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Die Nickelhutte Aue beheimatet im Auer Ortsteil Niederpfannenstiel kann auf eine fast 400 jahrige Geschichte zuruckblicken und zahlt damit zu den altesten deutschen Huttenwerken Das Werk ging aus dem historischen Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel hervor das 1635 von Veit Hans Schnorr dem Alteren am Pfannenstiel bei Aue in der Herrschaft Schonburg gegrundet wurde Nickelhutte Aue GmbHRechtsform Gesellschaft mit beschrankter HaftungGrundung 1635 als Blaufarbenwerk am Pfannenstiel Namensanderung in Nickelhutte Aue 1951Sitz Aue DeutschlandLeitung Geschaftsfuhrer Henry SobierajMitarbeiterzahl circa 500Umsatz etwa 200 Mio EuroBranche MetallurgieWebsite www nickelhuette aue de Stand 2020 Produktionsanlagen und Freizeitbereich Bildmitte Eislaufhalle und Bowlingstreet der Nickelhutte in der Auer Neustadt gesehen von der Friedenskirche Mai 2009Der Schornstein des ehemaligen Rohbraunkohleheizwerks auf dem Foto in der Mitte wurde im Fruhjahr 2016 abgetragen Das mittelstandige Unternehmen beschaftigt derzeit etwa 500 Mitarbeiter und gehort der Siegfried Jacob Metallgruppe SJM 1 an die ihren Sitz in Ennepetal hat Gegenwartig umfasst die Produktionspalette des Traditionsbetriebes Nichteisenmetallkonzentrate Nickel Kupfer und Kobaltsalze Blocklegierungen Vanadiumverbindungen und Energie Als Rohstoffe kommen industrielle Ruckstande Schrotte und andere Nichteisenmetall haltige Abfalle zum Einsatz Ausserdem verwertet das Unternehmen Alttransformatoren handelt mit Buntmetallen und ist fuhrend beim Recycling von Lithium Ionen Batterien aus dem Bereich Elektromobilitat Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Vorgeschichte der Grundung 3 Grundung der Blaufarbenmuhle 4 Herstellung und Handel mit den Blaufarben 5 Die Blaufarbenwerker 6 Aus dem Blaufarbenwerk wird die Nickelhutte 7 Moderne Nickelerzeugung und andere Huttenprodukte 8 Regionales Engagement 8 1 Bergbautraditionen und Beteiligung an einem Neuaufschluss 8 2 Sportgemeinschaft Nickelhutte und Sozialarbeit 8 3 Anerkennung des Engagements des Betriebes 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Kernbereich des Industriebetriebes befindet sich in Niederpfannenstiel einem Ortsteil von Aue Bad Schlema Mit der Aufnahme neuer Geschaftsfelder in den fruhen 1990er Jahren und dem damit verbundenen Ankauf von Liegenschaften und Gebauden der SDAG Wismut und der Auerhammer Metallwerke weitete sich das Betriebsgelande betrachtlich aus und umfasst heute auch einen Grossteil der Auer Neustadt Neben den Produktionsbereichen befinden sich hier auch ein Kino eine Eislauf und Bowlinghalle sowie Sport und Fitnesseinrichtungen Das Gelande wird vom Schwarzwasser und dem Rumpelsbach auch Kuttenbach genannt durchflossen Vorgeschichte der Grundung Bearbeiten nbsp Kobaltglanz war ein typisches Erz des Schneeberger Bergbaus und diente als Rohstoff fur die Herstellung von Kobaltglasern und Pigmenten Die farbende Wirkung des Ubergangsmetalls Kobalt auf eine Glasschmelze wurde schon im Altertum empirisch genutzt Unter anderem verwendeten es Agypter und Babylonier zur Herstellung blauer Glaser und Glasuren Das Wissen dazu scheint aber zwischenzeitlich verlorengegangen zu sein jedenfalls beginnt die neuzeitliche Geschichte der Kobaltglaserzeugnisse in Mitteleuropa erst im Jahr 1520 In jenem Jahr soll einem Peter Weidenhammer in Schneeberg die Wiederentdeckung des Kobaltblaus gelungen sein 2 In den folgenden Jahrzehnten setzte ein lebhafter Export von Kobalterzen und kobalthaltigen Halbzeugen aus dem Erzgebirge nach Holland ein wo mehrere Farbmuhlen entstanden Ab 1610 basierte der Kobalthandel auf kurfurstlich kontrollierten