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Martin Chemnitz latinisiert Martinus Chemnitius 9 November 1522 in Treuenbrietzen 8 April 1586 in Braunschweig war ein deutscher lutherischer Theologe und Reformator Martin Chemnitz Stich von Robert Boissard um 1600Martin ChemnitzMartin Chemnitz in der Mitte eines Notgeldscheins Treuenbrietzen 1921 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke 4 Gedenken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMartin war der Sohn des Tuchmachers Paul Chemnitz 1533 und dessen Frau Euphemia Kaltenborn Er besuchte anfanglich die Schule in Treuenbrietzen 1536 in Wittenberg und 1539 in Magdeburg 1542 wurde er Lehrer an der Schule in Calbe 1543 nahm er ein Studium an der Universitat Frankfurt Oder auf wechselte nachdem er Lehrer in Wriezen gewesen war 1545 an die Universitat Wittenberg wo er sich auf Rat Philipp Melanchthons mit Mathematik und Astrologie beschaftigte Nebenher horte er an der theologischen Fakultat autodidaktisch die Vorlesungen von Martin Luther Melanchthon legte ihm 1547 nahe dem Vorbild seines Vetters Georg Sabinus zu folgen und nach Konigsberg in Preussen zu gehen Dort war Chemnitz zunachst Leiter der Schule in Kneiphof und konnte sich an der neu gegrundeten Universitat Konigsberg als einer der ersten 1548 den akademischen Magistergrad der artistischen Kunste erwerben Zunachst betatigte er sich danach als Horoskopschreiber und Kalendermacher bevor er bei Albrecht I von Brandenburg Ansbach am 5 April 1550 eine Stelle als Bibliothekar am Hof erhielt Damit war es ihm moglich sich mehr einem theologischen Studium zu widmen Als von Melanchthon geforderter Sprossling bekam er jedoch mit Andreas Osiander Probleme und wurde in den Osiandrischen Streit hineingezogen Deswegen ging er im April 1553 zuruck nach Wittenberg wo er bald zum engsten Schulerkreis von Melanchthon gehorte und am 15 Januar Mitglied der philosophischen Fakultat wurde Als solches hielt er Vorlesungen uber die Loci communes von Melanchthon Auf Einladung des Braunschweiger Superintendenten Joachim Morlin der ein Freund aus der Konigsberger Zeit war besuchte er vom 6 bis zum 12 August 1554 Braunschweig wo Morlin ihm den Vorschlag unterbreitete als sein Stellvertreter das Amt des Koadjutors anzunehmen Johannes Bugenhagen ordinierte ihn am 25 November am 12 Dezember wurde er in das Amt eingefuhrt und trat dieses am 15 Dezember an In Braunschweig von Morlin beeinflusst bezog Chemnitz zunehmend eine distanzierte Haltung zu Melanchthon Als die niedersachsischen Stadte im Januar 1557 versuchten Melanchthon dazu zu bewegen die Thuringer Gnesiolutheraner zu unterstutzen und Chemnitz zur Beilegung der adiaphoristischen Streitigkeiten in Wittenberg dafur eintrat wurde er von Melanchthons Ablehnung enttauscht so dass das Verhaltnis zu Melanchthon einen Bruch erlitt Nachdem Chemnitz sich 1557 am Wormser Unionskolloquium mit den Katholiken beteiligt hatte wuchs sein Ansehen Er schaltete sich auch in die Auseinandersetzungen um die Abendmahlslehre ein als Albert Hardenberg wegen seiner angeblichen calvinistischen Haltung entlassen wurde 1561 verfasste er dazu seine Repetitio in der zum ersten Mal auch seine Dreiteilung der Idiomenkommunikation publiziert wurde 1565 schrieb Chemnitz das Examen decretorum Concilii Tridentini in dem er kritisch die tridentinischen Konzilsbeschlusse analysiert Er wurde so zu einem grossen Gegner des katholischen Theologen Diogo de Paiva de Andrade Beide schrieben Werke uber die Theologie des jeweils anderen Zwischen beiden entstand ein historischer Streit uber Grenzen hinweg