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Dieser Artikel behandelt den Kunsthistoriker Franz Wickhoff Fur den Abgeordneten zum Osterreichischen Abgeordnetenhaus siehe Franz Wickhoff Politiker Franz Wickhoff 7 Mai 1853 in Steyr Oberosterreich 6 April 1909 in Venedig war ein osterreichischer Kunsthistoriker und namhafter Vertreter der Wiener Schule der Kunstgeschichte Franz WickhoffDas Grab von Franz Wickhoff auf dem Friedhof von San Michele in Venedig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Unpublizierte Quellen 4 Werke Auswahl 5 Literatur Auswahl 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWickhoff stammte aus einer angesehenen oberosterreichischen Burgerfamilie Er studierte an der Universitat Wien Kunstgeschichte unter Rudolf Eitelberger und Moriz Thausing und absolvierte 1877 79 das Institut fur osterreichische Geschichtsforschung wo er in der philologisch kritischen Quellenforschung ausgebildet wurde Auch von der klassischen Archaologie wurde er nachhaltig beeindruckt 1880 promovierte er mit einer Dissertation uber Eine Zeichnung Durers nach der Antike 1879 bis 1895 war er Kustos der Textilsammlung am Osterreichischen Museum fur Kunst und Industrie 1882 wurde er zum Privatdozenten 1885 zum Extraordinarius und 1891 zum Ordinarius fur Kunstgeschichte an der Universitat Wien ernannt Durch eine hartnackige Krankheit lange Jahre beeintrachtigt starb Wickhoff 1909 uberraschend wahrend eines Aufenthaltes in Venedig und wurde dort auf dem Cimitero San Michele bestattet Im Jahr 1921 wurde in Wien Rudolfsheim Funfhaus 15 Bezirk die Wickhoffgasse nach ihm benannt An seinem Geburtshaus befindet sich eine von Michael Blumelhuber gestaltete Gedenktafel 1 2 Wirken BearbeitenEin Hauptanliegen Wickhoffs war es gegen Dilettantismus und asthetische Schwarmerei anzukampfen und die Disziplin Kunstgeschichte auf eine exakte wissenschaftliche Grundlage zu stellen Vorbildlich schien ihm dafur die sogenannte Experimentalmethode des italienischen Mediziners Senators und Kunstkenners Giovanni Morelli Dieser hatte die Ansicht vertreten dass sich an der Bildung unscheinbarer physiognomischer Details in einem Gemalde wie Nasen Ohren Lippen oder Finger die charakteristische Handschrift des Malers zweifelsfrei bestimmen lasse Tatsachlich konnte so eine Reihe von falschen Zuschreibungen korrigiert werden Obwohl dieses Verfahren naturlich nur begrenzte Gultigkeit hatte enthielt es doch richtungweisende Ansatze zu einer empirischen Kunstwissenschaft Wickhoff bekannte sich nachdrucklich zu Morellis Methode und baute sie zur vergleichenden Stilanalyse aus Neben der streng methodischen Untersuchung des Kunstwerkes selbst war es fur Wickhoff gleichermassen wichtig dessen Position im geistes und kulturgeschichtlichen Zusammenhang zu berucksichtigen Dies aussert sich in zahlreichen Aufsatzen vor allem zur Kunst der Renaissance die auch seine Vorliebe fur die italienischen Kunstlandschaften widerspiegeln Dabei ging es ihm grundsatzlich darum alles Kunstschaffen in einem globalen entwicklungsgeschichtlichen Kontext darzustellen wie er es 1898 programmatisch in einer Studie Uber die historische Einheitlichkeit der gesamten Kunstentwicklung tat Aus dieser epochenubergreifenden Perspektive resultiert auch sein Hauptwerk uber die Wiener Genesis einen fruhchristlichen Kodex im Besitz der Osterreichischen Nationalbibliothek das er 1895 gemeinsam mit dem Altphilologen und spateren Unterrichtsminister Wilhelm von Hartel herausgab Im Vergleich mit dem modernen Impressionismus begriff Wickhoff den illusionistischen Stil in den Illustrationen der fruhchristlichen Purpurhandschrift als schopferische Leistung Gleichzeitig mit Alois Riegl leitete Wickhoff damit eine Neubewertung der spatantiken Kunst ein die bis dahin als Verfallserscheinung gegolten hatte Profundes Verstandnis fur die zeitgenossische Kunst bewies Wickhoff im Gegensatz zu einem Grossteil seiner akademischen Kollegen als er 1900 offentlich fur Gustav Klimt eintrat dessen fur den Festsaal der Wiener Universitat vorgesehene Fakultatsbilder einen aufsehenerregenden Skandal verursachten und nie an ihrem Bestimmungsort angebracht