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Der Begriff magmatische Differentiation bezeichnet die Entstehung unterschiedlicher Teilmagmen aus einem so genannten Stamm Magma durch Veranderung der chemischen Zusammensetzung Dieses Konzept entstammt einem Teilgebiet der Geologie der Endogenen Dynamik die sich mit den magmatischen Prozessen im Erdinneren befasst Es beschreibt das Phanomen dass aus einer flussigen Gesteinsschmelze Magma mit einer bestimmten chemisch mineralogischen Zusammensetzung Stammmagma nicht einfach ein bestimmtes magmatisches Gestein mit derselben Zusammensetzung auskristallisieren muss wie zu erwarten ware sondern dass daraus eine ganze Reihe von unterschiedlichen Gesteinen mit verschiedenen Zusammensetzungen sprich verschiedenen Mineralkomponenten entstehen kann Inhaltsverzeichnis 1 Trennung durch Schwerkraft und Kristallisation 2 Bowen sches Reaktionsprinzip 3 Beispiel Bushveld Komplex in Sudafrika 4 Siehe auch 5 Weiterfuhrende Literatur 6 WeblinksTrennung durch Schwerkraft und Kristallisation BearbeitenBereits im schmelzflussigen Zustand konnen sich unmischbare Komponenten wie sulfidische und oxidische Phasen einer Schmelze voneinander trennen ahnlich wie sich Ol von Essig trennt Liquidentmischung oder Liquation Haufiger ist jedoch die Trennung von fruhzeitig auskristallisierten Mineralen von der verbliebenen Teilschmelze auch Residuum genannt in dem die Minerale unter dem eigenen spezifischen Gewicht auf den Boden der Magmakammer absinken Schwereseigerung oder Gravitationsdifferentiation Bereits Charles Darwin hatte 1844 vermutet dass die so entstandenen Teilmagmen durch tektonische Bewegungen voneinander abgepresst und getrennt werden konnen In den 1920er Jahren entwickelten Paul Niggli und Hans Cloos die Vorstellung dass sich die festen und flussigen oder unmischbaren Bestandteile einer Schmelze besonders beim Aufstieg des Magmas zur Erdoberflache trennen Bewegungsdifferentiation Das Konzept der magmatischen Differentiation durch fraktionierte Kristallisation wurde besonders von Norman Bowen entwickelt und beruht auf der Tatsache dass Gesteinsschmelzen bzw Magmen Mehrkomponenten oder Mehrstoffsysteme sind deren einzelne Komponenten verschiedene Schmelzpunkte besitzen Beim Abkuhlen eines Magmas kristallisiert deshalb zuerst die Komponente mit dem hochsten Schmelzpunkt aus und sinkt in der Magmakammer aufgrund hoherer Dichte nach unten Aus der restlichen Teilschmelze dem Residuum kristallisiert bei weiterem Abkuhlen nun jene Komponente mit dem nachsthoheren Schmelzpunkt aus die wiederum nach unten absinkt somit andert die Restschmelze bei kontinuierlicher Abkuhlung standig ihre chemische Zusammensetzung Bowen sches Reaktionsprinzip Bearbeiten nbsp Diagramm nach Bowen 1928 welches das theoretische Entwicklungs und Reaktionsschema der Abkuhlung eines subalkalischen Magmas illustriert Durch die Kristallisation der SiO2 armen Mineralphasen mit hoher Kristallisationstemperatur verschiebt sich die chemische Zusammensetzung der ubrigen fluiden Phase des Rest Magmas hin zu einer SiO2 Anreicherung Bei subalkalischen Schmelzen unterscheidet man die kontinuierliche Reihe von der diskontinuierlichen Reihe Bei der kontinuierlichen Reihe beginnt die Differentiation mit einem kalziumreichen Plagioklas dem Endglied des Feldspat Mischkristallsystems Anorthit Je weiter das Magma abkuhlt bzw je mehr Anorthit abgeschieden wird desto weiter verschiebt sich das Mischkristallsystem zum natriumreichen Endglied Albit Am Ende der Differentiation wird nur noch Albit abgeschieden Die diskontinuierliche Reihe bezeichnet die Differentiation verschiedener Mineralen nach ihrem Schmelzpunkt Zunachst wird Olivin mit dem hochsten Schmelzpunkt dann Pyroxene anschliessend Amphibole und zum Schluss Biotit mit dem niedrigsten Schmelzpunkt abgeschieden Diese beiden Reihen laufen parallel nebeneinander ab und beschreiben die Differentiation von einer mafischen basischen Schmelze hin zu einem felsischen sauren Residuum aus dem abschliessend die Minerale Kalifeldspat Muskovit und Quarz auskristallisieren Allgemein nehmen im Verlauf der magmatischen Differentiation die Gehalte von Magnesium Eisen und Calcium im Restmagma ab und die von Silicium Natrium und Kalium zu Das heisst dass aus basaltischen Schmelzen zunachst die mafischen und intermediaren Minerale auskristallisieren und ein felsisches Restmagma erzeugt wird das letztendlich zu einem granitischen Gestein erstarrt Beispiel Bushveld Komplex in Sudafrika BearbeitenDas prominenteste Beispiel fur Differentiationsvorgange ist der in Sudafrika gelegene Bushveld Komplex Dieser basaltische Intrusivkomplex besitzt eine Gesteinsvariation von ultrabasischer bis granitischer Zusammensetzung und zeichnet sich durch seine sehr gut ausgepragte Lagentextur aus die der Schichtung von Sedimentgesteinen verbluffend ahnlich sieht Sie spiegelt die verschiedenen Differentiationszyklen des Bushveld wider Die basischen bis ultrabasischen Anteile entstanden durch Differentiation eines tholeiitischen Magmas die Granite werden als aufgeschmolzenes und kontaminiertes Krustenmaterial angesehen Siehe auch BearbeitenDifferenzierung Planetologie KREEPWeiterfuhrende Literatur BearbeitenMartin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 uberarbeitete Auflage 2005 522 S ISBN 978 3 540 23812 6Weblinks BearbeitenDer Bushveld Komplex Memento vom 15 Juni 2008 im Internet Archive Sudafrika Exkursion vom 24 Februar bis 12 Marz 2004 Institut fur Mineralogie und Geochemie Universitat Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magmatische Differentiation amp oldid 213493923