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Der Kreuzkampf fand 1936 im Oldenburger Munsterland statt und war ein offentlicher Protest gegen eine Massnahme des Nationalsozialismus im Dritten Reich Ahnliche Aktionen gab es 1941 auch in Bayern 1 Kreuzkampf Mahnmal am Markt in CloppenburgInschrift am Cloppenburger Mahnmal Inhaltsverzeichnis 1 Ereignisse 2 Erinnerung 3 Historische Einordnung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEreignisse BearbeitenEnde 1936 gab der oldenburgische Minister fur Kirchen und Schulen Julius Pauly NSDAP die auch Kreuzerlass genannte Weisung heraus welche besagte dass aus allen staatlichen Gebauden und damit auch aus den katholischen Konfessionsschulen religiose Zeichen wie Statuen Bilder und vor allem Kreuze zu entfernen seien Auch in neuen Gebauden sollten keine religiosen Symbole mehr angebracht werden Dies erregte die Bevolkerung des katholisch gepragten Oldenburger Munsterlands So versammelten sich am 18 November 1936 in der Kirche St Maria Mutter der Sieben Schmerzen zu Bethen einem Wallfahrtsort vor den Toren Cloppenburgs trotz stromenden Regens rund 2000 ehemalige Frontsoldaten und etwa 1000 weitere Pilger Es waren hauptsachlich Wallfahrer aus dem Oldenburger Munsterland aber auch aus dem Emsland aus Wilhelmshaven Bremen und Oldenburg gekommen Die Stimmung war hochexplosiv Kaplan Franz Uptmoor ein im Ersten Weltkrieg ausgezeichneter Frontkampfer hielt eine kampferische Predigt Er rief zum Kampf um das Kreuz in den Schulen auf Die Anwesenden reagierten mit sturmischem Beifall und fuhren entschlossen in ihre Gemeinden zuruck Hier wurden sie durch kampferische Predigten einer Priestergruppe weiter ermutigt Es bildete sich eine Widerstandsgruppe die ihre Texte per Kurier an die einzelnen Pfarreien verschickte Protestschreiben an die Regierung wurden verfasst und drei Tage nach einer Kriegerwallfahrt fuhr die erste Abordnung nach Oldenburg um sich bei Minister Pauly personlich zu beschweren Weitere Delegationen folgten und am 25 November standen sie mit 75 Autos vor dem Ministerium Am Ende sah sich Carl Rover der oldenburgische Gauleiter gezwungen auf einer von sturmischen Protesten begleiteten Versammlung in der Munsterlandhalle in Cloppenburg am 25 November 1936 den Erlass teilweise zuruckzunehmen und das Kreuz weiterhin in Schulen zu erlauben Doch der Teilsieg reichte den Oldenburger Munsterlandern nicht Sie forderten dass die nationalsozialistische Erziehung und Rassenlehre aus dem Schulunterricht herausgenommen wurden Die nationalsozialistischen Machthaber wagten es zunachst nicht gegen die Proteste und Predigten der katholischen Kirche anzugehen Es gab weitere Proteste ein NS Blockwart wurde in der Munsterlandhalle verprugelt SA Sturm und Truppfuhrer wurden beschimpft und mit Steinen beworfen Der Bischof von Munster Clemens August Graf von Galen dankte den Oldenburger Katholiken mit einem Hirtenbrief und erklarte moge ihre Haltung fur alle Christen weit hinaus uber die Grenzen unserer Heimat moge sie vor allem fur unsere Jugend Vorbild und Beispiel sein 2 3 Am 30 Juni 1937 wurden sechs Manner die am Kreuzkampf teilgenommen hatten von der Polizei verhaftet von denen einer in das Konzentrationslager Oranienburg gebracht wurde Wenig spater wurden funf weitere Personen verhaftet und inhaftiert Erinnerung BearbeitenAm 25 November 1961 wurde am Marktplatz in Cloppenburg eine Denkmalanlage aus Sandstein mit Hochkreuz zur Erinnerung an die Protestversammlung gegen den Kreuzerlass errichtet Alle zwei Jahre findet im Wallfahrtsort Bethen