Vertragen den so genannten Kobaltkontrakten Darin verkaufte der Kurfurst die gesamte Rohstoffforderung mehrerer Jahre zu festgelegten Preisen Diese Praxis wurde nur dann unterbrochen wenn sich z B in Kriegs und Krisenzeiten keine zahlungskraftigen Kontrahenten fanden 3 Zwar garantierten die Kontrakte den Kobaltzechen nun ein festes Einkommen dennoch waren es nach wie vor hollandische Kaufleute und Farbmuhlen die den grossten Nutzen aus den Vertragen zogen Hollandische Kobaltglaserzeugnisse wurden vor allem als Delfter Kacheln in alle Welt exportiert Schon zum Ende des 16 Jahrhunderts uberflugelte der Kobaltbergbau im Schneeberger Revier die Silbergewinnung hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Bedeutung bei weitem Dass es besser ware die gesamte Wertschopfung im Inland zu etablieren war klar Dennoch scheint es anfangs sowohl an den notigen Technologien als auch an fachkundigem Personal gefehlt zu haben Ab 1610 erschwerten die Kobaltkontrakte mit ihren meist auslandischen Kontrahenten solche Unternehmungen zusatzlich So schlugen zunachst alle Versuche in Kursachsen selbst Blaufarbenwerke in Betrieb zu nehmen fehl 3 Das anderte sich erst 1635 mit der Grundung der Pfannenstieler Farbmuhle aus der die heutige Nickelhutte Aue in direkter Linie hervorging Grundung der Blaufarbenmuhle Bearbeiten nbsp Ansicht des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel aus dem die heutige Nickelhutte Aue hervorging Die Lithografie aus dem Jahre 1858 ist die fruheste bekannte Abbildung des Huttenwerkes Veit Hans Schnorr Gewerke auf den Schneeberger und Neustadtler Bergwerken erhielt am 10 Februar 1635 von den Freiherren Albert Otto und Veit IV von Schonburg Waldenburg das Privileg zum Bau einer Farbmuhle Das Gelande in Niederpfannenstiel hatte er kurz vorher gekauft Hier befanden sich die Reste einer wahrscheinlich durch die Truppen Holks im August 1633 zerstorten Schmelzhutte Das Privileg umfasste ausserdem die Zusicherung dass keine weitere Blaufarbenmuhle im Schonburgischen Gebiet gebaut werden durfte ein kostengunstiges Holzdeputat aus den umliegenden Waldern sowie das Recht zum Backen Schlachten und fur den Bierausschank Das hier ausgeschenkte Bier war billiger als das auf der anderen Seite des Schwarzwassers im Kurfurstentum Sachsen liegenden Aue Das fuhrte dazu dass Auer Burger ihr Bier in Niederpfannenstiel tranken woruber sich die Stadt Aue beschwerte Die Grundung der Farbmuhle resultierte aus der Tatsache dass durch den Dreissigjahrigen Krieg die Kobaltforderung im Vergleich zu den Jahren 1620 1624 auf 16 Prozent gesunken war und sich auf einem Tiefpunkt befand Da der Preis des bisher produzierten Safflors im Vergleich zum Preis fur Smalte um das Funffache niedriger war lag es im Interesse der Gewerken selbst in das Geschaft mit der Smalte einzusteigen Nach dem Auslaufen des letzten Kobaltkontraktes im Jahr 1628 war ein freier Kobalthandel moglich aus dem Schnorr sein Kobalt bezog Aber bereits nach sieben Jahren am 10 Juli 1635 kam es wieder zu einem Kobaltkontrakt nach dem der Hamburger Kaufmann Hans Friese Kobalt fur 3 Taler fur den Zentner kaufte Dieser Kontrakt galt drei Jahre Am 20 Dezember 1638 erfolgte die Verlangerung des Kontraktes mit Friese Der Zentner Kobalt musste aber jetzt mit 3 Talern und 6 Groschen fur den Zentner bezahlt werden Dieser Kontrakt galt fur sechs Jahre Allerdings kaufte Friese nicht alles Kobalt und Safflor so dass weiterhin ein freier Markt bestand auf dem nur niedrigere Preise erzielt wurden Am 5 September 1641 wurde dann ein Kobaltkontrakt geschlossen in dem das gesamte geforderte Kobalterz eingebracht wurde Festgelegt wurden hier Preise und Forderquoten Beteiligt