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Das ehemalige Kloster Murrhardt bestand als Benediktinerabtei St Januarius in Murrhardt von 750 bis 1556 und von 1635 bis 1648 Es zahlt damit neben Ellwangen und Hirsau zu den altesten Klostergrundungen in Wurttemberg Stadtkirche Murrhardt Allerheiligenaltar 1496 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Murrhardt im Fruhmittelalter und erste Klostergrundung 1 2 Neugrundung des Klosters durch Walterich 1 3 Ubernahme durch das Bistum Wurzburg und Kirchenneubau 1 4 Das Kloster Murrhardt im Hochmittelalter 1 5 Die Geschicke des Klosters vom Spatmittelalter bis zur Reformation 1 6 Interim Restitution und das Ende 2 Baugeschichte 2 1 Die alteste Klosteranlage Bauperiode I 2 2 Das Kloster des 11 und 12 Jahrhunderts Bauperiode II 2 3 Baumassnahmen des 13 und 14 Jahrhunderts Bauperioden III und IV 2 4 Bautatigkeiten ab dem 15 Jahrhundert Bauperiode V 3 Liste der Abte des Klosters Murrhardt 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenMurrhardt im Fruhmittelalter und erste Klostergrundung Bearbeiten nbsp Die erste Holzkirche St Maria befand sich am Ort der heutigen WalterichskircheDie Entwicklung des Klosters ging von einem romischen Kohortenkastell aus das aufgrund seiner Grenzlage zu den Alamannen von den Franken ubernommen worden war nach der Unterwerfung der Alamannen wandelte sich diese Grenzwache in ein konigliches Gehoft Auf Anweisung des austrischen Hausmeiers Karlmann kam es in den Jahren um 736 zur Grundung der Pfarrkirche St Maria wahrscheinlich durch den heiligen Pirmin wie der Chronist des Klosters Reichenau Gallus Ohem berichtet Die kleine Holzkirche 6 4 m war Maria geweiht und befand sich an dem Ort der heutigen Walterichskirche neben der damals noch vorhandenen Ruine eines romischen Mithras Tempels Reste der Kirche konnten bei einer archaologischen Ausgrabung 1963 nachgewiesen werden In der Mitte des 8 Jahrhunderts versuchte das frankische Adelsgeschlecht der Waltriche unter Mitwirkung des mit ihnen verbundenen moglicherweise verwandten Bischofs Megingaud von Wurzburg ein Kloster einzurichten um ein Verbindungsglied zwischen den Besitzungen der Waltriche im Rhein Neckar Raum und im westbayerischen Gebiet zu schaffen Den Waltrichen gelang es Konig Pippin den Jungeren Bruder und Nachfolger Karlmanns fur diesen Plan zu gewinnen und Pippin stiftete um 750 in Murrhardt die Urzelle St Trinitatis Die ursprungliche Stiftungsurkunde Pippins ging zwar verloren jedoch wurde die Monchszelle cellula Murrahart als kleines Kloster bzw Prior Stelle bereits 788 in einer von Pippins Sohn Karl dem Grossen ausgestellten Urkunde als im Besitz der Bischofe von Wurzburg erwahnt Von dieser Monchszelle fanden sich bei einer Grabung im Jahr 1973 Fundaments und Mauerspuren im Ostchor der heutigen Stadtkirche Durch den Tod Konig Pippins 768 und die Abdankung Megingauds als Bischof von Wurzburg 769 kam die Entwicklung des Klosters zum Erliegen gemeinhin geht die Forschung davon aus dass zu Beginn des 9 Jahrhunderts keine funktionsfahige Monchsgemeinschaft mehr vorhanden war Neugrundung des Klosters durch Walterich Bearbeiten nbsp Kenotaph Leer Ehrengrab fur Kaiser Ludwig den Frommen in der Stadtkirche MurrhardtUm das Jahr 814 erbat Walterich vormaliger zweiter Abt der Benediktinerabtei Neustadt am Main von Ludwig dem Frommen die Erlaubnis zur Errichtung eines