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Die Wittenberger Konkordie Formula Concordiae Lutheri et Buceri ist eine massgeblich von Philipp Melanchthon gepragte schriftliche theologische Ubereinkunft reformatorischer Theologen vom 26 Mai 1536 die die Differenzen zwischen den Wittenberger Theologen um Luther und den Vertretern der Schweizer und sogenannten oberdeutschen Reformation im Verstandnis des Abendmahls uberbrucken sollte Inhaltsverzeichnis 1 Teilnehmer 2 Anlass Verlauf und Ergebnis 3 Stellenwert und Folgen 4 Siehe auch 5 Quelle 6 LiteraturTeilnehmer Bearbeiten nbsp Martin BucerAn den Verhandlungen vom 21 Mai bis 28 Mai 1536 in Wittenberg nahmen teil die Wittenberger Martin Luther Philipp Melanchthon Johannes Bugenhagen Caspar Cruciger der Altere Matthaus Alber und Johannes Schradin aus Reutlingen Jacob Otter aus Esslingen am Neckar Johann Bernhard aus Frankfurt am Main Martin Bucer und Wolfgang Capito aus Strassburg Martin Frecht aus Ulm Justus Menius aus Eisenach Friedrich Myconius aus Gotha Wolfgang Musculus und Bonifacius Wolfhart aus Augsburg Gervasius Schuler aus Memmingen und der erst spater eingetroffene Johannes Zwick aus Konstanz Ursprunglich sollten auch Johannes Brenz Erhard Schnepf Justus Jonas der Altere und Andreas Osiander mit einbezogen werden Jonas war jedoch mit Angelegenheiten in Naumburg gebunden und unterzeichnete die Konkordie nachtraglich Anlass Verlauf und Ergebnis BearbeitenZiel des Treffens in Wittenberg war es den seit 1525 schwelenden innerreformatorischen Abendmahlsstreit beizulegen der vor allem zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli sowie ihren beiderseitigen Anhangern ausgefochten wurde Luther vertrat gestutzt auf Mk 14 22 LUT die Auffassung dass in Brot und Wein Christi Leib und Blut real gegenwartig sei Realprasenz Fur Zwingli und seine Anhanger war das Abendmahl dagegen nur ein Erinnerungsmahl bei dem Christus basierend auf 1 Kor 11 23 26 NGU in geistlicher Weise prasent ist Dieses Verstandnis war auch bei den Vertretern der Stadte Oberdeutschlands zwischen Augsburg und Strassburg vorherrschend Bucer hatte sich seit dem Marburger Religionsgesprach 1529 und verstarkt seit Zwinglis Tod 1531 um einen Ausgleich bemuht war jedoch bei beiden Seiten auf Ablehnung gestossen Ein Durchbruch wurde erst erreicht als sich 1534 die mit der Reformation im Herzogtum Wurttemberg beauftragten Erhard Schnepf ein Lutheraner und Ambrosius Blarer ein gemassigter Zwinglianer auf eine gemeinsame Formel die sogenannte Stuttgarter Konkordie geeinigt hatten Zu einer weiteren Ubereinkunft kamen Bucer und Melanchthon Ende 1534 in Kassel Bucer versuchte im Februar 1536 auch die Schweizer Theologen zu einer Beteiligung an der sich abzeichnenden Einigung zu gewinnen Sie entschlossen sich jedoch nicht personlich nach Eisenach zu reisen dem zunachst vereinbarten Verhandlungsort sondern nur von Bucer die Confessio Helvetica Prior als ihr Bekenntnis vom Abendmahl vorlegen zu lassen Weil Luther krankheitsbedingt nicht reisen konnte wurde das Treffen kurzfristig von Eisenach nach Wittenberg verlegt Nach dem Eintreffen der Disputanten am 21 Mai begann man am 22 Mai mit den Verhandlungen Dabei suchten Capito und Bucer Luther auf Bucer schilderte Luther wie er bereits versucht habe die Konkordie zwischen der Wittenberger und der so genannten oberdeutschen Abendmahlsauslegung zustandezubringen Im Hause Luthers legte man sich auf die Verhandlungspunkte fest wobei Luther Zwinglis Schriften kritisierte Bucer versuchte weiter vermittelnd einzugreifen und verwies auf die Confessio Augustana und der Apologie der Confessio Augustana mit dem Hinweis von der Abgrenzung der papstlichen Sakramentslehre Am 23 Mai gingen die Verhandlungen weiter Bucer stellte dabei Ubereinstimmung mit den Wittenberger Theologen fest und auf Vorschlag Bugenhagens wurde sodann im Rekurs des biblischen Sprachgebrauchs die Einstellung zum Abendmahl prazisiert Jedoch bestanden weiterhin