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Otto Felix Kanitz 5 Februar 1894 in Wien 29 Marz 1940 im KZ Buchenwald war ein osterreichischer Sozialist Padagoge Schriftsteller Politiker und Vertreter der Individualpsychologie 1 Kanitz Gedenktafel am Parlamentsgebaude Wien Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Familie 2 Politisches Engagement 2 1 Kinderfreunde 2 2 SAJ 3 Tod 4 Nachleben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit und Familie BearbeitenOtto Felix Kanitz wurde als Sohn des judischen Wiener Hof und Gerichtsadvokaten Alfred Kanitz Sohn des Fabrikanten Mayer Kanitz und der Katharina Mandel und dessen Frau und Cousine Sidonie geb Kanitz Tochter des Bernhard Kanitz und der Rosa Hahn in Wien 7 Mariahilfer Strasse 76 geboren Seine Eltern liessen sich 1902 scheiden die drei Sohne Meinard geb 1891 vor der NS Verfolgung nach Argentinien gefluchtet Georg geb 1892 und Otto wurden dem Vater zugesprochen die einzige Tochter Franziska kam zur Mutter Als der Vater im Jahr darauf eine Katholikin heiratete liess er die Sohne taufen und katholisch erziehen allerdings in einem k k Waisenhaus um die Beziehung zur jungen Frau nicht zu belasten Otto absolvierte funf Klassen Volksschule drei Jahre Burgerschule und begann dann eine Lehre nbsp Todesanzeige fur Sidonie Kanitz geb KanitzSeine Mutter Sidonie Kanitz starb am 14 Oktober 1927 in Wien als Rechtsanwaltswitwe Ottos Vater war also vor ihr gestorben und wurde in der Neuen Israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs 4 Tor begraben Ihre Todesanzeige in der Neuen Freien Presse vom 19 Oktober 1927 war nur von der bei ihr verbliebenen Tochter Franzi gezeichnet die drei Sohne wurden unter den ubrigen Anverwandten subsumiert Politisches Engagement BearbeitenBereits 1911 engagierte Kanitz sich als Wahlkampfer fur den Sozialdemokraten Max Winter ab 1912 sprach er vor Jugendgruppen 1916 zum Landsturmdienst mit der Waffe einberufen war er daneben auch bei den Kinderfreunden tatig zu denen er wohl durch Hermine Weinreb kam Ausserdem bereitete er sich auf die Matura vor schrieb Gedichte Theaterstucke und verfasste Beitrage fur die 1916 gegrundete Zeitschrift Kinderland Zeitung der osterreichischen Arbeiter und Bauernkinder Nach der Matura 1918 wurde er als padagogischer Referent bei den Kinderfreunden eingestellt und begann ein Studium in Philosophie und Padagogik 2 Als sein Mentor ist neben Hermine Weinreb die ihn ihren geistigen Sohn nannte 3 auch Anton Afritsch besonders hervorzuheben Die Begegnung mit seinem Professor Wilhelm Jerusalem verhalf dem katholisch erzogenen Juden zu Toleranz und zur klaren Unterscheidung der Religion von kirchlichen Machtanspruchen die von den Sozialdemokraten vehement bekampft wurden Verspottung der Religion und billige Freidenkerei lehnte er ab Kinderfreunde Bearbeiten 1919 wurde dem 25 Jahrigen die Leitung der ersten grossen Ferienkolonie der osterreichischen Kinderfreunde einer Organisation der Sozialdemokratie anvertraut Im aufgelassenen Fluchtlingslager Gmund waren in zwei Turnussen jeweils 700 Kinder zu betreuen Kanitz fuhrte diese beiden Lager als erste osterreichische Kinderrepubliken in denen durch demokratisch gewahlte Vertrauensleute und die Vollversammlung Probleme des Zusammenlebens diskutiert wurden und Mitbestimmung moglich war Die Kinderrepublik Padagogik entwickelte sich allerdings in Osterreich weniger ausgepragt als spater in der deutschen Falken Bewegung Der Erfolg des jungen Mannes in Gmund veranlasste die Verantwortlichen ihm die Leitung der Schonbrunner Erzieherschule zu ubertragen Unter enormem Zeitdruck mussten gemass amtlichem Bescheid die den Kinderfreunden im Schloss Schonbrunn zur Verfugung gestellten Raumlichkeiten binnen dreier Tage bezogen werden Kanitz reiste daher in einer Blitzaktion mit 100 Kindern aus dem Ferienlager Gmund an die Kindergruppe wurde dann jedoch von Anton Tesarek geleitet 1922 schloss Kanitz das Studium der Padagogik mit der Dissertation zum Thema Familienerziehung Staatserziehung und Gesellschaftserziehung ab Von 1921 bis 1934 gestaltete er die Zeitschrift Die Sozialistische Erziehung und machte sich auch als Autor wissenschaftlicher Werke einen Namen Kampfer der Zukunft stand selbstverstandlich