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Die Pfalz Paderborn war eine im Jahr 776 unter Karl dem Grossen erbaute Konigspfalz im heutigen Paderborn in Nordrhein Westfalen die auch als Kaiserpfalz bezeichnet wird Nach ihrer Zerstorung 778 durch die Sachsen wurde sie wieder aufgebaut und im Jahr 1000 bei einem Stadtbrand zerstort Wenige Meter versetzt entstand unter Konig Heinrich II im 11 Jahrhundert ein Nachfolgebau den deutsche Konige bis ins 12 Jahrhundert nutzten Grundmauern des Hauptgebaudes der Pfalz von Karl dem Grossen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Historisch politischer Hintergrund des Pfalzbaus 2 2 Baubeschreibung 3 Forschungsgeschichte 3 1 Errichtung eines Museumsbaus 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Pfalz entstand wahrend der Sachsenkriege in einer gunstigen geographischen Lage an einem Hang zu den Quellen der Pader Die Stelle lag am Westfalischen Hellweg als uberregionaler Ost West Verbindung Karl der Grosse wahlte diesen Ort inmitten des von den Franken eroberten Gebietes der Sachsen um an ihm einen militarischen Stutzpunkt einzurichten Von der Pfalz aus wurde auch die Christianisierung der Sachsen betrieben Geschichte BearbeitenHistorisch politischer Hintergrund des Pfalzbaus Bearbeiten Karl der Grosse unternahm mehrere Feldzuge gegen die Sachsen um sie gewaltsam zu christianisieren und dem Frankenreich zu unterwerfen Im Zusammenhang errichtete er einen befestigten Stutzpunkt den die frankischen Annalen 776 als Karlsburg urbs Karoli erwahnen womit wahrscheinlich die erste Paderborner Pfalz gemeint sein konnte 1 Offenbar folgte Karl bei der Benennung dem Beispiel von Konstantinopel was im Griechischen Stadt des Konstantin bedeutet Karl wollte sich mit der Karlsburg anscheinend in die Nachfolge des ersten christlichen Kaisers einreihen Neun Aufenthalte von Karl dem Grossen in der Pfalz und im Paderborner Raum sind bezeugt Sie fanden in den Jahren 776 zweimal 777 780 782 783 785 799 und 804 statt 2 777 hielt Karl der Grosse in Paderborn im Gebiet der unterworfenen Sachsen eine erste Reichsversammlung ab Diese Geste kam einer Machtdemonstration Karls des Grossen gleich denn bisher hatte eine solche Zusammenkunft meist nur innerhalb des Frankenreiches stattgefunden Die Sachsen liessen sich an den Lippequellen nahe Paderborn 776 taufen 3 erhoben sich aber 778 gegen die Franken und zerstorten die Pfalz ein erstes Mal Um 793 794 steckten die Sachsen die wiederaufgebaute karolingische Pfalz ein zweites Mal in Brand 4 Karl liess auch diesmal die Pfalz wieder aufbauen und empfing hier 799 Papst Leo III der ihn im Jahr darauf in Rom zum Kaiser kronte Der Papst weihte bei seinem Aufenthalt in der zum Paderborner Pfalzbezirk gehorenden Kirche einen Altar ein Auch nach Karls Herrschaft regierten noch frankische Monarchen zeitweilig von Paderborn aus das Reich Nach 845 lassen sich keine weiteren Konigsbesuche mehr nachweisen 5 Baubeschreibung Bearbeiten Bei der ersten Befestigung durfte es sich um eine Holz Erde Konstruktion gehandelt haben Nach der ersten Zerstorung wurde die Stelle in Paderborn umbenannt Anschliessend liess Karl der Grosse die Befestigung als Domburg mit den Ausmassen von etwa 280 250 Metern wieder aufbauen Geschutzt wurde sie durch eine 1 5 Meter starke Kalksteinmauer der eine Berme und ein Graben vorgelagert waren Im Inneren der Befestigungsanlage entstanden zwei Steingebaude Dies waren die Konigshalle Aula regia als reprasentativer Bau von 31 Metern Lange und 10 Metern Breite und die 9 20 Meter grosse Salvatorkirche Im von der Mauer umschlossenen Gelande bestand vermutlich eine Bebauung mit Holzbauten in denen der Pfalzverwalter und Bedienstete lebten Ausserdem gab es einen Friedhof Im Jahr 799 wurden in dem befestigten Areal eine Kirche als Vorgangerbau des heutigen Paderborner Doms errichtet 836 liess Bischof Badurad die Kirche mit der Pfalz verbinden Auf diese Weise entstand eine geschlossene