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St Kunigunde auch Kunigundenkirche ist eine der beiden evangelisch lutherischen Stadtkirchen in Rochlitz in Sachsen Namenspatronin ist die heilige Kunigunde die Gemahlin des heiligen Kaisers Heinrichs II Die Kirche ist kunsthistorisch beruhmt fur ihren spatgotischen aussen reich verzierten Chor und die Fassade des sudlichen Seitenschiffes aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts Die Kunigundenkirche von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Orgel 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLage BearbeitenDie Kunigundenkirche liegt am Kunigundenplatz am ostlichen Ende des grossen Platzgebildes der Rochlitzer Altstadt dessen westliches Ende der Markt ist Vom Topfmarkt fuhrt die Kirchgasse direkt auf das Westportal der Kirche Sudlich der Kirche verlauft die Kunigundenstrasse die ehemals gleich hinter der Kirche durch das Untertor fuhrte das die Stadtgrenze markierte Geschichte Bearbeiten nbsp St Kunigunde O vor dem Dreissigjahrigen Krieg Ausschnitt aus einem Stich von Merian von 1650 nbsp St Kunigunde vor dem Untertor um 1830Der zunachst romanische Bau der Kunigundenkirche entstand mit der planmassigen Anlage der Ratsstadt Rochlitz am Ende des 12 Jahrhunderts Die Weihe wird wegen der Namensgebung kurz nach 1200 vermutet da die Heiligsprechung von Kunigunde im Jahre 1200 erfolgte Die Kirche war zunachst eine Filialkirche von St Petri und erhielt die vollen Pfarrrechte erst 1546 wodurch sie offiziell zur zweiten Stadtkirche wurde Von der romanischen Kirche sind die ersten vier Geschosse der ausseren beiden Teile der Turmfront erhalten die aus Schiefergestein errichtet sind Um 1417 wurde ein aufwandiger spatgotischer Neubau begonnen und durch die Hussitenkriege unterbrochen etwa 1476 fertig gestellt Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist die reich durch Masswerk und weitere Schmuckelemente vierzierte Fassade des neuen Chores und des sudlichen Seitenschiffes Der neue Bau hatte zwei spitze Turme auf den romanischen Bauteilen und ein gemeinsames Dach uber Langhaus und Chor Die Seitenschiffe trugen uber jedem Joch einen Zwerchgiebel mit Querdach siehe Merian Abbildung 1513 kam der Flugelaltar in die Kirche 1515 die erste Orgel Die spitzen Turme hielten sich bis ins 17 Jahrhundert 1681 vernichtete ein Stadtbrand die Turme und alle holzernen Aufbauten Beim Wiederaufbau entschied man sich 1688 fur nur einen Mittelturm in nahezu der heute noch vorhandenen barocken Form Es entstanden die beiden getrennten Dacher fur Langhaus und Chor und der Eingangsbau vor der Westfront wurde errichtet Nach einem neuerlichen Brand 1804 wurde der Achteckaufsatz nochmals neu erbaut Von 1862 bis 1864 wurde das Innere der Kunigundenkirche im Sinne der Denkmalpflege des 19 Jahrhunderts grundlegend umgestaltet Die nach 1688 entstandene barocke Ausstattung verschwand 1920 wurde im sudlichen Seitenbogen der Orgelempore eine pneumatische Orgel der Rochlitzer Orgelbaufirma Schmeisser eingebaut 1933 bis 1935 erfolgte eine weitere Restaurierung Dabei wurden die Seitenemporen entfernt neues Gestuhl und eine neue Orgelempore eingebaut sowie eine Bemalung ausgefuhrt die sich an der teilweise freigelegten spatgotischen Gestaltung orientierte Bei Ausgrabungen