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Dieser Artikel erlautert den Wirtschaftsbegriff zur schweizerisch geographischen Bedeutung siehe Gemeindefiliale zur romisch katholischen Pfarrfiliale siehe Filialkirche Unter einer Filiale auch Zweiggeschaft versteht man in der Wirtschaft die vom Sitz eines Unternehmens ortlich getrennte rechtlich und wirtschaftlich unselbstandige Verkaufsstelle Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Betriebswirtschaftliche Aspekte 4 Abgrenzung 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenFilialen Niederlassungen Zweigniederlassungen oder Zweigstellen sind vom Unternehmenssitz ortlich getrennte rechtlich und wirtschaftlich jedoch unselbstandige Vermogensbestandteile eines Unternehmens Filiale ist mithin die einer Zentrale untergeordnete Verkaufsstelle die eine organisatorisch selbstandige Einheit darstellt sowie eine Mindest Betriebsgrosse erreicht 1 Filialen unterscheiden sich von Niederlassungen oder Zweigniederlassungen vor allem dadurch dass letztere von der Unternehmenszentrale eigene Kompetenzen etwa bei Beschaffung oder Vertrieb eingeraumt werden Die Uberlegung nicht lediglich einen einzigen Unternehmensstandort am Sitz des Unternehmens zu unterhalten ergab sich fur Unternehmen aller Wirtschaftszweige aus der Marketingstrategie durch Kundennahe am Wohnort der Kunden prasent zu sein Ihr Zweck besteht in der Verbesserung der Kundenreichweite Die Kundenreichweite gibt im Hinblick auf die Zielgruppe Aufschluss daruber wie viele potenzielle Kunden tatsachlich von einer Filiale erreicht werden konnen Kundenreichweite Anzahl vorhandener Kunden Anzahl moglicher Kunden displaystyle text Kundenreichweite frac text Anzahl vorhandener Kunden text Anzahl moglicher Kunden nbsp Die Kundenreichweite ist umso hoher je mehr Kunden auf eine Filiale entfallen Bei der Standortwahl fur eine Filiale ist deshalb die Anzahl moglicher Kunden Marktpotenzial das wichtigste Untersuchungskriterium Geschichte BearbeitenDas Wort Filiale stammt aus lateinisch filia Tochter und bezeichnete zunachst ab dem 16 Jahrhundert eine Kirche Filialkirche die keine selbstandige Pfarrei bildete sondern von einer solchen abhangig ist 2 Tochterkirche lateinisch filia ecclesia Die Unselbstandigkeit war somit von Beginn an bei Filialen ein massgebendes Kriterium Seit dem spateren 19 Jahrhundert fokussierte sich der Begriff vom kirchlichen auf den kaufmannischen Bereich als Nebenstelle Zweigstelle einer Ladenkette oder einer Bank oder Versicherung 3 Eine der ersten Filialbanken war die am 7 Januar 1817 in Philadelphia gegrundete Second Bank of the United States die im Jahre 1832 insgesamt 25 Filialen in den USA unterhielt 4 Im Jahre 1819 gab es in Schottland 39 Banken mit 97 Filialen 5 Auch die Warenhaus Konzerne begannen ihr Vertriebskonzept uber Filialen zu organisieren So startete Rudolph Karstadt 1884 mit einer ersten Filiale in Lubeck die Bekanntheit von Leonhard Tietz wuchs mit der Eroffnung einer Kolner Filiale auf der Hohe Strasse im April 1891 Im Lebensmitteleinzelhandel eroffnete Josef Kaiser 1885 seine erste Filiale eines Kaiser s Kaffeegeschafts die 100 Filiale folgte 1897 in Bamberg die 200 bereits 1898 im Jahre 1899 in Regensburg die 400 die 500 Filiale gab es 1900 in Duisburg Cornelius Stussgen begann ab 1899 mit der Grundung der ersten Filiale in Bruhl Die Lebensmittelfilialunternehmen schlossen sich in der 1905 gegrundeten