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Das Karmeliterkloster von Heilbronn war ein im 15 Jahrhundert errichtetes Kloster des Karmelitenordens Das Kloster befand sich ausserhalb der damaligen Stadtmauern an der Stelle des heutigen Alten Friedhofs Der Konvent betreute auch die seit 1442 stattfindende Wallfahrt zu einem marianischen Gnadenbild Das Kloster wurde 1632 im Dreissigjahrigen Krieg zerstort danach bestand in Heilbronn bis 1802 lediglich noch Konvent der Karmeliten in einem Stadthaus An den einst zum Kloster gehorigen aber schon 1524 trockengelegten Monchsee erinnern heute in Heilbronn noch die Namen einer Strasse sowie des dort befindlichen Monchsee Gymnasiums Das Heilbronner Karmeliterkloster in einer Darstellung um 1600 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Beginn der Wallfahrt 1442 1 2 Klostergrundung 1448 1 3 Bauernkrieg und Reformation 1 4 Zerstorung des Klosters 1632 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Karmeliterkloster 1557 nbsp Karmeliterkloster links vor der Stadtmauer 1578 nbsp Karmeliterkloster 1614 oben links ausserhalb der Stadtmauer nbsp KarmeliterklosterBeginn der Wallfahrt 1442 Bearbeiten Im Jahr 1442 nahm die Wallfahrt zu einer Maria von den Nesseln oder Maria im Nesselbusch genannten holzernen Marienfigur in Heilbronn ihren Anfang Die Figur erhielt dadurch ihren Namen dass man sie in einem Gebusch auf einem Acker ausserhalb der Stadtmauern an der Strasse nach Weinsberg aufgefunden hatte Die Figur erhielt zunachst eine Uberdachung als Regenschutz 1444 erwarb die Stadt Heilbronn vom spateren Burgermeister Bernhard Berlin den Acker auf dem die Figur stand und errichtete dort eine Marienkapelle Wenig spater gab es dann Verhandlungen zwischen der Stadt Heilbronn und dem Karmelitenorden die die Grundung eines Klosters zur Betreuung der Wallfahrtsstatte zum Inhalt hatten wobei die Stadt sich im Klostervertrag von 1447 die Aufsicht uber alle wirtschaftlichen Belange vorbehielt da man die Wallfahrt insbesondere wegen der zu erwartenden Spenden der Wallfahrer forderte Papst Nikolaus V genehmigte am 29 Januar 1448 mit der Bulle Inter clara salutis opera die Ubergabe der Kapelle von der Stadt an den Orden der Wurzburger Bischof Gottfried von Limpurg genehmigte am 4 Mai 1448 die Grundung eines Klosters Klostergrundung 1448 Bearbeiten Prior und Konvent der Karmeliten in Heilbronn sind im Juni 1448 erstmals urkundlich belegt Die Karmeliten nahmen zunachst ihren Sitz in einem Stadthaus bei der Heilbronner Nikolaikirche von wo aus die Marienkapelle in wenigen Minuten zu Fuss zu erreichen war Die Stadt erwarb 1450 einen weiteren Acker zum Aufbau des Klosters Die Bauplane fur die Klosterkirche stammten eventuell von Hans von Mingolsheim der zu jener Zeit am Ausbau der Heilbronner Kilianskirche gearbeitet hat und 1464 auch den Auftrag zum Bau des Klosters erhielt 1 Das Baumuster des Klosters folgte da es ausserhalb der Stadtmauern lag nicht den sonstigen Bauten der ublicherweise innerstadtisch angesiedelten Bettelorden sondern vielmehr denen standischer Gemeinschaften die uberwiegend freistehende ummauerte Anlagen errichteten Das Kloster bestand aus einer aus der Marienkapelle hervorgegangenen Klosterkirche und einem an einer Langsseite anschliessenden vierseitigen Kreuzgang mit darum gruppierten Wohn und Wirtschaftsgebauden ganz oder teilweise umschlossen von einer steinernen Mauer Details zur Baugeschichte sind nur fragmentarisch bekannt jedoch