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Jakob Jacklein Rohrbach 20 oder 21 Mai 1525 bei Neckargartach war ein Anfuhrer der Bauern im Bauernkrieg 1525 Unter seiner Fuhrung wurden am 16 April 1525 Burg und Stadt Weinsberg ersturmt wobei der dortige Obervogt und seine Getreuen in der sogenannten Weinsberger Bluttat durch Spiessrutenlaufen getotet wurden Fur seine Taten wurde Rohrbach am 21 Mai 1525 bei Neckargartach bei lebendigem Leib verbrannt Jacklein Rohrbach wurde 1525 bei Neckargartach bei lebendigem Leib verbrannt Zeichnung von Peter Harrer aus Beschreibung des Bauernkriegs von 1551 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Streitigkeiten mit dem Wimpfener Stift 1 3 Fuhrer eines Bauernhaufens 1 4 Nach der Weinsberger Bluttat 1 5 Gefangennahme und Hinrichtung 2 Rezeption 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Bereits sein gleichnamiger Vater Jakob Rohrbach bebaute im reichsstadtisch heilbronnischen Dorf Bockingen als Hofmann Erbpachter zwei Hofe des Stiftes St Peter zu Wimpfen und betrieb eine Wirtschaft 1499 ubernahm der Vater mit anderen Bockingern von der Stadt Heilbronn den Jahresertrag des Heilbronner Sechstels am Bockinger Fruchtzehnten Moglicherweise ist der Vater auch mit jenem nicht naher bekannten Rohrbach identisch der den Bockinger Hof des Heilbronner Karmeliterklosters bewirtschaftete Der kleine Jakob Jacklein bzw Jackle wurde wohl kurz vor 1500 geboren und war von der Mutter her Leibeigener der Herren von Neipperg Er war des Schreibens kundig und hat daher wahrscheinlich in Heilbronn die Schule besucht Bereits 1516 rebellierte er mehrfach gegen den Neippergischen Amtmann im Nachbardorf Klingenberg wofur er zeitweise im Turmarrest war Wegen einer Erbstreitigkeit richtete er 1519 einen Fehdebrief an die Gemeinde Durrenzimmern und stellte dem dortigen Schultheissen nach Auch dafur wurde er kurzzeitig inhaftiert Im Herbst 1519 zahlte er zu den drei Reisigen die Heilbronn neben weiteren Soldnern als Bundesmitglied gegen den ausser Landes vertriebenen Herzog Ulrich zu stellen hatte Rohrbach nahm vermutlich dabei am Gefecht bei Hedelfingen teil Nach Abschluss des wurttembergischen Krieges belegte die Stadt Heilbronn ihre zugehorigen Dorfer mit der dreifachen Abgabenlast zur Deckung der Kriegskosten Wahrend Rohrbachs Vater und die meisten anderen Bockinger die Schatzung willig zahlten zahlte Rohrbach gemeinsam mit Margarete Renner der Schwarzen Hofmannin zu denjenigen die die Zahlung verweigerten oder sich im Ruckstand befanden Rohrbach gab damals an nicht mehr im Bockinger Burger oder Dorfrecht zu sitzen 1524 befand er sich jedoch wieder in Bockingen und ubernahm den kleineren der beiden vom Vater bebauten Wimpfener Stiftshofe Im selben Jahr verheiratete er sich mit einer Bockingerin Streitigkeiten mit dem Wimpfener Stift Bearbeiten Aus seinem Hof in Bockingen hatte er jahrliche Abgaben von je funf Malter Roggen und Dinkel sechs Malter Hafer sowie zwei Ganse an Michaelis und ein Huhn an Fastnacht an Wolf Ferber den Vikar des Kiliansaltars an der Wimpfener Stiftskirche zu liefern Von dieser Gult blieb er bereits im ersten Jahr einen grossen Teil schuldig obwohl seine wirtschaftlichen Verhaltnisse die Erfullung der Abgaben leicht ermoglicht hatten und die Abgabenlast im Vergleich mit anderen Bockinger Erbpachthofen sogar vergleichsweise