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Hugo Breitner 9 November 1873 in Wien Osterreich 5 Marz 1946 in Claremont Kalifornien war osterreichischer sozialdemokratischer Finanzpolitiker Aufnahme von Georg Fayer 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Christlichsoziales antisemitisches Wahlplakat zum Thema Rote Finanzpolitik 1920 nbsp Widmungstafel eines 1927 1928 errichteten Gemeindebaus 2 Wohlmutstrasse 14 16 mit Hinweis auf die Wohnbausteuer und auf Finanzstadtrat Breitner nbsp Denkmal fur Hugo Breitner im Hugo Breitner Hof in Wien Penzing 1957 geschaffen von Siegfried Charoux 1 Statt 1933 ist 1932 richtig Sein Vater Moritz Breitner war ein aus Budapest zugewanderter judischer Getreidehandler der auch an der Wiener Borse erfolgreich tatig war Hugo besuchte 1890 1893 die Handelsakademie in Wien und wurde anschliessend Angestellter der Zentraleuropaischen Landerbank wo er eine Sektion der Gewerkschaft aufbaute 1901 trat er aus dem Judentum aus 2 1910 wurde ihm Prokura verliehen 1914 wurde er Direktor Stellvertreter 1907 1911 war er Vizeprasident des Reichsvereins der Bank und Sparkassenbeamten Osterreichs 3 1917 zum Direktor avanciert trat er aus dieser Gewerkschaft aus da seine leitende Funktion seiner Meinung nach nicht mehr mit der Mitgliedschaft vereinbar war Gegen Ende des Ersten Weltkriegs spielte er mit dem Gedanken eine eigene Partei vornehmlich fur Beamte und Angestellte zu grunden trat jedoch 1918 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei SDAP bei in der er auf Grund seiner Fachkenntnisse sehr willkommen war Breitner wurde daher 1918 bis 1933 fur die Sozialdemokraten Mitglied des Wiener Gemeinderats und pragte in dieser Zeit das Rote Wien entscheidend mit 1919 liess er sich als Bankdirektor vorzeitig pensionieren und wurde von Burgermeister Jakob Reumann dem ersten sozialdemokratischen Stadtoberhaupt am 4 Mai 1919 als Stadtrat zum fuhrenden Finanzpolitiker der Gemeinde Wien berufen Seit 1 Juni 1920 war er im neuen Stadtsenat Reumann amtsfuhrender Stadtrat fur das Finanzwesen seit 10 November 1920 als Wien zum eigenen Bundesland wurde auch in der Funktion eines Landesrates Breitner behielt diese Funktion auch unter Reumanns 1923 angetretenem Nachfolger Karl Seitz in den Stadtsenaten Seitz I bis Seitz III bis zu seinem Rucktritt im Herbst 1932 bei Er schaffte es die kriegsbedingt beeintrachtigte Kreditfahigkeit der Stadt durch Regelung der Auslandsschulden in wenigen Jahren wiederherzustellen obwohl dies in eine Zeit grosser Inflation der bis 1925 geltenden Kronenwahrung fiel Mit der im November 1920 begonnenen Trennung Wiens von Niederosterreich bekam die Gemeinde Wien wie sich die Stadt bis 1934 stets nannte die Finanzhoheit Sie bot Breitner die Moglichkeit 1923 ein Landessteuersystem einzufuhren das rechnerisch extrem progressiv angelegt war d h dass die Steuerprozentsatze mit zunehmender Berechnungsgrundlage stark anstiegen Die bekannteste dieser Steuern war die am 1 Februar 1923 beschlossene Wohnbausteuer die die Grundlage fur den umfangreichen sozialen Wohnbau in Wien schuf An den Gemeindebauten dieser Zeit ist bis heute die Aufschrift Errichtet aus Mitteln der Wiener Wohnbausteuer zu lesen Weiter gilt Breitner als einer der Schopfer der 1925 unter kommunaler Regie eroffneten Wiener Elektrischen Stadtbahn 4 Weitere Breitner Steuern waren u a eine Abgabe die pro Arbeitsplatz leisten musste wer Angestellte in seinem privaten Haushalt beschaftigte Hausgehilfinnensteuer eine Steuer auf Luxuswaren z B Sekt und auf Vergnugungen wie Balle die bis heute bestehende Vergnugungssteuer Mit diesen zusatzlich zu den Bundessteuern eingehobenen Wiener Landesabgaben gelang es Breitner in wenigen Jahren die damals enorme Summe von einer Milliarde Schilling fur Investitionen von allgemeinem Nutzen zur Verfugung zu stellen Noch wahrend der Weltwirtschaftskrise war Wien nahezu schuldenfrei 5 Die massive Steuerbelastung ihrer Klientel machte Breitner zur Zielscheibe der Christlichsozialen Partei deren Exponenten ihn als Steuersadisten bezeichneten Die Reaktion der christlichsozial gefuhrten Bundesregierung war ab 1929 den Wiener Anteil am Ertrag der Bundessteuern wie er im Abgabenteilungsgesetz vulgo Finanzausgleich festgelegt war laufend zu verschlechtern Dadurch wurde die Erstellung des Gemeindebudgets zunehmend schwieriger Breitner lehnte es allerdings ab fehlende Einnahmen durch aufzunehmende Kredite zu ersetzen die spatere Generationen belasten wurden er kurzte im Notfall freiwillige Sozialleistungen Kein anderer Sozialdemokrat wurde in der Ersten Republik derart heftig und gehassig angegriffen wie Hugo Breitner In einer Wahlkampfrede im Oktober 1930 auf dem Wiener Heldenplatz erklarte der Heimwehrfuhrer und Innenminister Ernst Rudiger Starhemberg Den Wienern werde ich ein gutes Rezept fur den Wahlkampf geben Sie sollen die Wahlschlacht im