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Die Universitatskirche in Marburg stammt aus dem Jahr 1291 und befindet sich in der Reitgasse Sie ist eine fruhgotische Hallenkirche und wurde als Klosterkirche der Dominikaner erbaut und genutzt bis sie im 16 Jahrhundert mit der gesamten Klosteranlage an die Philipps Universitat ubereignet wurde Universitatskirche MarburgDominikanertreppeInnenraum der KircheDetailaufnahme des Lettners von Wilhelm LemckePelikan von Wilhelm Lemcke Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Heutige Ausstattung 4 Orgel 5 Altes Universitatsgebaude 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahre 1291 wurde der Grundstein der Kirche gelegt Grund und Boden waren den Dominikanern in einer Schenkung von Landgraf Heinrich I erblich uberlassen worden Die Kirche tragt bis heute den Beinamen Kirche auf dem Felsen da sie auf dem einzig naturgewachsenen Felsen der Stadt dem Lahnfels erbaut wurde Nach siebenjahriger Bauzeit konnte das gotische Bauwerk als Kirche im Jahre 1303 n Chr geweiht werden Der Bettelorden der Dominikaner war bei der Bevolkerung sehr beliebt da er den Armen und Kranken Hilfe leistete So erhielten die Dominikaner Schenkungen was es ihnen ermoglichte die dem Johannes der Taufer geweihte Kirche auszustatten Mit der Einfuhrung der Reformation in Hessen 1526 unter Landgraf Philipp I wurde das Kloster sakularisiert und sein Besitz wurde der materielle Grundstock fur die neu gegrundete Philipps Universitat Die Kirche wurde in Universitatskirche umbenannt und von der Universitat genutzt z B fur Begrabnisfeiern ehemaliger Professoren und fur wissenschaftliche Lehre Von den ca 1610er Jahren bis 1652 wurde die Kirche als Getreide und Kornspeicher genutzt Von aussen sind die alten zugemauerten Speicherfenster noch heute zu sehen Nach dem Dreissigjahrigen Krieg wurde die Universitatskirche 1653 durch Landgraf Wilhelm VI fur den evangelischen Gottesdienst wiederhergestellt und erhielt eine erste Neuausstattung Architektur BearbeitenDie Kirche ist eine asymmetrische zweischiffige Hallenkirche Seitenschiff und Mittelschiff haben die gleiche Hohe Es gibt nur ein Langhaus und ein Querhaus ist nicht vorhanden Die Kirche ist uber zwei Eingange begehbar das Westportal und das Nordportal Der polygonale Chor ist gegenuber dem Langhaus etwas erhoht und besteht aus drei Jochen und einem 5 8 Schluss Die Kirche ist mit dem Chor nach Osten ausgerichtet Sie grenzt unmittelbar an die Klostergebaude bzw die spateren Raumlichkeiten der Alten Universitat und ist somit nicht freistehend Wenn man das Langhaus uber das Westportal betritt schaut man direkt auf den Chor der zuerst errichtet wurde Im Chor befinden sich dreibahnige Fenster mit Masswerk die jedoch nachtraglich verandert bzw erneuert wurden Im Chor befindet sich auch die Orgel Der aufwendig gearbeitete Lettner der den Chor vom Langhaus trennt stammt aus dem Jubilaumsjahr 1927 zum 400 Jahrigen der Universitat Genauso wie die Emporen und die Orgel wurden diese nachtraglich hinzugefugt Das Langhaus ist niedriger als der Chor und zieht die Kirche in die Breite Selbst wenn ein sudliches Seitenschiff geplant gewesen ware konnte dies nicht ermoglicht werden da die Reitgasse bereits bestand und damit der notwendige Platz fehlte So befindet sich das Seitenschiff im Norden also anschliessend an die Reitgasse An der Sudseite des Langhauses