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Filialbanken sind Kreditinstitute die ein eigenes Filialnetz unterhalten Gegensatz zu ihnen sind die Direktbanken Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Geschichte 4 Bankbetriebliche Aspekte 4 1 Rechtsfragen 4 2 Filialorganisation 4 3 Auswirkungen des Filialnetzes 5 Filialbanken Auswahl 5 1 Filialbanken in Deutschland 5 2 Filialbanken in der Schweiz 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenFilialen Zweigstellen oder Niederlassungen sind vom Sitz ortlich getrennte rechtlich und wirtschaftlich jedoch unselbstandige Vermogensbestandteile eines Unternehmens Filiale ist mithin die einer Zentrale untergeordnete Bankstelle die eine organisatorisch selbstandige Einheit darstellt sowie eine Mindest Betriebsgrosse erreicht 1 Die Uberlegung nicht lediglich einen Unternehmensstandort am Sitz des Unternehmens zu unterhalten ergab sich fur Unternehmen aller Wirtschaftszweige aus der Marketingstrategie durch Kundennahe am Wohnort der Kunden prasent zu sein Ihr Zweck besteht in der Verbesserung der Kundenreichweite Die Kundenreichweite in Bezug auf Vertriebslinie und Zielgruppe gibt Aufschluss daruber wie viele potenzielle Kunden tatsachlich von einer Filiale erreicht werden konnen Kundenreichweite Anzahl vorhandener Kunden Anzahl moglicher Kunden displaystyle text Kundenreichweite frac text Anzahl vorhandener Kunden text Anzahl moglicher Kunden nbsp Bei der Standortwahl fur eine Filiale ist die Anzahl moglicher Kunden Kundenpotenzial Marktpotenzial das wichtigste Untersuchungskriterium Arten BearbeitenDie regional verankerten Filialbanken insbesondere Sparkassen und Genossenschaftsbanken decken eine oder mehrere Regionen eines Staates ab International agierende Banken verfugen uber Filialen oder Niederlassungen mindestens an Finanzplatzen im Ausland In Deutschland kann man nach der Personalbesetzung zwischen Ein Mann Filialen und Filialen mit mehreren Mitarbeitern unterscheiden Eine weitere Unterscheidung betrifft die Kompetenzregelung in Filialen je nachdem ob in einer Filiale Kompetenzen vorhanden sind oder nicht Stationare Bankfilialen sind in Gebauden untergebracht fahrbare Zweigstellen sind mobil und bedienen landlich strukturschwache Gebiete Geschichte BearbeitenDer Begriff Filiale fokussierte sich seit dem spateren 19 Jahrhundert vom kirchlichen Bereich Filialkirche auf den kaufmannischen Bereich als Nebenstelle Zweigstelle einer Ladenkette oder einer Bank oder Versicherung 2 Eine der ersten Filialbanken war die am 7 Januar 1817 in Philadelphia gegrundete Second Bank of the United States die im Jahre 1832 insgesamt 25 Filialen in den USA unterhielt 3 Im Jahre 1837 war von mehreren Einwohnern der Stadt Flensburg ein Gesuch um Anlegung einer Filialbank in dieser Stadt bei der Direktion der Nationalbank eingereicht worden Erst am 23 Februar 1844 erteilte die Staatsregierung ein Patent betr die Errichtung einer Filialbank in Flensburg mit der Befugnis zur Anlegung eines derselben untergeordneten Comtoirs in Rendsburg 4 Am 13 Marz 1846 erhielt die Deutsche Bank in Dessau die Konzession fur das Bankgeschaft wobei sie ihren Wirkungskreis moglichst uber ganz Deutschland auszubreiten hatte 5 Bereits am 15 Juni 1846 stand widerspruchlich in der Allgemeinen Preussischen Zeitung dass es dem Institut nicht gestattet sei Filialbanken und Agenturen innerhalb des preussischen Staats zu errichten Die Filialisierung der deutschen Grossbanken war insgesamt jedoch nicht mehr aufzuhalten Es gab seit 1851 vier grosse Berliner Filialbanken die neben der Deutschen Bank aus Dresdner Bank Commerzbank und Disconto Gesellschaft bestanden In der Schweiz bestimmte das Reglement uber die Kantonalbank vom 12 November 1846 in 3 dass die Berner Kantonalbank ihren Sitz in der Hauptstadt