waren neben Friese und Schnorr auch der Schneeberger Stadtrichter und Gewerke Hans Burkhardt der 1644 das Blaufarbenwerk Oberschlema grundete Am 18 Januar 1642 erfolgte die Bestatigung des Kontraktes durch Kurfurst Johann Georg I Nach dem Tod von Friese im Februar 1643 ubernahm der Leipziger Kaufmann Sebastian Oehme am 8 November 1644 die Anteile von Friese Am 28 Juli 1649 wurde dann ein neuer Kobaltkontrakt abgeschlossen Von den drei bisher Beteiligten baute Oehme 1649 eine Farbmuhle an der Sehma bei Annaberg Neu dazu kam der Schneeberger Kaufmann Erasmus Schindler der im Zschorlauer Ortsteil Albernau ein Blaufarbenwerk grundete Jeder der Beteiligten war mit einem Viertel am Kobaltkauf beteiligt Blaufarbenwerke einigten sich 1659 auf einheitliche Verkaufspreise Der Handel erfolgte uber eine Handelsgesellschaft mit Niederlagen in Schneeberg und Leipzig Im Jahr 1668 kaufte Kurfurst Johann Georg II die in Geldnot geratene Glashutte in Unterjugel auf und nutzte diese Gelegenheit um sein Blaufarbenwerk in Oberschlema das er 1851 geerbt hatte zu verdoppeln Die im Kontrakt von 1649 festgeschriebene Aufteilung des Kobalterzes auf die vier Werke zu je einem Viertel wurde jetzt dahingehend geandert dass das Werk Oberschlema zwei Funftel und die anderen drei Werke je ein Funftel des Kobalterzes erhielten Ein verheerendee Grossbrand zerstorte 1714 zahlreiche Werks und Wohngebaude in Niederpfannenstiel Wiederaufbauarbeiten und Neubauten sicherten danach die weitere Farbenproduktion Unter anderem entstanden das 1954 abgerissene Herrenhaus und ein neues Schmiedegebaude Am 11 Dezember 1848 grundeten die drei Blaufarbenwerke Schindler Niederpfannenstiel und Zschopenthal den Sachsischen Privat Blaufarbenwerk Verein In der Folge wurde die Blaufarbenproduktion in Niederpfannenstiel konzentriert Das Werk in Zschopenthal wurde 1850 geschlossen und 1855 wurde im Schindlerswerk die Produktion von Kobaltblau zugunsten des auf synthetischer Basis produzierten Ultramarin eingestellt Herstellung und Handel mit den Blaufarben BearbeitenNach der mechanischen Zerkleinerung wird das in den Erzen enthaltene Wismut durch seigern abgeschieden Von dem verbliebene Erz wird in Flammofen durch Rosten Arsen Schwefel und Nickel abgeschieden und der weiteren Verarbeitung zugefuhrt Das nach dem Rosten vorhandene Kobaltoxid wird als Saflor gehandelt Zur Erzeugung der blauen Farbe wird das Kobaltoxid mit Kalzium Pottasche und Quarz geschmolzen und ergibt das Farbgrundmaterial die Smalte Eine zeitgenossische Schilderung aus dem Werk in Pfannenstiel macht diesen Prozesses deutlich 4 Wenn das Schmelzfeuer seinen Anfang nehmen soll so werden die in der Trockenhaube getrockneten 8 Hafen Schamotte Tiegel in den Temperofen eingetragen wo die allmahlich stetig werdende Hitze den vollkommensten Grad der Weissgluhhitze 1100 bis 1250 C nach 3 Tagen erreicht haben muss Beim Eintragen der Hafen in den Schmelzofen sind 12 Mann beschaftigt Sind die eingetragenen Hafen gerichtet und hat der Schmelzofen seinen vollkommenen Hitzegrad wieder erlangt so bringt man das Gemenge ebenfalls mittels eiserner Kelle in die Hafen ein Was den Gang des Schmelzprozesses selbst betrifft so bricht man alle Schmelzhafen nach 5 Stunden Schmelzzeit mit Eisen auf Sind samtliche Hafen aufgebrochen so wird von neuem gefeuert bis zur Weissgluhhitze und die Masse mit einem Gezah geruhrt um gut ausgeschmolzenes Smalteglas zu erhalten Und uber die gesundheitlichen Gefahren berichtete Christian Lehmann 1700 5 es ist der wilde giftige Rauch von Brennofen weg und in die freie Luft geflogen dabei aber den anliegenden Feldern und Viehweiden merklichen Schaden geschehen bis im vorigen Seculo der beruhmte