Thron und begrundete somit die zweite carlistische Dynastie der Borbon Parma Dieser Rang wurde ihm und seinem Sohn Carlos Hugo de Borbon Parma von Juan Graf von Barcelona und Vater des spateren spanischen Konigs Juan Carlos I streitig gemacht weil Francisco Javier unstandesgemass geheiratet hatte und ausserdem ebenso wie Carlos Hugo nicht die spanische Staatsburgerschaft besass Franco selbst ausserte sich nicht zu den Anspruchen Francisco Javiers und Carlos Hugos weil dies seinen Bestrebungen entgegenkam Uneinigkeit unter den spanischen Monarchisten zu stiften Insbesondere war Franco daran gelegen dass sich die spanischen Monarchisten nicht hinter dem Grafen von Barcelona vereinten welcher sich ausdrucklich fur die Schaffung einer parlamentarischen Demokratie ausgesprochen hatte wahrend Franco von einem kunftigen Konig die volle Identifikation mit dem Movimiento Nacional erwartete Obwohl der Umstand dass ihnen keine spanische Staatsburgerschaft zukam keineswegs unumstritten war der nie aufgeloste Vertrag von Aranjuez von 1801 sicherte allen Prinzen von Borbon die spanische Staatsburgerschaft zu stellten Francisco Javier und Carlos Hugo einen Antrag auf Einburgerung Franco tat das Seine eine Entscheidung uber diesen Antrag immer weiter hinauszuzogern zu einer Einburgerung kam es im Falle Carlos Hugos darum erst am 5 Januar 1979 Davon abgesehen liess er keine Gelegenheit verstreichen die verschiedenen Thronanwarter gegeneinander auszuspielen Als etwa Juan Carlos sich 1962 zu seiner Heirat nach Athen begab lud Franco den inzwischen in Madrid lebenden Carlos Hugo zu einem Treffen ein und liess anschliessend den Grafen von Barcelona wissen er habe nun einen anderen Kandidaten im Auge Allerdings begann Carlos Hugo in diesen Jahren von Franco abzurucken und griff Juan Carlos als dessen angebliche Marionette an Juan den Grafen von Barcelona bezeichnete er als Liberalen Zentralisten und Gunstling des Kapitalismus und des Establishments Carlos Hugos Anhanger sahen sich deshalb dazu veranlasst Juan Carlos bei offentlichen Auftritten mit faulem Gemuse zu bewerfen 1964 heiratete Carlos Hugo Prinzessin Irene von Oranien Nassau In den Flitterwochen liess sich Irene in einem Bikini ablichten einem Kleidungsstuck welches in Spanien damals als obszon betrachtet wurde Franco nutzte die offentliche Emporung um Carlos Hugo dadurch herabzusetzen dass er die Einladung zu einer Audienz mit Prinzessin Irene der Niederlande und ihr Mann ubertiteln liess Daraufhin brach Carlos Hugo sowohl mit Franco als auch mit seinem traditionalistischen Vater und begann einen linksgerichteten politischen Kurs zu verfolgen In der Volksabstimmung von 1966 uber eine Verfassungsreform Ley Organica del Estado rief Francisco Javier seine Anhanger dazu auf mit Ja zu stimmen Carlos Hugo stellte daraufhin seinen Vater dadurch bloss dass er ihm offentlich die Legitimitat durch Taten absprach Damit war der Bruch innerhalb der carlistischen Bewegung besiegelt Francisco Javier tat ein Weiteres und bekundete seine Unterstutzung fur den baskischen und katalanischen Separatismus Franco der dies als Tropfen auffasste der das Fass zum Uberlaufen brachte liess daraufhin alle Prinzen von Borbon Parma aus Spanien ausweisen 20 Nach dem Bruch mit Franco 1967 verfolgte Carlos Hugo und mit ihm seine Anhanger Ideen eines partikularistischen Sozialismus Die Frage stand offen ob das Franco Regime die carlistischen Treffen auf dem Montejurra weiterhin dulden wurde zumal die massive Oppositionshaltung der Carlisten gegenuber dem Regime nicht nachliess Prinzessin Irene die als einziges Mitglied der Familie Bourbon Parma noch einreisen durfte vertrat die Sache ihres Ehemannes weiterhin offentlich vor ihren Anhangern Anlasslich des Montejurra Treffens im Mai 1973 ausserte sie sich vor rund 10 000 Carlisten wie folgt Spanien hat eine Revolution dringend notig die ein ungerechtes Regime hinwegfegt die ein totalitares politisches System ablost die unannehmbare okonomische Strukturen zerstort und durch eine neue Wirtschafts Sozial und politische Struktur ersetzt 21 Letztlich zerschlugen sich die Hoffnungen der Carlisten erneut als Franco sich unter den in Frage kommenden Pratendenten definitiv fur den Enkel Alfons XIII entschied den spateren Konig Juan Carlos 1975 2014 Die Carlisten nach 1975 BearbeitenAm 8 April 