Anlage mit einem profanen koniglichen und einem spirituellen kirchlichen Bereich Als Paderborn im Laufe des 9 und im 10 Jahrhundert keine grosse Bedeutung als Residenzort mehr hatte wurden Teile der Pfalzanlage aufgegeben Nach 983 setzte unter Bischof Rethar eine rege Bautatigkeit ein die zu einer vollstandig ausgebauten Residenz fuhrte Beim Stadtbrand des Jahres 1000 wurde die Pfalzanlage vollig zerstort 6 nbsp Rekonstruiertes Hauptgebaude der Pfalz von Konig Heinrich II heute Museum in der KaiserpfalzAb 1015 erbauten Konig Heinrich II und der Paderborner Bischof Meinwerk unmittelbar nordlich der zerstorten karolingischen Pfalz eine neue Konigshalle als Kalksteinbau mit den Ausmassen von 44 16 Metern die in Verbindung mit weiteren Gebauden als ottonisch salische Pfalz bezeichnet wird Sie diente deutschen Konigen bis ins ausgehende 12 Jahrhundert als Aufenthaltsort Forschungsgeschichte BearbeitenDie Reste der Pfalz Paderborn wurden 1963 bei einer Ausgrabung auf dem Gelande des Ilkenberges nordlich des Paderborner Doms entdeckt Fur das durch die Luftangriffe auf Paderborn im Zweiten Weltkrieg stark zerstorte Areal sah das Domkapitel eine Neubebauung vor Nach dem Abraumen von bis zu funf Meter starken kriegsbedingt entstandenen Schuttschichten stiess man auf eine mittelalterliche Anlage 7 Zunachst wurden die Baureste als Marstall angesehen Schon um 1850 waren auf dem noch uberbauten Gelande Sandsteinverquaderungen aufgefallen Sie wurden ebenfalls fur die Reste der Pferdestallung aus der Zeit des Paderborner Bischofs Meinwerk gehalten wie sie die hochmittelalterlichen Vita Meinwerci erwahnt 1935 schien sich diese Annahme zu bestatigen denn bei dem Abriss des Hauses Am Ilkenberg 11 kam der obere Teil eines Torbogens wieder zum Vorschein Dieser war Ende des 19 Jahrhunderts in die Wand des 1935 abgerissenen Hauses integriert worden Die Sandsteinblocke des Rundbogens glichen denen der benachbarten Bartholomauskapelle die aus dem 11 Jahrhundert aus der Zeit Meinwerks stammt Der Bistumsarchivar Christoph Volker stutzte die Marstall These weiter indem er auf die Passage einer Urkunde aus dem Jahr 1336 verwies die in dem Ausgrabungsbereich eine solche Stallung erwahnt 8 Bei der Ausgrabung von 1963 wurden sudwestlich der zu dem Zeitpunkt als Marstall angesehenen Anlage noch altere Ablagerungen aus dem Fruhmittelalter entdeckt Daraufhin begannen 1964 systematische Untersuchungen des Areals unter der Leitung von Wilhelm Winkelmann Bei Baggerarbeiten stellte sich heraus dass der vorgebliche Marstall mehrgeschossig war Dies widerlegte die These einer Pferdestallung Sudwestlich fand man in den Mauern der noch alteren Anlage als der zweiten Konigspfalz Keramik aus dem 9 Jahrhundert 9 Aufgrund seiner Beobachtungen an den Erdschichten entwarf Winkelmann ein Modell zu den Bauphasen der beiden Konigspfalzen Oben lagen Schuttreste die beim Abriss des Vorgangerbaus des heutigen Paderborner Doms im 13 Jahrhundert entstanden waren Darunter befand sich eine graue 15 cm starke Schicht aus dem 11 und 12 Jahrhundert Beifunde in der genannten Schicht gehoren der jungeren Pfalzanlage an Eine noch tiefere Schicht ist von Brandspuren gezeichnet weshalb Winkelmann diese mit dem Stadtbrand im Jahr 1000 verknupfte Noch unter dieser Brandschicht liegen die Mauern der alteren Pfalz Auch hier fanden sich Brandspuren die zeitlich mit dem Sachsenkrieg Karls des Grossen zusammenfallen Der konigliche Saalbau scheint 778 und 793 794 Angriffen durch die Sachsen ausgesetzt gewesen zu sein Von 776 bis 799 mussen diverse Bauaktivitaten stattgefunden haben 10 Die archaologischen Untersuchungen an der Pfalz dauerten bis 1978 an und gehoren zu den grossten und fundreichsten Ausgrabungen der Nachkriegszeit Errichtung eines Museumsbaus Bearbeiten Auf die ausgegrabenen Grundmauern der Konigshalle aus dem 11 Jahrhundert setzte das Metropolitankapitel des Erzbistums Paderborn von 1976 bis 1978 ein neues Gebaude auf das fur