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Johann Lachmann 1491 in Heilbronn etwa Dezember 1538 ebenda war ein lutherischer Theologe und der Reformator von Heilbronn Der von Lachmann begonnene und 1528 veroffentlichte Heilbronner Katechismus gilt als zweitaltester lutherischer Katechismus Ausserdem ist es Lachmanns Verhandlungsgeschick zu verdanken dass die Reichsstadte Heilbronn und Wimpfen 1525 im Bauernkrieg vor schlimmeren Verwustungen verschont blieben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Fruhes reformatorisches Wirken in Heilbronn 1 3 Wirken im Deutschen Bauernkrieg 1525 1 4 Reformation in Heilbronn 1527 31 1 5 Nachwirkung 2 Werke 3 LiteraturLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Er war ein Sohn des Glockengiessers und Ratsherrn Bernhard Lachmann 1517 und dessen zweiter Frau Anna Fritz Aus der ersten Ehe des Vaters stammte der altere Bruder Bernhart d J 1523 der wie der Vater Glockengiesser wurde und spater die vaterliche Werkstatt vorgefuhrt hat Wie Johann aus der zweiten Ehe stammte ausserdem der Bruder Jerg 1524 der ebenfalls Glockengiesser war Johann besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt und bezog 1505 die Universitat Heidelberg Hier erlangte er 1508 den akademischen Magistergrad Er muss ein begabter Student gewesen sein der bei seiner Magisterprufung bereits Bewunderung erregte Nach dem artistischen Studium wandte er sich der Jurisprudenz zu und hielt daneben einige humanistische Vorlesungen Als Pfarrverweser in die Kilianskirche nach Heilbronn berufen versah er von 1514 bis 1520 dieses die Wurzburger Domherren in Heilbronn vertretende Amt Zu seinen Tatigkeiten gehorten das Lesen der Messe die Durchfuhrung von Taufen Trauungen und Beerdigungen die Seelsorge sowie die Verwaltung des aus Liegenschaften Gulten und Zehntanteilen bestehenden Besitzes der Pfarre Neben dem Wurzburger Pfarrverweser gab es zu dieser Zeit noch das bereits 1426 gestiftete und unabhangig von den Wurzburger Domherren durch den Rat der Stadt Heilbronn vergebene Predigeramt Als der Kilianskirchen Prediger Johann Kroner im November 1520 starb bewarb sich Lachmann fur das Predigeramt das ihm vom Rat der Stadt um den Jahreswechsel 1520 21 zugesprochen wurde Sein Nachfolger als Pfarrverweser wurde der Heilbronner Peter Dietz In Heidelberg erlangte Lachmann am 29 April 1521 den Doktorgrad Fruhes reformatorisches Wirken in Heilbronn Bearbeiten Die fruhesten lutherischen Predigten Lachmanns in Heilbronn sind 1524 nachgewiesen aufgrund verschiedener Indizien kann jedoch angenommen werden dass Martin Luther schon fruher Anhanger in Heilbronn hatte Bereits 1521 war der Heilbronner Rat nach der Achtung Luthers auf dem Wormser Reichstag unschlussig ob das Wormser Edikt bekanntgegeben werden solle und die mit der Reichsstadt verbundete Kurpfalz warnte im November 1522 vor aufruhrerischen lutherischen Druckschriften 1524 kam es zu verschiedenen religiosen Auseinandersetzungen in Heilbronn Im Fruhjahr wurde den Priestern durch Ratserlass geboten keine Verhaltnisse zu ihren Magden zu unterhalten worauf der Pfrundner Wilhelm Greser entgegnete die Priester mussten sich dann eben an der Burgermeister Frauen und Tochter halten Der Prediger des Barfusserklosters am Hafenmarkt verliess im Herbst 1524 Heilbronn um sich zu Luther nach Wittenberg zu begeben Die Stadt befand sich daruber hinaus im Streit mit dem Karmeliterkloster dessen im Osten der Stadt gelegener Monchsee auf Veranlassung des Rats trockengelegt wurde