1975 noch vor Francos Tod dankte Francisco Javier zugunsten von Carlos Hugo ab Dieser hatte bereits 1971 eine weit linksgerichtete carlistische Gruppierung ins Leben gerufen die ab 1971 den Namen Partido Carlista PC fuhrte und nach einer politischen Neuorientierung auf dem Carlistischen Volkskongress von 1972 einen foderalistisch autonomistisch sozialistischen Kurs einschlug welcher sowohl vom II Vatikanischen Konzil beeinflusst war als auch Elemente der Befreiungstheologie aufgriff Zentrale Elemente waren die betriebliche Selbstbestimmung und ein staatlicher Foderalismus mit autonomen Regionen Im Gegensatz zu fruher sollte das allerdings ausdrucklich im Rahmen eines pluralistischen gesellschaftlichen Systems durchgesetzt werden Zur Zeit von Francos Tod 1975 war der 1977 legalisierte Partido Carlista eine weit linksgerichtete Organisation die sich unter anderem an der Grundung der Izquierda Unida Vereinigte Linke beteiligte 22 Alles dies fuhrte zu einer irreparablen Spaltung der seit ihren Ursprungen konservativ katholischen Carlistenbewegung Die Anfuhrer der carlistischen Bewegung forderten Carlos Hugo dazu auf sich zu ihrer traditionalistischen Linie zu bekennen Als Carlos Hugo darauf nicht reagierte erklarten sie ihn seines Rechts auf Fuhrerschaft fur verlustig Carlos Hugo verwahrte sich allerdings dagegen auf irgendein Recht verzichtet zu haben Die Bewegung teilte sich nunmehr offiziell in den Partido Carlista Carlos Hugos und verschiedene von seinem Bruder Sixto angefuhrte traditionalistische Gruppen die sich 1986 unter Sixto zur weit rechtsgerichteten Comunion Tradicionalista Carlista CTC vereinigten Unmittelbar nach Francos Tod standen sich beide carlistischen Gruppierungen derart feindselig gegenuber dass mit Sixto verbundene traditionalistische Carlisten angeblich unterstutzt von antikommunistischen italienischen Militarkreisen mit einem Bombenanschlag auf eine Versammlung des PC im Mai 1976 in Verbindung gebracht wurden Bei dem Attentat auf die linkscarlistische Wallfahrt in Montejurra Navarra zu der auch rund 20 linke Parteien und Organisationen eingeladen waren wurden zwei Anhanger des Partido Carlista ermordet und zahlreiche weitere verletzt Hinter den Morden standen nachweislich rechtsfranquistische Krafte innerhalb der Guardia Civil und die Geheimdienstaktion Operacion Reconquista die vom damaligen Innenminister Manuel Fraga und Regierungschef Carlos Arias Navarro unterstutzt wurde 23 Im Jahr darauf beanspruchte Sixto Enrique de Borbon Parma die Anfuhrerschaft der carlistischen Bewegung ausdrucklich fur sich und erklarte der legitime Pratendent zu sein Beide Pratendenten beriefen sich auf ihren am 7 Mai 1977 verstorbenen Vater Die Hintergrunde sind unklar In einem Manifest vom 4 Marz 1977 hatte Francisco Javier angeblich auf nachdruckliches Betreiben Sixtos die immer linkslastigere Politik Carlos Hugos verurteilt wahrend er in einem drei Tage spater verfassten Papier an Carlos Hugo als Erben auch in Hinblick auf den Thronanspruch festhielt In der Zwischenzeit hatte Carlos Hugo seinen Vater aus dem Krankenhaus geholt und zu sich genommen Die Mutter beider Pratendenten hielt zu Sixto und ging so weit Carlos Hugo von ihrem eigenen Begrabnis 1984 auszuschliessen Eine anhangerstarke Bewegung blieben die Carlisten noch bis in die 1960er Jahre Bereits bei den ersten freien Wahlen 1977 zeigte sich jedoch dass die Carlisten infolge ihrer Selbstlahmung durch Uneinigkeit im Zuge nur eines Jahrzehnts politisch in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht waren Der PC blieb eine Splitterorganisation welche 1977 etwa 8500 Mitglieder zahlte und brachte es sogar im navarresischen Regionalparlament 1979 lediglich auf 4 79 der Stimmen 24 und einen einzigen Sitz war ab 1983 gar nicht mehr dort vertreten und fahrt inzwischen als Splitterpartei weit unter 1 der Stimmen ein 2003 waren es 0 34 der Stimmen 2007 halbierte sich der Stimmenanteil des PC nochmals auf 0 16 Nach Ansicht einiger ist dieser Niedergang der carlistischen Bewegung nicht zuletzt auch darauf zuruckzufuhren dass wahrend der Regierungszeit Konig Juan Carlos I die uberwaltigende Mehrheit der Spanier diesem in weit hoherem Masse als jedem etwaigen Pratendenten Legitimitat zuerkannte Diese Legitimitat habe Juan Carlos spatestens durch seinen Einsatz fur die Transition