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Kaspar Schwenckfeld von Ossig auch Kaspar Schwenkfeld von Ossig Caspar von Schwenckfeld Kaspar von Schwenckfeld 1490 in Ossig bei Luben Herzogtum Liegnitz 10 Dezember 1561 in der Freien Reichsstadt Ulm war ein deutscher Reformator spiritualistischer Theologe und religioser Schriftsteller Kaspar Schwenckfeld Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Anhangerschaft 3 Werke Auswahl 4 Werkausgabe 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war der Sohn des Erbherrn Hans Schwenkfeld von Ossink 1 Kaspar Schwenckfeld entstammte einem alten Adelsgeschlecht studierte von 1505 bis 1507 an der Universitat Koln und an der Viadrina in Frankfurt Oder wo er sich vornehmlich juristischen Studien widmete spater wirkte dann an verschiedenen Orten als Hofjunker so 1510 bei Herzog Karl I von Munsterberg Oels sowie bei dem Herzog Georg I von Brieg um schliesslich im Jahre 1521 als Hofrat am Hof des Liegnitzer Herzogs Friedrich II anzutreten Er fuhrte diese Aufgabe bis zum Jahre 1523 aus Seit einem Besuch in Wittenberg im Jahre 1522 neigte er zum Protestantismus und bemuhte sich um dessen Einfuhrung in Liegnitz wo er 1523 den vom Herzog berufenen Humanisten Valentin Krautwald kennenlernte Bald aber entwickelte er eine eigene Abendmahlslehre 1525 Dabei interpretierte er die Einsetzungsworte so dass er sich gegen die von Luther entwickelte Realprasenz stellte Ferner predigte er das innere Wort 1527 und stellte sich gegen die kirchliche Christologie und Luthers Lehre von der Rechtfertigung Diese verstand er als einen religios sittlichen Prozess sprach in der Weise der Mystiker von geistlichem Fuhlen der Gnade Gottes und berief sich auf fortwahrende gottliche Eingebung In der Summe ist Schwenckfelds Lehre dem Spiritualismus zuzuordnen Nachdem er 1528 aus seiner Heimat verbannt worden war verlegte er von 1529 bis 1534 seinen Lebensmittelpunkt nach Strassburg wo er unter anderem auf Sebastian Franck und Jakob Kautz traf und lebte anschliessend unter standigen Verfolgungen in Schwaben wo ihn Herzog Ulrich duldete sowie am Rhein In Esslingen fand er im Hause des Erbmarschalls Hans Konrad Thumb und seines Bruders Hans Friedrich Thumb besondere Unterstutzung die auch auf das wurttembergische Land vor allem nach Stetten im Remstal ausgriff Erstmals 1535 verbot der wiedereingesetzte Herzog Ulrich das schwenckfeldische Schrifttum ein Schlichtungsversuch in Tubingen Tubinger Konkordie im gleichen Jahre brachte nur vorubergehend Ruhe Schwenckfeld musste 1539 nach einer Auseinandersetzung mit dem seit 1537 Obersten Praedikanten in Ulm und spateren Tubinger Theologieprofessor Martin Frecht 1494 1556 auf Anordnung des Stadtrates auch aus Ulm weichen 1540 wurde vom Schmalkaldischen Konvent der lutherischen Theologen seine Aburteilung beschlossen Dennoch hatte dies fur Schwenckfeld keine personlichen Konsequenzen da er einflussreiche Freunde hatte etwa Michael Ludwig von Freiberg der ihn 1540 1547 in seinem Schloss Justingen beherbergte Eine Zusammenfassung seiner Ansichten findet sich in dem Bekandtnus und Rechenschaft von den Hauptpunkten des christlichen Glaubens von 1547 Schwer erkrankt starb Schwenckfeld 1561 im Hause der Ulmer Arztin Agatha Streicher in deren Keller er auch sein erstes Grab fand 2 Anhangerschaft Bearbeiten nbsp Schwenkfelder Church