Arbeitsgemeinschaft der Lebensmittel Filialbetriebe ALF zusammen bevor sich diese im Juni 1988 mit dem Bundesverband der Selbstbedienungs Warenhauser BdSW zum Bundesverband der Filialbetriebe und Selbstbedienungs Warenhauser e V BFS vereinigte 6 Starbucks startete 1912 in Seattle mit einer ersten Filiale die erste McDonald s Filiale entstand 1955 in Des Plaines es dauerte allerdings bis Dezember 1971 bis die Kette in Deutschland ihre erste Filiale in Munchen eroffnete Betriebswirtschaftliche Aspekte BearbeitenDer Vertriebsweg uber Filialen zielt darauf ab das Marktpotenzial eines geografisch abgrenzbaren Einzugsbereichs abzudecken Der Eroffnung einer Filiale geht im Regelfall eine detaillierte Standortanalyse voraus die auf einer eingehenden Marktanalyse beruht Die Betriebswirtschaftslehre definiert den Begriff des Filialunternehmens als einen Betrieb mit mindestens funf raumlich voneinander getrennten Filialen die unter einheitlicher Leitung stehen 7 Manche Quellen gehen von mehr als 10 Verkaufsstellen aus 8 Bei mehr als 10 Filialen handelt es sich um ein Filialsystem oder Filialnetz als organisatorische Zusammenfassung samtlicher Verkaufsstellen unter einheitlicher Leitung und Verwaltung Filialunternehmen werden in der Fachsprache als Filialisten bezeichnet im Bankwesen heissen sie Filialbanken Typische Kriterien fur Filialisten sind der grosshandelsmassige Einkauf das dafur charakteristische Zentrallager ein einheitliches Sortiment und eine zentrale Verwaltung Filialen gibt es weltweit insbesondere im Einzelhandel und bei Unternehmen fur die die Kundennahe eine entscheidende Rolle spielt Bei den Filialketten fuhrte in Deutschland im Jahre 2004 Edeka mit 8 513 Filialen gefolgt von Tengelmann 7 362 Aldi 4 264 Metro 2 235 Douglas 1 579 Rossmann 1 100 Karstadt verfugte uber 520 Filialen 9 Als Bestandteil betriebswirtschaftlicher Kennzahlen spielt jedoch nicht die Anzahl der Filialen sondern eher deren Verkaufsflache eine Rolle Filialen schaffen raumliche Praferenzen bei Kunden Standortvorteil durch kurze Wege von der Wohnung zur Filiale das gilt insbesondere fur Stammkunden Die zufallsbedingte Laufkundschaft erreichen Filialen dagegen nur durch Standorte an denen eine hohe Passantenfrequenz herrscht Einkaufszentren Fussgangerzonen Bahnhofe Hafen oder Flughafen Zunehmend verlieren Filialen jedoch durch das Aufkommen elektronischer Vertriebsformen an Bedeutung So sind Online Shopping und Versandhandel im Einzelhandel sowie Electronic Banking und das Vordringen der Direktbanken die Hauptursachen fur den Filialschwund im Handel und bei Kreditinstituten Der Ruckgang der Verkaufsstellen alleine im Lebensmitteleinzelhandel von 51 145 2006 auf 35 731 2016 10 verdeutlicht diesen Trend Die Filialisierung befindet sich in Deutschland dennoch auf hohem Niveau Der hieraus resultierende Filialisierungsgrad als Anteil der Filialbetriebe an allen Einzelhandelsgeschaften ist in den grossen deutschen Stadten mit durchschnittlich 64 9 sehr hoch Im Jahre 2011 machte der Filialanteil in Dortmund 74 6 aller Einzelhandelsbetriebe aus gefolgt von Bremen 72 Nurnberg 70 3 Berlin 69 5 Dusseldorf 69 Frankfurt 67 2 Hamburg 66 oder Koln 59 9 Fur Filialunternehmen gibt es eine spezifische Filialkalkulation die die Messung der Rentabilitat von Filialen zum Ziel hat Filialen werden dabei als eigenstandige Kostenstelle betrachtet wobei die Kosten einer Filiale Personalkosten Materialkosten