Benediktinerklosters in Murrhardt Walterich war vermutlich durch seine Abstammung von den Waltrichen der bestehenden Murrhardter Monchszelle verbunden wahrscheinlich ist auch eine verwandtschaftliche Beziehung zu den Karolingern als illegitimer Sohn Karls des Grossen und somit als Halbbruder Ludwigs des Frommen Ludwig stiftete schliesslich im Jahr 817 ein Kloster dem neben Walterich als Abt noch zwolf ausgewahlte Monche vom Kloster Reichenau als Bruder angehorten Die neue Klosterkirche wurde nur wenige Schritte neben ihrem mittlerweile abgerissenen Vorgangerbau errichtet und besass das Patrozinium der heiligen Maria der Trinitat und des heiligen Januarius Um die wirtschaftliche Funktionsfahigkeit der Abtei sicherzustellen schenkte Ludwig der Fromme dem Kloster den koniglichen Forst zwischen Sulzbach an der Murr und Laufen am Kocher die Pfarrei Fichtenberg sowie Hofe in Ossweil und Erdmannhausen Im Jahr 839 hielt sich der Kaiser personlich im Kloster Murrhardt auf und ubergab Walterich bei dieser Gelegenheit ein Gebeinfragment des heiligen Januarius als Reliquie Nur ein Jahr nach seinem Besuch in Murrhardt verstarb Ludwig der Fromme und seinem letzten Wunsch entsprechend wurde am 19 September 840 drei Monate nach seinem Tod ein kostbares Silbergefass mit dem mumifizierten Herz des Kaisers im Januarius Altar der Klosterkirche feierlich beigesetzt dort verblieb es nebst einem wesentlich spater geschaffenen und heute noch vorhandenen Kenotaph bis in das 16 Jahrhundert als Herzog Ulrich von Wurttemberg die Silberurne nach Stuttgart bringen und dort zusammen mit anderen Kirchenschatzen einschmelzen liess Um 840 starb auch Abt Walterich der Neugrunder des Klosters Murrhardt an einem 29 November und wurde noch am selben Tag in der Pfarrkirche St Maria beigesetzt Ubernahme durch das Bistum Wurzburg und Kirchenneubau Bearbeiten nbsp Die Stadtkirche Murrhardt geht auf das Kloster zuruckNach dem Tod Walterichs gelang es dem Geschlecht der Waltriche ihren bestimmenden Einfluss im Murrhardter Kloster noch etwa ein Jahrhundert bis zum Ende der ostfrankischen Karolinger aufrechtzuerhalten der 906 urkundlich genannte Abt Engelbert ist wohl der letzte Vertreter der den Waltrichen zugerechnet werden kann Wenn auch keine schriftlichen Zeugnisse eines koniglichen Eingreifens in die Amtsfuhrung der Klostervorsteher uberliefert sind so besass die Abtei in Murrhardt im ausgehenden 9 Jahrhundert faktisch den Status eines reichsunmittelbaren Konigsklosters Mit dem beginnenden 10 Jahrhundert durchlief das Kloster Murrhardt wie viele Abteien in der damaligen Zeit eine Periode des Niedergangs insbesondere aufgrund der Einfalle der Ungarn und der damit eingehenden Einnahmeverluste verfiel die bauliche Substanz des Klosters nahezu vollstandig Die Grabung im Jahr 1973 in der Murrhardter Stadtkirche erbrachte den Nachweis dass die Klosterkirche in wesentlichen Teilen durch einen Brand zerstort worden war ob diese Zerstorung einem Uberfall der Ungarn zuzurechnen ist bleibt unbekannt dafur spricht jedoch insbesondere der Umstand dass zu dieser Zeit auf einem Bergsporn zwischen den Murrhardter Ortsteilen Hausen und Fornsbach ein Wach und Meldeturm angelegt wurde der noch heute den Namen Hunnenburg tragt Nach dem Ubergang der Macht von den mittels der Waltriche auch personlich mit Murrhardt verbundenen Karolingern auf die ortsfremden Ottonen verlor das