zur Erinnerung an den Kreuzkampf ein Bekenntnistag statt 4 Historische Einordnung BearbeitenDer Kreuzkampf gehort zu den Grossen Erzahlungen des Oldenburger Munsterlands Er wird haufig als Beispiel fur die These angefuhrt dass es traditionell eine besonders belastbare Loyalitat zwischen den hier lebenden Katholiken und der katholischen Kirche gebe die dazu gefuhrt habe dass das Oldenburger Munsterland vor 1933 eine Hochburg der Zentrumspartei gewesen sei und noch heute dazu fuhre dass es eine Hochburg der CDU sei Im Juni 2010 entschuldigte Christian Wulff damals niedersachsischer Ministerprasident und Kandidat fur das Amt des Bundesprasidenten in einem Interview eine Ausserung der niedersachsischen Sozialministerin Aygul Ozkan sie sei gegen Kreuze in Klassenzimmern mit dem Argument man konne nicht erwarten dass die in Hamburg aufgewachsene turkischstammige Frau jede Besonderheit der niedersachsischen Geschichte kennt zum Beispiel den Kreuzkampf im katholischen Oldenburger Munsterland 5 Joachim Kuropka emeritierter Professor fur Geschichte an der Universitat Vechta betont dass es beim Kreuzkampf nicht in erster Linie darum gegangen sei christliche Symbole zu schutzen sondern darum christliche Werthaltungen zu leben Er weist darauf hin dass Eltern in Goldenstedt 1938 gegen die Schliessung einer katholischen Bekenntnisschule gestreikt und dass sich 1942 Burger Cloppenburgs erfolgreich gegen die Deportation von Sinti und Roma gewehrt hatten 6 Literatur BearbeitenJohannes Goken Der Kampf um das Kreuz in der Schule A Fromm Osnabruck 1947 Jeremy Noakes The Oldenburg Crucifix Struggle of November 1936 A Case Study of Opposition in the Third Reich In Peter D Stachura Hg The Shaping of the Nazi State London 1978 S 210 233 Johannes Pohlschneider Der nationalsozialistische Kirchenkampf in Oldenburg Butzon und Bercker Kevelaer 1978 ISBN 3 7666 9006 X Joachim Kuropka Hrsg Zur Sache Das Kreuz Untersuchungen zur Geschichte des Konflikts um Kreuz und Lutherbild in den Schulen Oldenburgs zur Wirkungsgeschichte eines Massenprotests und zum Problem nationalsozialistischer Herrschaft in einer agrarisch katholischen Region Vechta 1986 ISBN 3 88 441036 9 Joachim Kuropka Totalitares Regime und katholischer Klerus in Oldenburg In Oldenburger Jahrbuch Bd 104 2004 S 187 202 online Joachim Kuropka Nur ein totes Bild nur ein Holzkreuz Vor 80 Jahren Kreuzkampf in Oldenburg und die Schwierigkeiten des Erinnerns In Jahrbuch fur das Oldenburger Munsterland 2017 Hrsg Heimatbund fur das Oldenburger Munsterland Vechta 2016 S 26 40 Maria Anna Zumholz Hrsg Katholisches Milieu und Widerstand Der Kreuzkampf im Oldenburger Land LIT Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 643 11937 7 Weblinks Bearbeitendialogverlag Presse Medienservice GmbH Hirtenbrief zum Oldenburger Kreuzkampf 27 November 1936Einzelnachweise Bearbeiten wissenmedia in der inmediaONE GmbH Tageseintrage fur 23 April 1941 chroniknet Cloppenburg Mahnmal Kreuzkampf Erholungsgebiet Thulsfelder Talsperre e V Peter Loffler Hrsg Bischof Clemens August Graf von Galen Akten Briefe und Predigten 1933 1946 2 Auflage Ferdinand Schoningh Paderborn Munchen Wien Zurich 1996 ISBN 3 506 79840 5 S 465 Mit Wut und voller Verbitterung Vor 75 Jahren Oldenburger Kreuzkampf Kirchensite 18 November 2011 Konnen Sie das Herr Wulff Die Zeit Ausgabe 24 2010 Thomas Schwierzi Nazidiktatur Widerstand in Sudoldenburg Arbeitsstelle der Uni Vechta legt neue Ergebnisse vor Nordwestradio 28 November 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzkampf amp oldid 232145880