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Das Zutrinken stellt eine rituelle Art des Alkoholkonsums dar wobei der Zutrinkende durch das Zutrinken einer anderen Person oder einer Personengruppe durch die Widmung des Trunks eine Ehre angedeihen lassen will Es ist damit ein Teil der Trinkkultur und gilt neben der bereits im Alten Testament beschriebenen Begrussung mit Brot und Wein als einer der altesten Trinkbrauche der Menschheit Gegenseitiges Zutrinken mit Bier Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zutrinken bei Studentenverbindungen 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSoweit in einer Kultur Alkohol verbreitet ist kam es in mehr oder weniger grossem Umfang zu gesellschaftlichen Reglementierungen und Ritualisierungen des Alkoholkonsums haufig in Verbindungen zu religiosen Vorstellungen Im Alkoholrausch so vermeinten Menschen fruherer Kulturen wurden die Gotter zu ihnen sprechen Dies wurde dann in Trinkgelagen praktiziert War der Trunk zunachst hierbei den Gottern gewidmet wurden bald die Verstorbenen und schliesslich die Lebenden einbezogen und es kam zu der Sitte des Zutrinkens wobei sich der Brauch mehr und mehr profanierte 1 Trotzdem galt dass ein dargebotenes Getrank nicht abgelehnt werden durfte und ein Zutrinken eines anderen auch erwidert werden sollte Solange die anderen tranken durfte ein Mann sich nicht zuruckziehen und sei es bis zur Grenze der Bewusstlosigkeit Hierdurch sollte sich ein Mann als stark erweisen Das Nichterwidern des Zutrinkens konnte als Beleidigung aufgefasst werden Die Folge des Nichtmithaltens konnten soziale gesellschaftliche wirtschaftliche Ausgrenzung und auch physische Angriffe bis hin zum Totschlag sein Eine gewisse Rolle spielte hierbei auch die Uberzeugung dass unter Alkoholeinfluss der wahre Charakter eines Menschen sich zeige In vino veritas Frauen unterlagen diesem Zwang nicht im gleichen Masse ihr Alkoholkonsum wurde auch wegen der damit einhergehenden Enthemmung durchaus kritischer betrachtet Im Mittelalter war die Wasserqualitat vor allem in den Stadten niedrig und die Keimbelastung hoch Da Alkohol keimtotend wirkt war der Genuss alkoholischer Getranke mit einem geringeren gesundheitlichen Risiko verbunden da die Wahrscheinlichkeit von Infektionen erheblich verringert wurde So wurden Wein und vor allem Bier zu Volksnahrungsmitteln Im Spatmittelalter und der beginnenden Fruhen Neuzeit kam es im deutschsprachigen Raum in der Folge zu Rekordhohen des Alkoholverbrauchs mit entsprechenden Gelagen Diese arteten dann wegen des sozialen Zwangs zum Zutrinken auch aus Zum Teil mussten sogar Dienstboten stellvertretend fur ihre Herren zutrinken Grimmelshausen etwa berichtete wie ihm beim Zutrinken oft der Angstschweiss ausbrach doch es musste gesoffen sein Derartige Sitten hielten sich teilweise bis hinein ins 18 Jahrhundert Im stark religios gefarbten Klima im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation wurde dann von katholischer wie von protestantischer Seite aber auch durch die Humanisten gegen den Teufel Alkohol gepredigt Stark im Mittelpunkt dieser Bestrebungen stand dabei gerade das ausartende Zutrinken damals auch Bescheidtun genannt bis zur Bewusstlosigkeit Martin Luther sprach etwa von der Teufflischen gewohnheit des uberschwencklichen zutrinckens Allerdings nur mit massigem Erfolg Zuruckgegriffen wurde etwa auf die Kirchenvater Augustinus und Basilius aber auch auf humanistische Lehren des Neu Stoizismus und Neu Aristotelismus Im Mittelpunkt der damaligen Uberlegungen standen allerdings weniger modernere Gesichtspunkte wie Volksgesundheit oder Jugendschutz sondern Befurchtungen dass die christliche Massigkeit und Nuchternheit aber auch offentliche Sitten und okonomische Stabilitat durch die Saufexzesse beeintrachtigt werden konnten Es entstanden ganze Bucher gegen das Zutrinken wie etwa Johannes Freiherr zu Schwarzenberg und Hohenlandsbergs 1463 1528 Vom zutrincken Laster und missbrauch die schentlichen darauss Erfolgen Damit yetz die gantz Teutsch Nation befleckt ist von 1523 nbsp Jus