Kloster seine bisherigen koniglichen Gonner diesen Umstand nutzte das Bistum Wurzburg unter Bischof Bernward im Jahr 993 um das Kloster Murrhardt mittels gefalschter Dokumente an sich zu reissen und diesen Vorgang in Urkunden Kaiser Ottos III bestatigen zu lassen Unter Bernwards Nachfolger Heinrich wurde um das Jahr 1000 in der Abtei die gorzische Reform eingefuhrt die alte seit dem Brand nur noch als Ruine vorhandene karolingische Kirchenanlage vollig abgerissen und durch ein neues romanisches Januarius Munster ersetzt Dessen Krypta wurde eigens zur Verehrung des Grundungsabtes Walterich angelegt und schuf somit in der Klosterkirche einen Platz fur den immer bedeutender werdenden Walterichskult in der Bevolkerung Durch kaiserliche Schenkungen in den Jahren 1027 1054 und 1064 erholte sich die wirtschaftliche Lage wieder und die Abtei Murrhardt konnte sogar Besitzungen bis in den Raum von Schwabisch Hall sowie Jagsthausen hinzugewinnen Das Kloster Murrhardt im Hochmittelalter Bearbeiten nbsp Ansicht der Walterichskapelle von OstenAls wirtschaftlich bluhendes Kloster befand sich die Abtei an der Wende zum beginnenden 12 Jahrhundert immer noch unter dem massgeblichen Einfluss der Wurzburger Bischofe Durch den 1076 beginnenden Investiturstreit geriet Murrhardt in den Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem salischen Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII da der papsttreue und spater heiliggesprochene Bischof Adalbero aus Wurzburg vertrieben wurde und sich bei der weiteren Unterstutzung des Papstes nur noch auf die Kloster im Sudwesten des Bistums darunter auch das Kloster Murrhardt stutzen konnte Unter dem Einfluss Adalberos trat die Abtei der Hirsauer Reform bei und stand in engstem Kontakt zu den wichtigsten Reformklostern Suddeutschlands wie Sankt Blasien mit dessen Monchen der Konvent von Murrhardt durch eine Gebetsverbruderung verbunden war Im Sinne dieser Reform wurde um 1130 das gesamte Kloster umgebaut und in Teilen neu errichtet noch heute finden sich an den beiden in dieser Periode erbauten romanischen Turmen der Stadtkirche Bauformen die nur der aus der hirsauischen Bauschule bekannt sind Zu dieser Zeit besass das Kloster Murrhardt bereits ein eigenes Munzrecht und pragte die sogenannten Murrhardter Pfennige In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts geriet das Kloster infolge der haufigen Italienzuge Kaiser Barbarossas sowie der Verdrangung des Murrhardter Pfennigs durch den Heller in eine derart prekare finanzielle Situation dass die Verbindlichkeiten der Abtei nur durch die Verausserung von Eigengutern wie dem Dorf Kirchenkirnberg beglichen werden konnten Im Zuge der wirtschaftlichen Konsolidierung gelang es dem Kloster dank einer Falschung der Stiftungsurkunde sich faktisch aus der Herrschaft der Wurzburger Bischofe zu befreien massgeblich fur die Herrschaftsgewalt war nun die Vogtei die zu dieser Zeit in den Handen der Grafen von Wolfsolden lag deren Grablege sich seit knapp 200 Jahren im Kloster befand und die der Abtei eng verbunden waren Eine Beziehung des staufischen Kaisers Friedrich II mit Richina von Wolfsolden war wohl ursachlich fur die kaiserliche Forderung erneuter Baumassnahmen im Kloster um 1225 zu dieser Zeit wurde die Klosterkirche wahrscheinlich durch Monch Gottfried den Baumeister des benachbarten Klosters Komburg in eine dreiturmige Anlage