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Der Rosenstrassen Protest war die grosste spontane Protestdemonstration im Deutschen Reich wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Ende Februar Anfang Marz 1943 verlangten arische Ehepartner aus Mischehen und andere Angehorige von verhafteten Juden in Berlin diese freizulassen Skulpturengruppe von Ingeborg Hunzinger und Anna Franziska Schwarzbach zum Rosenstrassen Protest in Berlin Mitte 1995 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Ergebnis 3 Deutungen 4 Rezeption 4 1 Denkmaler 4 2 Film 5 Literatur 5 1 Bucher 5 2 Aufsatze und Artikel 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerlauf Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Rosenstrasse 2 in Berlin MitteAm 27 Februar 1943 begannen SS und Gestapo in der Fabrikaktion die noch verbliebenen Berliner Juden zu verhaften und sie zur Durchschleusung 1 in mehrere Sammellager zu bringen Unter den mehr als 8000 Verhafteten befanden sich zahlreiche Partner aus deutschblutig judischen Mischehen und Geltungsjuden Diese etwa 2 000 Personen wurden aussortiert und in das Gebaude der ehemaligen Behorde fur Wohlfahrtswesen und Jugendfursorge der Judischen Gemeinde verbracht das sich in Berlin Mitte in der Rosenstrasse 2 4 dicht beim Alexanderplatz befand Bereits am Abend des 27 Februar bildete sich vor dem Gebaude eine Menschenmenge die sich vorwiegend aus Frauen und anderen Angehorigen der Inhaftierten zusammensetzte Zeitweilig wurde unuberhorbar die Freilassung der Inhaftierten gefordert Auch in den nachsten Tagen blieb diese Menschenansammlung aus mehreren hundert standig wechselnden Teilnehmerinnen bestehen Die Polizei forderte die Frauen mehrfach auf die Strasse zu verlassen Doch wichen diese nur in Seitenstrassen aus um kurz danach zuruckzukommen Es gibt Zeugenaussagen nach denen die Polizei auch mit dem Einsatz von Waffengewalt drohte oder gar einige der Demonstrantinnen verhaftete Beides wird jedoch nicht durch weitere Zeugen oder andere Quellen bestatigt und ist daher unter Historikern umstritten Ergebnis BearbeitenAm 5 Marz wurden 25 der Inhaftierten aus der Rosenstrasse zur Zwangsarbeit in das KZ Auschwitz III Monowitz deportiert Diese wurden jedoch nach wenigen Wochen zuruckgeholt und entlassen Offenbar hatten ubereifrige Gestapobeamte die Vorgaben des Reichssicherheitshauptamtes RSHA nicht eingehalten nach denen bestimmte Gruppen von der Deportation verschont bleiben sollten Schon seit dem 2 Marz und fortlaufend in den beiden nachsten Wochen wurden die in der Rosenstrasse versammelten Juden aus Mischehen sowie Geltungsjuden und einige Ausnahmefalle nacheinander freigelassen Wahrscheinlich kamen fast alle dieser 2 000 in die Rosenstrasse verlegten Personen wieder frei nachdem ihre Angaben zeitaufwendig uberpruft worden waren und ihr Status zweifelsfrei feststand Von den 6 000 Juden die in den anderen Sammellagern inhaftiert waren wurden einige nach Theresienstadt deportiert Die meisten wurden jedoch in das KZ Auschwitz Birkenau verschleppt und dort grosstenteils sofort ermordet Die aus dem Gewahrsam in der Rosenstrasse Entlassenen mussten sich beim Arbeitsamt melden und wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet Vielen wurde eine Arbeit bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und deren Einrichtungen zugewiesen Dort ersetzten sie volljudische Arbeitskrafte die deportiert worden waren Deutungen Bearbeiten nbsp Gedenk Litfasssaule in der Rosenstrasse 2006Dieses Vorgehen stimmt mit einer schriftlichen Anweisung des Reichssicherheitshauptamts vom 20 Februar 1943 uberein nach der in Mischehe