Zeichen Breitners fuhren Nur wenn der Kopf dieses Asiaten in den Sand rollt wird der Sieg unser sein 6 Am 25 November 1932 trat Breitner aus gesundheitlichen Grunden als Finanzstadtrat zuruck 1933 legte er auch sein Gemeinderatsmandat nieder Robert Danneberg der schon am Zustandekommen der Wohnbausteuer grossen Anteil hatte wurde sein Nachfolger Breitner selbst ubernahm die Leitung der Wiener Zentralsparkasse Wahrend der Februarkampfe 1934 wurde Breitner verhaftet kam nach 14 Wochen wieder frei hatte aber seine Leitungsfunktion bei der Zentralsparkasse aus politischen Grunden verloren In den nachsten Jahren hielt er sich zeitweise auch in Florenz auf ehe er am 26 Februar 1938 kurz vor dem deutschen Einmarsch in Osterreich mit seiner Familie das Land verlassen konnte 7 Er gelangte uber Florenz und Paris 1939 in die Vereinigten Staaten Dort hatte er einen Lehrauftrag am College von Claremont Kalifornien inne Im Juni 1938 wurden seine Villa in Kritzendorf und die Wohnung in der Weintraubengasse 5 im 2 Bezirk arisiert 8 Im Jahr 1942 wurde er Mitglied des Austrian Labor Committee und Mitarbeiter der Austrian Labor Information Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs plante er nach Wien zuruckzukehren und sich erneut im Finanzwesen zu engagieren verstarb jedoch vorher nbsp Gemeinsame Grabstatte fur Tandler Danneberg und Breitner im Urnenhain der Feuerhalle SimmeringDie Urne mit seiner Asche wurde nach Wien uberfuhrt und 1950 in einem gemeinsamen Urnendenkmal fur ihn sowie fur Robert Danneberg und Julius Tandler im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt Abteilung ML Gruppe 1 Nr 1A Diese Anlage zahlt zu den ehrenhalber gewidmeten bzw ehrenhalber in Obhut genommenen Grabstellen der Stadt Wien 9 Breitner zu Ehren wurde 1952 in Wien Penzing 14 Bezirk einer der grossten neu errichteten Gemeindebauten der Nachkriegszeit mit uber 1 200 Wohnungen Linzer Strasse 299 325 Hugo Breitner Hof benannt Hier wurde am 22 Juni 1957 von Burgermeister Franz Jonas das Hugo Breitner Denkmal eine Buste von Siegfried Charoux enthullt 10 Auf dem Denkmal wird sein Rucktritt 1933 angefuhrt tatsachlich trat Breitner 1932 zuruck Einzelnachweise Bearbeiten Hugo Breitner In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Anna L Staudacher meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien 1868 1914 Namen Quellen Daten Peter Lang Frankfurt M u a 2009 ISBN 978 3 631 55832 4 S 79 Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 1 A Da Kremayr amp Scheriau Wien 1992 ISBN 3 218 00543 4 S 457 Die Schopfer der elektrischen Stadtbahn In Arbeiter Zeitung Nummer 151 vom 3 Juni 1925 Seite 8 Wolfgang Fritz Gertraude Mikl Horke Rudolf Goldscheid Finanzsoziologie und ethische Sozialwissenschaft Verlag Lit Munster 2007 ISBN 978 3 7000 0521 6 S 79 Wolfgang Fritz Der Kopf des Asiaten Breitner Politik und Okonomie im Roten Wien Hugo Breitner Leben und Werk Locker Verlag Wien 2000 ISBN 3 85409 308 X S 13 und 313 und Hugo Breitner In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Wiener Stadtbibliothek Hrsg Festschrift zum hundertjahrigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek 1856 1956 Veroffentlichungen Verlag fur Jugend und Volk Wien 1956 S 194 Georg Graf Arisierung und Ruckstellung von Wohnungen in Wien Verlag Oldenbourg Munchen 2004 ISBN 3 486 56776 4 S 100 www friedhoefewien at Ehrenhalber gewidmete Graber im Friedhof Feuerhalle Simmering PDF 2016 abgerufen am 7 Marz 2018 Burgermeister Jonas enthullte Breitner Denkmal Festliche Ehrung fur den Finanzstadtrat in der Ersten Republik Memento des Originals vom 4 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wien gv atLiteratur BearbeitenFelix Czeike Wirtschafts und Sozialpolitik der Gemeinde Wien 1919 1934 I und II Teil Verlag fur Jugend amp Volk Wien 1958 59 Wolfgang Fritz Der Kopf des Asiaten Breitner Politik und Okonomie im Roten Wien Hugo Breitner Leben und Werk Locker Verlag Wien 2000 ISBN 3 85409 308 X Breitner Hugo In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 111 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hugo Breitner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hugo Breitner auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Hugo Breitner im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Hugo Breitner In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Literatur von und uber Hugo Breitner im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 119179504 lobid OGND AKS LCCN n94006760 VIAF 52493486 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Breitner HugoKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Finanzpolitiker SDAP Mitglied des BundesratesGEBURTSDATUM 9 November 1873GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 5 Marz 1946STERBEORT Claremont Kalifornien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugo Breitner amp oldid 234234808