www.wikidata.de-de.nina.az
Das Mineral Anorthit ist ein haufig vorkommendes Gerustsilikat aus der Gruppe der Feldspate innerhalb der Mineralklasse der Silikate und Germanate AnorthitWeisse Anorthitkristalle eingewachsen im Vulkanauswurf des Monte Somma Italien Grosse 6 9 cm 4 1 cm 3 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol An 1 Chemische Formel Ca Al2Si2O8 2 Ca Na Si Al 4O8 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Gerustsilikat FeldspatSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII F 03c VIII J 07 070 9 FA 35 76 01 03 06Kristallographische DatenKristallsystem triklinKristallklasse Symbol triklin pinakoidal 1 4 Raumgruppe P1 Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 3 Gitterparameter a 8 18 A b 12 88 A c 14 17 Aa 93 2 b 115 8 g 91 2 3 Formeleinheiten Z 8 3 Zwillingsbildung uberwiegend verzwillingt nach Albit GesetzPhysikalische EigenschaftenMohsharte 6 bis 6 5Dichte g cm3 gemessen 2 74 bis 2 76 berechnet 2 760Spaltbarkeit vollkommen nach 001 undeutlich nach 010 unvollkommen nach 110 Bruch Tenazitat uneben bis muschelig sprodeFarbe farblos bis weiss grau rotlichStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 573 bis 1 577 5 nb 1 580 bis 1 585 5 ng 1 585 bis 1 590 5 Doppelbrechung d 0 012 bis 0 013 5 Optischer Charakter zweiachsig negativPleochroismus farblosAnorthit kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca Al2Si2O8 2 und ist damit chemisch gesehen ein Calcium Alumosilikat Das Mineral entwickelt meist kurzprismatische Kristalle mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen kommt aber auch in Form lamellenformiger korniger oder massiger Mineral Aggregate vor In reiner Form ist Anorthit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine graue oder rotliche Farbe annehmen Anorthit ist Mitglied der Plagioklas Mischreihe bestehend aus den Mineralen Albit Na AlSi3O8 2 0 10 Anorthit Oligoklas Na Ca Si Al 4O8 3 10 30 Anorthit Andesin Na Ca Si Al 4O8 3 30 50 Anorthit Labradorit Ca Na Si Al 4O8 3 50 70 Anorthit Bytownit Ca Na Si Al 4O8 3 70 90 Anorthit Anorthit Ca Al2Si2O8 90 100 Anorthit Die Zusammensetzung der einzelnen Zwischenglieder wurde willkurlich festgelegt da sich die Einzelminerale nur durch chemische Analysen unterscheiden lassen Daher sind nur die Endglieder Albit und Anorthit von der International Mineralogical Association IMA als eigenstandige Minerale anerkannt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Anorthit am Monte Somma in Italien und beschrieben 1823 von Gustav Rose der das Mineral nach dem griechischen Wort ἀn an als Verneinung von ὀr8os orthos fur richtig zusammengesetzt also nicht aufrecht oder nicht auf richtig in Anlehnung an die schiefe Form der triklinen Anorthitkristalle benannte 6 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Anorthit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate wo er zusammen mit Albit Andesin Bytownit Labradorit und Oligoklas sowie im Anhang mit Reedmergnerit die Gruppe der Plagioklase mit der System Nr VIII F 03c bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII J 07 70 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Gerustsilikate wo Anorthit zusammen mit Albit Anorthoklas Banalsit Dmisteinbergit Filatovit Kumdykolit Liebermannit Lingunit Oligoklas Stofflerit Stronalsit und Svyatoslavit sowie den Zwischengliedern Andesin Bytownit und Labradorit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 7 Die seit 2001 gultige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 8 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Anorthit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die neu definierte Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate ohne zeolithisches H2O ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Gerustsilikate Tektosilikate ohne zusatzliche Anionen zu finden ist wo es zusammen mit den anerkannten Mineralen Albit und Reedmergnerit sowie den Zwischengliedern Andesin Bytownit Labradorit und Oligoklas ebenfalls die Gruppe der Plagioklase mit der System Nr 9 FA 35 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Anorthit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikate Al Si Gitter ein Hier ist er in der Plagioklas Reihe mit der System Nr 76 01 03 innerhalb der Unterabteilung Gerustsilikate mit Al Si Gitter zu finden Kristallstruktur BearbeitenAnorthit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 Raumgruppen Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 mit den Gitterparametern a 8 18 A b 12 88 A c 14 17 A a 93 2 b 115 8 und g 91 2 sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Anorthit weiss und Vesuvianit braunlich vom Vesuv Neapel Italien Grosse 6 4 cm 5 5 cm 4 8 cm Anorthit bildet sich entweder magmatisch in Gabbro Basalt und Anorthosit oder in metamorphen Gesteinen Das Gestein Anorthosit welches bedeutende Teile der Mondkruste bildet besteht praktisch