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Mit Miguelistenkrieg auch Krieg der zwei Bruder portugiesisch a guerra dos dois irmaos bezeichnet man in der portugiesischen Geschichte einen von 1832 bis 1834 dauernden Burgerkrieg zwischen den Anhangern des Konigs Michael I und den Anhangern seines Bruders des Exkonigs Peter IV und dessen Tochter Maria II Flagge der MiguelistenFlagge der LiberalenKonig Michael heisst auf portugiesisch Dom Miguel seine Anhanger wurden deshalb miguelistas Miguelisten genannt was dem Konflikt seinen Namen gab Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen des Krieges und Entwicklungen bis zum Kriegsbeginn 2 Verlauf des Krieges 3 Bedeutung 4 Siehe auch 5 LiteraturUrsachen des Krieges und Entwicklungen bis zum Kriegsbeginn BearbeitenSeit der napoleonischen Besetzung Portugals im Jahr 1807 hatten sich die Ideale der Franzosischen Revolution auch in Portugal festgesetzt Die politische Stromung der Liberalen hatte sich gebildet die fur eine konstitutionelle Monarchie eintraten Manuel Fernandes Tomas war einer ihrer herausragendsten Vertreter Mit der liberalen Revolution des Jahres 1820 hatte der Liberalismus seinen ersten grossen Erfolg in der Geschichte des Landes 1821 wurde die erste Verfassung Portugals von einer verfassunggebenden Versammlung verabschiedet die dann von Konig Johann VI auch in Kraft gesetzt wurde Gegen den Liberalismus gab es allerdings einigen Widerstand von reaktionaren und konservativen Kraften die am alten absolutistischen Regierungssystem festhalten wollten Diese bezeichneten sich als Absolutisten absolutistas Auch die katholische Kirche stand der liberalen Bewegung mehrheitlich ablehnend gegenuber da die Liberalen auch die besonderen Rechte der Kirche abschaffen wollten und allgemein fur eine antiklerikale Politik eintraten Der Gegensatz zwischen Liberalen und Absolutisten der die portugiesische Innenpolitik dieser Zeit pragte verlief auch quer durch die konigliche Familie Wahrend Konig Johann VI seinen Eid auf die Verfassung von 1821 halten wollte also mehr im liberalen Lager stand waren seine Frau Konigin Charlotte Johanna und sein jungerer Sohn Prinz Michael Anhanger der Absolutisten Bereits 1824 versuchten die Konigin und Prinz Michael den Konig zu verdrangen und den Absolutismus wieder einzufuhren was allerdings scheiterte Prinz Michael musste daraufhin ins osterreichische Exil gehen Er geriet dort in den Kreis um den reaktionaren Politiker Furst Metternich was ihn in seinen absolutistischen Ansichten noch bestarkte Im Verlauf der Ereignisse des Jahres 1824 war auch die Verfassung widerrufen worden Die Liberalen forderten deshalb eine Ruckkehr zum Konstitutionalismus 1826 kam der neue Konig Peter IV diesen Forderungen nach und gab dem Land eine neue Verfassung die so genannte Charta Obwohl diese wesentlich konservativer als die Verfassung von 1821 war rief sie die Proteste der Absolutisten hervor die auf eine Verfassung ja ganz verzichten wollten Peter IV war als er noch Kronprinz war von seinem Vater Johann VI in Brasilien zuruckgelassen worden um dieses Land als Regent zu verwalten Am 7 September 1822 hatte er die brasilianische Unabhangigkeit verkundet und sich selbst zum Kaiser Peter I von Brasilien ernannt 1826 verstarb Johann VI von Portugal so dass sein Sohn Peter I von Brasilien als Peter IV von Portugal auch noch den portugiesischen Thron bestieg Es wurde aber bald offensichtlich dass es nicht mehr moglich war beide Reiche zugleich zu regieren Da Peter auf Brasilien nicht verzichten wollte dankte er am 5 Mai 1826 nach nur zweimonatiger Regierung als portugiesischer Konig zugunsten seiner minderjahrigen Tochter Maria II ab