scheint zuerst die Klosterkirche ausgebaut worden zu sein bevor man die weiteren Gebaude erbaute 1454 wurden funf Altare 1458 die ganze Kirche des Karmeliterklosters 2 durch den Weihbischof des Bischofs Johann von Wurzburg geweiht Der Hochaltar der Kirche des Karmeliterklosters wurde zu Ehren Maria der Engel der 10 000 Martyrer der heiligen drei Konige und des heiligen Bernhardin geweiht Im Reliquienschrein des Hochaltars befanden sich Reliquien der hll Johannes der Taufer Bartholomaus Laurentius Georg Sebastian Christophorus Anna Agnes Margarethe Barbara Dorothea der 11 000 Jungfrauen und Ottilia Die Klosterkirche wurde sowohl der hll Maria Johannes der Taufer Kilian und Burkhard geweiht Die alte Marienstatue die das Ziel der Wallfahrer war stand in einem verschlossenen Gehause im durch eine Mauer vom Kirchenraum abgetrennten Chor der Kirche und war fur die Glaubigen nur an bestimmten Feiertagen zuganglich Wahrend die Klosterkirche ein steinernes Bauwerk war das mehrfach um kleine Kapellen erweitert wurde handelte es sich bei dem Kreuzgang und den Konventsgebauden wohl nur um schindel oder ziegelgedeckte Holzhauser Das grosste der Gebaude war vermutlich die Zelle des Priors die 1498 als holzernes Gebaude beschrieben wurde Die Holzgebaude waren zum Teil schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Errichtung in schlechtem Zustand 1512 13 wurde von faulen Balken berichtet die vom Kreuzgang herabgesturzt seien 1521 wurde das Hauptgebaude des Klosters abgerissen und durch einen holzernen Neubau ersetzt Zum Kloster gehorte der um 1465 angelegte Monchsee etwa 40 Morgen grosser Fischteich der vom Pfuhlbach gespeist wurde Fisch war eines der Hauptnahrungsmittel der Bruder da sie gemass der Regel keine Fleischspeisen zu sich nahmen Das Wasser des Sees konnte auch als Losch und Reinigungswasser in die Stadt geleitet werden Der See war Anlass von vielerlei Streitigkeiten weil das uber den Damm tretende Wasser die benachbarten Acker schadigte oder der See den angrenzenden Ackern das Wasser entzog Im Februar 1524 wurde der Monchsee durch den Rat der Stadt Heilbronn trockengelegt Die Karmeliten besassen zwar kein Fischrecht im Neckar hatten aber weitere kleinere Fischteiche in Lautenbach und Lehren wo sie kunftig ihren Fischbedarf decken konnten Im selben Jahr 1524 kam es zu einem Skandal als der Prior Heinrich Seitzenweiler als Beichtvater die Tochter des Burgermeisters Kaspar Berlin verfuhrte Seitzenweiler wurde im Juni 1524 festgenommen und als Prior abgesetzt Ebenfalls noch 1524 forderte der reformatorische Prediger Meister Hans in der Nikolaikirche die Abnahme und Verbrennung der Marienfigur des Klosters 3 Bauernkrieg und Reformation Bearbeiten nbsp Das Karmeliterhauschen zeuɡt vom Weinbergbesitz des Heilbronner Karmeliterklosters in Flein Auf dem Torbogen im Untergeschoss findet sich die Jahreszahl 1537 Im Deutschen Bauernkrieg kam es am 18 April 1525 zur Plunderung und Beschadigung des Karmeliterklosters durch einen Bauernhaufen unter Jacklein Rohrbach Die Wallfahrt zum Kloster endete das Kloster wurde jedoch wieder instand gesetzt Fur das Jahr 1529 ist der Verkauf von Weinbergen in der Fleiner Gemarkung durch die Abtissin des Klosters Lichtenstern an das Heilbronner Karmeliterkloster belegt 4 1530 fand die Reformation in Heilbronn statt wodurch die Karmeliten Nachteile zu erdulden hatten und die Stadt zeitweilig verliessen Die Stadt stellte kunftig einen Pfleger der die Finanzen des Klosters