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Benedikt XV geburtig Giacomo della Chiesa 21 November 1854 in Genua Konigreich Sardinien 22 Januar 1922 in Rom war Papst vom 3 September 1914 bis zu seinem Tod 1922 Wegen seines engagierten Auftretens gegen den Ersten Weltkrieg wurde er als Friedenspapst bekannt Benedikt XV Fotografie von Nicola Perscheid 1915 Signatur Benedikts XV Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Pontifikat 2 1 Wahl zum Papst 2 2 Friedensbemuhungen im Ersten Weltkrieg 2 3 Politik in Italien und Frankreich 2 4 Nach dem Ersten Weltkrieg 2 5 Kirchliche Anliegen 2 6 Maria als Miterloserin 3 Exhortatio gegen den Krieg 4 Nachwirkung als Friedenspapst 5 Sonstiges 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseWerdegang Bearbeiten nbsp Erzbischof della Chiesa 1906 Giacomo della Chiesa wurde in Genua Italien als Sohn einer markgraflichen Adelsfamilie geboren Mutterlicherseits entstammte er derselben Familie wie der Anfang des 15 Jahrhunderts amtierende Papst Innozenz VII Im Jahre 1875 erlangte er den staatlichen Doktorgrad der Rechtswissenschaften Erst danach gestattete ihm sein Vater das Studium fur das Priesteramt hierzu wurde er Seminarist am Almo Collegio Capranica Rom Danach absolvierte er die Accademia dei Nobili Ecclesiastici 1 Seine Ausbildung schloss er 1880 mit der Promotion in Kirchenrecht ab Am 21 Dezember 1878 empfing er das Sakrament der Priesterweihe Den grossten Teil seiner kirchlichen Laufbahn verbrachte er im Vatikan nbsp Signatur Benedikts XV im Jahr seiner Wahl 1914 nbsp Benedikt XV als Kardinal 1914Kardinal Mariano Rampolla elf Jahre alter als er war sein Freund und Mentor Della Chiesa lernte ihn im Januar 1881 kennen diente ihm zunachst in Madrid und spater ab 1887 als dieser zum Kardinalstaatssekretar an der Kurie berufen wurde als Sekretar Wahrend dieser Zeit half della Chiesa bei der Vermittlung zur Losung eines Konfliktes zwischen Deutschland und Spanien um die Karolinen Inselgruppe im Pazifik Naheres hier sowie bei der Organisation von Hilfsaktionen wahrend einer Choleraepidemie Als Rampolla mit der Wahl von Pius X aus dem bisherigen Amt ausschied und Kardinal Merry del Val ihm nachfolgte behielt Giacomo della Chiesa zunachst seine Position als Substitut des Staatssekretariats seit 1901 Aufgrund seiner engen Beziehung zum frankreichfreundlichen Rampolla dem Architekten der vergleichsweise offenen Aussenpolitik Leos XIII und Favoriten im Konklave von 1903 wurde der fleissige energische aber wenig imposant auftretende della Chiesa bald durch die neue konservativ gepragte Kirchenfuhrung aus dem diplomatischen Dienst entfernt Am 16 Dezember 1907 wurde er zum Erzbischof von Bologna ernannt Die Bischofsweihe spendete Papst Pius X ihm am 22 Dezember 1907 jedoch als Zeichen der Verbundenheit personlich Am 4 August 1909 wurde er in der Konventskirche des hl Dominikus in Bologna in den Dritten Orden der Dominikaner aufgenommen 2 Erst am 25 Mai 1914 wurde della Chiesa als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Quattro Coronati in das Kardinalskollegium aufgenommen Mit den neuen Wurden ausgestattet hielt er beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Rede in welcher er die Position und Aufgaben der Kirche angesichts der Weltlage beschrieb die Notwendigkeit von Neutralitat und den Willen zum Frieden betonte und die Milderung von kriegsverursachtem Leiden beschwor Pontifikat BearbeitenWahl zum Papst Bearbeiten Am 3 September 1914 wurde della Chiesa in einem schwierigen Konklave mit 57 wahlberechtigten Kardinalen im 10 Wahlgang mit 38 zu 18 Stimmen gegen Domenico Serafini zum Papst gewahlt und nahm unter Bezugnahme auf das Andenken des Papstes Benedikt XIV der auch Erzbischof von Bologna gewesen war den Namen Benedikt XV an Der von Kardinal Merry del Val ausgesprochene Verdacht della Chiesa habe sich selbst gewahlt