in Palm Pennsylvanien US Nach Schwenckfelds Tod sammelten sich seine Anhanger vor allem in Suddeutschland und in Schlesien Wahrend die suddeutschen Schwenckfeldianer vor allem Stadtbewohner waren oder von Adelssitzen stammten wohnten die schlesischen Anhanger des Spiritualisten eher in landlichen Regionen Unter ihnen waren vor allem Bauern und Dorfhandwerker Die Kreise der suddeutschen Schwenckfeldianer die ubrigens auch von Frauen geleitet wurden verschwanden in den Wirren des Dreissigjahrigen Krieges 3 Die schlesischen Schwenckfeldianer bildeten ab der Mitte des 16 Jahrhunderts in der Gegend zwischen Lowenberg Goldberg und Haynau grossere Gemeinden Ab 1725 wurden ihre jesuitischen Gegner mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet Sie durften damit unter anderem Zwangskatechese und Zwangstaufen erteilen In der Nacht vom 14 zum 15 Januar 1726 floh ein Grossteil der Schwenckfeldianer nach Gorlitz und Umgebung Andere gelangten nach Herrnhut und Berthelsdorf zu Nikolaus Ludwig von Zinzendorf Ab 1734 wanderten rund 180 Personen der Schwenckfeldianer uber Altona Haarlem Rotterdam und Plymouth MA nach Pennsylvania aus Dort existieren heute noch sechs Gemeinden mit etwa 2 300 Mitgliedern In Schlesien schlossen sich die verbliebenen Schwenckfeldianer ab 1741 4 der lutherischen Kirche an Als letzter Schwenckfeldianer gilt Melchior Dorn ein Bauer der 1826 in Harpersdorf jetzt Twardocice in Niederschlesien verstarb 5 Werke Auswahl BearbeitenDie reichste handschriftliche Uberlieferung zu Schwenkfeld findet sich in der Confession unnd Erklerung vom Erkandtnus Christi von der nur der erste Teil gedruckt wurde 1541 in Frankfurt Die Vorgeschichte dieses Werkes ergibt sich aus den Auseinandersetzungen mit seinen theologischen Gegnern so veranlasste etwa Martin Frecht Vadian in St Gallen gegen Schwenckfeld zu schreiben Kurz vor dem 12 Juni 1542 erreichte den Ulmer Stadtrat ein Schreiben Schwenckfelds mit der Bitte um Prufung seiner Lehren Der Protokollant spricht dabei auch von einem zugesandten Buch und teilt mit dass besprochen wurde ob die schrift unnd das Buch den predicanten zu zustoellen sey oder nit Am 30 Juni fordert der Rat tatsachlich die Pradikanten zur Stellungnahme auf die zwar nicht erhalten ist aber zweifelsfrei negativ ausfiel Frecht selbst berichtet in einem Schreiben an Vadian dass Schwenckfeld sein Buch auch nach Nurnberg Strassburg und Augsburg sandte wobei die Augsburger es nicht einmal entgegennahmen Die fur die Stadtrate angefertigten Exemplare scheinen alle erhalten zu sein Schwenckfeld hatte bereits ein fruhes Exemplar an Philipp Melanchthon nach Wittenberg gesandt das sich jetzt in der Lippischen Landesbibliothek Detmold befindet ein anderes nach St Gallen an Vadian StB St Gallen 374 Der Codex Cgm 959 der Bayerischen Staatsbibliothek war das Exemplar fur den Nurnberger Stadtrat und tragt die alte Archivsignatur Stat A N 17 die Tubinger Handschrift Md 3 jenes fur Ulm Das an die Zurcher Theologen geschickte Manuskript dieses Werks vgl den Begleitbrief Schwenckfelds vom 16 Jan 1542 liegt in der Zentralbibliothek Zurich Ms Car I 272 und war den Herausgebern des Corpus Schwenckfeldianorum noch nicht bekannt Der Titel der Handschriften lautet ubereinstimmend Von der Herrlichait Christi vnnd seinem erkannt nus Rechenschafft des glaubens unnd Verantwurtung Auf das