Spaniens die Einfuhrung der parlamentarischen Demokratie und ihre Verteidigung gegen den Putschversuch von 1981 sowie durch seine Mitwirkung an der Einfuhrung der foderativen Verfassung erworben wahrend die Pratendenten hauptsachlich durch nicht mehrheitsfahige politische Ansichten und nicht enden wollenden Familienzwistigkeiten von sich reden machten 1980 zog sich Carlos Hugo aus der Politik zuruck und trat aus dem Partido Carlista aus ohne jedoch seine Anspruche auf den Thron aufzugeben 1981 erfolgte die Scheidung von Prinzessin Irene mit welcher Carlos Hugo vier Kinder hatte Im Jahr 2000 setzte eine gewisse Wiederbelebung des PC ein der bei den Kommunalwahlen in Navarra im Jahr 2003 in zehn Gemeinderate einziehen konnte Im Jahr 2005 bekannte sich der PC auf dem Bundeskongress von Tolosa erneut zur regionalen Selbstbestimmung und sprach sich gegen eine europaische Verfassung aus Politische und gesellschaftliche Ziele des Carlismus BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Es ist nicht leicht den Carlismus zutreffend zu kategorisieren da die Carlisten niemals monolithisch waren wahrend ihrer langen Geschichte kontinuierliche Entwicklungen durchmachten und Einflusse anderer politischer Richtungen aufnahmen wie auch andere politische Richtungen carlistisches Gedankengut ubernahmen etwa das soziale Engagement das bei den Carlisten zum Beispiel in der Grundung christlicher Gewerkschaften zum Ausdruck kam Ursprunglich aus einem Ruckzugsgefecht des spanischen Ancien Regimes entstanden definierte der Carlismus sich durch die Zeiten wiederholt neu um den Anschluss an die Zeit nicht zu verlieren um seine Vorstellungen durchzusetzen focht der Carlismus zuerst Kriege aus um dann zu einer parlamentarisch tatigen politischen Partei und unter dem Franquismus schliesslich zu einer Art Interessenverband zu werden Die Carlisten galten jedenfalls in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts vorwiegend als Partei des niederen Adels waren aber bei ihrem zahlenmassig beachtlichen Anhang bei den Bauern und Arbeitern auf diese Gruppe keineswegs beschrankt Sie waren streng katholisch und tief konservativ Teile von ihnen so sehr dass sie im Zuge des Dritten Carlistenkriegs Bahnhofe als neumodische Abscheulichkeiten angriffen Ihr von den reformerischen Mellisten gepragtes Programm von 1897 nahm zwar Abstand von einem absolutistischen Staat forderte jedoch auch weiterhin regionale Selbstbestimmung bei Einheit Spaniens unter dem Zeichen des Katholizismus eine monarchische Staatsform Wiedereinfuhrung der Aristokratie in ihre traditionellen Funktionen und soziales Engagement im Sinne der katholischen Soziallehre in Ubereinstimmung mit den betreffenden papstlichen Enzykliken Der Carlismus fasste sich als bestimmende Kraft des so genannten Conservadurismo spanischer Konservativismus auf und neigte je langer desto mehr zu einer autoritaren Staatsfuhrung und zum Korporativismus So gelangte die CT in den fruhen 1930er Jahren zu einem Programm welches einen standischen neotraditionalistischen Monarchismus vorsah der allerdings einen extremen Etatismus vermied und bestrebt war den Carlismus deutlich von faschistischem Radikalismus und faschistischer Diktatur abzusetzen 25 Die Carlisten waren tief antikommunistisch und jedenfalls um den Spanischen Burgerkrieg herum ahnlich wie auch andere rechte Bewegungen fest davon uberzeugt dass eine judisch marxistisch freimaurerische Verschworung Spanien in einen Satelliten der Sowjetunion verwandeln wolle 26 Als Monarchisten lehnten die Carlisten die Idee der Volkssouveranitat ab propagierten aber keine diktatorische sondern eine durch Glaube Sitte und Gesetz eingehegte Konigsherrschaft Sie wandten sich vielmehr explizit gegen Despotismus Sobre el Rey esta el Ley uber dem Konig steht das Gesetz womit in erster Linie das unabanderliche Naturrecht und die ungeschriebenen Grundsatze guten und gerechten Regierens gemeint waren Ihre politischen Vorstellungen zeigten die Carlisten in ihrer eigenen Version der Marcha Real 27 Viva Espana gloria de tradiciones con la sola leyque puede prosperar Viva Espana que es madre de Naciones con Dios Patria Reycon que supo imperar Guerra al perjurotraidor y mason que con su aliento impurohunde la nacion Es lebe Spanien der Ruhm des Althergebrachten mit dem einzigen Gesetz das Gedeihen