was seit Gregor XV streng untersagt war konnte am Morgen des 4 September anhand der Wahlzettel ausgeraumt werden Er nahm die Wahl an und ergriff sofort erste Massnahmen Die Kronung erfolgte kriegsbedingt in aller Eile in der Sixtinischen Kapelle Sein Stil war bisweilen ironisch oder cholerisch aber sehr durchsetzungsstark Trotz bester Fahigkeiten konnte Benedikt XV kaum offentliche Popularitat gewinnen nbsp Wappen Benedikts XV nbsp Papst Benedikt XV Friedensbemuhungen im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Benedikts Pontifikat war gepragt durch den Krieg und dessen Auswirkungen Benedikt der personlich eher auf Seiten Frankreichs stand aber in seinen Ausserungen strikte Neutralitat wahrte organisierte humanitare Hilfe und unternahm mehrere erfolglose Versuche zu Friedensverhandlungen Das erste Rundschreiben Ubi primum erliess er hierzu wenige Tage nach seinem Amtsantritt Im Jahre 1915 wandte er sich erneut in seiner Exhortatio Allorche fummo chiamati mit drastischen Worten an die kriegfuhrenden Nationen Besonders bekannt wurde Des le debut die Friedensnote Benedikts XV am dritten Jahrestag des Kriegsbeginns 1 August 1917 Darin schlug der Papst als neutraler Vermittler allen kriegfuhrenden Machten Friedensverhandlungen vor Er forderte Abrustung eine effektive internationale Schiedsgerichtsbarkeit zur Vermeidung kunftiger Kriege und den Verzicht auf Gebietsabtretungen Damit wurden vom Vatikan wesentliche Grundzuge der internationalen Friedensbewegung der Vorkriegszeit aufgegriffen Der Plan wurde ausgeschlagen da sich jede der Kriegsparteien als durch ihn benachteiligt ansah Die Triple Entente war ausserdem argwohnisch gegenuber dem papstlichen Geheimkammerer Rudolf von Gerlach die wichtigste direkte Kontaktperson der Mittelmachte zum Papst Der Heilige Stuhl wurde sogar von den Verhandlungen zum Waffenstillstand ausgeschlossen Seine am 23 Mai 1920 veroffentlichte Enzyklika Pacem Dei munus pulcherrimum war ein Pladoyer fur die Versohnung der Volker Benedikt wandte sich darin gegen die harten Massnahmen der Sieger im Friedensvertrag von Versailles Wahrend der Nachkriegszeit organisierte er die Kirchenverwaltung neu um den Anforderungen der neuen internationalen Verhaltnisse besser gerecht zu werden Politik in Italien und Frankreich Bearbeiten Seit der Eroberung des Kirchenstaats durch den neuen italienischen Nationalstaat 1870 war es den italienischen Katholiken verboten an Wahlen teilzunehmen Benedikt XV hob dieses Verbot im Jahr 1919 auf und befurwortete die Unterstutzung der katholisch orientierten Italienischen Volkspartei unter Luigi Sturzo Er unternahm Versuche die Beziehungen zur antiklerikal eingestellten Regierung Frankreichs 1913 1920 unter Raymond Poincare zu verbessern indem er die franzosische Nationalheldin Jeanne d Arc im Mai 1920 heiligsprach Die diplomatische Anerkennung des Heiligen Stuhls durch Frankreich und Grossbritannien gilt als sein politischer Erfolg Nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Nachdem im November 1918 in Polen die Zweite Republik ausgerufen war erkannte Benedikt XV den neuen Staat an und entsandte Achille Ratti als Pius XI sein spaterer Nachfolger als Apostolischen Nuntius nach Polen Ein Anliegen des Heiligen Stuhls war die Beilegung des Konflikts zwischen Polen und Litauen das sich den Anspruchen Polens auf dessen Territorium von 1772 widersetzte Insgesamt blieb das diplomatische Vorgehen des Papstes von Erfolg gekront hatten 1914 nur 14 Staaten diplomatische Vertretungen beim Heiligen Stuhl war diese Zahl nach Benedikts Tod 1922 auf 27 gestiegen In seiner am 23 Mai 1920 veroffentlichten Enzyklika Pacem Dei munus pulcherrimum formulierte Benedikt XV die Idee der Aussohnung nach Kriegen und betonte die Vernunft der Diplomatie Gleichzeitig pragte er mit seiner Idee einer Volkergemeinschaft schon 1920 den Begriff der