Der Karmeliterprior Heinrich Seitzenweiler hatte als Beichtvater ausserdem eine Tochter des Burgermeisters Kaspar Berlin verfuhrt Als sich die Karmeliter uber den in der Nikolaikirche predigenden Meister Hans beschwerten liess der Rat diesen weiterpredigen Heute noch sichtbares Zeugnis reformatorischen Gedankenguts in Heilbronn ist zudem die Ausgestaltung des 1529 von Hans Schweiner vollendeten Westturms der Kilianskirche der aufgrund seines reformatorischen Bauschmucks als bedeutendes Renaissancebauwerk gilt Gotz von Berlichingen wollte Lachmann Anfang 1525 zu einer Disputation nach Neckarzimmern holen die Ketzervorwurfe des Heilbronner Barfussers Hans Jorg von Wildenfels gegen den neuglaubigen Neckarzimmerner Pfarrer Jorg Amerbacher zum Inhalt haben sollte Der Heilbronner Rat erlaubte Lachmann zwar als Privatperson an der Aussprache teilzunehmen das Gesprach fand jedoch nicht statt Anstelle dessen liess Gotz auf Veranlassung Lachmanns in Heilbronn ein Ausschreiben gegen den Barfussermonch anschlagen Im Marz 1525 beklagte sich der Wurzburger Bischof Konrad II von Thungen beim Heilbronner Rat daruber dass Pfarrverweser Dietz zu reformatorischen Handlungen gedrangt werde Wirken im Deutschen Bauernkrieg 1525 Bearbeiten nbsp Lachmann hatte im Bauernkrieg vor allem mit dem Bauernfuhrer Jacklein Rohrbach zu tun der im Mai 1525 bei lebendigem Leib verbrannt wurde Im April 1525 erreichten die Unruhen des Bauernkrieges die Stadt Heilbronn Am 3 April verlangte die Burgerschaft unter Anfuhrung der Weingartner die Absetzung des Heilbronner Rates Unter Lachmanns Vermittlung konnte am folgenden Tag ein Kompromiss getroffen werden Am 5 April richtete Lachmann eine christliche Ermahnung an die von Sontheim an Heilbronn vorbei in Richtung Hohenlohe ziehenden Bauern unter Fuhrung Jacklein Rohrbachs in der er Gehorsam vor der Obrigkeit einforderte da seiner Meinung nach die Burden der Unterlander Bauern wesentlich leichter seien als die der Bauern in Oberschwaben und sich ihre Forderung auch ohne Schwertschlage vorbringen liessen Am 13 April 1525 als das angewachsene Bauernheer von Hohenlohe in Richtung Heilbronn zuruckkehrte sandte er eine zweite Ermahnung in der er ausdruckte dass es sich keinem glaubigen Menschen auch bei unbilliger Beschwerde durch die Obrigkeit gezieme das Schwert zu zucken Gott bedurfe zu seinem Wort keiner Waffen Nachdem die Bauern am 16 April die benachbarte Stadt Weinsberg ersturmt und die Weinsberger Bluttat verubt hatten wandten sie sich Heilbronn zu und plunderten am 18 April das ausserhalb der Stadt gelegene Karmeliterkloster Am 19 April wurden einige Bauernfuhrer darunter Jacklein Rohrbach von Bockingen und Enderlin von Durrenzimmern zu Verhandlungen nach Heilbronn eingelassen Zu diesen Verhandlungen wurde auch Lachmann herbeigezogen der zuvor dem Rat der Stadt von solchen Verhandlungen abgeraten hatte Es wurde ausgehandelt dass die Stadt 200 Bauern einlassen musse Diese plunderten den Deutschhof des Deutschen Ordens und stellten hohe Geldforderungen an geistliche Korperschaften Der stets zur Massigung aufrufende Lachmann predigte den Bauern und ass und schlief bei ihnen obwohl er lieber Steine getragen hatte Lachmanns Einfluss auf die Bauern bewirkte dass deren Geldforderungen auf ein ertragliches Mass abgesenkt wurden und dass die Stadt weder ein Fahnlein noch Kanonen und Pulver fur das Bauernheer stellen musste Lachmann wirkte auch bei einem Vertrag zwischen der Reichsstadt Wimpfen und den Bauern mit Nachdem die Bauern