lebende Juden sowie ahnliche andere genau definierte Gruppen von der Deportation ausgenommen werden sollten 2 Folgerichtig fand die dazu erforderliche Uberprufung im Gebaude Rosenstrasse 2 4 statt Der Historiker Wolf Gruner weist darauf hin dass nur ein geringer Teil der insgesamt 8 000 in Mischehe lebenden Juden verhaftet worden war Uber ihre Deportation konnte auch nach der Wannseekonferenz zwischen der SS den beteiligten Reichsministerien und der Reichskanzlei keine Einigkeit erzielt werden Diese Quellen und Argumente widersprechen der weit verbreiteten Ansicht der Protest mutiger Frauen habe ursachlich zur Freilassung der inhaftierten Juden aus Mischehen gefuhrt Vereinzelt wird die Freilassung auch auf eine Intervention von Adolf Kardinal Bertram zuruckgefuhrt 3 Andere Forscher stutzen sich auf Aussagen von Zeitzeugen die jedoch widerspruchlich sind Sie nehmen an dass Joseph Goebbels personlich die Freilassung erwirkte um die fortdauernden Unruhen zu beenden und zitieren seinen Tagebucheintrag vom 6 Marz Gerade in diesem Augenblick nach schweren Zerstorungen durch Bombenangriffe halt der SD es fur gunstig in der Judenevakuierung fortzufahren Es haben sich da leider etwas unliebsame Szenen vor einem judischen Altersheim abgespielt wo die Bevolkerung sich in grosserer Menge ansammelte und zum Teil sogar fur die Juden Partei ergriff Ich gebe dem SD Auftrag die Judenevakuierung nicht ausgerechnet in einer so kritischen Zeit fortzusetzen Wir wollen uns das lieber noch einige Wochen aufsparen dann konnen wir es umso grundlicher durchfuhren 4 Auf diese Quelle stutzt sich die Annahme Goebbels habe die Aktion aufgrund des Protestes einstellen lassen Tatsachlich wurde sie jedoch beschleunigt nach den ursprunglichen Anweisungen fortgefuhrt Am 11 Marz 1943 beanstandete Goebbels lediglich die verfruhte Verhaftung von Juden aus privilegierten Mischehen Die Evakuierung der Juden aus Berlin hat doch zu manchen Misshelligkeiten gefuhrt Leider sind dabei auch die Juden und Judinnen aus privilegierten Ehen zuerst mit verhaftet worden was zu grosser Angst und Verwirrung gefuhrt hat 5 Rezeption Bearbeiten nbsp Skulptur Block der Frauen Teilansicht 2009Denkmaler Bearbeiten Zum Gedenken an die Ereignisse wurden in der Berliner Rosenstrasse einige Monumente errichtet Eine Gedenk Litfasssaule Der Block der Frauen eine mehrteilige Skulptur von Ingeborg Hunzinger 1995 eingeweiht Film Bearbeiten Die Ereignisse des Rosenstrassen Protestes wurden 2003 von Margarethe von Trotta unter dem Titel Rosenstrasse verfilmt Kritiker wie Beate Meyer bemangelten eine verzerrende Darstellung der historischen Tatsachen Literatur BearbeitenBucher Bearbeiten Wolf Gruner Widerstand in der Rosenstrasse Die Fabrik Aktion und die Verfolgung der Mischehen 1943 Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16883 X Antonia Leugers Hrsg Berlin Rosenstrasse 2 4 Protest in der NS Diktatur Neue Forschungen zum Frauenprotest in der Rosenstrasse 1943 Annweiler 2005 ISBN 3 89857 187 4 Nathan Stoltzfus Widerstand des Herzens Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstrasse 1943 Munchen 1999 Vera Friedlander Spate Notizen Verlag Neues Leben Berlin DDR 1980 Neu aufgelegt als Man kann nicht eine halbe Judin sein Agimos Verlag Kiel 1993 Gernot Jochheim Frauenprotest in der Rosenstrasse Berlin 1943 Berichte Dokumente Hintergrunde Hentrich amp Hentrich Verlag Berlin 2002 ISBN 978 3 933471 26 0 Nina Schroder Hitlers unbeugsame Gegnerinnen Munchen 1997 Aufsatze und Artikel Bearbeiten Wolfgang Benz Kitsch as Kitsch can Kritik an der Rosenstrasse In Suddeutsche Zeitung 18 September 2003 Rainer Decker