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Der Osiandrische Streit wurde zur Zeit der kirchenpolitischen Reformation in Deutschland gefuhrt Benannt wurde er nach Andreas Osiander der den Streit 1550 51 ausgelost hatte als er in seiner Rechtfertigungslehre die essentielle Gerechtigkeit des neuen Menschen behauptete Dies sollte bedeuten dass die Rechtfertigung des Menschen vor Gott darin bestehe dass Christus als ewiges Wort Gottes im Menschen real prasent sei und der Mensch so durch die Gerechtigkeit Christi gerecht werde Der Nurnberger Reformator Andreas Osiander wurde 1549 von Herzog Albrecht von Brandenburg Ansbach Herzog in Preussen als Theologie Professor an die 1544 neu gegrundete Universitat nach Konigsberg berufen Der Herzog neigte dessen Lehrauffassung zu Der Streit um Osianders Lehre nahm nach dessen Tod 1552 kein Ende sondern beschaftigte Theologen Fursten und Glaubige noch bis etwa 1566 1 Die lutherische Mehrheit unter der Federfuhrung Philipp Melanchthons warf Andreas Osiander vor die Grenze zwischen Rechtfertigung und Heiligung zu verwischen und daher zu lehren dass der Mensch vor Gott durch seine guten Werke gerecht werde Das war eine grobe Verzeichnung der Position Osianders Dem stellten die Philippisten ein rein imputatives Verstandnis der Rechtfertigung entgegen In der Rechtfertigung werde dem Menschen die Gerechtigkeit Christi angerechnet lat imputare und im Gegenzug wurden seine Sunden Christus angerechnet Fur die auf ihn ubertragenen Sunden erleide Christus am Kreuz die Strafe Gottes Dieses imputative Verstandnis der Rechtfertigung wurde zum Standard der lutherisch orthodoxen Theologie Dabei betonten Gnesiolutheraner und Philippisten gemeinsam die zugerechnete Gerechtigkeit Wichtige Stationen des Osiandrischen Streits Bearbeiten1529 Reich Religionsgesprach zu Marburg Ringen um die Bekenntnis Einheit der Evangelischen Ausser Luther Melanchthon und anderen sich zur Reformation bekennenden aber in der Lehre differierenden Theologen war auch Andreas Osiander aus Nurnberg gegenwartig 1551 Herzogtum und Reich Verhandlungsauftrag Herzog Albrechts an Joachim Morlin im Konigsberger Theologenstreit zu vermitteln Offene Feindschaft zwischen Osiander und Morlin Osiander druckt seine Konfession Versand derselben an andere Theologen der Augsburgischen Konfession C A im Reich Der lokale Streit weitet sich aus Gutachten und Streitschriften werden gedruckt Die Zahl der Teilnehmer an diesem Streit steigt an Osiander verstirbt am 17 Oktober 1552 in Konigsberg Der Streit geht aber bis 1566 weiter 1553 Herzogtum Unruhe beim evangelischen Kirchenvolk Ein Bittzug von Frauen mit Kindern verlangte vergebens die Ruckberufung des inzwischen in Danzig befindlichen Joachim Morlin Verteidiger der wittenbergischen Lehre 1553 Herzogtum und Reich Ferner Eine sachsische Delegation unter Leitung des Superintendenten von Gotha Justus Menius reiste nach Preussen Weitere Teilnehmer an Gesprachen Vertreter der Stadte die osiandristische Partei unter Johannes Funck Diese Verhandlungen wurden zeitweilig unterstutzt von Graf Poppo von Henneberg Keine Ergebnisse 1554 Herzogtum und Reich Synode von Saalfeld 1554 Zusammenkunft der Pfarrer des Herzogtums Ergebnis Die Lehre Osianders wird abgelehnt Eine wurttembergische Gesandtschaft kommt ins Herzogtum um zu vermitteln Konigsberger Synode vom September 1554 Schroffer Widerstand der Pfarrer Die preussische Landeskirche ist zerstritten Die Vermittlung der Wurttemberger scheitert In gedruckten Streitschriften Gutachten sachlichen Stellungnahmen wird die umstrittene Theologie Osianders im Reich weiterhin diskutiert Eine angestrebte Amnestie fur die Streitenden vom Herzog gewunscht wird zuruckgewiesen 1556 Herzogtum und Reich Synode von Riesenburg 1556 Die streng lutherischen Pfarrer und deren Anhanger unterstutzt von Vertretern aus Mecklenburg erzwingen unter Duldung des Herzogs von Hofprediger Johannes Funk den Widerruf von Osianders Rechtfertigungslehre Das Nachgeben des Herzogs erfolgte eher situationsbedingt 1557 Reich Osianders Lehre spielte auf dem Reichstag zu Regensburg 1557 und beim Furstentag in Frankfurt Main 1557 eine gewisse Rolle Beim Wormser Kolloquium Religionsgesprach 1557 verhinderte Johannes Brenz eine Verurteilung Osianders obgleich Melanchthon zu den Teilnehmern gehorte 1558 Herzogtum Die Streitigkeiten munden dennoch in die gedruckte Kirchenordnung von 1558 die zu einem grundlegenden Dokument wurde Fur die Osiandristen wichtige Lehrpunkte wie die Lehre von der Taufe waren umstritten Aber der ausgehandelte Druck