sind die normalerweise nach aussen reichenden Strebepfeiler wie sie auf der Nordseite zu sehen sind nach innen verlagert Da der fruhere Kreuzgang an die Aussenfassade der Sudwand angelagert war schien die Verlagerung nach innen die beste Moglichkeit zu sein Ausserdem befindet sich auf der Sudseite im Inneren der Kirche eine durchgehende Empore Auf der Nordseite befinden sich vier Rundpfeiler deren Kapitelle kampferartig bestuckt sind und in denen das Gewolbe und die Arkaden munden Zwischen den Saulen sind ebenfalls Emporen In der Mitte des Langhauses befindet sich die Bestuhlung fur die Gemeinde Uber dem Eingang des Westportals laufen die Emporen der Sudseite weiter und sind hier sogar zweistockig Die Decke die fruher aus Holz bestand wurde durch eine spitzgewolbte Kassettendecke ersetzt die in den Farben rot und grau bemalt wurde Auch bei der Bemalung der Emporen wird diese Farbgebung wieder aufgegriffen Auf dem Dach sitzt ein Dachreiter denn Dominikaner waren als Bettelorden nicht berechtigt einen Kirchturm zu bauen Das Dach wurde nach dem Bau des Chores im Jahre 1420 vollendet Heutige Ausstattung BearbeitenAnlasslich des 400 jahrigen Universitatsjubilaums im Jahre 1927 wurde das Kircheninnere unter dem damaligen Pfarrer und Oberkirchenrat Karl Bernhard Ritter komplett umgestaltet Das Innere wurde in einem expressionistischen Stil gehalten Die alte Flachdecke wurde aufgebrochen das Chorgestuhl entfernt sowie das Innere mit einer hohen durchgangigen Doppelempore versehen die neogotische Holzkassettendecke eingezogen Die ehemalige langschiffige Hallenkirche wurde mittels einer Quermauer im Altarraum halbiert hinter dieser befinden sich heute Raumlichkeiten der Gemeinde und ein Lettner von Wilhelm Lemcke eingezogen Zunachst scheint das Innere klobig dunkel und fast schon bedrohlich gleichzeitig verspielt hell und leicht Dies entspricht einer typisch expressionistischen Ausstattung Man versuchte die Gegensatze der damaligen Zeit darzustellen Nur noch wenige Kirchen sind in diesem Stil der 1920er Jahre erhalten Viele Gebaude dieser Zeit wurden von den Nationalsozialisten als entartete Kunst gewertet zerstort oder umfunktioniert Gleichzeitig hatte K B Ritter die Idee einer liturgischen Lichtregie in dem er das Johanneswort Wir sind in der Dunkelheit und warten auf sein Erscheinen und das Licht scheint in die Finsternis umsetze Gegenuber dem sehr dunkel gehaltenen Bankblock befindet sich der lichtdurchflutete Hohe Chor mit den dreibahnigen Jochfenstern durch welche die Kirche ihr Tageslicht erhalt Durch die Anordnung des mittig zentrierten Bankblocks und der zwei Seitgange wird der Blick stets auf das Zentrum des Rauminneren gleichzeitig das Zentrum des christl Glaubens das Kreuz gelenkt Das Hohe Chorkreuz ist umgeben von einem Lettner 1928 welcher die Lebensgeschichte Jesus darstellt von der Ankundigung Maria uber Taufe Garten Gethsemane Auferstehung Emmaus Junger bis zur Himmelfahrt Beidseitig befinden sich unterhalb des Lettners zwei Symbole links die Menora rechts das Christusmonogramm als Zeichen des Alten und Neuen Bundes in der Mitte wiederum das Hohe Chorkreuz als verbindendes Element beider Religionsgemeinschaften Linkerhand befindet sich heute ein Christophorusfresko Es zeigt einen Soldaten in der Uniform des Ersten Weltkriegs Das Fresko wurde 1947 nach Skizzen Franzis Bantzers von seinem Freund Franz Frank