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Die Lutherische Pfarrkirche auch St Marien Kirche oder Stadtpfarrkirche 1 genannt ist eine evangelische Kirche im Zentrum der Stadt Marburg Sie versorgt die Lutherische Pfarrkirchengemeinde St Marien Marburg Lahn mit ihrem Einzugsgebiet in der sudlichen Oberstadt und den angrenzenden Gebieten Ausserdem ist sie Dekanatskirche des evangelischen Kirchenkreises Marburg Die Pfarrkirche vom Schloss ausRechts die Pfarrkirche dahinter das SchlossLanghaus von WestenChor von WestenLanghaus von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 3 2 Glocken 3 3 Landgrafengraber 4 Wandmalerei 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunglich waren die beiden Marburger Kirchen St Maria und St Kilian Filialkirchen der Martinskirche in Oberweimar Aus dem Jahr 1222 stammt die erste urkundliche Nennung der Marienkirche als ecclesia maior in Marburg 2 Am 6 April 1227 wurden ihr die selbstandigen Pfarrrechte durch Landgraf Ludwig IV verliehen Die Marienkirche bestand dabei aus einem romanischen Vorgangerbau an den um 1288 der gotische Chor angebaut wurde Dieser war in etwa so gross wie die romanische Kirche 1297 wurde der Chor geweiht Zwischen 1318 und 1390 95 wurde das gotische Langhaus an der Stelle des Vorgangerbaus unter dem Baumeister Tyle von Frankenberg errichtet 3 Mitte des 15 Jahrhunderts wurde mit dem Bau des Kirchturms und der Turmhalle an der Westseite des Langhauses begonnen 1473 erhielt der Turm die noch heute erhaltene holzerne Turmspitze die auffallig schief ist und ein markantes Wahrzeichen der Marburger Altstadt darstellt 4 Unter Philipp I wurde in der Landgrafschaft Hessen die lutherische Reformation eingefuhrt 1567 wurde das Territorium unter Philipps vier Sohnen aufgeteilt Hessen Kassel ging ab 1592 unter Landgraf Moritz zum reformierten Bekenntnis uber Durch Aussterben der Linie Hessen Marburg kam Marburg mit seinem Umland 1605 zu Hessen Kassel Moritz fuhrte die Universitat vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis siehe Konfessionsverhaltnisse in der Landgrafschaft Hessen Kassel um die Universitatskirche sammelte sich die reformierte Universitats und Stadtgemeinde Die Stadtpfarrkirche St Marien und die Mehrheit der Bevolkerung blieben jedoch lutherisch 5 Das jahrhundertelange Nebeneinander der beiden protestantischen Konfessionen in Marburg erklart den Zusatz lutherisch im Namen der Kirche Architektur BearbeitenDie Kirche steht auf einem terrassenformig angelegten Plateau am Schlossberg zwischen Ritterstrasse und Rubenstein gestutzt durch grosse Mauern Es ist eine im gotischen Stil erbaute Kirche bestehend aus Chor und dreischiffigem Hallenlanghaus Wahrend der Aussenbau durch eine glatte strebepfeilerlose Wand auffallt stehen im Inneren keilformige Strebepfeiler die das vierteilige Kreuzrippengewolbe tragen Zwischen den Strebepfeilern sind hohe zweibahnige Fenster angeordnet Der aus dem 15 Jahrhundert stammende Turm sollte eigentlich einen Turmhelm in Steinbau erhalten es blieb aber bei einem holzernen Provisorium Da sich das Holz des Turms durch anhaltende Sonneneinstrahlung verzogen hat ist der Turmhelm schief und gehort zu den Wahrzeichen der Stadt In der Glockenstube hangen vier Glocken Ausstattung BearbeitenOrgel Bearbeiten nbsp Blick auf den OrgelprospektDie ursprunglich von Johann Nikolaus Schafer um 1722 erbaute Orgel wurde 1876 aus dem Chor in den Westteil verlegt 6 1969 1989 wurde sie von Karl Schuke hinter historischem Prospekt neu gebaut Im Jahr 2015 wurde sie durch die Firma Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Spath grundlegend renoviert Sie besitzt drei Manuale mit selbststandigem Pedal sowie 56 Register 7 I Positiv C g31 Gedackt 8 2 Quintade 8 3 Principal 4 4 Koppelflote 4 5 Rohrquinte 2 2 3 6 Oktave 2 7 Gedackt 2 8 Sesquialter II 1 3 5 9 Quinte 1 1 3 10 Sifflote 1 11 Scharff IV V 1 12 Vox humana 8 13 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g314 Bordun 16 15 Quintade 16 16 Prinzipal 8 17 Spielflote 8 18 Rohrflote 8 19 Oktave 4 20 Nachthorn 4 21 Nasat 2 2 3 22 Oktave 2 23 Waldflote 2 24 Mixtur V VI 1 1 3 25 Scharff III IV 1 2 26 Fagott 16 27 Trompete 8 Tremulant III Schwellwerk C g328 Rohrflote 16 29 Holzprinzipal 8 30 Schwegel 8 31 Spitzgedackt 8 32 Prinzipal 4 33 Flute douce 4 34 Quintflote 2 2 3 35 Oktave 2 36 Nachthorn 2 37 Terz 1 3 5 38 Quinte 1 1 3 39 Septime 1 1 7 8 40 Mixtur V 2 41 Dulcian 16 42 Trompete 8 43 Oboe 8 Tremulant Pedalwerk C f144 Prinzipal 16 45 Subbass 16 46 Quinte 10 2 3 47 Oktave 8 48 Gedackt 8 49 Oktave 4 50 Rohrpommer 4 51 Bauernflote 2 52 Rauschpfeife IV 5 1 3 53 Mixtur V 2 54 Posaune 16 55 Trompete 8 56 Clairon 4 TremulantKoppeln I II III II I P II P III PGlocken Bearbeiten In der Glockenstube hangen vier