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Heinrich von Gent lat Henricus a Gandavo oder de Gandavo Gandavensis Gandensis seit 1613 falsch auch Henricus Goethals Henricus Bonicollus genannt Ehrentitel Doctor solemnis vor 1240 vermutlich in Gent 29 Juni 1293 in Tournai war ein Theologe und Philosoph der Hochscholastik Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werkubersicht 3 Authentische Werke 4 Werke wahrscheinlicher Authentizitat 5 Werke umstrittener Authentizitat 6 In Mittelalter oder Neuzeit irrtumlich zugeschriebene Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenHeinrich wurde 1267 Kanoniker in Tournai 1277 Archidiakon in Brugge und 1278 Archidiakon in Tournai 1276 bis 1292 wirkte er als einflussreicher Magister der Theologie in Paris 1277 war er Mitglied der Kommission des Pariser Bischofs Etienne Tempier die am 7 Marz zur Verurteilung von 219 Lehrsatzen der Averroisten an der Pariser Artistenfakultat fuhrte In der Zeit zwischen dem Tod des Thomas von Aquin 1274 und dem Auftreten des Johannes Duns Scotus in Paris 1302 03 ist er einer der angesehensten und wohl meistdiskutierten Denker an der Pariser Universitat Sein ganzes Denken versteht sich als eine rezeptionsfreudige und innovationsmutige neoaugustinische Reaktion auf die vielformige Aristotelesrezeption im 13 Jahrhundert In vielen Punkten bestehen Beziehungen zu franziskanischen Denkern Alexander von Hales Bonaventura von Bagnoregio Guibert von Tournai Als Weltgeistlicher vertrat er seit 1282 im Streit uber die Beicht und Predigtprivilegien der Bettelorden die Position von deren Kritikern Er verfasste das umfangreichste Quodlibetalienwerk der Hochscholastik in dem er als erster Scholastiker zum Beispiel auch damals tagesaktuelle Probleme wie die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens oder die ethischen Bedingungen von Sonntagsarbeit Rentenvertragen Recht auf Selbstverteidigung und korperliche Unversehrtheit u dgl behandelte Seine Summa Quaestiones ordinariae stellt den grossten geschlossenen Traktat der Hochscholastik uber theologische Erkenntnislehre und Gotteslehre seine Beweisbarkeit seine Eigenschaften Trinitatslehre dar Er diskutiert ausfuhrlich die Frage ob Frauen Theologie studieren und lehren durfen Heinrich war ein guter Kenner des Aristoteles fuhrte aber eher die traditionelle Richtung des Augustinismus fort den er vor allem mit Anschauungen des arabischen Philosophen Avicenna modernisieren wollte um fur die aristotelisch thomistische Neuausrichtung der damaligen Philosophie und Theologie ein adaquates traditionsorientiertes Pendant zu schaffen Erkenntnistheoretisch vertrat er eine differenzierte Illuminationstheorie die fur den Theologen sogar ein speziell auszeichnendes theologisches Licht lumen theologicum kennt Seine Lehren waren fur die spateren Scholastiker besonders Johannes Duns Scotus sowohl inhaltliche bzw methodische Niveauvorgabe als auch mehrfacher Anlass zu detaillierter Kritik Dazu gehorte besonders seine Lehre von Gott als dem Ersterkannten primum cognitum des menschlichen Intellekts in der er die traditionelle schon von den fruhchristlichen Theologen vertretene Lehre einer naturhaften indirekten prareflexiven Gotteserkenntnis vor dem im 13 Jahrhundert neu erreichten methodischen Argumentationsniveau entwickelte und dadurch eine Paralleltheorie zu Thomas von Aquin entwarf der eine standige implizite Gotteserkenntnis cognitio Dei implicita behauptete Da er selbst keinem Orden angehorte der sich seiner Ansichten als Ordenstradition