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Dieser Artikel behandelt die Person der Reformationsgeschichte Zum deutschen Fernsehfilm von 1968 siehe Der Reformator Der Begriff Reformator bedeutet in der Geschichtswissenschaft und Theologie eine Person der Kirchengeschichte die bei der Grundung und Ausformung der evangelischen Kirchen wahrend der Reformation mitwirkte Die Verwendung ist im Allgemeinen an die Reformationsgeschichte gebunden Urbanus Rhegius 1489 1541 ein in Sud und Norddeutschland aktiver ReformatorMenno Simons ein in den Niederlanden und Norddeutschland aktiver Reformator Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Literaturgeschichte 3 Aspekte zur Begriffsbildung 4 Fazit 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenZur Zeit der Reformation hielt man es nicht fur notig die Manner zu definieren die den Reformatoren zuzuordnen waren Erst als das Wesen der Reformation in seiner Komplexitat nicht mehr verstandlich vermittelbar war benotigte man ein Mass nach dem ein Reformator bestimmbar wurde Neben den Reformatoren Martin Luther Philipp Melanchthon Huldrych Zwingli Martin Bucer und Johannes Calvin leisteten Matthaus Alber Jakob Andreae Johannes Brenz Johannes Bugenhagen Heinrich Bullinger Martin Chemnitz Jacob Heerbrand Gottschalk Kruse Joachim Morlin Andreas Osiander Urbanus Rhegius Nikolaus Selnecker sowie evangelisch gesinnte Fursten wie etwa Georg von Anhalt oder Philipp I von Hessen einen wesentlichen Beitrag zur Durchfuhrung der Reformation Fur die ausserhalb des territorialen Protestantismus stehenden Reformatoren wie Thomas Muntzer und Andreas Bodenstein wurde der Begriff Radikale Reformatoren gepragt Hierzu werden auch spiritualistische Reformatoren wie Kaspar Schwenckfeld und tauferische Reformatoren wie Balthasar Hubmaier und Menno Simons hinzugerechnet 1 Zur Geschichte der Reformation siehe auch den Beitrag ProtestantismusLiteraturgeschichte BearbeitenErstmals versuchte Matthias Flacius die Thematik in seinem Catalogus Testium veritatis 1570 anzugehen als er die Kontinuitat der Kirche beweisen wollte In Basel verfasste Theodore de Beze Kurzbiographien die 1580 unter dem Titel Icones in Genf erschienen Kurz darauf kam in Amsterdam eine weiter vervollstandigte Sammlung heraus Melchior Adam schrieb mit Vitae theologorum germanicorum 1618 in Heidelberg fur die damalige Zeit das wichtigste Werk auf diesem Gebiet Im 19 Jahrhundert mehrten sich die Lexika allgemeiner und spezifischer Art wie zum Beispiel das Ketzerlexikon von B P Fritz das Konzilienlexikon von M Diesch die Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche und der Allgemeinen Deutschen Biographie etc die hier nur vertretend genannt werden sollen Diese Tendenz setzte sich im 20 Jahrhundert z B mit der Neuen Deutschen Biographie der Theologische Realenzyklopadie und Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon fort die einen grosseren Teil von Personen der Kirchengeschichte fassten und die eine Zuordnung der Reformatoren darstellten Immer wieder wurde in diverser Fachliteratur wie Carl Ullmanns Die Reformatoren vor der Reformation versucht die Bezeichnung der Reformatoren als weitlaufigen Ordnungsbegriff zu sehen der Reformen als Massstab zur Bewertung weitlaufiger auslegen sollte Jedoch setzte sich jene Tendenz nicht durch Denn der Begriff des Reformators wird von der speziellen Reform der Reformation getragen die sich in einem festgelegten Rahmen bewegt Eine Reform ist zwar eine planmassige und schrittweise Veranderung beziehungsweise Verbesserung gesellschaftlicher Verhaltnisse jedoch wird die Reform der Reformationszeit in einem zeitlich begrenzten Rahmen gesehen Immer wieder gab es daher Bestrebungen eine spezifisch zuordnende Prosopographie auszuarbeiten Robert Stupperich veroffentlichte 1984 sein Reformatorenlexikon und fasste den Kreis der als Reformator bestimmbaren Personengruppe weitgehend zusammen Grundsatzlich schloss er dabei die oft falschlicherweise als Vor Reformatoren bezeichneten Reformer wie zum Beispiel John Wyclif und Jan Hus aus und schaffte damit eine feste Orientierung zu der Thematik Aspekte zur Begriffsbildung Bearbeiten nbsp Fiktive Disputation zwischen fuhrenden Reformatoren und Vertretern der katholischen Kirche umringt von wichtigen Reformatoren Auf der linken Seite des Tisches sitzend Luther Zwingli Calvin Melanchthon Bugenhagen und Oecolampad Radierung 1650 Zentralbibliothek ZurichBei der Bildung des Begriffs Reformator wird im Allgemeinen das Wirken fur die Reformation zum entscheidenden