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Das Fluchtlingslager Gmund war von 1914 bis 1918 ein Fluchtlingslager in der Stadtgemeinde Gmund im Bezirk Gmund in Niederosterreich Es gilt als eines der grossten Fluchtlingslager in der ehemaligen Osterreich Ungarischen Monarchie Die Fluchtlinge kamen vorwiegend aus Galizien der Bukowina sowie ab Mai 1915 auch aus Istrien Ehemaliges Haupteingangstor des Gmunder Fluchtlingslagers Inhaltsverzeichnis 1 Anlage 2 Folgenutzung 3 Heutige Situation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAnlage Bearbeiten nbsp Ehemaliges SchwesternhausUm den Vormarsch der russischen Truppen in Galizien zu behindern griff das k u k Militar zur Strategie der verbrannten Erde vernichtete auf ihrem Ruckzug systematisch ganze Dorfer und vertrieb deren Bevolkerung was eine enorme Fluchtlingswelle zur Folge hatte 1 2 Noch 1914 wurde begonnen in Gmund ein Lager zu errichten Mit Wohnbaracken fur je 200 bis 250 Personen sodass das Lager 30 000 Personen aufnehmen konnte befand sich das Lager auf einem 550 000 m grossen Areal sudwestlich des Stadtzentrums Es verfugte uber ein Spital eine Wasserversorgung Kanalisation elektrisches Licht eine Schule und eine Kirche 1916 gab es Plane das Lager auf 50 000 Personen zu erweitern Doch wurde zwischen Februar und Juli 1917 eine Hochstbelegung von uber 31 000 Menschen im Lager erreicht ohne dass ein Ausbau erfolgt war 3 Bei der Errichtung des Lagers wurden in einigen Bereichen Vertreter der zeitgenossischen Architektur und Kunst herangezogen Die Plane fur die Lagerkirche stammen von Max Hans Joli und Rudolf Frass die Ausgestaltung des Inneren der griechisch katholischen Holzkirche nahm Bertold Loffler ein Schuler Koloman Mosers vor Von den ca 200 000 Fluchtlingen 4 die uberwiegend aus Galizien und der Bukowina stammten starben viele an Entkraftung und an Krankheiten und wurden im Lager beigesetzt man schatzt ihre Zahl auf etwa 30 000 Rund 5 000 Tote waren nach Mai 1915 aus der Reihe der istrischen Evakuierten zu beklagen Nach Kriegsende begaben sich der Grossteil der Fluchtlinge wieder in ihre alte Heimat Folgenutzung Bearbeiten nbsp Das Haus der Gmunder Zeitgeschichte Nach der Auflosung des Lagers im Jahr 1919 war hier die Kinderrepublik von Otto Felix Kanitz untergebracht ein Ferienprojekt der Kinderfreunde Danach entwickelte sich auf diesem Gebiet der Stadtteil Gmund Neustadt wobei auch viele nach dem Ersten Weltkrieg Bewohner aus dem spateren Ceske Velenice und dem Umland bedingt durch die Grenzziehung von St Germain hier sesshaft wurden Aus der ehemaligen Lagerhauptstrasse entstand die grosszugig angelegte Hauptstrasse auch das Lagertor existiert noch und ringsum entstanden Wohnbauten Einfamilienhauser und zahlreiche Gewerbebetriebe und Fabriken Einer der damals grossten Wohnkomplexe des Waldviertels der sogenannte Neubau mit insgesamt 130 Wohnungen wurde zwischen 1926 und 1927 errichtet Grosse Bereiche des ehemaligen Lagers wurden spater vom Nahrungsmittelkonzern Agrana ubernommen Zwischen der Dr Karl Renner Siedlung und der Birkenwiese wurde 1938 ein RAD Lager Reichsarbeitsdienst Lager errichtet das nach dem Zweiten Weltkrieg mit Gemeinde und Genossenschaftswohnungen