Rezension zu Nathan Stoltzfus Widerstand des Herzens Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstrasse 1943 In H Soz Kult 13 Mai 2000 online S Frohlich Rezension N Stoltzfus Widerstand des Herzens Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstrasse 1943 In Frankfurter Allgemeine Zeitung 18 August 1999 Wolf Gruner Die Fabrik Aktion und die Ereignisse in der Berliner Rosenstrasse Fakten und Fiktionen um den 27 Februar 1943 In Jahrbuch fur Antisemitismusforschung 11 2002 S 137 177 Wolf Gruner The Factory Action and the Events at the Rosenstrasse in Berlin Facts and Fictions about 27 February 1943 Sixty Years Later In Central European History CEH 36 2003 S 178 208 Wolf Gruner Ein Historikerstreit Die Internierung der Juden aus Mischehen in der Rosenstrasse 1943 Das Ereignis seine Diskussion und seine Geschichte In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 52 2004 S 5 22 Sven Felix Kellerhoff Getan haben wir gar nichts Nach 60 Jahren Historiker darunter Wolf Gruner rucken den Protest in der Rosenstrasse in neues Licht In Berliner Morgenpost 25 Februar 2003 Beate Meyer Geschichte im Film Judenverfolgung Mischehen und der Protest in der Rosenstrasse 1943 In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 52 2004 S 23 36 Regina Scheer Burstenfabrik Otto Weidt In Temperamente 3 1984 Berlin DDR S 62 75 Diana Schulle Gebt unsere Manner frei In Beate Meyer Hermann Simon Hrsg Juden in Berlin 1938 1945 Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum Mai bis August 2000 Berlin 2000 S 159 168 Nathan Stoltzfus Jemand war fur mich da Der Aufstand der Frauen in der Rosenstrasse In Die Zeit Nr 30 1989 Nathan Stoltzfus Fur diese Christen war das die Heldentat ihres Lebens Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstrasse In Frankfurter Rundschau 20 Marz 1999 Nathan Stoltzfus Die Wahrheit jenseits der Akten Wer nur den NS Dokumenten vertraut verkennt den Widerstand der Deutschen Anmerkungen zum Historikerstreit um die Rosenstrasse In Die Zeit Nr 45 2003 Georg Zivier Der Aufstand der Frauen In Sie Wochenzeitung fur Frauenrecht und Menschenrecht Nr 2 1945 S 1 f Onlineversion hier abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rosenstrasse Protest Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Frauenprotest in der Rosenstrasse Private Website mit Dokumenten Informationen Interviews und Fotos Frauenprotest in der Rosenstrasse 27 Februar 1943 Mythos und Wirklichkeit der Fabrikaktion haGalil 10 November 2002 Neue Forschungsergebnisse von Neander 2005 Topographie des Terrors Dokumente Memento vom 6 Marz 2009 im Internet Archive Nathan Stoltzfus Widerstand im Nationalsozialismus Helden ohne Namen In Einestages Spiegel Online 28 Februar 2008 Frauenproteste gegen Deportation Gebt unsere Manner frei In Einestages Spiegel OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Terminus der Gestapo siehe Akin Jah Die Berliner Sammellager im Kontext der Judendeportationen 1941 1945 In Zeitschrift fur Geschichtsforschung 61 2013 H 3 S 211 korr uberarb Version online Wolf Gruner Widerstand in der Rosenstrasse Die Fabrik Aktion und die Verfolgung der Mischehen 1943 Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16883 X S 50 f Ursula Buttner Die anderen Christen In Beate Kosmala Claudia Schoppmann Hrsg Uberleben im Untergrund Berlin 2002 ISBN 3 932482 86 7 knapp erwahnt auf S 134 Elke Frohlich Hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Teil II Band 7 Januar bis Marz 1943 Berlin u a 1993 ISBN 3 598 22138 X Elke Frohlich Hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosenstrassen Protest amp oldid 233984947