fertiggestellt Bantzer hatte der Universitatskirche das Fresko zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gestiftet konnte es nicht mehr selbst ausfuhren da er 1945 in polnischer Gefangenschaft verstarb Unterhalb des Freskos befindet sich der Taufbrunnen aus der Reformationszeit Dieser diente zunachst als eigentl Schrank fur die Vasa Sacra und wurde spater 1927 28 als Taufbrunnen umfunktioniert Die vier Delphine stellen die Quellen der vier Lebensflusse dar welche aus ihren Mundern das Wasser des ewigen Lebens speien Gegenuber befindet sich die hohe Kanzel welche ebenfalls wie der Taufbrunnen aus der Reformationszeit stammt im Barock und im Klassizismus erweitert wurde Der Altar in der Mitte stammt aus der Grundungszeit von 1303 Die Altarbeine erhielten in der Barockzeit die Verzierungen Auf dem Altar befindet sich ein kleines Wendekreuz in der Mitte der Gekreuzigte umgeben von den vier Evangelistensymbolen Auf der Ruckseite wird das Gotteslamm dargestellt welches den Tod uberwunden hat Passend zum Altarkreuz stammen von dem Geschwisterpaar Elisabeth und Otto Coester die beiden Altarleuchter die nur zu Gottesdienstzeiten aufgestellt werden Costers galten in der nationalsozialistischen Zeit als entartete Kunstler wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und fanden Zuflucht im Diakonissenmutterhaus Eisenach Sie widmeten sich weiter der sakralen Kunst An der Emporen Ecke rechts kanzelseitig zugewandt ist ein ebenfalls von Wilhelm Lemcke gestalteter Pelikan zu sehen Der Pelikan stand in spatmittelalterliche Zeit fur das Symbol des Gottes Erbarmen Man ging davon aus dass der Pelikan seine Jungen mit seinen eigenen Eingeweiden und Blut ernahrte Gleichzeitig stellt es die Dreieinigkeit Gottes dar Drei in den Flugelarmen des Einen einer der in seiner Mitte drei umgibt Die farbig gehaltene Kassettendecke im Kirchenschiff stammt wie das gesamte Innere der Kirche aus der Umbauphase von 1927 Die vermeintlichen Holzkassetten sind aus aufgeschachtelten Zigarrenkisten hergestellt und nur von der sichtbaren Seite bemalt Jede Kassette fur sich wurde einzeln in die Decke angebracht Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelAuffallig platziert ist die Orgel Sie steht hinter dem Altar Die Bauform der Orgel erinnert an die geoffneten Schwingen eines Engels Das Orgelwerk wurde 1965 von der Orgelbauwerkstatt Emil Hammer Orgelbau errichtet Das Orgelgehause stammt von dem Vorganger Instrument der Werkstatt E F Walcker amp Cie aus dem Jahre 1927 Nach einer umfassenden Renovierung im Jahre 2009 durch die Werkstatt Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Spath in Zusammenarbeit mit Reiner Janke Klanggestaltung zahlt das Instrument zu den grossten und klangvollsten Orgeln im Marburger Raum Die Orgel hat 55 Register ca 4000 Pfeifen auf drei Manualen und Pedal Im Zuge der Renovierung wurden vier Register hinzugefugt um das Instrument auf 16 Basis zu stellen 1 I Unterwerk C g31 Quintade 16 2 Metallgedackt 8 3 Blockflote 4 4 Flachflote 2 5 Nonenkornett II IV 3 1 5 6 Scharffmixtur III IV 1 7 Trichterschalmey 8 II Hauptwerk C g39 Prinzipal 16 10 Principal 8 11 Rohrflote 8 12 Spitzflote 8 13 Oktave 4 14 Kleingedackt 4 15 Rauschquinte II 2 2 3 16 Nasat 2 2 3 17 Quinte 2 2 3 18 Oktave 2 19 Sesquialter II 2 2 3 20 Waldflote 2 21 Mixtur V VI 1 1 3 22 Cymbel IV 1 2 23 Fagott 16 24 Trompete 8 III Oberwerk C g325 