nach komburgischem Vorbild umgebaut und an den Nordturm die Walterichskapelle angefugt in welche nach der Seligsprechung und Offnung des Grabs Walterichs die Reliquien des Klostergrunders uberfuhrt wurden Diese ausserordentlich prunkvollen Bauten die zu den Hohepunkten suddeutscher Spatromanik zahlen markieren den Beginn der Wallfahrt zum Grab Walterichs die trotz der dazwischenliegenden Reformation in Resten an Karfreitag noch heute zu beobachten ist Die Geschicke des Klosters vom Spatmittelalter bis zur Reformation Bearbeiten nbsp Wappen des Klosters in einer Handschrift von 1591Das der Absetzung Friedrichs II folgende Interregnum mit seinen teils heftigen Kampfen im Murrtal uberstand das Kloster Murrhardt weitgehend unbeschadet und seine Abte wurden uberdies mehrfach vom Papst mit der Schlichtung von Streitfallen in anderen Klostern beauftragt Durch den Verkauf der Grafschaft Lowenstein in ihrer Calwer Linie die mittlerweile die Klostervogtei innehatte an Konig Rudolf I von Habsburg im Jahr 1281 geriet die Abtei zu Beginn des Spatmittelalters praktisch unter die Herrschaft des Hauses Habsburg mit dem unehelich geborenen ersten Sohn Rudolfs Graf Albrecht I von Lowenstein Schenkenberg als Vogt der im Jahr 1288 Murrhardt das Stadtrecht verlieh Ruckendeckung erhielt er dabei auch durch seinen jungeren Halbbruder Albrecht I von Habsburg der 1298 zum romisch deutschen Konig gewahlt worden war Wie bereits seine Vorganger als Kirchenvogte so wurde auch Graf Albrecht von Lowenstein 1304 vor dem Marienaltar der Klosterkirche beigesetzt Um 1325 erfolgte unter seinem Sohn Nikolaus von Lowenstein der Umbau des Ostchores als wurdige Grablege fur sein Geschlecht Seine Grabplatte mit romanischer Inschrift Nicolaus comes de Lowenstein ist bis heute erhalten Unter dem letzten der Lowensteiner Vogte Albrecht II geriet die Abtei Mitte des 14 Jahrhunderts erneut in grosste wirtschaftliche Bedrangnis der Grund hierfur lag zum einen in der verheerenden Pestepidemie ab dem Jahr 1348 dem Schwarzen Tod und dem damit einhergehenden Zusammenbruch des mittelalterlichen Wirtschaftssystems sowie der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Reichsstadten und Fursten die erst mit der Schlacht bei Doffingen endete Auch die hochverschuldete Grafschaft Lowenstein war nicht mehr in der Lage ihren Verpflichtungen gegenuber den Glaubigern nachzukommen und so ging im Jahr 1388 das Amt des Klostervogtes sowie die Herrschaft uber die Stadt Murrhardt auf Graf Eberhard II von Wurttemberg uber Von 1424 bis 1450 wurde die Klosterkirche erneut umfassend umgebaut der romanische Westturm wurde abgerissen und die Vierung sowie der westliche Chor neu erbaut Unter der wurttembergischen Herrschaft verschlechterte sich die Situation fur das Kloster Murrhardt zunehmend so musste die Abtei in der militarischen Auseinandersetzung zwischen Graf Ulrich V und dem Kurfursten Friedrich von der Pfalz der Grafschaft Wurttemberg nicht nur Truppen und Material stellen sondern war auch verpflichtet nach der Gefangennahme Ulrichs 1462 einen Teil des Losegeldes fur seine Freilassung bereitzustellen Zwar gelang es den beiden Murrhardter Abten Wilhelm Egen und seinem Nachfolger Johannes Schradin die auch Stadt und Stadtmauer ausbauen liessen dem Kloster zum Ende des 15 Jahrhunderts noch einmal zu einer letzten geistlichen und kulturellen Blute zu verhelfen doch bereits 1508 