Das Examen decretorum beantwortete Andrade mit dem Buch Defensio Tridentinae Fidei Catholicae 1578 und 1595 nachdem er zuvor Chemnitz in einem anderen Werk angegriffen hatte 1564 kam Chemnitz auf dem Maulbronner Kolloquium mit Johannes Brenz zusammen mit dem er versuchte die unterschiedlichen Lehrarten der Wittenberger Theologen mit den Tubinger Theologen zu versohnen So beteiligte er sich auch mit Morlin an der Beilegung des osiandrischen Streites 1567 Als Morlin nach Samland ging ubernahm nun Chemnitz am 15 Oktober 1567 dessen vakant gewordene Stelle als Superintendent von Braunschweig Um die Bedingungen der Braunschweiger Kirchenordnung zu erfullen promovierte er 1568 zum Doktor der Theologie an der Universitat Rostock Am 28 Juli 1568 wurde Chemnitz durch Herzog Julius von Braunschweig Wolfenbuttel berufen die Reformation in seinem Herzogtum einzufuhren Dazu fuhrte er 1568 Visitationen im Herzogtum durch und erarbeitete 1569 die Kirchenordnung Fur seine Bestrebungen konnte er anfangs Jacob Andreae und 1570 Nikolaus Selnecker gewinnen 1576 verfasste er das Corpus doctrinae Julium war an der Grundung der Universitat Helmstedt beteiligt und arbeitete mit an der Abfassung der Konkordienformel 1578 kam es mit Herzog Julius zum Bruch als dieser seine beiden jungeren Sohne nach katholischem Ritus mit Tonsur ordinieren liess und seinen altesten Sohn Julius mit romischen Zeremonien als Bischof von Halberstadt weihen und einfuhren liess Julius trat vom Konkordienwerk zuruck und gab dem milden Luthertum in seinem Herzogtum damit freien Raum das sich nun leicht an philippistischen Zugen orientierte Gegen diese Misshelligkeiten protestierte Chemnitz und konnte seinen Landesvater dennoch dazu bewegen am 6 Februar 1580 das Konkordienbuch zu unterzeichnen Chemnitz legte sein Amt am 9 August 1584 nieder und krankelte bis zu seinem Tod 1586 Er wurde in der Martinikirche in Braunschweig beigesetzt Sein Epitaph hangt an der Ostwand des sudlichen Seitenschiffes Familie BearbeitenChemnitz heiratete 1555 Anna Jeger September 1533 in Kothen 30 November 1603 in Braunschweig die Tochter des Juristen in Kothen Wittenberg Helmstedt und Braunschweig Lic jur Hermann Jeger Arnstein und dessen Frau Eva Hane der Tochter des furstlich anhaltinischen Rates und Burgermeisters Peter Hane Aus dieser Ehe gingen drei Sohne und sieben Tochter hervor Martin Chemnitz 28 Mai 1556 9 Mai 1557 Anna Chemnitz I 4 November 1557 14 November 1563 Magdalena Chemnitz 27 Juli 1559 verheiratet mit dem Burgermeister in Braunschweig Jordan Straube Martin Chemnitz 15 Oktober 1561 in Braunschweig 26 August 1627 in Schleswig Rat und Kanzler des Herzogs Friedrich von Schleswig Holstein Anna Chemnitz 14 Januar 1564 verheiratet mit dem Pastor an St Marien in Braunschweig Jacob Gottfried Paul Chemnitz 8 Marz 1566 1614 Domherr in der Stiftskirche St Blasius in Braunschweig verh mit Barbara Lucke der Tochter des Braunschweiger Burgermeisters Hermann Lucke und dessen Frau Ilse Grunhagen Gronhagen Eva Chemnitz 18 Mai 1568 verh mit Franz Haussmann furstlich Braunschweiger Rat Margaretha Chemnitz 4 August 1570 5 Juni 1579 Julia Chemnitz 7 Februar 1573 verh mit dem Juristen Dr jur Bernhard Bungensted Hedwig Chemnitz 16 April 1575 15 Oktober 1577 Werke BearbeitenRepetitio sanae doctrinae de vera praesentia corporis et sanguinis Domini in coena Leipzig 1561 deutsche Ubersetzung 1561 Johann Zanger Examen decretorum Concilii Tridentini Frankfurt Main 1566 73 deutsche und franzosische Ubersetzung Herg Eduard Preuss 1861 Darmstadt 1972 deutsch von R Bendixen und Ch E Luthardt 1884 De duabus