verheisst Es lebe Spanien das die Mutter der Nationen ist mit Gott Vaterland und Konigdurch welche es zu herrschen wusste Krieg den Meineidigen Verratern und Freimaurern deren unreiner Atemdie Nation verdirbt Der Historiker Hugh Thomas illustriert die mit der carlistischen Weltanschauung in der Praxis verbundene Auffassung von Politik wie folgt Als der Fraktionsvorsitzende der Carlisten in den Cortes der Graf von Rodezno 1931 gefragt wurde wer im Falle einer Ruckkehr des Konigs wohl Ministerprasident werden wurde soll er die folgende bezeichnende Antwort gegeben haben Sie oder einer von den Herren hier es handelt sich doch nur um Sekretarsstellen ich selbst aber bliebe beim Konig und wir wurden von der Jagd sprechen Hugh Thomas zufolge gehorte zum Kern der carlistischen Gesellschaftsauffassung d ass die Politik auf der Jagd gemacht wird 28 Der Einfluss dieser die spanische Geschichte durch mehr als ein Jahrhundert nachhaltig pragenden Bewegung auf das heutige Spanien war vielfaltig Der baskische Nationalismus hat carlistische Wurzeln Carlisten grundeten ferner mit den Sindicatos libres die ersten christlichen Gewerkschaften Spaniens Verhaltnis von Kirche und Staat Bearbeiten Das carlistische Verstandnis von Staat und Gesellschaft basierte wesentlich auf ihren idealen Vorstellungen eines Verhaltnisses zwischen Staat und Kirche wie es im Spanien der Zeit vor der Aufklarung vorgeherrscht hatte Die Kirche legitimierte seit jeher nicht nur die Konigsherrschaft mit ihrem Gottesgnadentum sondern war seit den Zeiten der Katholischen Konige in einem so heterogenen Staat wie Spanien die starkste integrierende und stabilisierende Kraft und in dieser Eigenschaft als Stutze der bestehenden Ordnung von entscheidender Bedeutung Auf politischem wie auf kulturellem Gebiet war die Kirche allgegenwartig Der Gipfel der spanischen Macht in Europa und der Welt fiel in diese Zeit der Symbiose von Thron und Altar Im Zuge der Verklarung dieser Zeit nach dem Niedergang Spaniens um den Spanischen Erbfolgekrieg herum wurde ein Zusammenhang zwischen der alten Staatsverfassung und der vergangenen Herrlichkeit hergestellt welchen der Carlismus aufgriff und sich zu eigen machte weshalb er als eine Art Jesuitentum fur Laien beschrieben worden ist 26 Die machtigste gesamtspanische Institution des alten Spaniens die Inquisition war eine staatliche Institution und eine wesentliche Stutze der Macht der Kirche Auch obgleich die Inquisition in den letzten vierzig Jahren ihres Bestehens keine Todesstrafe mehr verhangt hatte war ihre politische Macht bis in die Zeiten der Regierung Ferdinands VII der sie auf Druck Frankreichs abschaffte noch immer enorm und reichte bis in den Hofstaat des Konigs hinein Ferner trauten es die Absolutisten alleine der Inquisition zu mit der Freimaurerei fertigzuwerden und den Liberalismus aus Spanien zu verbannen und es verwundert nicht dass noch bis in das 20 Jahrhundert eine der Hauptforderung der Carlisten die Wiedereinrichtung der Inquisition war von der sie als von dem ehrwurdigsten von Engeln vom Himmel auf die Erde gebrachten Tribunal sprachen Im Wesentlichen machten vier Elemente die gesellschaftspolitischen Vorstellungen aus auf welche die Carlisten hinaus oder besser zuruckwollten religiose Einheit des Volks ein auf religiosen Glaubenssatzen aufgebautes staatliches und gesellschaftliches System Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat und Freiheit der Kirche Bezeichnenderweise verbanden die Carlisten bei ihren Zusammenkunften stets politische mit religiosen Elementen Einer politischen Ansprache pflegte das Lesen einer Messe voranzugehen Die carlistischen Vorstellungen vom Staatswesen waren dem Mittelalter entlehnt Eine Trennung von Kirche und Staat war dort nicht vorgesehen Zudem konnte die Religion keine Privatsache sein denn die katholische Konfession und die christlichen Werte waren nach carlistischer Auffassung das Fundament der Gesellschaft Um in diesem Sinne wirken zu konnen wurde im Ruckgriff auf das spanische Mittelalter die vollige konfessionelle Einigkeit des spanischen Volkes als erforderlich angesehen was die Institution der Inquisition verburgen sollte Daher lehnte der Carlismus Religionsfreiheit strikt ab Dass im Zuge der Debattierung des Entwurfs der Verfassung von 1869 die Carlisten in den Cortes im Streit