ausschreiben der gelerten Zu Schmalkald etc Unnd Auf die ant h ilogia D Vadiani An den hochberuhmten M Philippum Melanchton Bestellt Caspar SchwenckfeldBeispiele fur in digitaler Form zugangliche Werke Schwenckfelds De cursu Verbi Dei epistola Thomas Wolffius Basel 1527 urn nbn de bvb 12 bsb11286831 5 Latein digitale sammlungen de Vom Christenlichen Streyt und Ritterschafft Gottes in der Google Buchsuche 1533 De duplici statu officio et cognitione Christi Videlicet secundum carnem in der Google Buchsuche 1546 Auslegung des Evangelii Marci VIII 1547 Ein Gebet zum Herrn Christo in Kriegssnoten und geferlichen zeyten C S 1552 Beschluss unnds Valete auff Flaccii Illyrici letste zwai Schmachbuchlen 1555 Auff das Wirtenbergische Mandat in der Religion C Schwenckenfeld s 1558 Thesaurus Pharmaceuticus 1587 Therio Trophevm Silesiae In qvo Animalium hoc est Qvadrupedum Reptilium Avium Piscium Insectorum natura vis amp usus sex libris perstringuntur Nicolaus Sartorius Liegnitz 1603 urn nbn de bvb 12 bsb11219256 0 Latein digitale sammlungen de Werkausgabe BearbeitenCorpus Schwenckfeldianorum 19 Bande Leipzig spater Pennsburg Pennsylvania 1 1907 19 1961 Literatur BearbeitenGustav Bossert Aus der nebenkirchlichen religiosen Bewegung der Reformationszeit in Wurttemberg Wiedertaufer und Schwenckfelder In Blatter fur wurttembergische Kirchengeschichte Neue Folge Bd 33 1929 ISSN 0341 9479 S 1 41 Ulrich Bubenheimer Schwarzer Buchmarkt in Tubingen und Frankfurt Zur Rezeption nonkonformer Literatur in der Vorgeschichte des Pietismus In Rottenburger Jahrbuch fur Kirchengeschichte Bd 13 1994 ISSN 0722 7531 S 149 163 Ulrich Bubenheimer Schwenckfeld von Ossig Kaspar In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 1215 1235 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Andre Derville Gaspard Schwenkfeld In Dictionnaire de spiritualite Bd 14 Sabbatini System Beauchesne Paris 1990 Sp 451 453 Paul Gerhard Eberlein Ketzer oder Heiliger Caspar von Schwenckfeld der schlesische Reformator und seine Botschaft Studien zur Schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte 6 Ernst Franz Verlag Metzingen 1999 ISBN 3 7722 0300 0 Christian Friedrich David Erdmann Schwenkfeld Kaspar von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 33 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 403 412 Ute Evers Das geistliche Lied der Schwenckfelder Mainzer Studien zur Musikwissenschaft 44 Schneider Tutzing 2007 ISBN 978 3 7952 1222 3 Zugleich Mainz Universitat Dissertation 2005 Thomas Konrad Kuhn Schwenckfeld von Ossig Caspar In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 63 f Digitalisat Arno Mentzel Reuters Tubinger Quellen zum Buchwesen der Schwenckfelder Gemeinden im 16 Jahrhundert In Gutenberg Jahrbuch Bd 70 1995 S 311 318 Gunter Muhlpfort Schwenkfeld und die Schwenkfelder ihr Mittelweg als Alternative Von gewaltloser deutscher Radikalreformation zur amerikanischen Freikirche In Gunter Vogler Hrsg Wegscheiden der Reformation Alternatives Denken vom 16 bis zum 18 Jahrhundert Bohlau Weimar 1994 ISBN 3 7400 0832 6 S 115 150 Schwenckfeld Caspar von In Heinz Scheible Hrsg Melanchthons Briefwechsel Band 15 Personen S Stuttgart Bad Cannstatt 2021 S 263 266 Selina Gerhard Schultz Caspar Schwenckfeld von Ossig 1489 1561 Spiritual Interpreter of Christianity Apostle of the Middle Way Pioneer in