Kriterium Aus dem Verstandnis der Reformation ergibt sich daher eine zeitliche Grenze die mit der Veroffentlichung der 95 Thesen beginnt und mit dem Abschluss des Konfessionsbildungsprozesses das heisst die Zeit zwischen dem lutherischen Konkordienbuch 1580 und der reformierten Dordrechter Synode 1618 19 endet Die Reformation war kein ausschliesslich auf die Kirche beschrankter Vorgang sondern eine Bewegung die sich uber die Gesamtheit aller Lebensbereiche erstreckte Sie durchdrang daher im Kern die gesamte kirchliche und politische Bewegung und drang in alle Lebensbereiche ein Deshalb wird die Reformation auch als kirchenpolitische Reformation bezeichnet Des Weiteren breitete sich die Reformation schnell uber die Grenzen der alten deutschen Staaten aus Mochte man alle reformistischen Personlichkeiten mit der Bezeichnung Reformator versehen verschoben sich die Grenzen der Definition so dass hier eine Begrenzung bei der Begriffsbildung stattfinden musste Betrachtet man die Hauptvertreter der Reformation uber die es keinen Zweifel gibt dass sie Reformatoren sind erkennt man dass es sich vorrangig um theologische Vertreter handelt Melanchthon bildet hierbei als Reformator des Schulwesens eine pragnante Ausnahme Leitet man im Bezug zu den zweifelsfreien Reformatoren eine Formulierung ab zu den Reformatoren ergibt sich der sensitive Kontext dass zu den Reformatoren jene zu zahlen sind die im Auftrag der grossen Initiatoren die Verkundigung in Predigt und Unterricht weitergetrieben haben Haufig trifft man auch auf das Argument dass die Reformation auch eine kirchenpolitische Reform war und daher die politischen Grossen der Reformationszeit mit einzuschliessen sind Es ist zweifellos dass Regenten und ihre Vertreter massgeblich an der Reformation mitgewirkt haben Oft haben sie die Weichen gestellt so dass ohne ihre fordernde Kraft die Reformation nicht moglich gewesen ware Jedoch sollte man auch bedenken dass dies nicht aus der theologischen Einstellung im reformistischen Sinne entstanden ist sondern dabei vor allem dem Eigennutz nahestehende Beweggrunde nahe liegen Nicht zuletzt lehnte Luther eine Politisierung seiner theologischen Lehre ab Daher konnen Regenten und politische Grossen nicht als Reformatoren im eigentlichen Sinne betrachtet werden Der im Nordwesten aufkommende terminus Semilutheranismus zeigt schliesslich dass es Gruppen gab die zwar vom Geist der Reformation beruhrt waren aber doch nicht zur Reformation durchgedrungen sind Die Reformation war eine Bewegung der christlichen Kirche und nicht gleichzusetzen beispielsweise mit dem Humanismus der sich nicht auf den einzelnen Menschen bezog sondern auf die Gesamtheit aller Lebensbereiche erstreckte Daher konnen solche Randerscheinungen im Zusammenhang mit den Reformatoren nur vereinzelt benannt werden wenn sie in einer anderen Beziehung bedeutsam gewesen sind Fazit BearbeitenDa die Begriffsbezeichnung scheinbar recht eng gefasst wurde erscheint es haufig schwierig eine fachgerechte Zuordnung des Begriffs durchzufuhren In der Regel werden damit Theologen bezeichnet die in ihren Amtsbereichen die evangelische Lehre wahrend der Reformationszeit eingefuhrt haben Bewahrt hat sich bei der Zuordnung des Begriffs dass es sich um Personen handelt die an den kirchenpolitischen Ereignissen wie zum Beispiel an der Wittenberger Konkordie dem Reichstag zu Augsburg 1530 etc auf der Seite der evangelischen Theologen beteiligt waren Einzig dort wo der Grundaspekt zur theologischen Umsetzung der Reformation verschwimmt konnen Personen den Reformatoren zugeordnet werden wenn sie aus der theologischen Notwendigkeit pragend an den Ereignissen der Reformationsgeschichte mitwirkten Siehe auch BearbeitenListe von ReformatorenLiteratur BearbeitenKurt Aland Die Reformatoren Luther Melanchthon Zwingli Calvin mit einem Nachwort zur Reformationsgeschichte Gutersloh Gutersloher Verlagshaus 19802 ISBN 3 579 03964 4 Robert Stupperich Reformatorenlexikon Gutersloh Gutersloher Verlagshaus 1984 ISBN 3 579 00123 X Carl Ullmann Die Reformatoren vor der Reformation 2 Bde Hamburg 18421 Gotha 18662Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Reformatoren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vitae Germanorum Theologorum Online VersionEinzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Goertz Hrsg Radikale Reformatoren 21 biographische Skizzen von Thomas Muntzer bis Paracelsus Munchen 1978 Normdaten Sachbegriff GND 4177347 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformator amp oldid 229958001