uberwachte Im selben Jahr wurde neben dem bereits bestehenden Karmelitenfriedhof ein stadtischer Friedhof neben dem Kloster angelegt 5 der nach mehrfacher Vergrosserung und Vereinigung aller Teile bis 1834 zum heutigen Alten Friedhof anwuchs Im Zuge der Reformation kam das in der Kirche verehrte alte Gnadenbild 1531 auf Veranlassung des Heilbronner Rats zu dem Heilbronner Reformator Johann Lachmann einem entschiedenen Gegner von Gotzenbildern Das alte Gnadenbild ging schliesslich verloren sodass bei der Ruckkehr der Karmeliten 1550 durch die Stadt eine neue Pieta beschafft wurde Zerstorung des Klosters 1632 Bearbeiten Als Heilbronn wahrend des Dreissigjahrigen Krieges im Dezember 1631 durch schwedische Truppen belagert und anschliessend besetzt wurde setzten diese sich erst in den Gebauden ausserhalb der Stadtmauer also im Karmeliterkloster in der Ziegelhutte und im Gutleutehaus fest Der durch Gustaf Horn zum Stadtkommandanten von Heilbronn ernannte und mit der Befestigung der Stadt beauftragte Oberstleutnant Ludwig von Schmidberg liess das Klostergebaude im Marz 1632 abtragen und die Klosterinsassen aus der Stadt vertreiben Die Marienfigur wurde von den Karmeliten der Kommentur des Deutschordens ubergeben und fur einige Jahre in der Heilbronner Deutschordenskirche verwahrt 1661 gelangte die Figur nach Straubing wo sie sich heute in der Karmelitenkirche befindet Nach der Schlacht bei Nordlingen 1634 kehrten die Karmeliten nach Heilbronn zuruck wo sie sich in Ermangelung eines Klosters in ihrem Stadthaus bei der Nikolaikirche in der Sulmerstrasse niederliessen Dort befand sich auch eine wertvolle Bibliothek 1802 wurde der Orden im Rahmen der Mediatisierung der geistlichen Furstentumer aufgelost Die Grabplatte des Priors Konrad Diez befindet sich an der Ostwand der Turmvorhalle der Kilianskirche Diez war der letzte Prior und starb am 23 Februar 1577 Seine Grabplatte wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Lapidarium des Historischen Museums im Fleischhaus in die Kilianskirche versetzt 6 Literatur BearbeitenHeribert Hummel Die Klosteranlage der Karmeliten vor der Stadt Heilbronn In Schwaben und Franken Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 32 Jahrgang Nr 3 Marz 1986Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Geschichte und Leben einer Stadt 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1973 Nr 117 Karmeliterkloster an der Weinsberger Strasse S 58 Eugen Knupfer Bearb Urkundenbuch der Stadt Heilbronn Kohlhammer Stuttgart 1904 Wurttembergische Geschichtsquellen N F 5 Seite 387 Erzbischof Dietrich von Mainz verleiht allen die reumutig beichten und darnach das Karmeliterkloster zur Nessel zu Heilbronn gebtsahlaber besuchen Ablass Moriz von Rauch Johann Lachmann 1923 Emil Scheerle Das Karmeliterhauschen In Peter Wanner Hrsg Flein Flein du edler Fleck Gemeinde Flein Flein 1988 S 324f Wilhelm Steinhilber Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn 1281 1871 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1956 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 4 S 354ff Eintrag Karmeliterkloster zur Nessel in der Datenbank HEUSS des Stadtarchivs Heilbronn Zeitgeschichtliche Sammlung ZS 1988Weblinks BearbeitenKarmeliterkloster Heilbronn in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg49 145039691667 9 2275500305556 Koordinaten 49 8 42 N 9 13 39 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karmeliterkloster Heilbronn amp oldid 214190873