Gedackt 16 26 Hellprinzipal 8 27 Strichflote 8 28 Oktave 4 29 Nachthorn 4 30 Quinte 2 2 3 31 Superoktave 2 32 Terz 1 3 5 33 Quartan II 1 1 3 34 Quinte 1 1 3 35 Oktave 1 36 None 8 9 37 Scharff IV V 1 38 Scharff None 8 9 39 Dulzian 16 40 Kopftrompete 8 Tremulant Pedal C f141 Grossbass Forte 32 42 Grossbourdon 32 43 Kontrabass 16 44 Prinzipal 16 45 Subbass 16 46 Quintbass 10 2 3 47 Oktavbass 8 48 Gemshorn 8 49 Choralbass 4 50 Rohrschelle 4 51 Nachthorn 2 52 Hornterz 1 3 5 53 Mixtur V 2 2 3 54 Posaune 16 55 Trompete 8 56 Clarine 4 Koppeln I II III II III I II 4 II III 4 III III 16 III I P II P III P Anmerkung 2009 neu hinzugefugtes Register Gruppenzug Nr 17 und 18 Gruppenzug Nr 34 und 35 Gruppenzug Nr 45 und 46Altes Universitatsgebaude BearbeitenDas fruhere Klostergebaude grenzte sudostlich an den Kirchenbau an Es musste zugunsten des neugotischen Universitatsbaues weichen da dieser nicht nur fur Lehrveranstaltungen genutzt werden sollte sondern auch einem reprasentativen Zweck dienen sollte Die neogotischen Elemente die der Universitatsbaumeister Carl Schafer in dem Bau verwirklichte sollten etwas Erhabenes besitzen und an die Gotik des 13 Jahrhunderts erinnern Die Verwendung der gotischen Elemente ist auch im Innenraum an den unterschiedlichen Blattvarianten der Kapitelle zu erkennen Trotz des Umbaus von 1844 bis 1908 soll er am Grundriss der alten Klosteranlage festgehalten haben Die Auditoriengebaude wurden im sudlichen Teil eingerichtet Erhalten im westlichen Dachgeschoss ist noch ein ursprunglicher Karzer eine Arrestzelle in Universitaten Ausserdem gibt es einen Kreuzgang der den Innenhof umschliesst Im Ostflugel befindet sich eine Aula die ebenfalls von Carl Schafer in den Jahren 1887 1891 gebaut wurde Sie besitzt drei grosse Masswerkfenster und bildet zusammen mit dem Chor der Universitatskirche die Front zur ostlichen Seite der Stadt Die Dacher nehmen Bezug auf die umliegenden Bauwerke um sich in das Stadtgefuge einzugliedern Das Gebaude wird heute als Sitz fur den Fachbereich Evangelische Theologie genutzt Literatur BearbeitenJoseph Boymann Marburg als Kunststadt Kommissionsverlag der Elwert schen Universitatsbuchhandlung Marburg 1924 S 38 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirk Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 622 624 Ellen Kemp Katharina Krause Ulrich Schutte Hrsg Marburg Architekturfuhrer Michael Imhof Verlag Petersberg 2002 ISBN 978 3 935590 67 9 S 61 63 Holger Kusse Hrsg Kirche auf dem Felsen Festschrift anlasslich der 700 Jahrfeier der Universitatskirche zu Marburg ehemals Dominikanerklosterkirche Volker und Ritter Marburg 2000 S 11 33 Margret Lemberg Die Universitatskirche zu Marburg Von der Kirche der Dominikaner zur reformierten Stadt und Universitatskirche Historische Kommission fur Hessen Marburg 2016 ISBN 978 3 942225 31 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Universitatskirche Marburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Universitatskirche Marburg In Deutsche Digitale Bibliothek Website der Universitatskirche in MarburgEinzelnachweise Bearbeiten Informationen zur Orgel Memento des Originals vom 30 September 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freiburgerorgelbau de50 80829 8 771863 202 Koordinaten 50 48 29 8 N 8 46 18 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Universitatskirche Marburg amp oldid 235964158