um die Gewahrung der Religionsfreiheit unterlagen wird deswegen als einer der Grunde fur den erneuten Griff zu den Waffen wenige Jahre spater angesehen Die Carlisten sahen die politische Entwicklung Europas im 19 Jahrhundert als die in eine europaische Revolution ubergegangene Franzosische Revolution an welche ihrer Ansicht nach in allen europaischen Landern einschliesslich Spaniens fortwahrend im Sinne ihrer politischen Gegner der Liberalen am Werk war Der Liberalismus galt als Quelle allen Ubels der Moderne 26 In diesem Sinne ausserte sich der Pratendent Carlos VII wie folgt Die spanische Revolution ist nur eines der Bataillone der grossen kosmopolitischen Revolution Wesentliches Merkmal der letzteren ist die vollstandige Verneinung der Herrschaft Gottes uber die Welt ihr Ziel besteht in der volligen Zerstorung der Grundlagen welche durch das Christentum hervorgebracht worden sind und auf welchen die menschliche Gesellschaft begrundet ist 29 Die Carlistenkriege sowie der Spanische Burgerkrieg waren nicht nur politisch motiviert sondern waren auch religiose Kreuzzuge So bezeichneten die Carlisten den Spanischen Burgerkrieg offen als cruzada Kreuzzug Symbole des Carlismus Bearbeiten nbsp Modernes Symbol der Carlisten bewegungSymbol der Carlisten ist ein rotes Burgundisches Andreaskreuz cruz de Borgona auf weissem Grund Das Burgundische Andreaskreuz stellt mehr oder weniger stilisiert zwei gekreuzte nur roh zurechtgeschnittene Aste dar Es erinnert an das Martyrium des Apostels Sankt Andreas Auf einem weissen aber gelegentlich auch blauem oder auch in anderen Farben gehaltenen Feld war es seit dem 15 Jahrhundert als Philipp der Schone ein Herzog von Burgund es als personliches Zeichen verwendete die spanische Kriegsflagge sowie Flagge Neuspaniens Ursprunglich handelte es sich um ein burgundisches Emblem Schutzheiliger der Herzoge von Burgund war St Andreas In Verwendung war das Burgundische Andreaskreuz als Kriegsflagge bis 1843 als die 1785 eingefuhrte rotgelbrote Seekriegsflagge die in ihren Grundzugen der heutigen Flagge Spanien entspricht auch fur den Krieg zu Land sowie als Staatsflagge verwendet wurde Von 1843 an stand die carlistische Bewegung somit unter einer alten spanischen Flagge im Feld was an das Phanomen der schwarz weiss roten und schwarz rot goldenen Flaggen in Deutschland erinnert Auch in den ehemaligen hispano amerikanischen Provinzen ist das alte burgundische Andreaskreuz bisweilen noch zu finden so etwa als Flagge des bolivianischen Departamento Chuquisaca es inspirierte unter anderem die Flagge der chilenischen Stadt Valdivia Die carlistische Tracht besteht in roten Baskenmutzen von welchen eine goldene Kordel hangt auf Baskisch txapelgorri genannt Ihre Hymne ist die Marcha de Oriamendi benannt nach einer Schlacht des Ersten Carlistenkriegs 1837 Der Wahlspruch der Carlistenbewegung lautet Dios Patria Fueros Rey Gott Vaterland alte Vorrechte Konig Man vergleiche das Motto der christlich konservativen baskischen Partei EAJ PNV Jainkoa eta Lege Zaharrak Gott und das alte Recht Der Wahlspruch des Partido Carlista allerdings lautet Libertad Socialismo Autogestion Federalismo Freiheit Sozialismus Selbstverwaltung Foderalismus Die carlistischen Pratendenten BearbeitenErste carlistische Dynastie Bearbeiten nbsp Juan III Carlos V Maria Isidro de Borbon y Borbon Parma 29 Marz 1788 in Aranjuez 10 Marz 1855 in Triest Begrunder der ersten carlistischen Dynastie Auch bekannt als Graf von Molina Pratendent von 1833 bis 18 Mai 1845 Abdankung Anfuhrer der Bewegung im Ersten Carlistenkrieg von seiner Kontrahentin der Regentin Maria Cristina am 16 Oktober 1833 zum Rebellen erklart Carlos VI Luis de Borbon y Braganza Sohn des vorhergehenden Pratendenten 31 Januar 1818 in Madrid 13 Januar 1861 in Triest Auch bekannt als Graf von Montemolin Pratendent von 1845 bis 1860 Abdankung in Konsequenz seiner Gefangennahme durch Isabellas Truppen in Tortosa Juan III Carlos de Borbon y Braganza Bruder des vorhergehenden Pratendenten 15 Mai 1822 in Aranjuez 21 November 1887 in Brighton Auch bekannt als Graf von Montizon Pratendent von 1860 bis 1868 Wegen seiner Neigung zum Liberalismus zur Abdikation gezwungen da ihm nach Ansicht der Carlisten keine Legitimitat durch Taten nicht nur durch Abstammung zustand 1883 wurde er Haupt der koniglichen Familie der