uberbaut und in Sportplatzsiedlung umbenannt wurde 5 Heutige Situation BearbeitenDie ehemalige Struktur des Fluchtlingslagers ist bis heute im Grundriss des daraus entstandenen Stadtteiles Gmund Neustadt erkennbar Ausserdem haben sich zahlreiche Gebaude aus dieser Zeit erhalten wie das ehemalige Haupteingangstor heute Haus der Gmunder Zeitgeschichte die Barackenverwaltung die ehemalige Lagergendarmerie das Spitalsportiershauschen eine Feuerwehrnebenwache und die im Volksmund genannte Villenkolonie und Eisenbahnersiedlung im Westen des Stadtteiles Die ehemaligen Schwesternhauser des Lagerkrankenhauses in der Pestalozzigasse 8 und Conrathstrasse 47 sind ebenfalls erhalten und stehen unter Denkmalschutz Ausserdem besteht heute noch der gross angelegte Friedhof des ehemaligen Fluchtlingslagers In der ehemaligen Auskunftsstelle beim ehemaligen Haupteingangstor des Gmunder Fluchtlingslagers Weitraer Strasse 107 wurde das Haus der Gmunder Zeitgeschichte eingerichtet Das mit finanzieller Unterstutzung durch das LEADER Programm der EU geschaffene Museum wurde am 11 Mai 2019 eroffnet 6 7 8 Literatur BearbeitenMaria Ostheim Dzerowycz Gmund Ein Lager ukrainischer Fluchtlinge in Osterreich wahrend des Ersten Weltkrieges In Ilona Slawinski Joseph P Strelka Hg Die Bukowina Vergangenheit und Gegenwart Osterreichisches Ost und Sudosteuropa Institut Wien 1995 ISBN 3 906755 37 1 S 73 89 Manfred Dacho Franz Dach Harald Winkler Am Anfang war das Lager Gmund Neustadt Bibliothek der Provinz Weitra 2014 ISBN 978 3 99028 350 9 Martina Viktoria Hermann Die holzerne Stadt Das Barackenlager Gmund 1914 1918 Diss Univ Graz 2017 PDF 22 3 MB Daniel Wotapek Die provisorische Unterbringung cisleithanischer Fluchtlinge im Bezirk Gmund ab 1914 Diplomarbeit Wien 2019 PDF 2 35 MB Weblinks BearbeitenHaus der Gmunder Zeitgeschichte Fluchtlingslager Gmund in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Vergangenes Gmund Filmische Kurzfuhrung durch das Haus der Gmunder Zeitgeschichte Youtube Kanal Haus der Gmunder Zeitgeschichte Universum History Folge zur Zeitgeschichte der Stadt Gmund mit Bezug auf das Gmunder FluchtlingslagerEinzelnachweise Bearbeiten Walter Mentzel Kriegsfluchtlinge im Ersten Weltkrieg in Osterreich Ungarn Abstract der 1997 erschienenen Dissertation Kriegsfluchtlinge in Cisleithanien im Ersten Weltkrieg abgerufen am 6 Februar 2021 Daniel Wotapek Die provisorische Unterbringung cisleithanischer Fluchtlinge im Bezirk Gmund ab 1914 Wien 2019 S 41 abgerufen am 6 Februar 2021 PDF 2 35 MB Die provisorische Unterbringung cisleithanischer Fluchtlinge im Bezirk Gmund ab 1914 von Daniel Wotapek Wien 2019 Seite 149 https noe orf at stories 3022252 Strassennamen von Gmund Webseite der Stadtgemeinde Gmund Ursula Kohler Gmund Haus der Zeitgeschichte entsteht In noe orf at 25 November 2018 abgerufen am 25 November 2018 Bettina Talkner Umbau fur Haus der Zeitgeschichte startet In meinbezirk at 14 November 2018 abgerufen am 25 November 2018 Haus der Zeitgeschichte wurde feierlich eroffnet In gmuend at 2019 abgerufen am 3 Juli 2019 48 759207 14 9757 Koordinaten 48 45 33 N 14 58 33 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluchtlingslager Gmund amp oldid 220544146