vollstandig aus Anorthit Unter extrem hohen Druck von 29 GPa 290 kBar wie er bei der Impaktmetamorphose als Folge eines Meteoriteneinschlages auftreten kann wird anorthitreicher Plagioklas zu Maskelynit einem diaplektischen Glas umgewandelt Bei nachlassendem Druck kann bei 6 8 GPa und 1350 1000 C Maskelyit zu Tissintit kristallisieren einem Pyroxen mit der Zusammensetzung von Anorthit der Leerstellen auf einer Gitterposition aufweist 9 10 Als haufige Mineralbildung ist Anorthit an vielen Orten anzutreffen wobei weltweit bisher knapp 1900 Fundorte dokumentiert sind Stand 2021 11 Neben seiner Typlokalitat Monte Somma wurde das Mineral in Italien noch am ebenfalls in Kampanien liegenden Vesuv bei Osilo in der sardinischen Provinz Sassari bei Spoleto in Umbrien sowie an mehreren Orten der Regionen Latium Lombardei Piemont Sizilien Trentino Sudtirol und Toskana gefunden Erwahnenswert aufgrund hervorragender Kristallfunde ist auch die Insel Miyake jima in der japanischen Prafektur Tokyo auf der Anorthitkristalle mit bis zu 5 cm Durchmesser gefunden wurden 12 In Deutschland fand sich das Mineral unter anderem bei Schollach Eisenbach in Baden Wurttemberg Maroldsweisach Rohrnbach und Wiesau in Bayern Eschwege Giessen und Hanau in Hessen bei Bad Harzburg in Niedersachsen an mehreren Orten der Eifel in Rheinland Pfalz bei Chemnitz und Schneeberg in Sachsen bei Plon in Schleswig Holstein sowie bei Gera und Schmalkalden in Thuringen In Osterreich trat Anorthit vor allem in Karnten Niederosterreich und der Steiermark auf und in der Schweiz fand er sich bisher nur bei Vicosoprano im Kanton Graubunden und im Tessin Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien Angola am Mount Erebus in der Antarktis Australien Bolivien Brasilien Chile der Volksrepublik China Costa Rica El Salvador Finnland Frankreich und die Franzosische Antilleninsel Guadeloupe Griechenland Gronland Indien Indonesien Irland Israel Japan Kamerun Kanada Kirgisistan Nord und Sudkorea Libyen Madagaskar Marokko Mexiko Namibia Neuseeland Norwegen der Oman Pakistan Palastina Papua Neuguinea Paraguay Peru Polen Portugal die Republik Kongo Rumanien Russland Schweden die Slowakei Spanien St Kitts und Nevis St Lucia Sudafrika Tansania Tschechien die Turkei die Ukraine Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien die Vereinigten Staaten von Amerika USA und die Zentralafrikanische Republik Auch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Ruckens und des Ostpazifischen Ruckens sowie ausserhalb der Erde neben dem Mond noch im Schweifmaterial des Kometen Wild 2 konnte Anorthit nachgewiesen werden 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenAnorthite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 85 kB abgerufen am 13 Juli 2021 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 783 Erstausgabe 1891 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 266 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anorthite Sammlung von Bildern und Audiodateien nbsp Wiktionary Anorthit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Anorthit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 13 Juli 2021 Anorthite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 13 Juli 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Anorthite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 13 Juli 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated July 2021 PDF 3 52 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Juli 2021 abgerufen am 13 Juli 2021 englisch a b c d e f g h Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 695 englisch David Barthelmy Anorthite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 13 Juli 2021 englisch a b c d Anorthite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 13 Juli 2021 englisch Gustav Rose Ueber den Feldspath Albit Labrador und Anorthit In Annalen der Physik Band 73 Nr 2 1823 S 173 208 doi 10 1002 andp 18230730208 rruff info PDF 2 0 MB abgerufen am 13 Juli 2021 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 13 Juli 2021 englisch M J Rucks M L Whitaker T D Glotch J B Parise Tissintite An Experimental Investigation into an Impact Induced Defective Clinopyroxene In Acta Crystallographica A73 2017 S 245 journals iucr org PDF 593 kB abgerufen am 16 Januar 2019 Melinda J Rucks Matthew L Whitaker Timothy D Glotch John B Parise Steven J Jaret Tristan Catalano M Darby Dyar Making tissintite Mimicking meteorites in the multi anvil In American Mineralogist Band 103 2018 S 1516 1519 aram ess sunysb edu PDF 1 1 MB abgerufen am 16 Januar 2019 Localities for Anorthite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 13 Juli 2021 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 266 Fundortliste fur Anorthit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 13 Juli 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anorthit amp oldid 239000724