Peter wollte die beiden verfeindeten Linien des Hauses Braganza wieder zusammenfuhren und hatte deshalb geplant dass sein Bruder Michael seine Tochter Maria heiraten sollte Gemeinsam sollten sie dann Portugal regieren Wahrend der Minderjahrigkeit Marias sollte Michael als Regent fungieren Michael kehrte so aus seinem Wiener Exil nach Portugal zuruck Dort zeigte sich aber bald dass er andere Plane hatte Er berief eine traditionelle Standeversammlung ein diese entthronte Maria II und rief Michael 1828 zum Konig aus Michael hatte sich mit den reaktionaren Kraften des Landes verbundet widerrief die Verfassungscharta seines Bruders und regierte als letzter absolutistischer Konig Portugals Peter war allerdings nicht bereit diesen Vertrauensbruch seines Bruders hinzunehmen Zu den portugiesischen Verwicklungen gesellten sich innenpolitische Schwierigkeiten in Brasilien Schliesslich dankte er am 7 April 1831 auch als Kaiser von Brasilien ab um sich ganz dem portugiesischen Problem widmen zu konnen Er nahm erneut den Titel eines Herzogs von Braganza an erklarte sich zum Regenten fur seine minderjahrige Tochter Maria die er nach wie vor als legitime Konigin des Landes ansah und ging nach Europa um den Kampf gegen seinen Bruder aufzunehmen Der Miguelistenkrieg war also sowohl ein Burgerkrieg zwischen Absolutisten die Michael unterstutzten und Liberalen die auf Seiten Peters und Maria II standen wie ein dynastischer Kampf innerhalb des Hauses Braganza zwischen den beiden Brudern Peter und Michael Verlauf des Krieges Bearbeiten nbsp Eine zeitgenossische Karikatur zeigt die Einmischung auslandischer Machte hinter Pedro links steht Englands John Bull hinter Miguel das absolutistische SpanienZu Beginn des Krieges stand es nicht gut fur Peter und die Sache der Liberalen Michael hatte ganz Portugal mit Ausnahme der Azoreninsel Terceira unter seine Kontrolle gebracht und regierte mit harter Hand Seine liberalen Gegner befanden sich zum grossen Teil im Exil waren uber halb Europa mit Schwerpunkten in London Paris und Brussel und Brasilien verstreut und zudem untereinander zerstritten Auch die politische Grosswetterlage in Europa gepragt von der Heiligen Allianz und ihrer reaktionaren Politik favorisierte Michael Zu einem ersten Umschwung fuhrte die liberale Julirevolution des Jahres 1830 in Frankreich die den liberalen Bewegungen in Europa wieder Mut machte Der neue franzosische Konig Ludwig Philipp unterstutzte Peter und so begab sich dieser nach seiner Abdankung in Brasilien zunachst nach Paris Vor der Azoreninsel Terceira gelang es dem spateren Herzog von Terceira einem treuen Anhanger der Liberalen und Peters eine Miguelistenflotte in der Schlacht vor Vila da Praia zu schlagen 1829 so dass die Insel als einziger Teil Portugals ausserhalb des Machtbereichs Michaels verblieb In den nachsten Jahren gelang es Terceira auch die anderen Inseln des Archipels zu erobern Dies erlaubte Peter sich am 3 Marz 1832 auf die Azoren zu begeben und so wieder portugiesischen Boden zu betreten Mit einer dort ausgehobenen liberalen Armee schiffte er sich nach Portugal ein und betrat am 8 Juni 1832 bei Pampelido in der Nahe von Porto das portugiesische Festland Er holte den im britischen Exil weilenden liberalen General Joao Carlos de Saldanha Oliveira e Daun Herzog von Saldanha nach Portugal zuruck und machte ihn zum Oberbefehlshaber der liberalen Armee Es gelang den Liberalen Porto zu erobern das daraufhin von Truppen Michaels unter General Lemos belagert wurde Als diese Belagerung zu keinem Erfolg fuhrte verliess Michael Lissabon und begab sich selbst zu seinen Truppen nach Porto Die Abwesenheit des Konigs von Lissabon ausnutzend gelang