am 12 Mai 1525 bei Boblingen vom Schwabischen Bund geschlagen worden waren entsandte Lachmann eine dritte Ermahnung in der er die Niederlage der Bauern als Heimsuchung Gottes fur die tuckische heidnische teuflische tyrannische wutische Handlung der Bauern darstellt ihnen aber dennoch sein herzliches Mitleid ausdruckt Lachmann wurde von altglaubiger Seite mehrfach als Freund und Unterstutzer der Bauern dargestellt Zu seiner Rechtfertigung liess er noch im Sommer 1525 die drei christlichen Ermahnungen als Buch drucken In der Folgezeit war er in mehrere Prozesse um die Geschehnisse des Bauernkriegs in Heilbronn verwickelt Als der Deutsche Orden gegen die Stadt wegen der Offnung der Tore fur die Bauern und die nachfolgende Plunderung des Deutschhofes klagte versuchte das uberwiegend altglaubige Kammergericht Lachmanns Predigten als aufruhrerisch darzustellen was von Zeugen entkraftet werden konnte Lachmann geriet auch in Konflikt mit dem Rat der Stadt der keine eigene Verantwortung fur die Stadtoffnung ubernehmen wollte sondern ganz im Sinne des Schwabischen Bundes Verfahren gegen mit den Bauern sympathisierende Burger eroffnete Reformation in Heilbronn 1527 31 Bearbeiten nbsp Der Heilbronner Katechismus wurde von Lachmann begonnen und von Kaspar Graeter vollendetIm Oktober 1525 schloss sich Lachmann der lutherischen Gesinnung des Haller Predigers Johannes Brenz an Am 20 April 1526 verlobte sich Lachmann mit der Heilbronnerin Barbara Wissbronn worauf eine Protestnote des Wurzburger Bischofs beim Heilbronner Rat einging Der Rat entgegnete es gebe keine ketzerischen Prediger in Heilbronn Lachmann verteidigte in einem weiteren Schreiben seine Predigten und die geplante Eheschliessung die am 15 November 1526 in der Kilianskirche vollzogen wurde und Anlass zu allerlei Erregung gab 1527 erreichte der Religionsstreit zwischen lutherischen und altglaubigen Anhangern in Heilbronn einen Hohepunkt Prediger eiferten auf der Kanzel gegeneinander und die Tumulte in Kilianskirche und Barfusserkirche waren teilweise so gross dass uberhaupt nicht mehr gepredigt werden konnte Lachmann trat als Mahner zur Einigkeit auf und betonte die Stadt habe 1525 nur deswegen den Bauern die Tore offnen mussen weil man spaltig gewesen sei Auf Lachmann geht 1527 28 die Einfuhrung des protestantischen Abendmahls und die Neuordnung des Armenwesens nach Vorstellung seiner christlichen Ordnung zuruck Vielfach mahnte er zur Bekampfung des Lasters und erwirkte die Erneuerung der alten Verordnung gegen Gotteslasterung Spielen und Zutrinken Auf ihn geht auch die Abschaffung mehrerer Feiertage zuruck die er wegen der verbreiteten Vollerei als Fulltage bezeichnete 1528 wurde der von ihm begonnene und von Kaspar Graeter vollendete Heilbronner Katechismus veroffentlicht der als zweitaltester lutherischer Katechismus gilt 1529 fuhrte er die deutsche Taufe in Heilbronn ein ebenso vollzog er das Einsegnen der Ehe auf Deutsch Er verbot das von ihm als Abgotterei bezeichnete Glockengelaut bei Messe Vesper und Totenmesse und wandte sich gegen die Einhaltung von Fastentagen In der Folgezeit gehorte Heilbronn zu den evangelischen Stadten auch weil mit Hans Riesser 1528 erstmals ein protestantischer Burgermeister gewahlt worden war Gleichwohl tobte in der Stadt weiter eine rege geistliche Kontroverse wozu neben altglaubigen Stimmen auch das Auftreten von Taufern zwischen 1526 und 1530 und erneut ab 1534 zahlt Am 30 Marz 1530 forderte Kaiser Karl V die Stadt Heilbronn auf Vertreter zum