wurden Wickhoff betatigte sich auch selbst als talentierter Landschaftsmaler einige kleinere Bilder befinden sich heute in seinem Nachlass am Institut fur Kunstgeschichte der Universitat Wien Daruber hinaus besass er eine ausgepragte literarische Neigung Unter anderem wagte der den Versuch Goethes Dramenfragment Pandora zu vollenden Bedeutender ware sicherlich eine projektierte Geschichte des Naturalismus in der bildenden Kunst gewesen die allerdings nicht mehr zur Ausfuhrung gelangte Durch seine kompromisslose Methodenlehre wurde Wickhoff zum eigentlichen Begrunder der Wiener Schule der Kunstgeschichte Aus seinem Institut gingen zahlreiche namhafte Gelehrte hervor darunter Max Dvorak Hans Tietze und Julius von Schlosser Mit Erica Tietze Conrat promovierte er 1905 auch die erste Frau in Wien Seine wissenschaftliche Auffassung dokumentiert das 1904 gegrundete Rezensionsorgan Kunstgeschichtliche Anzeigen Als gewichtigstes Ergebnis seiner eigenen Forschungstatigkeit entstand 1891 92 ein Katalog der italienischen Zeichnungen der Graphischen Sammlung Albertina Auf Wickhoffs Initiative geht auch das Beschreibende Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Osterreich zuruck dessen ersten und zweiten Band er 1905 noch selbst publizieren konnte Ein projektierter Catalogue raisonne der Zeichnungen Raffaels kam nicht mehr zustande Unpublizierte Quellen BearbeitenUmfangreicher Nachlass an Briefen Manuskripten und Notizen sowie 3 Gemalde am Institut fur Kunstgeschichte der Universitat WienWerke Auswahl BearbeitenDie italienischen Handzeichnungen der Albertina in Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhochsten Kaiserhauses 12 1891 und 13 1892 Die Wiener Genesis hrsg von Wilhelm von Hartel und Franz Wickhoff in Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhochsten Kaiserhauses 15 16 1895 Neudr Graz 1970 Uber die historische Einheitlichkeit der gesamten Kunstentwicklung in Festgaben fur Budinger Innsbruck 1898 Kunstgeschichtliche Anzeigen hrsg von Franz Wickhoff Innsbruck 1904 1909 Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Osterreich 2 Bde Leipzig 1905 Die Schriften Franz Wickhoffs hrsg von Max Dvorak 2 Bde Berlin 1912 1913Literatur Auswahl BearbeitenGustav Gluck Franz Wickhoff In Repertorium fur Kunstwissenschaft Band 32 Berlin 1909 S 386 f Fritz Fellner Doris A Corradini Hrsg Osterreichische Geschichtswissenschaft im 20 Jahrhundert Ein biographisch bibliographisches Lexikon Veroffentlichungen der Kommission fur Neuere Geschichte Osterreichs Bd 99 Bohlau Wien u a 2006 ISBN 3 205 77476 0 S 451 f Ioli Kalavrezou Maxeiner Franz Wickhoff Kunstgeschichte als Wissenschaft in Akten des XXV Internationalen Kongresses fur Kunstgeschichte 1 Wien 1983 Ulrich Rehm Wie viel Zeit haben die Bilder Franz Wickhoff und die kunsthistorische Erzahlforschung in Wiener Schule Erinnerungen und Perspektiven Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte 53 2004 Julius von Schlosser Die Wiener Schule der Kunstgeschichte in Mitteilungen des osterreichischen Instituts fur Geschichtsforschung Erg Bd 13 2 Innsbruck 1934 Vasiliki Tsamakda Franz Wickhoff In Stefan Heid Martin Dennert Hrsg Personenlexikon zur Christlichen Archaologie Forscher und Personlichkeiten vom 16 bis zum 21 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2620 0 Bd 2 S 1316 1317 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Franz Wickhoff Quellen und Volltexte Literatur von und uber Franz Wickhoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Franz Wickhoff im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Franz Wickhoff bei arthistoricum net Digitalisierte Werke im Themenportal Geschichte der KunstgeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Franz Wickhoff Bild auf FlickrUniversitatsprofessoren fur Kunstgeschichte an der Universitat Wien Fruhere Lehrkanzel Kunstgeschichte II Rudolf Eitelberger 1852 1885 Alois Riegl 1897 1905 Max Dvorak 1909 1921 Julius von Schlosser ab 1922 Hans 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Steyr OberosterreichSTERBEDATUM 6 April 1909STERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Wickhoff amp oldid 239141801