heutigen Vereinten Nationen Benedikt XV starb Anfang 1922 im Alter von 67 Jahren nach einer Lungenentzundung Kirchliche Anliegen Bearbeiten Innerkirchlich beendete Benedikt XV angesichts der neuen Weltlage die Exzesse des Antimodernismus die das Ende der Ara Pius X gepragt hatten In den Missionsgebieten der Dritten Welt forderte er die Ausbildung des einheimischen Priesternachwuchses der moglichst bald die europaischen Missionare ersetzen sollte Er promulgierte das Kanonische Recht den CIC von 1917 Maria als Miterloserin Bearbeiten Benedikt XV erlauterte 1918 seine Ansicht der Miterloserschaft Mariens Als Maria unter dem Kreuz stand litt sie mit dem sterbenden Sohn verzichtete fur das Heil der Menschen auf die mutterlichen Rechte an dem Sohn Somit konne man sagen dass sie mit Christus das Menschengeschlecht erlost habe Daher werden die verschiedenen Gnaden aus dem Erlosungsschatz gleichsam aus den Handen der leidenden Jungfrau selbst verteilt 3 Exhortatio gegen den Krieg BearbeitenIn seiner Exhortatio Allorche fummo chiamati vom 28 Juli 1915 bezeichnete Benedikt XV den Krieg als grauenhafte Schlachterei orrenda carneficina was in einer deutschen Ubersetzung zu einem entsetzlichen Kampf abgemildert wurde Karl Kraus ubersetzte es Die letzten Tage der Menschheit I Akt 27 Szene als furchterliches Morden Im heiligen Namen Gottes unseres himmlischen Vaters und Herrn um des gesegneten Blutes Jesu willen welches der Preis der menschlichen Erlosung gewesen beschworen Wir Euch die Ihr von der gottlichen Vorsehung zur Regierung der kriegsfuhrenden Nationen bestellt seid diesem furchterlichen Morden das nunmehr seit einem Jahr Europa entehrt endlich ein Ziel zu setzen Es ist Bruderblut das zu Lande und zur See vergossen wird Die schonsten Gegenden Europas dieses Gartens der Welt sind mit Leichen und Ruinen besat Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung fur Frieden und Krieg Horet auf Unsere Bitte auf die vaterliche Stimme des Vikars des ewigen und hochsten Richters dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen mussen Die Fulle der Reichtumer mit denen Gott der Schopfer die Euch unterstellten Lander ausgestattet hat erlauben Euch gewiss die Fortsetzung des Kampfes Aber um was fur einen Preis Darauf mogen die Tausende junger Menschenleben antworten die alltaglich auf den Schlachtfeldern erloschen Die Veroffentlichung der Exhortatio in einer neuen Ubersetzung im Jahre 1931 4 veranlasste Kurt Tucholsky zu der Polemik 5 in welcher der umstrittene Satz Soldaten sind Morder gepragt wurde Nachwirkung als Friedenspapst BearbeitenDie Friedensdoktrin Benedikts XV wurde fester Bestandteil des kirchlichen Lehramts seiner Nachfolger Das Zweite Vatikanische Konzil 1962 1965 forderte schliesslich einen Zustand der Welt herbeizufuhren in dem der Krieg vollig untersagt wird bellum est omnino interdicendum GS Nr 82 Joseph Ratzinger als Benedikt XVI Papst von April 2005 bis Februar 2013 stellte sich mit der Wahl seines Papstnamens bewusst in die Tradition des Friedenspapstes Benedikt XV wie er in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1 Januar 2006 explizit bekraftigte 6 Benedikt XV zahlt nicht zu den bekannteren Papsten des 20 Jahrhunderts Seine friedensfreundliche Haltung unterschied sich von der Haltung der meisten anderen Monarchen und Staatsfuhrer seiner Zeit nbsp Admiral Giovanni Antonio della Chiesa Bruder des PapstesSonstiges BearbeitenDer Bruder des Papstes Marchese Giovanni Antonio della Chiesa war Konteradmiral der italienischen Marine 7 Werke BearbeitenAntrittsenzyklika Ad beatissimi Apostolorum principis 1 November 1914 In diesem Rundschreiben ruft er angesichts des Weltkrieges vehement zum Frieden auf wendet sich abermals gegen den Modernismus und warnt vor den Gefahren der innerkirchlichen Zwietracht gegen Tendenzen des Integralismus Siehe auch die Auflistung aller