war der Konvent in vollstandigem Niedergang begriffen Mit den beginnenden sozialen Unruhen ab Beginn des 16 Jahrhunderts wurde der rasante Abstieg des Klosters Murrhardt noch einmal beschleunigt ging der Aufstand des Armen Konrad 1514 im nahen Remstal an Murrhardt noch weitgehend vorbei so traf der Bauernkrieg das Kloster umso harter Am 25 April 1525 plunderten limpurgische Bauern die Abtei und vernichtete die klosterliche Bibliothek samt allen Buchern und Archivalien die seit dem fruhen Mittelalter dort aufbewahrt wurden In den folgenden Wirren nach der Vertreibung Herzog Ulrichs von Wurttemberg schlug sich das Kloster auf die Seite der osterreichischen Statthalterregierung des Hauses Habsburg Unmittelbar nach Ulrichs Ruckkehr aus dem Exil wurde in Wurttemberg die Reformation eingefuhrt der Konvent des Murrhardter Klosters vom neuen Vogt Jakob Hofsess aufgelost und der Grossteil der Monche vertrieben lediglich Abt Martin Morlin sowie drei Monche verblieben in Murrhardt Interim Restitution und das Ende Bearbeiten nbsp Ansicht des Klosters Murrhardt aus den Forstlagerbuchern von Andreas Kieser 1686Die Teilnahme Wurttembergs am Schmalkaldischen Krieg auf Seiten des protestantischen Bundes fuhrte zur Besetzung des Herzogtums durch die Armeen Kaiser Karls V auch in Murrhardt wurden im Sommer 1548 spanische Besatzungstruppen einquartiert und Abt Morlin samt seinem geschrumpften Konvent wieder eingesetzt Das Augsburger Interim hielt sich in Murrhardt bis 1552 als Abt Thomas Carlin verstarb und der wurttembergische Herzog Christoph den Sohn des Murrhardter Klostervogtes Otto Leonhard Hofsess der kurz zuvor als katholischer Monch der Abtei beigetreten war zum Nachfolger Carlins als Abt wahlen liess Umgehend nach seiner Wahl trat Otto Leonhard Hofsess zum Protestantismus uber und wurde der erste evangelische Abt Murrhardts sowie das Kloster nachfolgend reformiert Von 1556 bis 1634 existierte dann ein evangelisches Klosteramt Klostervogt Jakob Hofsess wurde 1574 wegen der Veruntreuung von 7000 Gulden schuldig gesprochen und in Murrhardt offentlich enthauptet Infolge der verlorenen Schlacht bei Nordlingen im Dreissigjahrigen Krieg am 6 September 1634 ging das Kloster wieder in den Besitz der Benediktiner uber Unter Fuhrung des Abtes Emmerich Funkler und seines Stellvertreters Prior Adam Adami versuchten diese in den folgenden 13 Jahren in Murrhardt die Restitution auch mittels Waffengewalt durchzusetzen jedoch ohne tiefgreifenden Erfolg Prior Adami vertrat schliesslich ab 1644 als Vertreter die Kloster bei den Friedensgesprachen in Munster Am 24 Oktober 1648 wurde der Westfalische Frieden unterzeichnet auch von Adami der nachfolgend die katholische Sache noch als Weihbischof von Hildesheim vertrat Der Konvent wurde nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges unter dem letzten Abt Joseph Huff endgultig aufgelost die Existenz des katholischen Klosters Murrhardt war damit nach fast 900 Jahren seines Bestehens fur immer beendet Danach wurde das evangelische Klosteramt wiederhergestellt und existierte dann bis zur Sakularisation 1806 Baugeschichte BearbeitenDie alteste Klosteranlage Bauperiode I Bearbeiten Die ursprungliche Kirche des Klosters Murrhardt wurde als Saalkirche 14 7 5 m erbaut im Ostbereich erweiterte sich das Gebaude um einen 3 5 Meter breiten Rechteckchor Seitlich des Saales schlossen sich zwei