habe uber die allfallige Aufstellung von Filialbanken auf dem Gebiete des Kantons entscheidet der Grosse Rat 6 Die Berliner Grossbanken grundeten erst nach 1914 in verstarktem Masse Filialen Der eigentliche Ausbau des Filialnetzes der Grossbanken also die Zeit in der sie Filialbanken wurden begann erst nach 1914 und dauerte bis etwa 1926 In diesem Zeitraum ubernahmen sie die mit ihnen durch Interessengemeinschaften verbundenen Provinzialbanken und wandelten deren Filialen in eigene um 7 Das Kreditwesengesetz KWG vom Dezember 1934 fuhrte angesichts des uberbesetzten Bankwesens der Weimarer Republik mit den 3 Abs 1 und Abs 2 4 Abs 1b KWG 1934 eine Bedurfnisprufung fur die Errichtung von Bankfilialen ein wonach die Uberprufung des ortlichen Bedarfs fur eine Bankfiliale durch die Bankenaufsicht vorgesehen war Die Bedurfnisprufung wurde als geeignetes Mittel angesehen um den Kreditapparat gesund zu erhalten und das wirtschaftliche Gefuge vor Erschutterungen zu bewahren nbsp Bankfiliale der Deutschen Bank nach der Wende in Halle Neustadt August 1991 Seit 1953 dokumentiert die jahrlich erscheinende Bankstellenstatistik der Deutschen Bundesbank die Entwicklung des Bankgewerbes in Deutschland Zusatzlich erscheint einmal jahrlich ein Bericht uber die Entwicklung des Bankstellennetzes Wegen der Bedurfnisprufung wurde die Erweiterung der Filialnetze eingeschrankt Durch das Apothekenurteil des BVerfG vom 11 Juni 1958 8 musste auch im Kreditwesen die Bedurfnisprufung abgeschafft werden Das Bundesverwaltungsgericht ubernahm diese Vorgabe und schaffte die Konzessionspflicht im Juli 1958 auch fur die Kreditwirtschaft ab 9 Im Fall ging es um die Eroffnung einer Zweigniederlassung einer Teilzahlungsbank in Ludwigshafen die vom Bundesaufsichtsamt fur das Kreditwesen durch Verfugungen vom 8 Juni und 30 Oktober 1953 abgelehnt worden war weil kein ortliches und gesamtwirtschaftliches Bedurfnis anzuerkennen sei Die Vorinstanz das Oberverwaltungsgericht Rheinland Pfalz hatte noch argumentiert dass eine zahlenmassig unbeschrankte Zulassung von Haupt und Zweigniederlassungen von Kreditinstituten die Wahrung und die Geld und Kreditversorgung gefahrde denn eine Ubersetzung des Kreditgewerbes fuhre zu einem verstarkten Konkurrenzkampf der Institute einer unangemessenen Ausdehnung des Kreditvolumens der Gefahr unvorsichtiger Geld und Kreditmanipulationen schliesslich zum Zusammenbruch leistungsschwach gewordener Institute und damit zu einer Vertrauensstorung beim Publikum gegenuber dem staatlichen Geld und Wahrungssystem Dem hielt das BVerwG entgegen dass neue Zweigniederlassungen nur dann errichtet werden wenn die Unternehmer nach eingehender Prufung der gesamtwirtschaftlichen Lage und der ortlichen Verhaltnisse von der Rentabilitat ihres Vorhabens uberzeugt seien Fortan konnten Filialen nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten eroffnet werden Zwischen 1957 und 1967 nahm die Zahl der Zweigstellen um 12 135 zu 10 der so genannten Extensivierungsphase des Mengengeschafts Die Auswirkungen der Verwaltungs und Gebietsreform 1965 fuhren zu einer Intensivierungsphase des stationaren Filialbetriebs vor allem bei Sparkassen Die reformbedingten Sparkassenfusionen liessen den Entwicklungstrend der Filialen nahezu unberuhrt Eine zweite Welle von Erweiterungen des Filialnetzes gab es in Deutschland ab 1967 auch wenn die Erfindung des Geldautomaten die wichtige Filialfunktion der Kassenhaltung weitgehend obsolet machte Der erste Geldautomat wurde in Deutschland am 27 Mai 1968 von der Kreissparkasse Tubingen in Betrieb genommen Das Electronic Banking und die Zunahme der Direktbanken und damit verbundenem Ruckzug aus der Flache haben zu einer deutlichen Verringerung des Filialnetzes beigetragen denn seit 1995 ist ein Ruckgang von 47 zu