Potandi oder ZechRecht Titelblatt der deutschen Ausgabe von 1616 In der Folge wurde die Reglementierung auch Gegenstand der juristischen Fachliteratur und spater der Gesetzgebung es bildete sich das Zechrecht heraus Auf Reichsebene erfolgt zunachst der Reichsabschied von Worms 1495 die folgenden Reichsabschiede von Lindau 1497 und Freiburg 1498 wandten sich nochmals speziell gegen das Zutrinken ebenso die Reichstage von Augsburg 1500 Trier und Koln 1512 Auch die auf den Reichstagen von 1530 1548 und 1577 verabschiedeten und fortgeschriebenen Reichspolizeiordnungen waren gegen das ubermassige Trink und Zutrinken gerichtet Da es im Heiligen Romischen Reich keine Reichsexekution gab musste die Reichsgesetzgebung um Wirkung entfalten zu konnen in das Landrecht der Territorialstaaten umgesetzt werden Das geschah in unterschiedlichem Umfang aber letztlich flachendeckend Bereits 1495 verbot eine badische Landesordnung das Zutrinken im Gebiet Bambergs wurden ab 1516 Zutrinker und die das Zutrinken duldenden Wirte mit drei rheinischen Gulden und falls diese nicht aufzutreiben waren mit drei Tagen bei Wasser und Brot bestraft im Wiederholungsfall sollte sich die Strafe verdoppeln Ahnliche Regelungen fanden sich 1531 in Konstanz gegen Zutrinken und Zechen in der preussischen Landesordnung von 1577 gegen unmessige Seuferei in der wurttembergischen Landesordnung von 1621 gegen das volltrinken in der Landesordnung von 1666 von Sachsen Gotha wider das Voll Zu und Gleichsaufen Eine bayrische Landordnung von 1531 verbot in ihrem Artikel 3 das Zutrinken an den Malzeitn und bezog auch den Wirt in die Bestrafung mit ein nbsp Gegenseitiges Zutrinken mit Anstossen der Glaser 1959 Seit dem 18 Jahrhundert ist die heutige Form des Zutrinkens im deutschsprachigen Raum nachzuweisen der die Verwendungen von Formeln wie Prosit vorsieht Hierzu gehort heutzutage ublicherweise auch das Anstossen mit den Glasern bei dem sich die Zutrinkenden gegenseitig zutrinken Zutrinken bei Studentenverbindungen Bearbeiten nbsp Georg Muhlberg Schmollis antragend um 1900 Hauptartikel Bier Comment Unter Zutrinken versteht man in Studentenverbindungen eine studentische Ehrung die ein Couleurstudent einem anderen dadurch erweist dass er ihm zu Ehren eine gewisse Stoffmenge in der Regel Bier trinkt Dies geschieht gemass dem Bier Comment beispielsweise mit den Worten Lieber Bundesbruder bzw Farbenbruder etc Couleurname ich bringe Dir einen breiten Streifen Dem durch Zutrinken Geehrten ist es anheimgestellt ob er dem Ehrenden nachkommt und ihn damit seinerseits ehren will Bei einigen Verbindungen muss der Geehrte ebenfalls zutrinken und den Gruss erwidern Bei einigen Verbindungen konnen Fuchse Burschen nur uber den Fuchsmajor zutrinken untereinander jedoch sich selbst Im Gegensatz zum Salamander muss das Zutrinken nicht kommandiert werden und kann wahrend jedem Kolloquium also im Rahmen von Kneipen und Kommersen stattfinden Der Salamander ist ein besonders ritualisiertes Zuprosten Ein Salamander wird zu Ehren von Festgasten der Verbindung oder besonders verdienten Bundesbrudern gerieben Auch beim Todesfall ist ein Trauersalamander zu Ehren des Verstorbenen ublich Bei praktisch allen Verbindungsarten d h CV Verbindungen Corps Burschenschaften Landsmannschaften Damenverbindungen etc werden ahnliche Zutrink Rituale praktiziert es variieren jedoch die Haufigkeit des Salamander Rituals und des allgemeinen Zuprostens ausserordentlich stark Auch ist es bei manchen Verbindungen ublich nicht alkoholische Getranke zum Zutrinken zu verwenden Siehe auch BearbeitenTrinkkultur in Europa TrinkgelageWeblinks BearbeitenHilde Weiss Ein kurzer Abriss der Trinksitten im EXTRA Lexikon der Wiener Zeitung Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Hasso Spode Alkoholika Bier Spirituosen Wein in Thomas Hengartner Christoph Merki Hrsg Genussmittel Ein kulturgeschichtliches Handbuch Campus Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 593 36337 2 S 25 80 hier S 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zutrinken amp oldid 197519224