Capets und konnte damit den franzosischen Thron beanspruchen Carlos VII Maria de los Dolores de Borbon y Austria Este Sohn des vorhergehenden Pratendenten 30 Marz 1848 in Laibach 18 Juli 1909 in Varese Auch bekannt als Herzog von Madrid Pratendent vom 3 Oktober 1868 bis 1909 1873 im Santuario de Loyola zum spanischen Konig gesalbt Anfuhrer der Bewegung wahrend des Dritten Carlistenkrieges Grossvater des spateren Pratendenten Erzherzog Karl Pius von Habsburg Lothringen Toskana Jaime III de Borbon y Borbon Sohn des vorhergehenden Pratendenten 27 Juni 1870 in Vevey 9 Oktober 1931 in Paris Auch bekannt als Herzog von Madrid Pratendent von 1909 bis 1931 Alfonso Carlos I de Borbon y Austria Este Onkel des vorhergehenden Pratendenten Bruder Carlos VII 12 September 1849 in London 29 September 1936 in Wien durch einen Verkehrsunfall Auch bekannt als Herzog von San Jaime Pratendent von 1931 bis 1936 Letzter mannlicher Thronerbe der carlistischen Linie Mit Alfonso Carlos erlosch die erste carlistische Dynastie Ein Enkel Carlos VII trat jedoch zwischen 1943 und 1953 als Carlos VIII auf Der Habsburger Erzherzog Karl Pius von Habsburg Lothringen Toskana Carlos de Habsburgo Lorena y Borbon ein Abkommling des Kaisers Leopold II vaterlicherseits und Enkel Carlos VII mutterlicherseits beanspruchte als legitimer Thronanwarter der Ersten Carlistischen Dynastie gemass der lex salica als Pratendent die Fuhrerschaft der Bewegung unterstutzt von einer Gruppe sogenannter carlo octavistas Zweite carlistische Dynastie Bearbeiten Von 1936 bis 1952 gab es keinen offiziellen Pratendenten der carlistischen Bewegung Als Regent diente in dieser Zeit Francisco Javier de Borbon Parma Die Borbon Parma sind ein Zweig der Familie der sich vom Stammhaus bereits im 18 Jahrhundert unter Philipp V getrennt hat Letzter gemeinsamer Vorfahr der Stammlinie der ersten carlistischen Dynastie und der Borbon Parma war Philipp I Herzog von Parma dessen Tochter Maria Luisa als Ehefrau Carlos IV Mutter sowohl Ferdinands VII als auch des Pratendenten Carlos V war Abgesehen davon war die Ehefrau Carlos VII eine Borbon Parma und somit Mutter Jaimes III Am 30 Mai 1952 erhob Francisco Javier selbst Anspruch auf den Thron und begrundete so die zweite carlistische Dynastie Javier I de Borbon Parma y Braganza mit vollem Namen Francisco Javier 25 Mai 1889 7 Mai 1977 Pratendent von 1952 bis 1975 Abdankung Seit dem Jahr 1964 Trager des Titels des Grafen von Molina Carlos Hugo I de Borbon Parma y Borbon 8 April 1930 in Paris 18 August 2010 in Barcelona Sohn Francisco Javiers Er fuhrte auch den Titel eines Herzogs von Madrid Carlos Javier I de Borbon Parma y Orange Nassau 27 Januar 1970 in Nimwegen Sohn Carlos Hugos Als Gegenpratendent der traditionalistischen Richtung der carlistischen Bewegung ist aufgestellt Sixto Enrique V de Borbon Parma y Borbon Gegenpratendent seit 1977 22 Juli 1940 in Pau Auch bekannt als Herzog von Aranjuez Weitere Pratendenten Bearbeiten Die Legitimitat der Zweiten Carlistischen Dynastie war vor allem in ihren ersten Jahren nicht unumstritten Obgleich die grosse Mehrheit der Carlisten Javier I zunachst als Regenten und sodann als Konig anerkannte akzeptierte eine Anzahl Carlisten ihn nicht als legitimen Pratendenten und wandte sich darum Personen aus der Hauptlinie der spanischen Bourbonen sowie einem Abkommling Carlos VII zu Daneben gab es Carlisten die weder die Zweite Carlistische Dynastie noch einen der nachfolgenden Pratendenten anerkannten 1958 erkannte eine zahlenmassig starke Gruppe von Carlisten Juan de Borbon y Battenberg Graf von Barcelona Vater des spateren spanischen Konigs Juan Carlos als Oberhaupt an 1960 proklamierte eine zahlenmassig starke Fraktion auf dem Montejurra den altesten Sohn Alfonsos XIII Jaime IV als Pratendenten 30 welcher eigentlich wegen seiner Taubstummheit die Rechte auf den spanischen Thron an seinen jungeren Bruder Juan den Grafen von Barcelona abgetreten hatte Demnach waren sein Sohn Alfons Jaime de Borbon und gegenwartig sein Enkel Louis Alphonse de Bourbon als carlistische Pratendenten anzusehen allerdings haben sie nie einen solchen Anspruch erhoben Carlos VIII ein Enkel Carlos VII beanspruchte die Fuhrung der carlistischen Bewegung von 1943 bis 1953 siehe bereits oben zur Ersten Carlistischen Dynastie Pratendent der Carlo Octavistas ist