Modern Religious Thought The Board of Publication of the Schwenckfelder Church Norristown PA 1947 Douglas H Shantz Crautwald and Erasmus A Study in Humanism and Radical Reform in Sixteenth Century Silesia Bibliotheca dissidentium Scripta et studia 4 Koerner Baden Baden u a 1992 ISBN 3 87320 884 9 Johann Nepomuk von Vanotti Ein Beitrag zur Geschichte der Schwenkfeldischen Sekte in Wurtemberg mit einem Auszug aus dem Testamente Hans Pleykard von Freyberg zu Justingen aus dem Jahre 1605 6 In Wurtembergische Jahrbucher fur vaterlandische Geschichte Geographie Statistik und Topographie Jg 1827 ZDB ID 243531 7 S 200 218 Franz Michael Weber Kaspar Schwenckfeld und seine Anhanger in den freybergischen Herrschaften Justingen und Opfingen Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte im Alb Donau Raum Veroffentlichungen der Kommission fur Geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen 19 ISSN 0521 9884 Kohlhammer Stuttgart 1962 Zugleich Freiburg Breisgau Universitat Dissertation 1958 als Kaspar Schwenckfeld und seine Lehre in den freybergischen Herrschaften Justingen und Opfingen Horst Weigelt Von Schlesien nach Amerika Die Geschichte des Schwenckfeldertums Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte 14 Bohlau Koln u a 2007 ISBN 978 3 412 07106 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Kaspar Schwenckfeld Quellen und Volltexte Literatur von und uber Kaspar Schwenckfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Kaspar Schwenckfeld in der Deutschen Digitalen Bibliothek Emmet McLaughlin Schwenckfeld Kaspar von In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 William Klassen Peter C Erb Schwenckfeld Caspar von In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Schwenkfelder Library amp Heritage Center Central Schwenkfelder Church Worcester Pennsylvania Caspar Schwenckfeld Von der Herlichait Christi vnnd seinem Erkhanntnus Rechenschaft des glaubenns vnd Verantwurtung Auff das Ausschreibenn der Gelerten Zu Schmalckhald vnnd auff die Antilogia D Vadiani ann den hochberuempten Philippum Melanchton gestellt in der Lippischen LandesbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kunstdenkmaler in der Ossiger Kirche Abgerufen am 30 Dezember 2019 Lore Sporhan Krempel Agatha Streicher Arztin von Ulm um 1520 1581 In Diethard E Klein Hrsg Schwabische Frauenbilder Stieglitz u a Muhlacker u a 1986 ISBN 3 7987 0268 3 S 27 26 hier S 36 Emmet McLaughlin Schwenckfeld Kaspar von In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Besetzung Schlesiens durch Preussen Horst Weigelt Zinzendorf und die Schwenckfelder In Martin Brecht Paul Peucker Hrsg Neue Aspekte der Zinzendorf Forschung Arbeiten zur Geschichte des Pietismus 47 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 55832 5 S 64 83 Normdaten Person GND 118612190 lobid OGND AKS LCCN n50003897 VIAF 47554862 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwenckfeld KasparALTERNATIVNAMEN Schwenckfeld von Ossig Kaspar vollstandiger Name Ossig Kaspar Schwenkfeld von Schwenckfeld Caspar von Schwenckfeld Kaspar von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG schlesischer Reformator und religioser SchriftstellerGEBURTSDATUM 1490GEBURTSORT Ossig bei LubenSTERBEDATUM 10 Dezember 1561STERBEORT Ulm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaspar Schwenckfeld amp oldid 233212605