auf den NS Verbrennungslisten von 1933 SAJ Bearbeiten Von den 1920er Jahren an engagierte er sich besonders fur die Sozialistische Arbeiter Jugend wurde im Janner 1926 Obmann der Wiener SAJ 1930 Bundesobmann Dass er den jungen Menschen die sich damals anschlossen kumpelhaftes Vorbild und Ratgeber war vermerkt insbesondere Bruno Kreisky in seinen Memoiren Von 1932 bis 1934 war er vom Bundesland Wien entsandt Mitglied des Bundesrates IV Gesetzgebungsperiode der zweiten Kammer des Parlaments die auch nach der Ausschaltung des Nationalrats durch Dollfuss im Marz 1933 funktionsfahig blieb Die Februarkampfe 1934 und das Verbot der Sozialdemokratie durch die Standestaatsdiktatur veranlassten ihn zur Flucht nach Brunn von wo er aber von Heimweh und Depressionen geplagt bald wieder nach Wien zuruckkehrte Tod BearbeitenIm November 1938 wurde er als Jude und Mitglied der Revolutionaren Sozialisten von der Gestapo verhaftet und in das KZ Buchenwald eingeliefert wo er am 29 Marz 1940 starb Nachleben Bearbeiten nbsp Strassenschild Kanitzgasse in Wien1966 wurde die Kanitzgasse im 23 Wiener Gemeindebezirk nach ihm benannt Die den Angehorigen vom NS Regime per Post zugestellte Urne mit der angeblich von Otto Felix Kanitz stammenden Asche befindet sich seit der Umbettung am 9 April 2002 auf dem Heiligenstadter Friedhof in Teil N Gruppe 10 Grab Nr 76 Als die antiautoritare Erziehung in den 1960er und 1970er Jahren wieder aktuell wurde gehorte Kanitz zu den wieder aufgelegten und viel diskutierten sozialistischen Autoren der Zwischenkriegszeit Er gilt als bedeutender Wegbereiter moderner Padagogik Literatur BearbeitenOtto Felix Kanitz Schonbrunn In Die Sozialistische Erziehung Wien Jg 2 1922 S 259 ff Otto Felix Kanitz Das proletarische Kind in der burgerlichen Gesellschaft 96 Seiten Urania Verlagsgesellschaft Jena 1925 neu herausgegeben von Lutz von Werder Fischer Taschenbuch Frankfurt 1974 ISBN 3 436 01852 X Otto Felix Kanitz Kampfer der Zukunft Eine systematische Darstellung der sozialistischen Erziehungsgrundsatze 94 Seiten Verlag Jungbrunnen Wien 1929 neu herausgegeben von Lutz von Werder mit dem Titel Kampfer der Zukunft Fur eine sozialistische Erziehung Marz Verlag Frankfurt am Main 1970 Otto Felix Kanitz Zehn Jahre Kolonie Gmund In Die Sozialistische Erziehung Wien 9 Jg 1929 S 198 Henriette Kotlan Werner Otto Felix Kanitz und der Schonbrunner Kreis Die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Erzieher 1923 1934 Materialien zur Arbeiterbewegung 21 Europaverlag Wien 1982 Jakob Bindel Hrsg 75 Jahre Kinderfreunde 1908 1983 Skizzen Erinnerungen Berichte Ausblicke Verlag Jungbrunnen Wien Munchen 1983 ISBN 3 7026 5536 0 Uwe Fuhrmann Otto Felix Kanitz Kampfer der Zukunft im Schatten der Vergangenheit in Mitteilungen des Archivs der Arbeiterjugendbewegung Oer Erkenschwick 2009 Heft II S 4 f Albrecht Karl Konecny Der Tod eines Bundesrates Annaherung an einen Patrioten in dreiunddreissig Schritten Zukunft Verlag Wien 2003 ISBN 3 9501569 1 7 Heinz Weiss u a Die Padagogen des Schonbrunner Kreises Ausstellungskatalog 2007 s Weblinks Kanitz Otto Felix In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1965 S 216 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Felix Kanitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Padagogen des Schonbrunner Kreises Heinz Weiss 2007 PDF ca 600k 584 kB Otto Felix Kanitz auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Andrea Westhoff Vor 125 Jahren geboren Wegbereiter der modernen Padagogik Beitrag vom 5 Februar 2019 in der Reihe Kalenderblatt des DeutschlandfunksEinzelnachweise Bearbeiten Die Presse 100 Jahre Individualpsychologie Auszug aus Lit Kotlan Werner in 75 Jahre S 42 f Wochenzeitung Die Frau Wien 23 Oktober 1947 zitiert in Lit 75 Jahre S 38 f Normdaten Person GND 11855977X lobid OGND AKS LCCN n84146428 VIAF 5722755 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kanitz Otto FelixKURZBESCHREIBUNG osterreichischer sozialistischer Padagoge Schriftsteller und Politiker Mitglied des BundesratesGEBURTSDATUM 5 Februar 1894GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 29 Marz 1940STERBEORT KZ Buchenwald Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Felix Kanitz amp oldid 220981152