gegenwartig sein Urenkel Dominic von Habsburg als Domingo I allerdings wird infolge vorangegangener nichtebenburtiger Heiraten seine Eignung als Pratendent bestritten 31 Triest Sitz und Grablege der carlistischen Pratendenten Bearbeiten Ihren Hof hielten die carlistischen Pratendenten bis 1874 in Triest Die Wahl Carlos V fiel im Jahr 1847 auf diese Stadt weil die Herzogin von Berry die Schwester der Ehefrau Carlos V ein Gebaude in der Via Lazzaretto Vecchio Nr 9 besass dessen ersten Stock sie selbst bewohnte Den zweiten Stock des Gebaudes uberliess sie Carlos V 1874 starb die Prinzessin von Beira Carlos V zweite Ehefrau was dazu fuhrte dass Triest als Sitz der Pratendenten aufgegeben wurde nbsp Kathedrale von San Giusto zu Triest nbsp Grab Carlos V Die Grablege der carlistischen Pratendenten ist die Kathedrale San Giusto zu Triest die deshalb auch der carlistische Escorial genannt wird Hier sind die Pratendenten Carlos V VI und VII und Juan III beigesetzt sowiedie beiden Ehefrauen Carlos V Maria Francisca de Asis y de Borbon 1800 1816 und die seit 1838 mit Carlos vermahlte Maria Teresa de Braganza y de Borbon Prinzessin von Beira 1793 1874 die Ehefrau Carlos VI Maria Carolina de Borbon Dos Sicilias 1820 1861 der Infant Fernando de Borbon y de Braganza 1824 1861 Sohn Carlos V Francisco Jose Carlos de Habsburgo y de Borbon 1905 1975 Enkel Carlos VII In Parzelle Nr 111 des Friedhofs von Santa Anna zu Triest liegen daruber hinaus 24 Mitglieder des carlistischen Hofgefolges Diese Parzelle wurde 1868 von der Prinzessin von Beira angekauft dem Grabstein sind die folgenden Worte zu entnehmen Seguito dell Augusta Signora Maria Teresa di Borbone Contessa de Molina Die anderen Pratendenten wurden an anderen Orten bestattet Jaime III seine Mutter und Ehefrau Carlos VII Margherita di Borbone Parma sowie Blanca de Borbon y Borbon Parma die Tochter Carlos VII und Mutter Carlos VIII in Viareggio Italien Alfonso Carlos und seine Frau Maria de las Nieves de Braganza im Schloss Puchheim Osterreich Carlos VIII fand seine letzte Ruhestatte im Monestir de Santa Maria de Poblet Spanien Juan de Borbon y Battenberg der sich allerdings nicht als Anfuhrer der carlistischen Bewegung verstand wurde im Escorial beigesetzt ebenso sein Bruder Jaime Javier I ist in der franzosischen Abtei Saint Pierre de Solesmes beigesetzt Carlos Hugo I ist in der Familiengruft in der Basilica di Santa Maria della Steccata in Parma beigesetzt 32 Siehe auch BearbeitenGeschichte Spaniens Jakobiten eine dem Carlismus ahnliche Erscheinung in England Miguelistenkrieg der portugiesische Konflikt zwischen Absolutismus und Liberalismus Monarchisten Spanische Revolution 1820 Literatur BearbeitenZeitgenossische Darstellung Bearbeiten Edward Bell Stephens The Basque provinces their political state scenery and inhabitants with adventures amongst the Carlists and Christinos London 1837 Digitalisat Fachliteratur Bearbeiten Martin Blinkhorn Carlism and crisis in Spain 1931 1939 Cambridge University Press Cambridge 1975 ISBN 978 0 521 08634 9 Mark Lawrence Spain s First Carlist War Palgrave Macmillan New York London 2014 ISBN 978 1 349 48652 6 einzige englischsprachige Monographie zum Ersten Carlistenkrieg Die folgenden Bucher befassen sich mit der spanischen Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts und behandeln in diesem Zusammenhang die Carlistenkriege und oder den Carlismus mit unterschiedlicher Ausfuhrlichkeit Gerald Brenan The Spanish Labyrinth An Account of the Social and Political Background of the Civil War Nachdruck der Canto edition Originalausgabe 1943 Cambridge University Press Cambridge 1993 ISBN 0 521 39827 4 S 203 215 deutsche Ausgabe Die Geschichte Spaniens Uber die sozialen und politischen Hintergrunde des Spanischen Burgerkrieges Karin Kramer Berlin 1978 ISBN 3 87956 034 X Walther L Bernecker Spanische Geschichte Von der Reconquista bis heute 2 erw u bibl aktualisierte Auflage 1 Auflage 2003 WBG Darmstadt 2012 ISBN 978 3 534 25084 4 S 117f Hugh Thomas Der Spanische Burgerkrieg Buchergilde Gutenberg Ullstein Berlin 1964 S 63 73 Belletristik Bearbeiten Karl May Der Gitano Ein Abenteuer unter den Carlisten In Gesammelte Werke Band 48 Das Zauberwasser und andere Erzahlungen Karl May Verlag Bamberg Radebeul 2000 ISBN 3 7802 0048 1 Ramon del Valle Inclan Der Karlistenkrieg