verzeichnen Die Filialen haben den Spitzenplatz als haufigster Kundenkontaktpunkt an das Online Banking abgetreten 11 Zwischen 2003 und 2013 ist eine weitere Verdunnung der Bankfilialen um 20 eingetreten Dabei schlossen die Grossbanken mehr Filialen als die regional vertretenen Institute Dem Bankstellenbericht 2014 der Deutschen Bundesbank zufolge verringerte sich die Gesamtzahl der Kreditinstitute in Deutschland einschliesslich der rechtlich unselbstandigen Bausparkassen im Laufe des Jahres 2014 von 2 029 um 1 9 auf 1 990 Kreditinstitute 2012 2 053 Institute 2011 2 080 Institute Das grosste Filialnetz unterhalten weiterhin die Sparkassen mit 11 951 gefolgt von den Genossenschaftsbanken mit 11 072 und den Grossbanken mit 7 433 Filialen Damit hat sich der seit Jahren anhaltende Konsolidierungsprozess gegenuber dem Vorjahr fortgesetzt 12 In den Jahren 2009 und 2010 belief sich der prozentuale Ruckgang der Kreditinstitute in Deutschland auf 1 9 Innerhalb der letzten 20 Jahre reduzierte sich jedoch die Gesamtzahl um etwa 53 13 Dieser Trend durfte auch wegen des zunehmenden Online Bankings und des digitalen Vertriebs kunftig anhalten Die meisten Filialen unterhielt im Jahre 2015 die Deutsche Bank 2790 gefolgt von der Commerzbank 1389 Postbank 1066 Unicreditbank 581 Wustenrot Bausparkasse 500 Targobank 364 Santander 324 und Kreissparkasse Koln 180 14 Anzahl der Zweigstellen einschliesslich Postbank 15 2014 2015 2016 2017 201837 090 34 115 32 069 30 172 27 993Seit 2014 reduzierten sich demnach die Filialen um jahrlich mindestens 2000 Laut Statistik kommen in Ostdeutschland rund 3700 Einwohner auf eine Filiale in Westdeutschland sind es nur 2500 Einwohner pro Filiale Zudem besagt eine Studie der Kreditanstalt fur Wiederaufbau dass bundesweit bis zum Jahr 2035 rund 14 600 Filialbanken wegfallen 16 Bankbetriebliche Aspekte BearbeitenRechtsfragen Bearbeiten Im Gegensatz zur fruheren Genehmigungspflicht haben Kreditinstitute nunmehr jahrlich die Anzahl ihrer inlandischen Zweigstellen dem BaFin anzuzeigen 24 Abs 1a Nr 4 KWG Lediglich die Errichtung Verlegung und Schliessung einer Zweigstelle in einem Drittstaat ausserhalb der EU Mitgliedstaaten unterliegt nach 24 Abs 1 Nr 6 KWG einer sofortigen Anzeigepflicht Filialen auslandischer Banken im Inland sind dagegen nach 53 Abs 1 KWG weiterhin erlaubnispflichtig Filialorganisation Bearbeiten Das Filialkonzept ist Teil der Aufbauorganisation eines Bankbetriebs Es hat eine Dezentralisierung von Aufgaben teilweise durch Delegation von Entscheidungskompetenzen Kreditentscheidungen in den Filialen zur Folge Eher zentralistisch organisierte Banken hingegen betreiben ihr Filialsystem mit vollkommen von der Zentrale abhangigen Filialen Filialen arbeiten nach zentralen Arbeitsanweisungen und sind gleichartig organisiert ihre Betriebs und Geschaftsausstattung Buromaschinen ist uniform sie verfugen uber ein einheitliches Corporate Design Filialen mit eigenen Kompetenzen mussen bei Entscheidungen uber die Kompetenzgrenzen hinaus die Entscheidung in die Zentrale eskalieren Bei Grossbanken gibt es so genannte Kopffilialen regionale Zentralfilialen denen die in einer Region liegenden kleineren Filialen unterstellt sind 17 Auswirkungen des Filialnetzes Bearbeiten Aus der Filialkalkulation ergibt sich die Erkenntnis ob es sich um Einzugsfilialen oder Kreditfilialen handelt je nachdem ob in einer Filiale das Einlagengeschaft oder das Kreditgeschaft dominiert 18 Danach gibt es passivlastige uberwiegend Einlagen oder aktivlastige uberwiegend Ausleihungen Filialen Dies ergibt sich aus der soziodemografischen Zusammensetzung der im Einzugsgebiet einer Bankfiliale lebenden Wohnbevolkerung Der filialbezogene Verrechnungsverkehr fuhrt uber die Zentrale Da das Filialnetz durch Kundennahe auch tatsachlich Kundenverbindungen