annahm verlief seine reiche Wirkungsgeschichte sehr ungradlinig und blieb oft auf Teilaspekte seines Denkens beschrankt 1 Werkubersicht BearbeitenDetailangaben zu Datierungen Editionen Ubersetzungen finden sich u a bei Laarmann 1990 S 33 52 470 472 Authentische Werke BearbeitenQuodlibeta Summa Quaestiones ordinariae Lectura ordinaria super sacram scripturam Tractatus super facto praelatorum et fratrum Sermo in VIIIa dominica post trinitatem Attendite a falsis prophetis Sermo in die festo Sancta Catharinae 1282 Confessio et pulchritudo Sermo in synodo feria IIa post Miserciordiam Domini 1287 Congregate illi Sermo de purificatione Virginis Deiparae Suscepimus Deus Misericordiam Epistulae VIWerke wahrscheinlicher Authentizitat BearbeitenExpositio super prima capitula Genesis Syncategoremata Quaestiones in Physicam AristotelisWerke umstrittener Authentizitat BearbeitenQuaestiones in Metaphysicam Aristoteles Quaestiones in Librum de Causis Quaestio utrum in Deo sit compositio ex actu et potentiaIn Mittelalter oder Neuzeit irrtumlich zugeschriebene Werke BearbeitenDe viris illustribus seu De scriptoribus ecclesiasticis liber Quodlibetum de mercimoniis et negotiationibus Liber de virginitate De castitate virginum et viduarum De paenitentiaWerkausgabe Summa quaestionum ordinariarum ed J Badius Paris 1520 repr St Bonaventure N Y 1953 2 Bde Quodlibeta ed J Badius Paris 1518 repr Leuven 1961 2 Bde Opera omnia hrsg von Raymond Macken Gordon A Wilson Leiden 1979ffLiteratur BearbeitenJohannes Beumer Erleuchteter Glaube Die Theorie Heinrichs von Gent und ihr Fortleben in der Spatscholastik In Franziskanische Studien Jg 37 1955 S 129 160 Friedrich Wilhelm Bautz Heinrich von Gent In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 675 676 Matthias Laarmann Deus primum cognitum Die Lehre von Gott als dem Ersterkannten des menschlichen Intellekts bei Heinrich von Gent 1293 Beitrage zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters Neue Folge Bd 52 Aschendorff Munster 1999 Roland J Teske SJ Essays on the Philosophy of Henry of Ghent Marquette University Press Milwaukee 2013 ISBN 978 0 87462 813 5 Weblinks BearbeitenWerke Heinrichs von GhentMagistri Henrici Gandavini Quaestiones Quodlibetales VII VIII Memento vom 30 Dezember 2013 im Internet Archive Henry of Ghent Website bei der University of North Carolina mit Informationen Auswahlbibliographie Editionsplan der Werkausgabe unter Leitung von G A Wilson und mehreren Einzelbanden zum Download als PDF SekundarliteraturPasquale Porro Henry of Ghent In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Rolf Schonberger Hrsg Eintrag in Alkuin der Regensburger Infothek der Scholastik mit tabellarischem Lebenslauf Auswahlbibliographie und Werkliste mit Kurzinformationen u a zu Datierung und Editionsstand Eckhart Triebel Kurzinformationen zu Heinrich von Gent in Ders Hrsg Meister Eckhart und seine Zeit Einzelnachweise Bearbeiten Dazu ausfuhrlich Laarmann 1999 S 337 457 Normdaten Person GND 11870981X lobid OGND AKS LCCN n80098058 VIAF 37045656 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich von GentALTERNATIVNAMEN Henricus a Gandavo Henricus de Gandavo Henricus Gandavensis Henricus Gandensis Henricus Goethals Falschschreibung Henricus Bonicollus Falschschreibung Doctor solemnis Ehrentitel KURZBESCHREIBUNG Theologe und Philosoph der HochscholastikGEBURTSDATUM vor 1240GEBURTSORT GentSTERBEDATUM 29 Juni 1293STERBEORT Tournai Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich von Gent amp oldid 229998869