Veranstaltungen und als Museum in der Kaiserpfalz genutzt wird 11 Von der alteren karolinischen Pfalz sind nur die Grundmauern sichtbar und begehbar gemacht worden Sie ist die einzige archaologisch untersuchte Pfalz in Westfalen Literatur BearbeitenSveva Gai Birgit Mecke Sascha Kauper Est locus insignis Die Pfalz Karls des Grossen in Paderborn und ihre bauliche Entwicklung bis zum Jahre 1002 Die Neuauswertung der Ausgrabungen Wilhelm Winkelmanns in den Jahren 1964 1978 Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 40 Verlag Philipp von Zabern Mainz 2004 ISBN 3 8053 3418 4 12 Sveva Gai Vom militarischen Stutzpunkt zum Bischofsitz Die Paderborner Pfalzanlagen als Beispiel baulicher Kontinuitat in Mitteilungen der DGAMN Kontinuitat und Diskontinuitat im archaologischen Befund Band 17 2006 S 26 36 Online Martin Kroker Die Pfalz Paderborn in Babette Ludowici Hrsg Saxones Theiss 2019 Begleitband zur Ausstellung Saxones S 279 281 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaiserpfalzen in Paderborn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Stefan Eismann zu Paderborn Domburg in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Bildliche Rekonstruktion der karolingischen Pfalz Paderborn Luftbild mit der rekonstruierten ottonisch salischen Pfalz und den Grundmauern der karolingischen Pfalz Ausgrabungsflache mit den farblich markierten Grundrissen beider Pfalzanlagen Grundrisse beider Pfalzanlagen Blick vom Paderborner Dom auf die Ausgrabungsflache der Pfalzen Paderborner Kaiserpfalz vor 50 Jahren ausgegraben in Neue Westfalische vom 28 September 2014Einzelnachweise Bearbeiten Antonella Sveva Gai Die karolingische Pfalzanlage Von der Dokumentation zur Rekonstruktion In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 71 100 hier S 72 Kaiserpfalz zu Paderborn Schaltstelle karolingischer Macht bei Internet Portal Westfalische Geschichte Matthias Becher Karl der Grosse Beck Munchen 1999 S 59 Antonella Sveva Gai Die karolingische Pfalzanlage Von der Dokumentation zur Rekonstruktion In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 71 100 hier S 74 Birgit Mecke Die karolingische Pfalz Paderborn Entdeckung und Ausgrabung In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 51 70 hier S 52 Heinrich Schoppmeyer Stadte in Westfalen Geschichte vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches Schoningh Paderborn ISBN 978 3 506 76026 5 S 14 Birgit Mecke Die karolingische Pfalz Paderborn Entdeckung und Ausgrabung In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 51 70 hier S 55 Birgit Mecke Die karolingische Pfalz Paderborn Entdeckung und Ausgrabung In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 51 70 hier S 53 54 Manfred Balzer Die spektakulare Entdeckung der Paderborner Konigspfalzen Ein Ruckblick nach 50 Jahren In Westfalische Zeitschrift Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde 165 2015 S 139 150 hier S 139 und 141 Birgit Mecke Die karolingische Pfalz Paderborn Entdeckung und Ausgrabung In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 51 70 hier S 55 Manfred Balzer Die spektakulare Entdeckung der Paderborner Konigspfalzen Ein Ruckblick nach 50 Jahren In Westfalische Zeitschrift Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde 165 2015 S 139 150 hier S 143 Birgit Mecke Die karolingische Pfalz Paderborn Entdeckung und Ausgrabung In Fenske Lutz u a Hg Splendor palatii Neue Forschungen zu Paderborn und anderen Pfalzen der Karolingerzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 S 51 70 hier S 56 LWL Museum in der Kaiserpfalz LWL abgerufen am 28 Marz 2018 LWL Newsroom Die Ausgrabung der Paderborner Kaiserpfalz in 480 Bildern und 300 Planen LWL 24 Oktober 2005 abgerufen am 27 Juli 2019 51 71929 8 75515 Koordinaten 51 43 9 44 N 8 45 18 54 O Normdaten Geografikum GND 4637486 3 lobid OGND AKS VIAF 316597072 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfalz Paderborn amp oldid 238571675