niedrig war Stattdessen protestierte er gegen das Abgabenverhaltnis der beiden Bockinger Stiftshofe sah sich im Unrecht und sprach Drohungen gegenuber dem Wimpfener Stift aus Der Wimpfener Vikar Ferber drangte auf eine Klarung der Sachlage beim Rechtstag in Bockingen am 27 Marz 1525 Dorthin lud sich Rohrbach eine grosse Zahl von Unterstutzern ein so dass Ferber es mit der Angst zu tun bekam und dem Termin fernblieb Rohrbach vermengte seine privaten Streitigkeiten mit der allgemeinen Aufbruchsstimmung unter den in der Gegend von Bockingen nicht sehr notleidenden Bauern und schwor seine Unterstutzer auf die Zwolf Artikel und die Bildung von Bauernhaufen ein Kurz nach dem Bockinger Rechtstag warb er in Teusserbad um die Bildung von Bauernhaufen Am 30 Marz 1525 erfolgte in Heilbronn ein weiterer Versuch zur Klarung von Rohrbachs Streitigkeiten mit dem Stift Wimpfen der jedoch weiterhin ergebnislos blieb Rohrbach empfahl sich daraufhin dem Wimpfener Vikar mit dem Schwabischen Gruss und der Androhung das Wimpfener Stift mit aufstandischen Bauern heimzusuchen Fuhrer eines Bauernhaufens Bearbeiten Am 1 April 1525 warb Rohrbach fur seine Sache in Brackenheim anderntags war er in Flein wo er von den dort versammelten Bauern aus den heilbronnischen und umliegenden Deutschordens Dorfern sowie Heilbronner Burgern und wurttembergischen Bauern aus dem Weinsberger Tal zum Hauptmann gewahlt wurde Seine Streitlust seine militarische Erfahrung im wurttembergischen Krieg seine bereits zuruckliegenden Handel mit der Obrigkeit und die laufende Kontroverse mit dem Wimpfener Stift mogen ihn als Anfuhrer pradestiniert haben Unter Rohrbachs Fuhrung zogen die in Flein versammelten Bauern noch in der Nacht auf den 3 April nach Sontheim am darauffolgenden Morgen nach Bockingen In beiden Orten wurden weitere Mitstreiter requiriert Rohrbach versandte Briefe an die umliegenden Orte und notigte sie unter Androhung der Brandschatzung zum Aufschluss Sein Bauernhaufen zog erst weiter nach Grossgartach aber statt den von dort aus geplanten Uberfall des Wimpfener Stifts in Angriff zu nehmen bewegten sich die Bauern uber Nordheim zuruck nach Sontheim um eine Vereinigung mit dem Odenwalder Bauernhaufen vorzubereiten Unterdessen korrespondierte der Rat der Stadt Heilbronn mit Rohrbach und ermahnte ihn und seine Anhanger den Aufstand zu beenden und nachhause zuruckzukehren Rohrbach antwortet dem ersamen und weyssen burgermeister von Heilbronn auch bin ich nie des sin n s gewesen euch ein schaden zu thon noch an leyb noch am gut d a rumb ke h ren euch ni ch t an ein igklich geschw a etz und fli e gende geist Jacob Rorbach euer unthertheniger diener 1 Einen Bogen um Heilbronn machend bewegten sich die Bauern am 5 April 1525 weiter nach Erlenbach und von dort weiter nach Hohenlohe dem Odenwalder Haufen entgegen Die Stadt Ohringen offnete den vereinigten Bauern die Tore die Grafen von Hohenlohe beugten sich am 11 April den Zwolf Artikeln Am 12 April plunderten die Bauern das Kloster Lichtenstern Am 14 April zogen die Bauern abermals an Heilbronn vorbei nach Neckarsulm wo ihnen die Tore geoffnet wurden und von wo aus man die Heilbronner Handwerker als Verbundete gewinnen wollte Am 16 April 1525 Ostersonntag sturmte der vereinigte Neckartal Odenwalder Haufen unter Rohrbach Burg und Stadt Weinsberg Der Obervogt Graf Ludwig von Helfenstein