gluckliche Bergmann David Haidler zu St Joachimsthal im Konigreich Bohmen das arsenikalische Schmelzwerk der giftigen Cobalte und anderer wilden Erze erfunden und solche Rauchfange daselbst erstmals angerichtet hat Anno 1670 wurde am Weipert eine Gifthutte gebauet und der Cobalt gepuchet davon wurde der Pilbach so verwustet dass kein Fisch mehr darin war 2 Pferde leckten in der Gifthutte es starben beide Ich habe unterschiedliche Bergleut Gift und Kobaltarbeiter auch Calcinierer gekannt welchen der Gift Haut und Lungen zerfressen dass sie geleidet und elende gestorben Der Handel mit den Kobalterzen und den daraus hergestellten Farbstoffen versprach gute Gewinne und wurde unter strengste Kontrolle des sachsischen Kurfursten gestellt ein Inspektor fur die Blaufarbenwerke wurde bestellt Kobaltdiebe oder Privatexporteure mussten sogar mit der Todesstrafe rechnen Mit der Erhebung der Zwanzigsten Steuer ab 1602 garantierten die Werke dem Kurfursten ein gut gefulltes Staatssackel Aufgrund der erfolgreichen Geschafte der sachsischen Blaufarbenwerke wurde der Kobaltkontrakt bis 1700 achtmal erneuert wobei auch die Fragen der Herstellung und des Vertriebs von Wismut mit einbezogen wurden Als in der Porzellanmanufaktur zu Meissen das sachsische Porzellan ab 1710 hergestellt werden konnte erlangte das schone Kobaltblau aus dem Erzgebirge eine bedeutende Rolle fur den Handel mit feinem Tafelgeschirr Der schwedische Wissenschaftler Georg Brandt konnte Kobalt 1735 genau 100 Jahre nach der Grundung des ersten Blaufarbenwerkes erstmals in Reinform isolieren Das zuerst abgeschiedene Wismut war ein zweiter wichtiger Handelsartikel der Blaufarbenwerke Die Blaufarbenwerker BearbeitenIn den Blaufarbenwerken wurden sowohl gelernte Arbeiter wie Farbmuller und Farbmeister als auch ungelernte Arbeitskrafte Farbburschen beschaftigt Die Arbeiter erhielten im Verhaltnis zu den grossen Gewinnen der Besitzer nur einen geringen Wochenlohn Das in jahrelanger Tatigkeit erworbene Fachwissen in der Farbherstellung in der Bedienung der Schmelzofen und der Energieanlagen fuhrte zur Entstehung eines Facharbeiterstamms der auch auf den Erhalt bergbaulicher Traditionen achtete Mit einem typischen Farbenwerker Habit einem weissen Leinenkittel engen weissen Hosen blauer Schurze Leinenhemd mit blauem Kragen einem schwarzen Schachthut mit Nackentuch und Sachsenkokarde nahm man gemeinsam an Bergparaden teil Zur Paradeuniform gehorten auch die Arbeitsgerate Schopfloffel Krucke Kratze und Ruhrscheit Hoher gestellte Farbenwerker trugen zusatzlich blaugraue Paradejacken mit goldenen Borten Bemerkenswert ist die 1717 hier im Blaufarbenwerk Pfannenstiel eingefuhrte Betriebskrankenkasse die als die erste in Deutschland gegrundete gilt Anteilige Einzahlungen der Farbwerker und Werksbesitzer sowie die Zufuhrung von Trink und Strafgeldern bildeten die finanzielle Grundlage Dafur zahlte die Kasse bei langeren Krankheiten Krankengeld und im Todesfall Sterbegeld und eine kleine Rente an die Hinterbliebenen Eine Reihe hervorragender Personlichkeiten machte sich um das Blaufarbenwerk verdient darunter der Grunder des Werkes dessen Ehefrau Rosina Schnorr die das Werk nach der Verschleppung des Besitzers erfolgreich weiter fuhrte und deren Sohn Veit Hans Schnorr von Carolsfeld der als Kaufmann den Fortbestand sicherte Der Blaufarbenwerksfaktor Kurt Alexander Winkler der die Nickelerzeugung aus den vorhandenen Erzen einfuhrte und dessen Sohn Clemens Alexander Winkler der im Werk als Huttenmeister arbeitete spielten in der Geschichte des Niederpfannenstieler Werkes ebenfalls eine bedeutende Rolle Am 1 Marz 1889 ubernahm Huttenbergdirektor Paul Georgi das Amt des Direktors im Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel Zugleich erwarb er sich im offentlichen Leben der Stadt Aue grosses Ansehen er war Vorsitzender der Kolonialgesellschaft der Sanitatskolonne des Roten Kreuzes und des Deutschen Buhnenvolksbundes Georgis Tatigkeit war es zu verdanken dass die Kobaltproduktion ausgeweitet werden konnte und die Produkte des Privatblaufarbenwerkes Weltruf erlangten 6 Aus dem Blaufarbenwerk wird die Nickelhutte Bearbeiten nbsp Arbeiten im VEB Nickelhutte Aue 1982 nbsp Nickel in PulverformDie im 18 und 19 Jahrhundert auch in anderen europaischen Landern gefundenen und aufbereiteten Kobalterze fuhrten zu einem Nachfrage Ruckgang der Kobaltfarben aus den Fabriken im Erzgebirge Ausserdem hatten Wissenschaftler in England Frankreich und Holland das preiswerte kunstliche Ultramarinblau entwickelt das aus Ton Quarz Soda Schwefel und Holzkohle gemischt wurde und die Smalte Herstellung ab Mitte des 19 Jahrhunderts grosstenteils abloste Durch das Wirken von Kurt Alexander Winkler und Ernst August Geitner blieb das Pfannenstieler Farbenwerk trotz des verschlechterten Absatzes erhalten Geitner stellte 1823 erstmals eine Argentan genannte Legierung aus einer Mischung von Kupfer Nickel und Zink her die fur die Produktion von nichtrostenden und preiswerten Bestecken und metallenem Tafelgeschirr gut geeignet war Die Belieferung neu entstandener Besteckfabriken in Aue mit Nickel ab 1849 brachte dem Blaufarbenwerk einen wirtschaftlichen Aufschwung Zugleich behielten der Sachsischen Privat Blaufarbenwerk Verein und das Koniglich Sachsisches Blaufarbenwerk zu Oberschlema das Monopol der Kobaltfarbenproduktion 1885 konnte auf dem Gelande in Niederpfannenstiel eine zweite Smalte Produktionsanlage in Betrieb genommen und die Anzahl der Mitarbeiter auf 80 erhoht werden Anfang des 20 Jahrhunderts wurde ein neues Verfahren zur Gewinnung von Reinstmetallen aus fruheren Haldengesteinen entwickelt wodurch eine verbesserte Rohstoffgrundlage entstand Neue Schmelzprozesse mit modernen Herdflammofen verbesserten ab 1914 das Ausbringen und die Arbeitsbedingungen 7 In der Zeit des Nationalsozialismus nahm das mittlerweile Nickelhutte genannte Werk 1942 die zusatzliche Produktion von Kupfer Cupral ein Pflanzenschutzmittel Natriumarsenit ein giftiges Staubemittel gegen tierische Schadlinge und Kohletabletten auf Die Nickelhutte wurde als kriegswichtige Fabrik eingestuft und die Belegschaft vom Wehrdienst freigestellt 1940 pachtete der sachsische Staat das Werk unter der Leitung der Generaldirektion der staatlichen Hutten und Blaufarbenwerke in Freiberg 1944 musste das Werk Konkurs anmelden Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fiel die Nickelhutte unter die Regie der SMAD Wichtige Betriebsanlagen wie die Energieversorgung die Flammofenhalle die Nickelelektrolyse und die Pflanzenschutzmittelproduktionsanlagen wurden weiterbetrieben 1947 beschlagnahmte die Wismut AG Teile des Betriebsgelandes Hier wurde unter der Bezeichnung Objekt 100 eine Uranaufbereitungsanlage in die bestehenden Gebaude eingebaut Bis 1957 wurden hier ca 980 000 t Uranerz nassmechanisch und chemisch aufbereitet Ab 1946 firmierte der Betrieb unter dem Namen Hutten und Blaufarbenwerk Aue Sa Mit dem Befehl Nr 240 der SMAD vom 7 Juli 1948 wurde das im Besitz des Landes Sachsen befindliche Werk der Industrieverwaltung 5 des Landes Sachsen unterstellt Zum 1 Januar 1949 wurde es in den VVB Buntmetalle mit Sitz in Freiberg als VEB Hutten und Blaufarbenwerk Aue eingegliedert 1951 erfolgte die Zusammenlegung mit dem VEB Hutten und Blaufarbenwerk Oberschlema zum VEB Nickelhutte Aue Sa Die Forschungs und Entwicklungsstelle wurde mit Beginn des Jahres 