wurden die romanischen Fundamente des Vorgangerbaus gefunden Nach 1990 erfolgten weitere Erhaltungsmassnahmen 2002 konnten die Sanierung des Daches und die Restaurierung des Flugelaltars abgeschlossen werden Von 2010 bis 2013 wurde die Orgel saniert Baubeschreibung BearbeitenDas aussere Erscheinungsbild der Kunigundenkirche ist zweigeteilt Nach Westen erhebt sich ein massiver weiss verputzter Baukorper mit einem Mittelturm an den sich nach Osten ein vollstandig aus dem rotlichen Rochlitzer Porphyr bestehendes Kirchengebaude anschliesst Die Westfront mit Gliederungen aus Rochlitzer Porphyr ist dreigeteilt wobei die ausseren Teile uber dem vierten Geschoss flache Turmhauben tragen Der quadratische Mittelteil verschlankt sich nach zwei weiteren Etagen zu einem Achteckturm mit Haube und Laterne um den ein auskragender Umgang angelegt ist Vor dem Turmensemble steht ein schlichter Eingangsbau An die Westturmanlage schliesst sich das dreischiffige aus drei Jochen bestehende Langhaus an Dieses ist mit 18 mal 15 6 Meter breiter als lang Auf das Langhaus folgt in gleicher Lange und Breite wie das Mittelschiff der Chor Nach zwei Vorjochen schliesst dieser in einem 7 12 Polygon ab Alle Schiffe und der Chor haben die gleiche Hohe von 15 Metern Chor und Langhausdach sind ziegelgedeckt wobei bei gleicher Neigung das Langhaus wegen des breiteren Baus entsprechend hoher ist Die Joche des Langhauses und des Chors werden durch weit vorspringende Strebepfeiler getrennt Die Hauptschauseite der Kirche ist die Sudfront des Langhauses Plastischer Schmuck wie Kielbogen aufgesetztes Masswerk und Konsolen uberzieht alle Wand und Pfeilerflachen Die Konsolen an den Strebepfeilern sind als Skulpturen ausgebildet die sowohl menschliche Gestalten als auch Tiere darstellen Abschluss der Strebepfeiler sind kleine Giebel aus denen ein Fialturm nach oben wachst Die hohen drei und vierbahnigen Fenster sind mit jeweils verschiedenem Masswerk geschmuckt An der schlichteren Nordseite fugt sich in der Ecke von Chor und Langhaus der Bau der Sakristei ein nbsp Der gotische Teil der Kunigundenkirche von Sudosten nbsp Teilansicht der Sudfassade nbsp Restaurierte Bauplastik am Chor nbsp Der ChorraumAusstattung BearbeitenDer bemerkenswerte geschnitzte Flugelaltar von 1513 wird dem Freiberger Holzbildhauer Philipp Koch zugeschrieben In der Predella ist das Letzte Abendmahl dargestellt Der Mittelschrein enthalt vier monumentale Figuren in der Mitte die Heilige Kunigunde und ihr Gemahl Kaiser Heinrich II links Anna selbdritt und rechts der Apostel Thomas In den Altarflugeln sind vier Szenen aus dem Leiden Christi dargestellt Durch zweimaliges Wenden der Flugel kann die Darstellung des Altars verandert werden Es erscheinen zunachst die Gemalde die zum einen Jesus im Kreise der zwolf Apostel in einer Renaissance Halle und zum anderen die Vierzehn Nothelfer darstellen Die nachste Wandlung zeigt Etappen aus dem Leben der Kirchenpatronin Kunigunde und ihres Gemahls Die Tafelbilder konnen verschiedenen sachsischen Malern zugeschrieben werden Uber dem Retabel erhebt sich ein prachtiges farblich gefasstes Gesprenge aus Rankenwerk und Fialen das weitere Figuren enthalt Gottvater prasentiert seinen am Kreuz geopferten Sohn flankiert von Johannes und Maria Daruber schwebt die Taube