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Joachim Morlin 6 oder 8 April 1514 in Wittenberg 23 oder 29 Mai 1571 in Konigsberg 1 war Theologe Pfarrer und Reformator Kupferstich von Joachim Morlin aus der Bildersammlung der Bibliothek des evangelischen Predigerseminars der Lutherstadt Wittenberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoachim wurde als Sohn des einstigen Professors fur Philosophie an der Universitat Wittenberg Jodok Morlin geboren und wuchs zusammen mit seinem Bruder Maximilian Morlin auf Zunachst war er in Marburg untergebracht kam wegen Bauernunruhen 1525 nach Konstanz Morlins Vater litt unter standigen finanziellen Noten und wurde 1521 auf Empfehlung Luthers Pfarrer in Westhausen bei Coburg Trotz einer grossen Familie liess er seinen Sohn Joachim nach dem Erlernen des Topferhandwerkes ein Studium der Theologie beginnen 1531 kam er so in seine Geburtsstadt Wittenberg wo er sich an der dortigen Universitat immatrikulierte Seine Lehrer waren Martin Luther Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen 1536 erlangte Joachim Morlin in Wittenberg die Magisterwurde und war anschliessend an verschiedenen Orten als Prediger tatig 1538 kehrte er nach Wittenberg zuruck wo er Mitglied der Akademie wurde und am 10 August 1539 als Diakon an der Stadtkirche wirkte Er galt hier bald als Kaplan Luthers der Morlins einfache populare aber eindringliche Predigtweise schatzte Unter Luther erwarb er am 16 September 1540 die Doktorwurde im gleichen Jahr wurde er als Superintendent zur Synode nach Arnstadt berufen In Arnstadt wurde er im Jahre 1543 seines Amtes entsetzt da er von der Kanzel herab das unchristliche Verhalten der Obrigkeit des Burgermeisters und des Rates der Stadt kritisierte Im Mai 1544 trat Morlin dann das Amt des Superintendenten in Gottingen an auch hier stiess er durch seine Predigtweise auf Schwierigkeiten Nach vier Jahren endete sein Wirken hier aufgrund der Auseinandersetzungen um das sogenannte Interim Morlin sprach sich gegenuber der weltlichen Obrigkeit eindeutig gegen jede Einmischung in Glaubenssachen aus was ihn auch hier seine Stellung kostete Er wurde aus Gottingen ausgewiesen 1550 wurde Joachim Morlin als Inspektor und Pfarrer an den Kneiphofschen Dom nach Konigsberg berufen Hier wurde er schnell in einen Lehrstreit um die Rechtfertigungslehre mit Andreas Osiander hineingezogen der als Professor an der Konigsberger Universitat lehrte Morlin suchte anfangs zu Osiander ein freundliches Verhaltnis das jedoch bald zerbrach Da der Herzog sich auf die Seite Osianders stellte musste Morlin der am 16 Februar 1553 seine Entlassung einreichte bald Konigsberg verlassen Obwohl ihm dadurch bitteres Unrecht geschah hat er doch lebenslang fur den Herzog das graue Haupt in Preussen gebetet Nun erreichte Joachim Morlin die Berufung zum Superattendenten nach Braunschweig Dieses Amt beinhaltete die geistliche Leitung der Kirche in der Stadt Braunschweig und war 1528 von Johannes Bugenhagen geschaffen worden 1553 mitten in den Kriegswirren vierzehn Tage nach der Schlacht bei Sievershausen traf Morlin in Braunschweig ein Die Stadt wurde gerade von Herzog Heinrich d J belagert Morlin selbst kam hierbei vorubergehend in Lebensgefahr In Braunschweig konnte er nun erstmals ohne Streit mit der Obrigkeit wirken er hatte ein meist harmonisches Verhaltnis zum Rat der Stadt Durch seine mitreissenden Predigten zog er die Massen in die Kirchen und wirkte hier in grossem Segen Es war die glucklichste Zeit seines Lebens Neben ihm wirkte als sein Koadjutor