es einem zweiten Heer unter dem Kommando des Herzogs von Terceira und mit Unterstutzung britischer Marinestreitkrafte 1833 Lissabon zu erobern Damit waren die beiden wichtigsten Stadte des Landes Lissabon und Porto in der Hand der Konstitutionalisten Peter liess seine Tochter die jetzt vierzehnjahrige Maria II aus Paris nach Lissabon kommen wo sie begeistert empfangen wurde In dieser Situation beging Michael einen schweren politischen Fehler In Spanien hatte Konig Ferdinand VII seine Tochter die spatere Konigin Elisabeth Isabella II zu seiner Nachfolgerin ernannt unter Bruch des bisherigen salischen Thronfolgerechtes das die Thronfolge nur in der mannlichen Abfolge vorsah Ferdinands Bruder Karl Don Carlos der durch die neue Regelung aus der Thronfolge verdrangt wurde vgl Erster Karlistenkrieg rebellierte daraufhin Michael verbundete sich nun mit Karl den er mit allen Ehren in Portugal empfing und machte sich damit Konig Ferdinand VII zum Feinde Der spanische Konig erkannte Maria II als rechtmassige Konigin Portugals an und verbundete sich mit der liberalen Gegenregierung Portugals den Englandern und den Franzosen zur Quadrupel Allianz Nach den entscheidenden Niederlagen bei Almoster am 18 Februar 1834 und bei Asseiceira am 16 Mai 1834 kam es in Evoramonte zum letzten Aufeinandertreffen Michaels Truppen wurden am 26 Mai 1834 von Terceira und Kriegsminister Saldanha geschlagen und Michael musste erneut ins Exil gehen nach Italien Peter verkundete zwar zunachst eine Amnestie in der vorgesehen war dass Michael den Titel eines koniglichen Infanten von Portugal erhielt und im Exil eine angemessene Apanage beziehen sollte Diese Regelung fuhrte jedoch zum Ausbruch einer Revolte gegen Peter Dieser bereits durch schwere Krankheit gezeichnet zog sich in den Palast von Queluz zuruck wo er kurze Zeit spater verstarb In Lissabon trat eine neue Cortes zusammen die den Herzog von Palmela zum Premierminister wahlte In der Cortes wurden zwei wichtige Gesetze beschlossen Zum einen wurde Maria II fur volljahrig erklart sodass sie in Zukunft selbststandig regieren konnte Zum anderen wurde die Regelung widerrufen mit der Michael eine Apanage in Aussicht gestellt wurde Sobald Michael dies erfuhr widerrief er seinerseits aus seinem Exil in Italien seine Abdankung und stellte klar dass er sich weiterhin als legitimen Konig betrachte Michael verstarb schliesslich in Bronnbach in Baden ohne je auf seine Anspruche auf den portugiesischen Thron verzichtet zu haben Bedeutung BearbeitenMit dem Sieg Peters war der Konstitutionalismus endgultig in Portugal verankert Zwar spalteten sich die Liberalen schnell in einen konservativeren die Cartisten und einen radikaleren Flugel die Setembristen die sich ab 1846 in einem Burgerkrieg gegenuberstanden Dabei ging es aber um die Frage wie die Verfassung des Landes aussehen sollte Die Tatsache dass Portugal eine Verfassung haben sollte wurde dagegen seit Ende des Miguelistenkrieges nicht mehr in Frage gestellt Eine Ruckkehr zum Absolutismus hat es seit Ende des Krieges in Portugal nicht mehr gegeben Siehe auch BearbeitenGeschichte Portugals Zeittafel Portugal Liste der KriegeLiteratur BearbeitenHipolito de la Torre Gomez Antonio Pedro Vicente Espana Portugal estudios de historia contemporanea Madrid 1998 ISBN 978 84 7738 616 2 Paul Siebertz Dom Miguel e a sua epoca A verdadeira Historia da Guerra Civi Mem Martins ACTIC 1986 Francisco Pina Manique A Causa de D Miguel Lissabon Caleidoscopio 2007 Simao Jose da Luz Soriano Historia da Guerra Civil e do Estabelecimento do Regime Parlamentar em Portugal 1866 90 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Miguelistenkrieg amp oldid 202612840