unterschiedlich grosse Nebenraume an denen erhohte Altarstellen und die zentrale dreiseitige Chorschrankenanlage am ostlichen Ende angegliedert waren Die Chorschranken mit der ein rund 4 4 m grosser Bezirk abgetrennt wurde standen auf einem in der gesamten Anlage durchgangigen Estrichfussboden nur im Ostchor war dieser um eine Stufe erhoht Am westlichen Ende des Chorraumes befand sich der zentrale Kreuzaltar der Kirchenanlage Da Walterich der Grunder des Murrhardter Klosters zuvor bereits als zweiter Abt der Monchsgemeinschaft in Neustadt am Main wirkte geht die Forschung aufgrund der fast identischen Baugrundrisse davon aus dass dieser alteste Sakralbau nach dem Vorbild des Neustadter Klosters St Peter und Paul erbaut wurde Direkt an das ostliche Ende der Klosterkirche wurde eine rechteckige und 3 4 4 m messende Aussenkrypta als Grabstatte fur die bestehende Monchsgemeinschaft angebaut da die Kirchenordnung im karolingischen Herrschaftsbereich eine Bestattung in Kirchenraumen untersagte Die archaologischen Befunde legen nahe dass die aussere Krypta als Tonnengewolbe konzipiert und gebaut wurde Daruber hinaus befand sich unmittelbar nordlich der Kirche in der Ecke zwischen Chor und nordlicher Seitenkapelle eine einzelne Aussenbestattung deren bevorzugte Lage in Nahe des Altarraumes legt nahe dass es sich hier um eine hohergestellte Personlichkeit jedoch nicht den Klostergrunder und ersten Abt Walterich gehandelt hat Im Verlauf des 9 Jahrhunderts wurde am westlichen Teil der Klosterkirche abschliessend noch ein Klausurgebaude fur den Konvent angefugt Das Kloster des 11 und 12 Jahrhunderts Bauperiode II Bearbeiten nbsp Die Chorflankenturme des 12 JahrhundertsWahrend dieser Bauphase wurde das Klostergebaudenach nach dem Vorbild der hirsauischen Bauschule umgebaut und eine dreischiffige doppelchorige Pfeilerbasilika mit den Massen 38 11 9 m errichtet im Gegensatz zu der mit den karolingischen Bauplanen vorgegebenen Ostausrichtung der vergangenen Jahrhunderte befand sich das liturgische Zentrum des Sakralbaus nun im Westen Das westliche Kirchenschiff kreuzte ein Langhaus mit sechs Arkaden im Osten schlossen sich an den Hauptchor sowie zwei Nebenchore jeweils Apsiden an Westlich des Querhauses befand sich ein rechteckiger Chor darunter eine kleine Hallenkrypta in der Tradition ottonischer Vierstutzenkrypten Aufgrund von Keramik und Munzfunden die 1973 bei der Untersuchung von Grabanlagen im Kirchengebaude gemacht wurden lasst sich der Neubau der Basilika auf die Zeit von Anfang bis Mitte des 11 Jahrhunderts datieren In direktem Zusammenhang mit der Neugestaltung des Kirchenbaues ist auch die bedeutendste Grablege innerhalb der romanischen Basilika zu sehen Aufgrund der zentralen Lage der Begrabnisstatte auf der Mittelachse der Kirche ist davon auszugehen dass es sich hierbei um das Grab einer fur die Baugeschichte wichtige Personlichkeit handelt hierbei erscheint die letzte Ruhestatte eines Murrhardter Abtes naheliegend Anhand der zeitlichen Einordnung der Bauarbeiten an der Pfeilerbasilika kommen hierfur die urkundlich verbrieften Abte Adalof 1027 oder Wizo 1064 in Betracht Vor dem Altar des nordlichen Seitenschiffs befand sich die Familiengrablege der ersten Vogte des Klosters Murrhardt aus dem Geschlecht der Grafen von Wolfsolden Die Familiengruft wurde bis in die Mitte der dreissiger Jahre des 12 Jahrhunderts genutzt die