Raumkosten und anteilige Gemeinkosten oder der Wareneinsatz den erzielten Umsatzerlosen gegenubergestellt werden Umsatz pro m Verkaufsflache Abgrenzung BearbeitenUmgangssprachlich wird das handelsbetriebliche Geschaftsmodell der Filialisierung oft verwechselt mit den Konzepten des Franchising der Handelskette der freiwilligen Kette 11 oder der genossenschaftlich organisierten Verkaufsstellen Fur Verbraucher ist es oft nicht zu unterscheiden ob es sich um ein Filialsystem oder andere Vertriebsformen handelt Das liegt auch daran dass die nicht weisungsgebundenen Betreiber unter einem gemeinsamen ausserlichen Erscheinungsbild auftreten Im Gegensatz zu den Filialen die jeweils von einem angestellten Filialleiter gefuhrt werden unterstehen die Franchisebetriebe und die Mitgliedsbetriebe einer freiwilligen Kette oder einer Genossenschaft selbstandigen Kaufleuten Es handelt sich deshalb weder rechtlich noch wirtschaftlich um Filialketten im engeren Sinne Reine Filialsysteme betreiben unter anderem Aldi Lidl oder Kaufhof sowohl Filialen als auch Franchisenehmer gibt es beispielsweise bei Obi ein reines Franchisesystem betreibt Spar und Filialen sowie genossenschaftliche Verkaufsstellen gibt es bei Sky Plaza Rewe und Edeka Im Gegensatz zu einer Niederlassung ist die Filiale nicht mit Kompetenzen fur betriebliche Funktionen ausgestattet besitzt also insbesondere keine eigene Beschaffung Produktion oder Finanzierung nur ihre ursprungliche Funktion des Vertriebs ist ausgepragt vorhanden Auch die Werbemassnahmen werden zentral organisiert Das Tochterunternehmen ist ein wirtschaftlich unselbstandiges jedoch rechtlich eigenstandiges Unternehmen eines Konzerns und kann wegen seiner rechtlichen Selbstandigkeit nicht als Filiale bezeichnet werden Juristisch und sprachlich rechtsvergleichend ist die Filiale im deutschen juristischen Sprachgebrauch von der franzosischen filiale zu unterscheiden Wahrend erstere rechtlich unselbstandig ist verfugt letztere uber eine eigenstandige Rechtspersonlichkeit Die franzosische filiale entspricht dem deutschen Tochterunternehmen Die deutsche Filiale heisst ubersetzt in Franzosisch succursale in Englisch branch Siehe auch BearbeitenDislozierung bezeichnet unter anderem das Verteilen auf Filialen Filialisierung Zweigniederlassung Unternehmensstandort RegionaldirektionWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Filiale Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Stephan Paul Lenkungssysteme in Filialbanken 1987 S 3 Heinrich Joseph Wetzer Benedict Welte Kirchen Lexikon 1850 S 69 Otto Basler Deutsches Fremdworterbuch Band 5 2004 S 863 Jahrbucher der Literatur Januar bis Marz 1837 1838 S 169 Friedrich Mauke Verlag Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Band 79 1902 S 13 Der BFS ist 2002 im Hauptverband des Deutschen Einzelhandels aufgegangen Gabler Wirtschaftslexikon 14 Auflage 1997 Sp 1313 Arbeitsgemeinschaft der Lebensmittelfilialbetriebe e V Die Entwicklung der Lebensmittelfilialbetriebe im Jahre 1964 1965 S 4 Joachim Zentes Hrsg Handbuch Handel Strategien Perspektiven Internationaler Wettbewerb 2006 S 362 f Statista Das Statistikportal Anzahl der Filialen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2016 uber ein Kooperationsabkommen miteinander verbundene selbstandige UnternehmenNormdaten Sachbegriff GND 4154341 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filiale amp oldid 233840046