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Mit Tafelung auch Tafelwerk Tafelwerk Vertafelung Getafel schweiz Taferung oder Tafer wird die holzerne Wand oder Deckenverkleidung von Innenraumen bezeichnet die als Raumschmuck zur Warmedammung oder zum Schutz der darunter liegenden Schichten dienen kann Bis in das 18 Jahrhundert waren solche Holzverkleidungen in der Innenarchitektur weit verbreitet und erlebten im Zuge des Historismus mit dem Stil der Neorenaissance noch einmal eine kurze Blute Seltener werden auch Aussenfassaden vertafelt historisch war dies etwa in der Ostschweiz verbreitet Tafelung aus Tannenholz von 1521 aus dem ehemaligen Kloster Oetenbach heute im Landesmuseum ZurichAnwendung fanden Tafelungen bei mit Bruchsteinen gemauerten Gebauden ebenso wie bei Fachwerk oder Backsteinbauten Eine Tafelung wird im einfachen Fall aus Holzbrettern den Paneelen zusammengefugt die auf einer Unterkonstruktion aus Leisten oder Latten befestigt werden und deren Stosskanten aus asthetischen Grunden oft mit einer aufgesetzten Zierleiste verdeckt sind Qualitativ hoherwertig sind die Verkleidungen die als Rahmen Fullungs Konstruktionen Kassettenkonstruktion ausgefuhrt sind Das Tafelwerk einer Wand ist oft durch Pfeiler Saulen oder Pilaster vertikal gegliedert Bereits im Altertum waren Tafelungen speziell in Mesopotamien gebrauchlich diese sind heute aber nur fragmentarisch erhalten Die altesten noch vollstandig existierenden Tafelungen sind auf mittelalterlichen Burgen erhalten wo sie zur Isolierung gegen Kalte dienten Bretter mit einer Breite von bis zu einem Meter wurden dazu auf Sockelfriesen positioniert und uber den Tafeln ein weiterer Fries angebracht Bei der Verkleidung von Decken wurden die Paneelen mit Ziernageln an den Deckenbalken befestigt Im Spatmittelalter war es ublich Tafelungen mit Mobiliar zu kombinieren indem Einbauschranke oder Banke in sie eingelassen wurden 1 Zu der rein funktionalen Aufgabe einer Tafelung kam schon in der Renaissance auch der Aspekt der Raumdekoration Das Holz wurde nun mit verzierenden Schnitzereien und Intarsien oder Marketerie Arbeiten versehen oft auch bemalt oder sogar vergoldet Vor allem Skandinavien England und Norddeutschland waren dabei kunstlerisch fuhrend Eine besonders aufwandige und kunstvoll gestaltete Vertafelung wird nach ihren Vorbildern im franzosischen Schlossbau des 17 und 18 Jahrhunderts auch Boiserie oder Boisage genannt 2 Wahrend des Barocks und des Rokokos war es oft ublich Tafelung und Mobel fur einen Raum von demselben Kunsttischler anfertigen zu lassen um sie in der Gestaltung aufeinander abzustimmen Im Rokoko verloren Wandverkleidungen aus Holz ihre ursprungliche Funktion als Warmedammung und wurden aus modischen Grunden nur noch bis maximal zur Halfte der Raumhohe ausgefuhrt Die obere nun freie Wandflache wurde stattdessen mit Wand oder Tafelmalereien versehen mit Tapeten bespannt oder durch Tapisserien verhangt Solche hohenreduzierten Tafelungen werden als Lambris bezeichnet und hatten neben dem Dekorationszweck die Aufgabe eine Wand vor mechanischer Beschadigung zum Beispiel durch Mobel oder Personenverkehr zu schutzen Im Alpenraum blieb die Funktion der Warmedammung bis in die Neuzeit erhalten und wird in Form der Zirbenstube fortgefuhrt Bei diesem Raum handelt es sich um die gute Stube in einem alpenlandischen Haus die mit dem Holz der Zirbelkiefer vertafelt ist Eine Ostschweizer Spezialitat ist die Verkleidung von Frontfassaden von Hausern mit gestemmtem Tafer wie sie in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts aufkam und nebst Schutz und Isolationsfunktion anfanglich vor allem als architektonisches Stilmittel eingesetzt wurde Die nach der Feuersbrunst von 1780 errichteten Bauten am Dorfplatz von Gais im Kanton Appenzell Ausserrhoden wurden mit einem Fronttafer ausgestattet 3 Siehe auch Kassettendecke Beplankung Schalung Verkleidung Beispiele Tafelungen an der Ostwand des Friedensaals im Historischen Rathaus Munster Tafelung aus bemalten und goldverzierten Kassetten im Kabinett der Konigin im Schloss BloisLiteratur BearbeitenIsabell Hermann Die Bauernhauser beider Appenzell Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Appenzeller Verlag Basel 2004 ISBN 3 85882 387 2 Hans Joachim Kadatz Seemanns internationales Architekturlexikon von A bis Z Tosa Wien 2004 ISBN 3 85492 895 5 S 237 Ulrich Schiessl Hrsg Bemalte Holzdecken und Tafelungen Haupt Bern u a 1987 ISBN 3 258 03849 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tafelung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tafelung im Kunstlexikon von P W Hartmann Tafelwerk in der Oeconomischen Encyclopadie 1773 1858 von JG KrunitzEinzelnachweise Bearbeiten Brigitte Langer Mobiliar In Werner Paravicini Hrsg Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Bilder und Begriffe Residenzenforschung Band 15 II Thorbecke Ostfildern 2005 ISBN 978 3 7995 4519 8 Das franzosische Wort bois bedeutet Holz I Hermann Die Bauernhauser beider Appenzell S 146 148 Normdaten Sachbegriff GND 4224516 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tafelung amp oldid 212692561