1954 vom traditionellen Standort Aue nach St Egidien verlegt Die dortige Nickelhutte St Egidien entstand ab 1952 als Betriebsteil der Nickelhutte Aue nach Aufschluss der ersten Nickel Lagerstatte bei Callenberg 8 1957 erfolgte die Ruckgabe der durch die SDAG Wismut genutzten Betriebsflachen an den VEB Nickelhutte Aue Sa Die Verwaltung liess die Lager Produktions und Ofenhallen bis 1963 teilweise abreissen die verbliebenen Werksteile wurden rekonstruiert und mit moderner Technik ausgestattet Von ursprunglich zwolf Schornsteinen auf dem Werksgelande blieben zwei erhalten die wesentlich erhoht und mit Abgasfiltern ausgestattet wurden Das Werk produzierte als VEB Nickelhutte Aue weiterhin das weltweit nachgefragte Reinstnickel Nickel II sulfat und andere Nichteisen Metalle Ausserdem wurden wieder geringe Mengen Blaufarben erzeugt weil wegen gravierender Bergbauschaden im Ort Oberschlema das dortige Werk nach Aue verlegt wurde Bis in die 1980er Jahre erzeugte die Nickelhutte daruber hinaus Spritz Cupral Kupferoxychlorid Vanadinpentoxid Germaniumdioxid Kupferoxid und Wismutmetall Durch die Entwicklung eines Verfahrens zur Wiedergewinnung der Nichteisenmetalle aus Abfallstoffen war die Rohstoffbasis fur die Herstellung von Nickel und anderen Metallen langfristig gesichert Im Zuge der Umstrukturierung der Wirtschaft wurde die Nickelhutte 1966 in das VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck integriert Ab dem 1 Januar 1980 wurde die Nickelhutte Aue dann dem VEB Bergbau und Huttenkombinat Albert Funk zugeordnet Die seit den 1950er Jahren zur Stadtsilhouette gehorenden hohen Schornsteine werden im Fruhjahr 2016 auf einen zuruckgebaut Bereits im Herbst 2015 sollten diese Arbeiten beginnen mussten jedoch wegen der vorrangigen Beseitigung eines Mobilfunkmastes verschoben werden Der 170 m hohe aus Beton gefertigte Schornstein wurde nicht mehr benotigt und hatte auch zu Statikproblemen fuhren konnen So beschloss die Stadtverwaltung mit der Leitung der Nickelhutte das Abtragen eine Sprengung hatte unkalkulierbare Folgen ergeben 9 Eine Spezialfirma aus Cloppenburg trug von oben herab taglich rund vier Meter der zwanzig Zentimeter starken Betonwand ab Die Arbeiten wurden Anfang der 2020er Jahre abgeschlossen 10 nbsp Haupteingang der Nickelhutte Aue in der Abenddammerung Angesichts der Historie des traditionsreichen Huttenwerkes kann der Begriff Blaue Stunde durchaus zweideutig aufgefasst werden Um den zentralen Huttenhof gruppieren sich Verwaltung Sozialgebaude und das Labor v l n r Die Bogenbrucke im Vordergrund uberspannt das Schwarzwasser und wurde nach dem Hochwasser 2002 neu errichtet Aufnahme 2022Moderne Nickelerzeugung und andere Huttenprodukte Bearbeiten nbsp Nickel in Brikett FormNach dem Ende der DDR ubernahmen 1991 die Siegfried Jacob Metallwerke GmbH amp Co KG aus Ennepetal die Nickelhutte Aue und fuhrten sie in die Marktwirtschaft Unter der Leitung von Peter Koch und Gert Windisch wurden die technischen Einrichtungen modernisiert der Gebaudebestand saniert und die okologischen Bedingungen der Produktion verbessert Die Flache des Werkes wurde durch den Zukauf einiger Brachflachen des Ortsteils Aue Neustadt erweitert Das sicherte die Arbeitsplatze von 400 Menschen und starkte die Wirtschaftskraft der Region Der heutige Produktionsprozess der Nickelhutte umfasst die Geschaftsfelder Pyrometallurgie Hydrometallurgie Kupferrecycling Legierungsherstellung Transformatorenzerlegung Nichteisen Metallhandel und Energieerzeugung Als Ausgangsstoffe dienen Buntmetallschrotte Cu Al Ms Zn Pb Kratzen Abfallprodukte aus Metallschmelzen edelmetallhaltige Katalysatoren sowie nickelhaltige Staube Schlamme Salze Sauren und