und Kundenkonten akquiriert erhoht sich die Zahl der Bankkunden der gesamten Filialbank Dadurch steigt die Moglichkeit der internen Verrechnung weil im bargeldlosen Zahlungsverkehr die Wahrscheinlichkeit zunimmt dass Zahlungspflichtiger und Zahlungsempfanger bei derselben Filialbank eine Kontoverbindung unterhalten Durch diese interne Verrechnung verringern sich bei der Zentrale die Liquiditatsabflusse in andere Filialnetze 19 Hans Dieter Deppe wies hierzu 1969 nach dass sich das Ausmass der internen Verrechnung mit zunehmender Ausdehnung des Stellennetzes vergrossere 20 weil von jeder neuen Bankstelle ein positiver Effekt auf die Liquiditatsverhaltnisse ausgehe Dies trifft bankbetrieblich allerdings lediglich auf die Einzugsfilialen zu Ein Filialbanknetz bedarf umfassender Steuerung durch Controlling Filialkalkulation und Finanzplanung Die uber Filialen ausgeubte Parallelproduktion schafft zusatzliche Kapazitatskosten die bei zentralisierter Organisation vermieden werden Kundennahe ist heute nur dort noch notwendig wo die Bankgeschafte einer Beratung bedurfen Grossbanken und Regionalbanken sind typische Filialinstitute Grossbanken und Landesbanken unterhalten Filialen im Inland und gehoren daruber hinaus zu den Banken mit internationalem Filialnetz Insbesondere Filialbanken tragen zur Bankstellendichte in einem Land bei Es besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen Bankstellendichte und Rentabilitat ausgedruckt im Return on Equity 21 Filialbanken Auswahl BearbeitenFilialbanken in Deutschland Bearbeiten Commerzbank Degussa Bank Deutsche Bank HypoVereinsbank Oldenburgische Landesbank OLB Postbank Zweigniederlassung der Deutschen Bank Santander TargobankFilialbanken in der Schweiz Bearbeiten Credit Suisse Migros Bank UBSSiehe auch BearbeitenPrivatbankier Private BankEinzelnachweise Bearbeiten Stephan Paul Lenkungssysteme in Filialbanken 1987 S 3 Otto Basler Deutsches Fremdworterbuch Band 5 2004 S 863 Jahrbucher der Literatur Januar bis Marz 1837 1838 S 169 Heinrich Ritter von Poschinger Von der altesten Zeit bis zum Jahre 1846 1971 S 279 f Friedrich Ernst Feller Die Staatspapier und Actien Borse 1846 S 282 Gesetze Dekrete und Verordnungen des Kantons Bern Band 1 1846 S 199 Manfred Pohl Baden Wurttembergische Bankgeschichte 1992 S 122 BVerfGE 7 377 Memento des Originals vom 3 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www jurion de das Gericht hielt das Zulassungsverfahren fur Apotheken fur unvereinbar mit dem Grundrecht der freien Berufswahl des Art 12 Abs 1 GG BVerwG Urteil vom 10 Juli 1958 Az I C 177 54 Memento des Originals vom 3 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www jurion de Harald Brock Ingo Bieberstein Multi und Omnichannel Management in Banken und Sparkassen 2015 S 33 f Borsen Zeitung Ausgabe 178 vom 17 September 2014 Die Bankfiliale Totgesagte leben langer S 5 Deutsche Bundesbank Bankstellenbericht 2014 vom 31 Dezember 2014 S 1 ff Deutsche Bundesbank Bankstellenbericht 2011 vom 31 Dezember 2011 S 1 ff Die Bank Top 100 der deutschen Kreditwirtschaft 2018 Ausgabe 8 2016 2016 S 9 Deutsche Bundesbank Zahlungsverkehrs und Wertpapierabwicklungsstatistiken in Deutschland 2014 2018 2019 S 5 Studie Filialbanken sterben aus 9 September 2015 abgerufen am 14 Marz 2017 Gerhard Muller Josef Loffelholz Bank Lexikon Handworterbuch fur Das Bank und Sparkassenwesen 1973 Sp 248 f Karl Friedrich Hagenmuller Bankbetrieb und Bankpolitik 1959 S 223 Armin Wagner Die Stellung der Bankfiliale im modernen Finanzdienstleistungsvertrieb 1998 S 39 Hans Dieter Deppe Bankbetriebliches Wachstum 1969 S 203 ff Leo Schuster Alex W Widmer Wege aus der Banken und Borsenkrise 2004 S 20Normdaten Sachbegriff GND 4069133 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filialbank amp oldid 233314620