seiner Enzykliken Literatur BearbeitenAnton de Waal Papst Benedikt XV Ein Lebensbild des Hl Vaters Der neue Papst Unser Hl Vater Benedikt XV Breer und Thiemann Hamm 1915 Stefan Heid Art Benedikt XV In Stefan Heid Martin Dennert Hrsg Personenlexikon zur Christlichen Archaologie Forscher und Personlichkeiten vom 16 bis zum 21 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2620 0 Bd 1 S 157 Arnold Struker Hrsg Die Kundgebungen Papst Benedikts XV zum Weltfrieden Im Urtext und in deutscher Ubersetzung Herder Freiburg i Br 1917 Joseph Schmidlin Papstgeschichte der Neuesten Zeit 3 Band Papsttum und Papste im XX Jahrhundert Pius X und Benedikt XV 1903 1922 Pustet Regensburg 1936 J R Grigulevic Die Papste des 20 Jahrhunderts Urania Leipzig 1984 Friedrich Wilhelm Bautz Benedikt XV In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 491 493 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Michael Matheus Lutz Klinkhammer Hrsg Eigenbild im Konflikt Krisensituationen des Papsttums zwischen Gregor VII und Benedikt XV WBG Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 20936 1 Jean Mathieu Rosay Die Papste im 20 Jahrhundert Primus Darmstadt 2005 ISBN 3 89678 531 1 Ralph Rotte Die Aussen und Friedenspolitik des Heiligen Stuhls Eine Einfuhrung VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 14998 1 2 vollstandig uberarbeitete Aufl 2014 ISBN 978 3 531 19959 7 Rene Schlott Die Friedensnote Papst Benedikts XV vom 1 August 1917 Eine Untersuchung zur Berichterstattung und Kommentierung in der zeitgenossischen Berliner Tagespresse Kovac Hamburg 2007 ISBN 978 3 8300 2688 4 Rudolf Lill Die Macht der Papste Butzon amp Bercker Kevelaer 2011 ISBN 978 3 7666 1543 5 Jorg Ernesti Benedikt XV Papst zwischen den Fronten Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2016 ISBN 978 3 451 31015 7 Gabriele De Rosa Benedetto XV In Massimo Bray Hrsg Enciclopedia dei Papi Band 3 Innocenzo VIII Giovanni Paolo II Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2000 treccani it Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Benedictus XV Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Benedikt XV Quellen und Volltexte Literatur von und uber Benedikt XV im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Benedikt XV in der Deutschen Digitalen Bibliothek Zeitungsartikel uber Benedikt XV in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Ferdinando Procaccini di Montescaglioso La Pontificia Accademia dei nobili ecclesiastici Memoria storica Befani Rom 1889 S 50 Analecta sacri ordinis fratrum Praedicatorum 17 1909 Fasz 4 S 261 262 Benedikt XV im Brief Inter Sodalicia 1918 nach Walter Delius Geschichte der Marienverehrung 1963 S 267 Der Krieg ist eine grauenhafte Schlachterei auf Wikisource Der bewachte Kriegsschauplatz Eintrag vom 4 August 1931 auf der Webseite tucholsky gesellschaft de Abgerufen am 15 Marz 2021 In der Wahrheit liegt der Friede Botschaft seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI zur Feier des Weltfriedenstages vom 1 Januar 2006 auf der Webseite vatican va Volltext Abgerufen am 15 Marz 2021 Das Ableben des Bruders Papst Benedikts XV Konteradmiral Marchese Giovanni Antonio della Chiesa in der Deutschen Digitalen BibliothekVorgangerAmtNachfolgerDomenico Kardinal SvampaErzbischof von Bologna 1907 1914Giorgio Kardinal GusminiPius X nbsp Grossmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem 1914 1922Pius XI Pius X nbsp Papst 1914 1922Pius XI Normdaten Person GND 118655442 lobid OGND AKS LCCN n88167935 VIAF 78769797 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Benedikt XV ALTERNATIVNAMEN Chiesa Giacomo della Geburtsname KURZBESCHREIBUNG italienischer Geistlicher 258 Papst Bischof von RomGEBURTSDATUM 21 November 1854GEBURTSORT GenuaSTERBEDATUM 22 Januar 1922STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Benedikt XV amp oldid 234371023