letzte Bestattung erfolgte fur einen knapp dreissigjahrigen Mann der durch vier Schwerthiebe in die Stirn ein sehr gewalttatiges Ableben erfahren hatte Aufgrund anthropologischer Untersuchungen der sterblichen Uberreste sowie urkundlich belegter Verwicklungen der Hessonen in die Calwer Erbfehde nach dem Tode Gottfrieds von Calw im Jahr 1131 ist davon auszugehen dass es sich bei dem Erschlagenen um Graf Gottfried von Wolfsolden handelt In einer nachsten Bauphase zur Mitte des 12 Jahrhunderts wurden die beiden ostlichen Nebenchore durch zwei 19 Meter hohe Chorflankenturme ersetzt die heute noch Bestand haben Mit dieser zeitlichen Datierung zahlen die beiden Turmbauwerke des Murrhardter Klosters zu den fruhesten Auspragungen ihrer Art Zusatzlich wurde in etwa zeitgleich in der Nahe des sudlichen Querarmes der Basilika eine neue Klausur in Vierflugelanlage errichtet Baumassnahmen des 13 und 14 Jahrhunderts Bauperioden III und IV Bearbeiten nbsp Walterich Kapelle Murrhardt 1887 Illustration von Robert StielerAls bedeutendste Baumassnahme des 13 Jahrhunderts im Kloster Murrhardt ist sicherlich der Bau der Walterichskapelle anzusehen der in die Jahre von 1230 bis 1240 datiert In ihrem ursprunglichen Zweck diente die Kapelle der Verehrung des Grunderabtes und kanalisierte die aufkommende Wallfahrt zum Kloster des als wundertatig geltenden Walterich Die lange Zeit vorherrschende Einschatzung des Bauwerks als Grabkapelle des Klostergrunders wurde durch Grabungen in den Jahren 1952 sowie 1963 widerlegt im letztgenannten Jahr wurde schliesslich das Grab Walterichs bei archaologischen Untersuchungen in der Murrhardter Marienkirche heute Walterichskirche aufgefunden Daher ist die Walterichskapelle als Memorialbau oder Oratorium anzusehen die dem Gedenken des zwar nie heiliggesprochenen in Murrhardt aber als Heiligen verehrten Klostergrunders Walterich gewidmet war Etwa zeitgleich erhielt die Kirche wahrend dieser Bauperiode einen Westturm mit einer Hohe von 20 bis 25 Meter dieser befand sich direkt uber der westlichen Krypta und wandelte das Erscheinungsbild des Sakralbaues in eine Dreiturmkirchenanlage nach dem Vorbild der nicht weit entfernten Kirche St Nikolaus auf der Comburg bei Schwabisch Hall Anhand der grossen architektonischen Ubereinstimmungen bei beiden Kirchengebauden geht die Forschung davon aus dass der Baumeister der Comburger Anlage ein urkundlich mehrfach bezeugter Monch Gottfried auch fur die Erweiterung der Murrhardter Klosterkirche verantwortlich zeichnete Mit der Bauperiode IV wurde die alte Ostapsis im fruhen 14 Jahrhundert durch den noch heute bestehenden Polygonchor ersetzt Dieser Neubau des Ostchores ist in engem Zusammenhang mit der Ubernahme der Klostervogtei durch das Haus Lowenstein im Jahr 1281 zu sehen da Graf Albrecht I von Lowenstein die Murrhardter Klosterkirche als Grablege fur sein Geschlecht ausgewahlt hatte und daher ein reprasentativer und zeitgemasser Bau benotigt wurde Albrecht I wurde nach seinem Ableben im Jahr 1304 zentral zwischen den beiden Chorflankenturmen vor dem Marienaltar vor unserer frouwen altare 1 bestattet Weiter ostlich im Chor setzte man 1339 seinen Sohn und Nachfolger als Grafen Nicolaus von Lowenstein bei In einer letzten spatromanischen Bauphase ab Mitte des 13 Jahrhunderts entstanden die noch heute vorhandenen Klausurgebaude der Alten Abtei der Furstenbau und das