erfolgte und sollte als der C A Augsburgischen Konfession gemass auch von ausserhalb bestatigt werden Der Theologe Matthaus Vogel d A wurde zu Johannes Brenz nach Wurttemberg entsandt Gedruckt wurden die Teile 1 und 2 Der dritte die Kirchenorganisation betreffend wurde noch aufgeschoben weil hier Regelungen erst gefunden oder bestatigt werden mussten Diese Kirchenordnung wurde ausserhalb des Herzogtums mehr gewurdigt als im Lande wo bei vielen Argwohn herrschte 1566 Herzogtum Fur Unmut sorgte die Karriere des Kroaten Paul Scalich der sich die Gunst des alten Herzogs und auch materielle Vorteile zu verschaffen wusste sich aber rechtzeitig durch Flucht entzog Auch Johannes Funck spielte trotz seines Widerrufes noch als herzoglicher Rat eine Rolle Die Opposition der Stande und der Geistlichkeit blieb stark Man hatte nichts gegen einen Eingriff von polnischer Seite Dabei ging es auch um das Wie einer Unabhangigkeit des Herzogtums Das Ergebnis war dass mehrere missliebige herzogliche Rate vor Gericht gestellt gefoltert und enthauptet wurden Dazu gehorte der Osiandrist Funck Morlin wurde das Bistum Samland zugesprochen Die orthodoxen Verhaltnisse wurden bei Androhung eines weiteren Eingriffs von polnischer Seite festgeschrieben Die Stande konnten sich jederzeit an den polnischen Konig wenden Das Herzogtum blieb selbststandig aber der polnischen Krone lehnspflichtig Herzog Albrecht wurde gezwungen das alles hinzunehmen Die Schrift Repetitio corporis doctrinae 1567 bestatigte noch einmal den Bruch mit dem Osiandrismus 2 1568 Herzogtum Herzog Albrecht verstarb am 20 Marz 1568 Seinen durch Osianders Lehrakzente gepragten evangelischen Glauben gab er personlich niemals auf Die Anerkennung des Osiandrismus als besondere Bekenntnisform war gescheitert Aber es gab Freunde und Anhanger etwa in Nurnberg und Pommern Wenn der zum Bischof von Samland beforderte Osiandergegner Dr Joachim Morlin sich veranlasst sah in Konigsberg noch 1570 bei Johann Daubmann eine Schrift an die noch vorhandenen Anhanger der Lehre Osianders zu richten so spricht das fur sich Trewhertziger gar kurzer und gruntlicher Bericht fur fromme enfeltige hertzen welche die Lehr Osiandri noch jrr machet 3 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Johann Georg Veit Engelhardt Handbuch der Kirchengeschichte Verlag Johann Jakob Palm und Ernst Henke Erlangen 1833 3 Bd S 233 Online Ignaz von Dollinger Die Reformation und ihre innere Entwicklung und ihre Wirkungen im Umfange des lutherischen Bekenntnisses Verlag G Joseph Manz Regensburg 1848 3 Bd S 397 437 Online Johann Sporschil Populare Geschichte der katholischen Kirche Ernst Fleischer Leipzig 1850 3 Bd S 345 Online Jorg Rainer Fligge Herzog Albrecht von Preussen und der Osiandrismus 1522 1568 Diss phil Bonn 1972 Rotaprintdruck der Universitat Martin Stupperich Osiander in Preussen 1549 1552 Berlin New York 1973 Gottfried Seebass Andreas Osiander d A und der Osiandrische Streit Ein Stuck preussischer landes und reformatorischer Theologiegeschichte In Dietrich Rauschning Hg Die Albertus Universitat zu Konigsberg und ihre Professoren Aus Anlass der Grundung der Albertus Universitat vor 450 Jahren Duncker amp Humblot Berlin 1995 S 33 47 Claus Bachmann Die Selbstherrlichkeit Gottes Studien zur Theologie des Nurnberger Reformators Andreas Osiander Neukirchen Vluyn 1996 Ernst Volk Der Osiandrische Streit und seine Gegenwartsbedeutung In Homiletisch liturgisches Korrespondenzblatt N F Bd 17 1999 2000 Nr 67 S 321 336 Claus Bachmann Das Kreuz mit der Alleinwirksamkeit Gottes Die Theologie des Nurnberger Reformators und protestantischen Erzketzers Andreas Osiander im Horizont der Theosis Diskussion in Kerygma und Dogma Bd 49 2003 S 247 275 Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Rainer Fligge Herzog Albrecht von Preussen und der Osiandrismus 1522 1568 Bonn 1972 S 183 444 behandelt die Einigungsversuche nach Osianders Tod S 449 525 schildert den Niedergang des Osiandrismus bis zum Sieg der Orthodoxie Index S 1034 Stichwort Verhandlungen Walther Hubatsch Albrecht von Brandenburg Ansbach Deutschordens Hochmeister und Herzog in Preussen 1490 1568 Grote Koln Berlin Quelle amp Meyer Heidelberg 1960 S 182f 209 217 Jorg Rainer Fligge Herzog Albrecht von Preussen und der Osiandrismus 1522 1568 Bonn 1972 S 1077 Abb 56 Titelblatt dieser Schrift Jorg Rainer Fligge Herzog Albrecht von Preussen und der Osiandrismus 1522 1568 Bonn 1972 S 324 338 339 346 S 1077 Abb 56 Titelblatt dieser Schrift Abgerufen von https de 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