des Heiligen Geistes und ganz oben erscheint noch einmal die Madonna mit Kind im Strahlenkranz nbsp Der Schrein des Flugelaltars nbsp Teil des Altargesprenges nbsp Terrakottafigur der Hl Kunigunde nbsp Gotisches Sakramentshauschen nbsp Taufstein von 1548 Fruher waren aussen uber dem Sudportal in zwei jetzt leeren Sockel Baldachin Nischen grossformatige Terrakottafiguren von Kunigunde und Heinrich angebracht Diese befinden sich jetzt an nahezu gleicher Stelle innerhalb der Kirche Sie gehoren mit ihrer Entstehungszeit im 15 Jahrhundert zu den altesten Tonfiguren dieser Art in Sachsen Ebenfalls aus dem 15 Jahrhundert stammen die farbigen Teile der mittleren drei Chorfenster Im Chor sind an den Kreuzungspunkten der Dienste mit dem durchlaufenden Gesims der unteren ungegliederten Wandzone Konsolen mit kleinen farbig gefassten Reliefs mit Themen um die Geburt Christi gestaltet Aus dem 16 Jahrhundert datieren das gotische Sakramentshauschen links neben dem Altar und ein von der Herzogin Elisabeth gestifteter Taufstein beide aus Rochlitzer Porphyr Ein grosses Kruzifix an der Nordseite des Chores stammt aus dem 17 Jahrhundert und die neugotische Kanzel mit den Figuren Christi und der Evangelisten aus dem 19 Jahrhundert Orgel BearbeitenDie grosse Orgel wurde 1920 von dem Orgelbauer Alfred Schmeisser Rochlitz erbaut Das Membranladen Instrument hat 49 Register auf drei Manualwerken und Pedal Die Trakturen sind pneumatisch 1 I Hauptwerk C g3Bordun 16 Prinzipal 8 Rohrflote 8 Hohlflote 8 Gamba 8 Gemshorn 8 Oktave 4 Fugara 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Mixtur IVTrompete 8 II Manualwerk C g3Flotenprinzipal 8 Gedackt 8 Soloflote 8 Dolce 8 Quintaton 8 Violine 8 Oktave 4 Rohrflote 4 Waldflote 2 Scharff IIICornett II IVClarinette 8 III Schwellwerk C g3Harmonika 16 Geigenprinzipal 8 Gedackt 8 Gemshorn 8 Salizional 8 Aeoline 8 Vox coelestina 8 Prastant 4 Salizet 4 Gemshornquinte 2 2 3 Piccolo 2 Rauschpfeife II IIIOboe 8 Pedalwerk C f1Prinzipal 16 Violonbass 16 Subbass 16 Harmonika 16 Quintbass 10 2 3 Oktavbass 8 Gedackt 8 Ital Prinzipal 2 Posaune 16 Trompete 8 Koppeln II I auch als Sub und Superoktavkoppeln III I III II auch als Sub und Superoktavkoppeln I P II P III P Literatur BearbeitenMatthias Donath Rochlitz Kunigundenkirche und Petrikirche Grosse Baudenkmaler Heft 526 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 Brunhild Werner Gonschor Die Kunigundenkirche und die Petrikirche in Rochlitz Ausgabe 102 von Das Christliche Denkmal Union Verlag 1976 Robert Hofmann Steinmetzzeichen zur Baugeschichte Unser Lieben Frauen in Mittweida und St Kunigunden in Rochlitz In Sachsische Heimatblatter 2005 Heft 2 S 144 155 Richard Steche St Kunigundenkirche In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 14 Heft Amtshauptmannschaft Rochlitz C C Meinhold Dresden 1890 S 61 Einzelnachweise Bearbeiten Nahere Informationen zur Orgel Memento vom 20 Dezember 2013 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Kunigunde Rochlitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchen in Rochlitz bei Rochlitzer Muldenland Bilderserie zur Kunigundenkirche und ihrem Schnitzaltar51 046054 12 803593 Koordinaten 51 2 45 8 N 12 48 12 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Kunigunde Rochlitz amp oldid 219165651