Reichstag in Augsburg zu entsenden Lachmann der wie Brenz den altglaubigen Kaiser als uber den Parteien stehend betrachtete verfasste hoffnungsvoll den Artikel Von der kirchlichen Anderung der die Ordnung des damaligen Heilbronner Gottesdienstes wiedergibt und die Verantwortung der Stadt vor dem Kaiser fur deren kirchliche Haltung ubernahm Die Schrift wurde vermutlich nicht uberreicht oder nicht gehort da Burgermeister Riesser sich am 14 August in Augsburg dem Augsburger Glaubensbekenntnis nach Melanchthon anschloss Mit der Abschaffung der Messe in der Pfarrkirche St Kilian im Dezember 1531 war die Reformation in Heilbronn praktisch vollendet und die Nachrichten uber Lachmann werden seltener 1532 sah er sich mit seinen Aufgaben in Heilbronn uberlastet und erbat die Bestellung eines zweiten Predigers wofur man den Marburger Ordinarius Erhard Schnepf gewinnen wollte der jedoch ablehnte wonach Meinrad Molter dieses Amt ab 1533 versah Am 13 April 1535 wurde Lachmanns Predigerstelle fur zehn Jahre erneuert im Juli erhielt auch Molter einen Zehnjahresvertrag Im Sommer 1536 trat Pfarrverweser Dietz der bereits seit 1534 nach des Rats Gefallen d h evangelisch seine pfarrlichen Geschafte verrichtete von der Pfarrverweserschaft zuruck blieb aber als Lutheraner noch langere Zeit in Heilbronner Kirchendienst Zu seinem Nachfolger als Pfarrverweser wurde Johann Bersig der Lachmanns Vorstellungen entsprach Die letzte Nachricht von Lachmann ist seine Fursprache fur ein Burgerrechtsgesuch eines jungen Ehepaares vom 6 November 1538 Am 27 Januar 1539 wurde seine erste Predigerstelle an Meinrad Molter vergeben so dass Lachmann im Alter von 47 Jahren zwischen dem 6 November 1538 und dem 27 Januar 1539 verstorben sein muss Durch sein besonnenes Handeln und seine feste Uberzeugung hinterliess er eine im lutherischen Glauben geeinte Reichsstadt Nachwirkung Bearbeiten Nach seinem Tod geriet Lachmann rasch in Vergessenheit so dass keine Leichenrede kein Grabstein keine Lebensdaten kein Bild und fast nichts uber seine Person erhalten ist Erst der Pfarrer und Historiker Karl Friedrich Jaeger hat mit seinen Werken zur schwabischen Reformationsgeschichte und Geschichte der Stadt Heilbronn von 1828 erstmals eine Darstellung von Lachmanns Werk nach den Akten des Heilbronner Archivs vorgelegt Lachmann soll im Heilbronner Kathchenhaus gewohnt haben Ihm wird der Auftrag zur Ausgestaltung des Erkers am Gebaude im Jahr 1534 zugeschrieben Lachmann tritt in der historischen Erzahlung Der Steinmetz von St Kilian von Philipp Spiess auf ausserdem ist seit 1912 die Lachmannstrasse in Heilbronn nach ihm benannt Werke BearbeitenDrei christliche Ermahnungen an die Bauernschaft ehe sie vor Weinsberg gezogen von ihrem Furnehmen abzustehen Speyer 1525 Catechesis oder Unterricht der Kinder wie er zu Heilbronn gelehrt und gehalten wird Augsburg 1528Literatur BearbeitenTheodor Schott Lachmann Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 469 471 Helmut Schmolz Lachmann Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 370 f Digitalisat Hartmut Lohmann LACHMANN Johann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 4 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 038 7 Sp 934 935 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche Band 11 Seite 197 201 Wilhelm Gussmann Hrsg Quellen und Forschungen zu Geschichte des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses Band 1 2 Teubner Leipzig u a 1911 S 355 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