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Der Zentrumsstreit war eine Auseinandersetzung innerhalb der Zentrumspartei um den zukunftigen Kurs nach der Wende zum 20 Jahrhundert Hintergrunde BearbeitenInnerhalb des katholischen Milieus gab es vor dem Ersten Weltkrieg grundsatzliche Auseinandersetzungen zwischen modernen und antimodernen Tendenzen Wahrend die erste insbesondere vom Sozialkatholizismus etwa des Volksvereins fur das katholische Deutschland reprasentiert wurde hat man die Anhanger der Gegenseite einige Zeit spater als Integralisten bezeichnet Diese Auseinandersetzungen die auf sozialpolitischer Ebene im so genannten Gewerkschaftsstreit ausgetragen wurde fanden auch innerhalb der Zentrumspartei statt Innerhalb der katholischen Partei gab es daneben auch politische Grunde nach neuen Positionen zu suchen Da war zum einen die veranderte Stellung in der Reichspolitik Das Zentrum war nicht mehr reine Oppositionspartei sondern wichtig fur die Mehrheitsbeschaffung der Regierung Wenn auch auf hohem Niveau stagnierten die Wahlergebnisse der Partei Verlauf BearbeitenAusloser war eine Schrift des katholischen Autors und Politiker Julius Bachem aus dem Jahr 1906 mit dem programmatischen Titel Wir mussen aus dem Turm heraus Darin wurde die These vertreten dass die zukunftige Politik der Partei unabhangig von kirchlichen Einflussen sein musse und sich letztlich auch fur Protestanten offnen musse In der Partei war der grundsatzlich uberkonfessionelle Charakter des Zentrums in der Tradition von Ludwig Windthorst weitgehend unumstritten daher war die Reaktion auf den Artikel zunachst positiv Schwerpunkt dieser Richtung waren die preussischen Westprovinzen Rheinland und Westfalen zeitgenossisch sprach man von der Kolner Richtung Die Kolnische Volkszeitung wurde ihr publizistisches Sprachrohr Die Gegenseite als Trierer Richtung eine fuhrende Rolle spielte der Bischof von Trier Michael Felix Korum bezeichnet war zahlenmassig kleiner wurde aber unterstutzt von weiten Teilen des Episkopats und der romischen Kurie Diese hielten an der engen weltanschaulichen Bindung des Zentrums an den Katholizismus fest Vor allem auf Grund dieses Widerstandes kam es zu keiner wirklichen Entscheidung Die Fraktionen des Zentrums im preussischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag nahmen eine mittlere Position ein indem sie einerseits betonten dass die Partei grundsatzlich uberkonfessionell sei andererseits sich aber dazu bekannten die Interessen des katholischen Volksteils vertreten zu wollen Bei diesem Schwebezustand blieb es auch als die Partei sich 1914 gegen die Integralisten wandte und sich zur Interkonfessionalitat bekannte Auch wahrend der ersten Jahre der Weimarer Republik scheiterten Ansatze der Offnung gegenuber dem Protestantismus allerdings fuhr das Zentrum weiterhin einen nicht direkt von der Kirche bestimmten Kurs Zur Grundung einer christlich orientierten Volkspartei kam es erst mit der Entstehung von CDU und CSU nach 1945 Literatur BearbeitenFriedrich Hartmannsgruber Die christlichen Volksparteien 1848 1933 Idee und Wirklichkeit In Geschichte der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Bewegungen in Deutschland Teil 1 Bonn 1984 ISBN 3 923423 20 9 S 274 276 Walter Tormin Geschichte der deutschen Parteien seit 1848 Stuttgart 1967 S 106 108 Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1866 1918 Arbeitswelt und Burgergeist Munchen 1990 S 466 468 Jan Dirk Busemann Katholische Laienemanzipation und Romische Reaktion Die Indexkongregation im Literatur Gewerkschafts und Zentrumsstreit Paderborn Ferdinand Schoningh 2017 ISBN 978 3 506 77789 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentrumsstreit amp oldid 236257202