seit 1554 sein spaterer Nachfolger Martin Chemnitz Bis 1567 wirkte Morlin in Braunschweig Wahrend dieser Zeit musste Morlin feststellen wie sich Melanchthon den er als seinen lieben Praceptor verehrt hatte zunehmend von Luthers Abendmahlslehre distanzierte was sich zum Beispiel bei den Verhandlungen zur Wittenberger Konkordie 1536 an der Textanderung der Confessio Augustana Variata 1540 und an Melanchthons Haltung bei der Ausarbeitung der Kolner Reformationsordnung 1543 zeigte Morlin stand an der Spitze der norddeutschen Lutheraner die hiergegen Stellung bezogen beteiligte sich jedoch nicht an den oft beleidigenden Ausfallen mit denen etwa Flacius Illyricus Melanchthon uberzog sondern suchte zu vermitteln Nachdem der osiandrische Streit in der Kirche Preussens auch uber den Tod Osianders 1552 hinaus grossen Schaden angerichtet hatte bereute schliesslich der Herzog das Unrecht das er Morlin angetan hatte Er liess sich von den preussischen Standen dazu bewegen Morlin zu schreiben um ihn erneut fur Preussen zu gewinnen Ihm und Chemnitz wurden glanzende Bedingungen geboten sollten sie sich uberzeugen lassen nach Konigsberg zuruckzukehren Schliesslich willigten Morlin und Chemnitz ein nach Konigsberg zu kommen Eine wichtige Lehr und Bekenntnisschrift das sog Corpus Doctrinae Prutenicum entstand als Frucht der Tatigkeit der beiden Braunschweiger Theologen und wurde durch eine Synode offiziell angenommen und publiziert Am 11 August 1567 wurden Morlin und Chemnitz nun offiziell durch eine Gesandtschaft des Herzogs vom Rat der Stadt Braunschweig fur ihre Dienste in Preussen losgebeten Morlin durfte gehen Chemnitz wurde zu seinem Nachfolger in das Amt des Superattendenten berufen Morlin schied schweren Herzens aus Braunschweig Die Stadt war ihm so lieb geworden dass er sagen konnte Braunschweig ist mein Herz Aber sein neues Amt als Bischof von Samland bekleidete er mit ebensolchem Eifer mit dem er in Braunschweig gewirkt hatte Allerdings konnte er es nur knapp vier Jahre ausuben Im Alter von 57 Jahren starb Joachim Morlin am 23 Mai 1571 an den Folgen einer qualvollen Blasenoperation Er wurde im Dom zu Konigsberg bestattet Dort wurde ihm zu Ehren ein heute nicht mehr vorhandenes Denkmal errichtet in dessen Inschrift seine Hirtentreue seine Beredsamkeit und sein Eifer fur die Ehre Christi gepriesen wurde Literatur BearbeitenJurgen Diestelmann Joachim Morlin Luthers Kaplan Papst der Lutheraner Ein Zeit und Lebensbild aus dem 16 Jahrhundert 394 Seiten mit vier Farbtafeln und zahlreichen Bildern Freimund Neuendettelsau 2003 ISBN 3 7726 0236 3 Jurgen Diestelmann Usus und Actio Das Heilige Abendmahl bei Luther und Melanchthon Pro Business Berlin 2007 ISBN 978 3 86805 032 5 350 Seiten Wolfgang Klose Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch das Stammbuch von Abraham Ulrich 1549 1577 und David Ulrich 1580 1623 Mitteldt Verl Halle 1999 ISBN 3 932776 76 3 Johann Gottfried Gregorii alias Melissantes Was D JOACHIMUS MORLINUS fur Fata gehabt In Der curieuse und gelehrte Historicus Frankfurt Leipzig und Erfurt 1712 S 1 38 Inge Mager MORLIN Joachim In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 8 11 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Inge Mager Morlin Joachim In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 679 f Digitalisat Melanchthons Briefwechsel Bd 13 bearb von Heinz Scheible Stuttgart Bad Cannstatt 2019 S 424 f Julius August 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von https de wikipedia org w index php title Joachim Morlin amp oldid 237174649