Romantrilogie Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 596 10699 0 handelt vom Dritten Carlistenkrieg Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carlismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Ikonografie Der Erste Carlistenkrieg Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Spanische Verfassungen von 1808 bis 1978 Quellen und Volltexte spanisch Links zur Geschichte des Carlismus Eine Ubersichtskarte zum Ersten Carlistenkrieg Memento vom 7 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 150 kB spanisch weitere Karten zu den Carlistenkriegen Memento vom 12 September 2007 im Internet Archive Bildergalerie zum Carlismus mit historischen Bildern italienisch Spanischer Burgerkrieg Galerie carlistischer Plakate und Gemalde Uniformen und Abzeichen der Requetes und zwei Fotoalben requetes com requetes com Ausfuhrliche Abhandlung zu den staatsrechtlichen und religiosen Vorstellungen und Zielen des Carlismus englisch Die Carlisten und die FremdenlegionCarlismus heute Homepage des Partido Carlista linker Flugel der Bewegung spanisch und des Partido Carlista de Euskal Herria Homepage der CTC traditionalistischer Flugel spanisch Erklarungen und Manifeste Sixto Enriques Memento vom 23 Oktober 2004 im Internet Archive spanisch ein Manifest Sixto Enriques aus dem Jahr 2001 deutsch Homepage der Familie Bourbon Parma spanisch Homepage der CT einer weiteren traditionalistischen GruppeEinzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Salvador de Madariaga Spanien S 54 Salvador de Madariaga Spanien S 51 gibt ein anschauliches Beispiel dieser Geisteshaltung anhand einer kleinen Episode aus Calderons Schauspiel Das Leben ist ein Traum Als Sigismund Clotaldo den Bediensteten des Konigs bestrafen will der ihn gefangengehalten hatte wirft einer der Anwesenden ein alles sei auf Befehl des Konigs geschehen Darauf antwortet Sigismund En lo que no es justa ley no ha de obedecer al Rey Sprach der Konig wider Recht That er sich zu fugen schlecht vgl im Projekt Gutenberg Ubers Gries Brenan Geschichte Spaniens S 53 Brenan Geschichte Spaniens S 239 zit nach Marion Hoflinger in Geschichte mit Pfiff 7 92 S 19 Ein Beispiel sind die von den Pratendenten wahrend des Ersten und Dritten Carlistenkriegs ausgegebenen Peseten vgl Webarchiv text Archivlink url http www partidocarlista com numismatica html wayback 20070915174135 archiv bot 2018 03 25 11 34 58 InternetArchiveBot Link am 15 Februar 2010 nicht mehr erreichbar Real Decreto de 30 de noviembre de 1833 in der spanischsprachigen Wikisource Gerald Brenan weist darauf hin dass es sich hierbei um dieselben englischen Konservativen handelte welche zu Hause in England die Emanzipation der Katholiken bekampften Convenio de Vergara in der spanischsprachigen Wikisource a b Thomas Der Spanische Burgerkrieg S 31 Eberhard Horst 15mal Spanien Piper Munchen Zurich 1973 S 314 f tinet org Hugh Thomas Der Spanische Burgerkrieg S 63 Beevor Der Spanische Burgerkrieg S 90 zit nach Himno de Navarra in der spanischsprachigen Wikipedia a b Beevor Der Spanische Burgerkrieg S 65 Hugh Thomas Der Spanische Burgerkrieg S 47 f Hugh Thomas Der Spanische Burgerkrieg S 48 Hugh Thomas Der spanische Burgerkrieg S 63 Rote Mutzen In Der Spiegel Nr 1 1969 online Eberhard Horst 15mal Spanien Piper Munchen Zurich 1973 S 315 web archive org Floren Aoiz El jarron roto ISBN 84 8136 329 4 Diego Carcedo Saenz de Santamaria el general que cambio de bando ISBN 84 8460 309 1 web archive org Stanley Payne Geschichte des Faschismus Aufstieg und Fall einer europaischen Bewegung Tosa Verlag im Verlag Carl Ueberreuter Wien 2006 S 315 a b c Beevor Der Spanische Burgerkrieg S 64 Francisco D de Otazu Himno Nacional Marcha con o sin letra In Arbil ISSN 1697 1388 Nr 79 Hugh Thomas Der Spanische Burgerkrieg S 63 Carlos VII Manifest an die Spanier La Tour de Peilz Schweiz 8 Dezember 1870 vgl scalan co uk Carlisten Thronfolge In Der Spiegel Nr 20 1964 online maineworldnewsservice com Memento vom 9 Mai 2008 im Internet Archive Pieter Klein Beernink Koning bij doop prins Carlos in Parma In De Telegraaf 25 September 2016 abgerufen am 25 Mai 2019 niederlandisch nbsp Dieser Artikel wurde am 13 April 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4444808 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carlismus amp oldid 236763770