der zuvor die Nachhuten der Bauern niederstechen und ihre Herolde beschiessen liess wurde zusammen mit seinen Getreuen durch die Spiesse gejagt Die Tat erlangte als Weinsberger Bluttat Beruhmtheit war jedoch unter den Bauern nicht unumstritten da es Bestrebungen gab den Adel auf die Seite der Bauern zu ziehen was durch die Weinsberger Bluttat erschwert wenn nicht gar unmoglich wurde Nach der Weinsberger Bluttat Bearbeiten Nach der Einnahme von Weinsberg wandten sich die Bauern nun doch noch auch der Stadt Heilbronn zu und uberfielen zunachst das ausserhalb der Stadt gelegene Heilbronner Karmeliterkloster Rohrbach und Enderlin von Durrenzimmern verhandelten mit dem Rat der Stadt und bewogen diesen zum Eintritt in den Bund der Bauern Einige Bauern wurden in die Stadt eingelassen und plunderten den Deutschhof des Deutschen Ordens verschonten aber die restliche Stadt Rohrbach wird beim weiteren Verlauf der Ereignisse in Heilbronn nicht mehr erwahnt Nach der Bluttat von Weinsberg hatte er das Vertrauen eines grossen Teils der Bauern verloren die ihm zuvor gefolgt waren Die Deutschordens Bauern hegten seit jeher Misstrauen gegen ihn die gemassigteren Bauern die auf eine Unterstutzung des Adels hofften sahen sich verraten Gemeinsam mit Enderlin und noch etwa 200 Mann wandte sich Rohrbach nach Lauffen am Neckar wo sich Rohrbachs Haufen am 20 April 1525 mit den wurttembergischen Bauern unter Matern Feuerbacher vereinigte Feuerbacher und Rohrbach vereinigten ihre Bauern mit dem Haufen Hans Wunderers und zogen uber Horrheim nach Vaihingen an der Enz wo Feuerbacher und Wunderer am 24 April als Oberste bestatigt wurden wahrend Rohrbach keinen Fuhrungsposten erhielt Am 29 April 1525 war er im Kloster Maulbronn von wo aus er sich in einen Streit zwischen Bockingen und Heilbronn wegen eines Wasens einmischte und die Ausstellung von Schutzbriefen Passporten sowohl fur die wegen des Wasens streitenden Bockinger wie auch fur die aufstandischen Bauern erwog Am 1 Mai 1525 protestierte Rohrbach bei Wunderer uber die Unordnung unter den in Maulbronn eingetroffenen Bauern die sich nicht entscheiden konnten ob sie das Kloster nun verbrennen abreissen oder verkaufen sollten Aufgrund dieses Protests blieb das Kloster vor einer Zerstorung bewahrt Der Heilbronner Rat protestierte unterdessen gegen die geplanten Passporte beim Odenwald Neckartaler Haufen woraufhin Gotz von Berlichingen und Georg Metzler als oberste Feldhauptmanner der Bauern eine scharfe Protestnote an Rohrbach mit der Androhung von Strafmassnahmen richteten Gefangennahme und Hinrichtung Bearbeiten Am 6 Mai 1525 befand sich Rohrbach unweit von Stuttgart und kundigte Feuerbacher und Wunderer an sich anderntags mit 1400 Mann mit ihnen bei Sindelfingen zu treffen Das Zusammentreffen fand statt ob Rohrbach jedoch die angekundigte Mannstarke aufbringen konnte ist unbekannt Am 8 Mai ersturmten die Bauern Herrenberg erlitten jedoch am 12 Mai in der Schlacht von Boblingen eine vernichtende Niederlage Rohrbach selbst hat nicht an der Schlacht teilgenommen sondern wurde am selben Tag mit einigen anderen Bauern zwischen Markgroningen und Vaihingen vom Burgvogt zu Asperg Bastian Emhard gefangen genommen Er wurde auf dem Hohenasperg festgesetzt und am 19 Mai an den vorbeiziehenden Truchsess von Waldburg ausgeliefert der schon Anfang Mai die Auslieferung der