Kondensatoren Diese Recycling Materialien werden sowohl aus Deutschland als auch aus Europa asiatischen afrikanischen und amerikanischen Staaten eingekauft Die unter Einhaltung aller Gesundheits und Sicherheitsauflagen gewonnenen Metallsalze werden in alle Welt verkauft Die Nickelhutte Aue gehort mittlerweile zu einem der weltweit fuhrenden Lieferanten von Nickelkonzentraten Nickelsalzen sowie Nickel und Kupferbasislegierungen Regionales Engagement BearbeitenBergbautraditionen und Beteiligung an einem Neuaufschluss Bearbeiten Die Betriebsleitung setzt sich sowohl fur die Gestaltung und Erhaltung der regionalen bergbauhistorischen Traditionen ein sie ist aber auch bei aktuellen Projekten in der Region aktiv Seit 2010 ist die Nickelhutte Aue Gesellschafter der EFS Erzgebirgische Fluss und Schwerspatwerke GmbH die den Neuaufschluss einer Erzlagerstatte in Niederschlag bei Oberwiesenthal betreibt Der Geologe Wolfgang Schilka hat einige Jahre geforscht um nun nachdem die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt stark angestiegen sind die Lagerstatten im Erzgebirge wieder ausbeuten zu konnen Dazu erfolgte im November 2010 eine feierliche Wiedereroffnung des alten Wismutstollns Schacht 215 Der Zeremonie wohnte neben dem Sachsischen Oberberghauptmann Reinhard Schmidt auch der sachsische Finanzminister Georg Unland bei 11 Der Aufschluss dient vor allem der Gewinnung von Flussspat Schwerspat sowie Kupfersulfid und Eisensulfid Erzen Die Aufbereitung des Flussspates soll im ehemaligen Braunkohlheizwerk der Nickelhutte erfolgen Der starke Verwachsungsgrad des Flussspates mit Schwerspat und Quarz macht eine Zerkleinerung in Kugelmuhlen auf weniger als 160 Mikrometer mit anschliessender Flotation notwendig Gerechnet wird mit jahrlich 135 000 Tonnen Flussspat und Baryt Geplant war im Jahr 2012 die erste neue Tonne zu fordern Die erforderliche Zufahrtsrampe zum Fluorit Baryt Erzgang ist einige Kilometer lang und wird nach 2012 veroffentlichten Informationen auf lapis de erst im Jahr 2014 in Betrieb gehen konnen Die Kosten aller Erschliessungsarbeiten werden dann mehr als 12 Millionen Euro betragen haben 12 Die neue Abbaustatte erhielt nun den Namen des in der Nahe liegenden Ortes Grube Niederschlag und startete im Jahr 2013 mit dem Abbau von Erzen Sportgemeinschaft Nickelhutte und Sozialarbeit Bearbeiten Die Nickelhutte unterhalt die eigene Sportgemeinschaft SG Nickelhutte Aue mit den Abteilungen Handball Fussball Taekwondo Kickboxen Kegeln und Skispringen 13 Seit 1995 veranstaltet sie jahrlich das Nickelhutten Turnier fur Nachwuchs Handballvereine Der Betrieb ist auch Trager bzw Hauptsponsor fur den in der 2 deutschen Schachbundesliga spielenden Erzgebirgischen Schachverein Nickelhutte Aue ESV Nickelhutte Aue 14 Die Sektion Schach wurde am 14 Juli 1980 in der BSG Wismut Aue gegrundet und bestand bis 1990 Die Schachspieler waren in der DDR Liga aktiv In der neuen Bundesrepublik ubernahm das Werk Nickelhutte Aue die Sponsorenschaft sodass der Verein seit 1 September 2004 den Namen des Tragerbetriebes erhielt Der 1 Mannschaft gelang im Jahr 2003 der Aufstieg in die 2 Bundesliga Bereits im Jahr 2008 waren die Schachspieler sogar im Finale der besten vier Mannschaften um den Deutschlandpokal Von 2010 bis 2011 spielten sie in der 1 Bundesliga gaben aus finanziellen Grunden in der hochsten Spielklasse jedoch wieder auf Im Jahr 2014 erreichte der ESV Nickelhutte Aue wieder den ersten Tabellenplatz verzichtete aber gleich auf den Aufstieg Der Verein hat 79 Mitglieder davon 24 Kinder und Jugendliche Stand Fruhjahr 2020 Regelmassig treffen sich die Spieler zum Training auch ein Trainingslager wird fur die Kinder und Jugendlichen