naturis in Christo de hypostatica earum unione de communicatione idiomatium Jena 1570 Theologiae Jesuitarium praecipura capita Koln und Leipzig 1562 Loci Theologici herausgegeben von Polycarp Leyser der Altere Frankfurt Main 1591 Polycarp Leyser der Altere Hrsg Harmonia evangelica Unvollendete Ausgabe Frankfurt Main 1593 und Johann Gerhard Genf 1641 Postilla oder Ausslegung der Evangelien Frankfurt Main 1593 Gedenken BearbeitenIm Braunschweiger Suden wurde 1957 die nach ihm benannte Martin Chemnitz Kirchengemeinde mit der gleichnamigen Kirche gegrundet 1 Es gibt folgende Gedenktage fur ihn Evangelische Kirche in Deutschland 8 April im Evangelischen Namenkalender Lutherische Kirche Missouri Synode 9 November 2 Literatur BearbeitenPhilipp Julius Rehtmeyer Historiae Ecclesiasticae Inclytae Urbis Brunsvigae Johann Georg Zilliger Braunschweig 1710 Bd 3 S 273 f Online Reinhard Mumm Die Polemik des Martin Chemnitz gegen das Konzil von Trient Naumburg 1905 W A Junke red Der zweite Martin der Lutherischen Kirche Festschrift zum 400 Todestag von Martin Chemnitz Braunschweig 1986 J A O Preus The second Martin The life and theology of Martin Chemnitz Saint Louis 1994 Walther Killy Hrsg Literaturlexikon Autoren und Werke deutscher Sprache Band 2 S 339 Bertelsmann Lexikon Verlag Gutersloh und Munchen 1988 1991 CD ROM Berlin 1998 ISBN 3 932544 13 7 Heinz Scheible Hrsg Melanchthons Briefwechsel Kritische und kommentierte Gesamtausgabe Band 11 Personen Teil A E Frommann Holzboog Stuttgart u a 2003 ISBN 3 7728 2257 6 Wolfgang Klose Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch Das Stammbuch von Abraham Ulrich 1549 1577 und David Ulrich 1580 1623 Mitteldeutscher Verlag Halle 1999 ISBN 3 932776 76 3 Adolf Brecher Chemnitz Martin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 116 118 Ernst Wolf Chemnitz Martin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 201 f Digitalisat Theodor Mahlmann Chemnitz Martin In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 7 de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 008192 X S 714 721 Schmid Johannes Kunze Chemnitz Martin In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 3 Hinrichs Leipzig 1897 S 796 804 Friedrich Wilhelm Bautz Chemnitz Martin In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 991 992 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Johann Christoph von Dreyhaupt Pagus Neletici Et Nudzici S 72 Stammbaum der Familie Kemnitz Fritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische und kulturhistorische Zwecke Selbstverlag Boppard am Rhein 1964 3 Bd S 426 R 2853 1970 S 113 R 5177 1970 S 510 R 5998 Hendrik Klinge Verheissene Gegenwart Die Christologie des Martin Chemnitz Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 525 56417 2 Thomas Kothmann Hrsg Handbuch der vornehmsten Hauptteile der christlichen Lehre Bibliothek Lutherischer Klassiker 1 Neuendettelsau 2018 ISBN 978 3 946083 32 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Martin Chemnitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Martin Chemnitz in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kirche auf martin chemnitz bs de Martin Chemnitz im okumenischen HeiligenlexikonNormdaten Person GND 118829157 lobid OGND AKS LCCN n78093741 VIAF 32021430 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chemnitz MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer TheologeGEBURTSDATUM 9 November 1522GEBURTSORT Treuenbrietzen Mark BrandenburgSTERBEDATUM 8 April 1586STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Chemnitz Theologe amp oldid 237615761