Glocken mit den Schlagtonen d1 g1 b1 und d2 g Moll Akkord Die b1 Glocke wurde 1362 von einem unbekannten Meister gegossen und ist das alteste Instrument im Gelaut Im Jahre 1669 goss Johannes Schirnbein in Marburg die grosse Glocke Diese wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges durch den Kirchturm hinabgelassen und auf den Glockenfriedhof nach Hamburg Veddel verschafft um dort fur die Rustungsindustrie eingeschmolzen zu werden Nachdem sie diesem Schicksal entgangen war wurde die Glocke an ihren Ursprungsort zuruckgefuhrt Seitdem ist sie an ihrem unteren Rand beschadigt was aber ihren Klang nicht beeintrachtigt hat Die beiden ubrigen Glocken erganzte die Glocken und Kunstgiesserei Rincker aus Sinn in den Jahren 1925 zweitgrosste Glocke und 1951 kleine Glocke 9 Landgrafengraber Bearbeiten nbsp Grabmal Ludwig IV An der Nordwand des Chores befindet sich rechts das Grabmal von Landgraf Ludwig IV und seiner Gemahlin Hedwig von Wurttemberg begonnen 1590 bestehend aus einem Sandsteinsockel mit Marmorsaulen und Plastiken aus Alabaster Es ist durch eine mausoleumsartige Tiefe und triptychonartige Segmentierung ausgezeichnet Horizontal ist das Grabmal oberhalb des mit Lowen verzierten Sarkophag Sockels dreigeteilt das grosse erste Geschoss mit zwei uberlebensgrossen stehenden Figuren des Landgrafen und seiner Gemahlin und einer Gedenktafel das zweite Geschoss mit Reliefs sowie die Giebel mit freistehenden allegorischen Figuren 10 Links davon ist das Grabmal von Landgraf Ludwig V und seiner Gemahlin das nach dem Vorbild des vorigen gestaltet ist 11 Geschaffen wurden die Grabmaler rechts von Gerhard Wolff aus Mainz 1590 1593 und links von Adam und Philipp Franck aus Giessen 1627 31 12 Wandmalerei BearbeitenIn der Pfarrkirche befindet sich eine originale Wandmalerei die eine bekleidete bartige Gestalt darstellt die am Kreuz hangt Dabei soll es sich nicht um Jesus handeln sondern um die heilige Kummernis 13 Der Legende nach war sie die schone christliche Tochter eines heidnischen portugiesischen Konigs der sie kreuzigte nachdem ihr Gott bzw Maria einen Bart wachsen liess um sie vor einer Hochzeit zu schutzen Literatur BearbeitenMarienkirche Marburg Hessische Heimat Sonderheft Organ des Heimatbundes fur Kurhessen Waldeck und Nordhessen sowie des hessischen Museumsverbandes 19 Jahrgang 1969 Heft 4 Oberhessische Presse Marburg 1969 Erhart Dettmering Hrsg Rudolf Grenz Hrsg Marburger Geschichte Ruckblick auf die Stadtgeschichte in Einzelbeitragen Im Auftrag des Magistrats der Universitatsstadt Marburg Marburg 1980 ISBN 978 3 9800490 0 9 Hans Joachim Kunst Hrsg Eckart Glockzin Hrsg Kirche zwischen Schloss und Markt Die Lutherische Pfarrkirche St Marien zu Marburg Im Auftr des Kirchenvorstandes Evang Pfarramt Marburg 1997 ISBN 978 3 00 001590 8 G Ulrich Grossmann Die Pfarrkirche St Marien in Marburg Zweite vollig neu bearbeitete Auflage Dt Kunstverlag Munchen Berlin 1999 DKV Kunstfuhrer Nr 304 9 Matthias Muller Die Marburger Pfarrkirche St Marien eine Stadtkirche und ihre Architektur als Ort politischer Auseinandersetzungen Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur Bd 34 Rathaus Verlag Marburg 1993 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lutherische Pfarrkirche Marburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Literatur uber Lutherische Pfarrkirche St Marien nach Register In Hessische BibliographieEinzelnachweise Bearbeiten Internetseite der Kirchengemeinde abgerufen am 7 April 2012 Reinhardsbrunner Chronik zitiert nach Matthias Muller Die Marburger Pfarrkirche St Marien S 1 Matthias Muller Die Marburger Pfarrkirche St Marien S 63 f Matthias Muller ebd S 111 ff universitaetskirche de Hans Joachim Kunst Hrsg Kirche zwischen Schloss und Markt die Lutherische Pfarrkirche St Marien zu Marburg Marburg 1997 S 178 f Informationen zur Renovierung Memento des Originals vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freiburgerorgelbau de auf der Webseite der Orgelbauwerkstatt Die Septime aus der ursprunglichen Schukeschen Disposition war zwischendurch in eine Flote 1 umgewandelt worden Bei der Renovierung durch die Firma Spath wurde sie wiederhergestellt Videoaufnahme des Vollgelautes YouTube 00 30 Hans Lorenz Das Grabmal Ludwig Testators In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 1 Bd 1924 S 104 140 Hans Lorenz Das Grabmal Ludwigs V und der Hochaltar In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 1 Bd 1924 S 141 194 G Ulrich Grossmann Marburg Stadtfuhrer Petersberg Imhof 2015 Kummernis Memento vom 14 April 2009 im Internet Archive 50 808958333333 8 7681444444444 233 Koordinaten 50 48 32 25 N 8 46 5 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lutherische Pfarrkirche St Marien Marburg amp oldid 230593587