Weinsberger Radelsfuhrer gefordert hatte und ihn am 21 Mai 1525 2 nahe Neckargartach mit einer Kette an einen Weidenbaum gebunden bei lebendigem Leibe verbrennen liess Gleichzeitig wurden andere gefangene Bauern gekopft und an die Baume gehangt Seine Hinterlassenschaft sprach der Truchsess der Witwe des in Weinsberg ermordeten Burgvogts zu Diese verkaufte Rohrbachs Eigenbesitz in Bockingen an den Heilbronner Burger Leonhard Gunter Da Rohrbachs Witwe eine Leibeigene der Herren von Ehrenberg war bemuhten sich diese lange Zeit um eine Ruckerstattung der Guter uber deren Verbleib nichts bekannt ist Der von Rohrbach bewirtschaftete Hof des Wimpfener Stifts wurde 1544 von Vikar Ferber zu denselben Bedingungen neu in Erbpacht vergeben Rezeption BearbeitenJacklein Rohrbach zahlt zu den bekannteren Bauernfuhrern des Deutschen Bauernkriegs Im Gegensatz zu Wendel Hipler zeichnete er sich jedoch durch eine kompromisslose Haltung Wortgebrauch seiner Anhanger bzw mangelndes diplomatisches Geschick Wortgebrauch seiner Kritiker aus auch wird er nicht wie Florian Geyer romantisch verklart Rohrbach hatte keine erkennbaren politischen Ziele sondern vielmehr lag der Ursprung seines Handelns sowohl in seiner streitsuchtigen Natur als auch in einer privaten Streitigkeit mit dem Wimpfener Stift die er zum Anlass nahm Gleichgesinnte um sich zu scharen Nachdem er den Grossteil seiner Gesinnungsgenossen durch die Bluttat von Weinsberg verprellt hatte spielte Rohrbach keine bedeutende Rolle mehr bei den weiteren Ereignissen des Bauernkriegs und hatte auch keinen Ruckhalt mehr unter den sonstigen Anfuhrern Der Heilbronner Historiker Moriz von Rauch bezeichnet ihn als lediglich einen Aufwiegler Die Bockinger die ihre Unterstutzung fur Rohrbach nachtraglich bitter bezahlen mussten nannten ihn unseren Verfuhrer Gleichwohl bleibt ihm die mehr beilaufig geschehene Rettung des Klosters Maulbronn zu verdanken Nach Rohrbach ist die Jackleinstrasse in Heilbronn Bockingen benannt Literatur BearbeitenMoriz von Rauch Der Bauernfuhrer Jaklein Rohrbach von Bockingen In Wurttembergische Vierteljahreshefte fur Landesgeschichte NF XXXII 1925 26 Stuttgart 1926 S 21 35 Joachim Hamm Geschichte und Geschichtsdeutung Zur sog Bluttat von Weinsberg 16 April 1525 in der zeitgenossischen Literatur des 16 Jahrhunderts In Vom Mittelalter zur Fruhen Neuzeit Festschrift fur Horst Brunner zum 60 Geburtstag Hg v Dorothea Klein in Zusammenarbeit mit Elisabeth Lienert und Johannes Rettelbach Wiesbaden 2000 S 513 540 Einzelnachweise Bearbeiten Heilbronn Sie machten Geschichte Zwolf Portraits aus dem Leben und Wirken beruhmter Heilbronner Druckerei und Verlagsanstalt Heilbronn Heilbronn 1977 S 26 Reihe uber Heilbronn Band VII Christhard Schrenk Hubert Weckbach Susanne Schlosser Von Helibrunna nach Heilbronn Eine Stadtgeschichte Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 36 Theiss Stuttgart 1998 ISBN 3 8062 1333 X S 54 Normdaten Person GND 1012297888 lobid OGND AKS VIAF 171170604 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rohrbach JackleinALTERNATIVNAMEN Rohrbach JakobKURZBESCHREIBUNG Anfuhrer der Bauern im Deutschen Bauernkrieg 1525GEBURTSDATUM 15 Jahrhundert oder 16 JahrhundertSTERBEDATUM 20 Mai 1525 oder 21 Mai 1525STERBEORT bei Neckargartach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacklein Rohrbach amp oldid 229132272