organisiert Prasident des ESV ist Rainer Hillebrand der der Sektion Schach im Jahr 1958 beitrat dann zwanzig Jahre als Sektionsleiter tatig war Diese Position ubernahm auch er in dem neuen ESV und gilt damit als dienstaltester Schachprasident Deutschlands 15 Soziale Projekte in der Region werden oft durch Sponsoring oder durch personelle Aktionen unterstutzt Anerkennung des Engagements des Betriebes Bearbeiten Peter Koch ehemaliger Geschaftsfuhrer der Einrichtung wurde zum Ehrenburger der Stadt Aue ernannt und erhielt fur seine Verdienste um das Unternehmen und sein sozial verantwortungsbewusstes Handeln 2007 das Bundesverdienstkreuz Literatur BearbeitenAue Mosaiksteine der Geschichte Hrsg Stadtverwaltung Aue Druckerei und Verlag Mike Rockstroh Aue 1997 Seiten 49 66 Die Blaufarbenwerke sind Fabriken die sonst nirgends in Sachsen als im Erzgebirge anzutreffen und sind daher unserer Aufmerksamkeit wurdig Manfred Blechschmidt Klaus Walther Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zum volkseigenen Betrieb Nickelhutte Aue Episoden und Bilder aus 350 Jahren Geschichte Lossnitz Rockstroh 1985 Siegfried Sieber Geschichte des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel in Aue im Erzgebirge anlasslich seiner Dreihundertjahrfeier Schwarzenberg Gluckauf Verl 1935 Mike Haustein Das Erbe des Blaufarbenwerks 1635 2010 Nickelhutte Aue 2010 ISBN 978 3 931770 88 4 Mike Haustein Das sachsische Kobalt und Blaufarbenwesen Geschichte Technologien und Denkmale Mitteldeutscher Verlag Halle 2020 ISBN 978 3 96311 438 0 Till Schuster Wehland Schnadelbach Industriegeschichte im Auer Tal 1945 1990 Hrsg Stadtverwaltung Aue Stadtverwaltung Aue Aue 1999 DNB 1017792712 S 16 18 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nickelhutte Aue Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Das Privat Blaufarbenwerk Pfannenstiel Quellen und Volltexte Homepage der Nickelhutte Aue Das Magazin Chemnitz mit einem Beitrag Historie der Nickelhutte Aue 2006 PDF Datei 109 kB Deutsche Fotothek 55 Fotos der Nickelhutte Aue Unter Tab Fotos das Stichwort Nickelhutte eingeben Zwei Dokumente des VEB Nickelhutte Aue in der Objektdatenbank des DHM Brigade Germanium Bestand 40140 Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel im Bergarchiv FreibergEinzelnachweise Bearbeiten Website Jacob Metall Abgerufen im November 2023 Christian Melzer Schneeberger Bergchronik Schneeberg 1684 a b Wilhelm Bruchmuller Der Kobaltbergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653 Verlag Zeidler Crossen 1897 C G Hesse Journal der Blaufarbenwerke im Konigreich Sachsen 2 Teil Pfannenstieler Blaufarbenwerk ohne Jahr PDF Dokument Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zur Nickelhutte Aue Erganzung aus einer Zuarbeit der Presseabteilung des Rathauses Aue vom Jahr 2002 Zeitschrift Bergglockchen 2 2008 Seite 2 PDF 3 3 MB Die Nickelhutte St Egidien im Staatsarchiv des Freistaats Sachsen Esse der Nickelhutte bald Geschichte In WochenENDspiegel 7 Marz 2016 Video zum Abriss der Esse auf youtube com Dauer 2 54 Minuten Schatzsucher in Mitteldeutschland Der Bergbau kehrt zuruck ins Erzgebirge Sendung des mdr vom 30 November 2010 abgerufen am 4 Februar 2010 und mit Notizen aus der Sendung aufbereitet Premiere Neuer Fluorit Bergbau im sachsischen Erzgebirge auf lapis de abgerufen am 20 September 2012 Homepage der SG Nickelhutte Aue Homepage des ESV Nickelhutte Aue Pressemitteilung aus der Stadtverwaltung Aue Bad Schlema vom 11 Marz 2020 2 Kinder und Jugendopenturnier des ESV Nickelhutte Aue e V 50 585555555556 12 716666666667 Koordinaten 50 35 8 N 12 43 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nickelhutte Aue amp oldid 239447856