Differenzen zwischen den Oberdeutschen und Luthers Interpretation der Abendmahlslehre die Luther jedoch zunachst akzeptierte Nach einer Glaubensbefragung der oberdeutschen Reformatoren sagte Luther zu Einigkeit zu erkennen Daraufhin wurde Melanchthon beauftragt die Abendmahlsubereinkunft zu definieren Am 26 Mai wurde die Formel die als Formula Concordiae Lutheri et Buceri uberliefert ist allen Beteiligten vorgelegt und angenommen Weitere Beratungsthemen der folgenden Tage waren die Taufe Absolution Schule und das uberaus sensible Thema einer Reformierung der Obrigkeit Das Ergebnis der Beratungen wurde schriftlich festgehalten und von Luther Bugenhagen Melanchthon und Cruciger unterzeichnet Am 27 Mai wurde das Bekenntnis der Schweizer erortert Luther ausserte seine Verwunderung uber ihr Interesse an der Konkordie manches an dem Bekenntnis aber erschien ihm unklar deshalb solle uber ihren Beitritt zur Konkordie weiter verhandelt werden Die Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie als Formula Concordiae erfolgte am 28 Mai Mit Ausnahme des Konstanzer Predigers Zwick der vorschutzte dazu nicht legitimiert zu sein nahmen die oberdeutschen Stadte die Konkordie an Alle Beteiligten unterschrieben Spatere Versuche auch die Schweizer evangelischen Kantone zum Beitritt zu bewegen scheiterten vor allem am Widerstand Heinrich Bullingers dem Nachfolger Zwinglis als Fuhrer der Zurcher Reformation Stellenwert und Folgen BearbeitenDer theologische Lehrunterschied fuhrte schliesslich zu einer Auseinanderentwicklung zwischen deutscher und schweizerischer Reformation und begrundete somit sekundar auch die Sonderstellung des Calvinismus die etwa angesichts der reformierten Konfessionsbildung in Frankreich eine europaische Dimension annehmen sollte Die deutsche Richtung der Reformation blieb dagegen trotz fortwahrender Diskussionen uber dogmatisch sakramentale Fragen insbesondere nach Luthers Tod 1546 vergleichsweise geschlossen Die auf Drangen der prominenteren protestantischen Reichsfursten forcierte Konkordie forderte somit die Konsolidierung des Schmalkaldischen Bundes gegen die katholischen Widersacher um Kaiser Karl V der sich seit Mitte der 1540er Jahre mit Planen zur religiosen politisch rechtlichen und materiellen Rekatholisierung in den evangelisch gewordenen Reichsteilen trug Siehe auch BearbeitenIrenik Konkordienbuch KonkordienformelQuelle BearbeitenRobert Stupperich Hrsg Martini Buceri opera omnia Serie 1 Deutsche Schriften Band 6 1 Robert Stupperich Wittenberger Konkordie 1536 Schriften zur Wittenberger Konkordie 1534 1537 Mohn u a Gutersloh 1988 ISBN 3 579 04384 6 Henning Reinhardt Das Itinerar des Wolfgang Musculus 1536 In Archiv fur Reformationsgeschichte ARG 97 2006 S 28 82 Literatur BearbeitenErnst Bizer Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16 Jahrhundert 3 unveranderte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 ISBN 3 534 05929 8 Beitrage zur Forderung christlicher Theologie 46 Ernst Bizer Martin Butzer und der Abendmahlsstreit In Archiv fur Reformationsgeschichte 35 1938 S 203 und Bd 36 1939 S 68 Martin Friedrich Heinrich Bullinger und die Wittenberger Konkordie Ein Okumeniker im Streit um das Abendmahl In Zwingliana 24 1997 ISSN 0254 4407 S 59 79 online PDF 1 34 MB Thomas Kaufmann Wittenberger Konkordie In Theologische Realenzyklopadie TRE 36 2004 S 243 251 Henning Reinhardt Martin Luther und die Wittenberger Konkordie 1536 Beitrage zur historischen Theologie Bd 201 Mohr Siebeck Tubingen 2021 Eick Sternhagen Melanchthons Abendmahlsverstandnis unter besonderer Berucksichtigung der Confessio Augustana variata von 1540 und dessen Bedeutung fur den Erhalt des Protestantismus In Gunter Frank Hrsg Fragmenta Melanchthoniana Band 1 Zur Geistesgeschichte des Mittelalters und der fruhen Neuzeit Verlag Regionalkultur Heidelberg u a 2003 ISBN 3 89735 228 1 S 121 134 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wittenberger Konkordie amp oldid 234465009