Refektorium sowie ein Neubau des Kreuzganges von dem sich aber keine Reste mehr erhalten haben Bautatigkeiten ab dem 15 Jahrhundert Bauperiode V Bearbeiten nbsp Grundriss nach Abschluss der BauphasenMit Beginn des 15 Jahrhunderts erfolgte eine letzte Umgestaltung der Murrhardter Abtei dabei wurde von Westen ausgehend mit einem umfassenden Neubau der Klosterkirche begonnen Das romanische Querhaus und der markante Westturm wurden durch ein nur um Mauerstarke vergrossertes Querhaus und einen zweijochigen Westchor ersetzt sudlich schloss sich noch eine Marienkapelle an In einer folgenden Bauphase wurde das Langhaus in Form einer dreischiffigen Basilika neu errichtet die Seitenschiffe weisen hierbei drei Joche das Mittelschiff dagegen funf Joche aus Da die Klausurgebaude durch die Kampfhandlungen des Schmalkaldischen Krieges zur Mitte des 16 Jahrhunderts stark in Mitleidenschaft gezogen wurden mussten die Westflugelgebaude der Alten Abtei endgultig aufgegeben und in der Folgezeit abgebrochen werden Liste der Abte des Klosters Murrhardt Bearbeiten nbsp Grabstein von Abt Lorenz Gaul heute an der Westwand des nordlichen QuerschiffsAbt von bisWalterich 817 840Engelbert 906Adalolf 1027Wizo 1064Heinrich I 1139 1156Herbord 1182Otto 1225Arnold 13 Jh Albert Albrecht 13 Jh Dietrich von Hohenstein 1280 1289Milo von Weiler 1289 1295Heinrich II 1300 1308Konrad 1308 1309Milo von Weiler 1309 1314Albrecht Graf von Lowenstein 1314 1320Heinrich III 1320 1364Konrad von Maienfels 1365 1381Heinrich von Enslingen 1381 1383 Abt von bisEckhard 1383 1391Heinrich von Enslingen 1391 1406Johannes von Leuzenbronn d A 1406 1444Johannes von Leuzenbronn d J 1444 1451Volkhard 1451Herbord genannt Gutigott 1452 1469Wilhelm Egen 1469 1486Johannes Schradin 1486 1501Lorenz Gaul 1501 1508Johannes Vayh 1508 1509Philipp Renner 1509 1511Oswald Binder 1511 1527Martin Morlin 1528 1548Thomas Carlin 1548 1552Otto Leonhard Hofsess 1552 1556Emmerich Funkler 1635 1643Joseph Huff 1643 1648Literatur BearbeitenGerhard Fritz Kloster Murrhardt im Fruh und Hochmittelalter eine Abtei und der Adel an Murr und Kocher Forschungen aus Wurttembergisch Franken Bd 18 Thorbecke Sigmaringen 1982 ISBN 3 7995 7617 7 Gerhard Fritz Stadt und Kloster Murrhardt im Spatmittelalter und in der Reformationszeit Forschungen aus Wurttembergisch Franken Bd 34 Thorbecke Sigmaringen 1990 ISBN 3 7995 7634 7 Gerhard Fritz Murrhardt und der Dreissigjahrige Krieg 1618 bis 1648 Religionskonflikt Militar Kriegsfolgen Historegio 13 Hennecke Remshalden 2021 ISBN 978 3 948138 06 6 Rolf Schweizer St Walterich und sein Kloster in Murrhardt Sein Leben und Wirken Geiger Verlag Horb am Neckar 2013 ISBN 978 3 86595 522 7 Ulrike Plate Das ehemalige Benediktinerkloster St Januarius in Murrhardt Archaologie und Baugeschichte Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Bd 34 Herausgegeben vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 8062 1230 9 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Fritz Die Geschichte der Grafschaft Lowenstein und der Grafen Lowenstein Habsburg in Wurttembergisch Franken 29 1986 S 260 fWeblinks BearbeitenDas Kloster Murrhardt auf der Website der Stadt Murrhardt48 979444444444 9 5783333333333 Koordinaten 48 58 46 N 9 34 42 O Normdaten Korperschaft GND 4234335 5 lobid OGND AKS VIAF 159490564 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Murrhardt amp oldid 238072430