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Der Isua Gneis ist eine Gesteinsformation des Archaikums im Kanadischen Schild nordostlich von Nuuk am Rande des gronlandischen Eisschildes Die Gesteinsformation enthalt mit dem Isua Grunsteingurtel etwa 3 8 Milliarden Jahre alte Gesteine die lange Zeit als das alteste erhaltene Gestein der Erde galten In ihnen finden sich Hinweise darauf dass die geologischen Ablaufe schon damals etwa 700 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde den heutigen glichen Die Existenz von Spuren organischer Prozesse in den Isua Gesteinen als Anzeichen fruhen Lebens ist nach wie vor umstritten Inhaltsverzeichnis 1 Lage und geologischer Rahmen 2 Erforschungsgeschichte 3 Geologische Situation und Gesteine 4 Bedeutung 4 1 Anzeichen fur fruhes Leben 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLage und geologischer Rahmen BearbeitenDie Gesteinsformation der Isua Gneise gehort geologisch zum Nain Kraton einem Teil des Nordatlantik Kratons im Osten Kanadas und in Gronland Der Nordatlantik Kraton findet seine Fortsetzung im Karelischen Kraton in Finnland von dem er bei der Entstehung des Atlantiks seit dem Jura getrennt ist Die Isua Gesteine liegen im Itsaq Gneiskomplex der sich von Nuuk nach Isua uber eine Lange von etwa 150 km hinzieht Moglicherweise gehoren die Gesteine des knapp 100 km nordlich gelegenen Aasivik Terrans ebenfalls zum Itsaq Gneiskomplex eine etwaige Verbindung ist jedoch unter dem Eis Gronlands verborgen Im meso bis neoarchaischen Isua Grunsteingurtel liegen fruh archaische Gesteinskomplexe als kleine Enklaven im so genannten Amitsoq Gneis Die grosste und am besten erhaltene unter ihnen ist die von Isua die durch ihr hohes Alter und das Vorkommen von an der Erdoberflache suprakrustal entstandenen Sedimenten bekannt geworden ist Es handelt sich um einen etwa 30 Kilometer langen und 1 bis 5 Kilometer breiten Gesteinskorper relativ wenig deformierter Glimmerschiefer der sich in einem grossen fast kreisformigen Bogen vom Rand des Inlandeises nach Westen zieht 1 Das Vorkommen liegt knapp 20 km sudostlich der gleichnamigen Landschaft in der Seenlandschaft nordlich des Nuup Kangerlua und erstreckt sich in einem Halbkreis sudlich um den Berg Tarsartooq Der See Tarsartuup Tasersua teilt es in ein westliches und ein ostliches Vorkommen Der nachste bewohnte Ort ist Kapisillit rund 70 km weiter sudlich Plattentektonisch betrachtet konnte es sich hier um den altesten Ophiolith auf Kontinente aufgeschobene ozeanische Kruste der Erde handeln 2 Erforschungsgeschichte BearbeitenGegen Ende der 1960er Jahre wurde bei einer geophysikalischen Untersuchung eines Gebietes im westlichen Zentralgronland vom Flugzeug aus eine grossere magnetische Anomalie am Rande des Inlandeises entdeckt 3 Nachfolgende Untersuchungen offenbarten eine grosse Lagerstatte von Eisenerz in einem Gurtel von stark metamorphen Gesteinen der spater nach einer Ortlichkeit in der Nahe Isua Grunsteingurtel genannt wurde In den 1970ern und den fruhen 1980er Jahren wurde das Gebiet von Wissenschaftlern des Geologischen Dienstes von Danemark und Gronland GEUS eingehend untersucht und detailliert kartiert 1988 wurde die erste geologische Karte des Gebiets veroffentlicht Schon Anfang der 1970er hatte der Geologe Vic McGregor auf die Ahnlichkeit der Amitsoq Gneise bei Nuuk mit den kurzlich gefundenen Isua Gesteinen hingewiesen In den Amitsoq Gneisen hatte er kleine Bereiche alterer Gesteine gefunden die auf eine Entstehung an der Erdoberflache zuruckgefuhrt werden konnten Er nahm an dass diese von ihm als Akilia Folge bezeichneten Gesteine alter waren als die Amitsoq Gneise und verglich sie mit den bei Isua deutlich besser aufgeschlossenen Gesteinen Erste Altersdatierungen hatten mit 3 6 bis 3 7 Milliarden Jahren ein hohes Alter fur die Amitsoq Gneise ergeben Falls also die Gleichsetzung der Akilia Folge mit den Isua Gesteinen zutraf mussten sie noch alter sein Dies bestatigte sich auf der Grundlage von nachfolgenden Datierungen die die Isua Gesteine auf ein Alter von 3 7 bis 3 8 Ga festlegten Seitdem sind sie von mehreren Forschergruppen unter verschiedenen Fragestellungen untersucht worden und waren von 1998 bis 2001 Gegenstand des Forschungsprojektes Isua Multidisciplinary Research Project IMRP 4 Geologische Situation und Gesteine BearbeitenDer Isua Grunsteingurtel lasst sich in funf strukturelle Einheiten unterteilen von denen je eine im Osten und im Westen aus wenig deformierten Gesteinen besteht in denen suprakrustale Gesteine relativ gut erhalten sind Das in Sudost Nordwest gestreckte westliche Vorkommen wird durch geologische Storungen dreigeteilt in zwei aussere Glimmerschiefer Einheiten die einen zentralen Kern aus chloritischen Amphibol Glimmerschiefern mit Uberresten von vulkanischen Pillow Lava Strukturen metamorphen Kieselschiefern Konglomeraten und Bandererzen umgeben Dieser zentrale Kern ist im Vergleich zu den begleitenden Glimmerschiefern relativ wenig deformiert Das westliche Vorkommen ist in Nord Sud Richtung gestreckt und enthalt unter anderem Bandererze karbonatische Gesteine mit Magnetit und Sideritbandern und klastische Sedimente Geochemische Analysen der Gesteine ergaben eine Verteilung der seltenen Erden die gut mit einer Entstehung aus sauren Vulkaniten vereinbar ist Die ersten Datierungen wurden an Einzelzirkonen durchgefuhrt und ergaben ein Alter von 3 761 bis 3 782 Ga Milliarden Jahre 4 Die Ausgangsgesteine der Gneise und Glimmerschiefer unterlagen nach ihrer Ablagerung einer Metamorphose bei 450 600 C und wurden intensiv verfaltet und verschuppt so dass wahrscheinlich nirgendwo eine echte stratigraphische Abfolge erhalten geblieben ist 4 Die archaischen Gesteine sind in jungeren granitischen bis tonalitischen Gneisen als zahllose kleine wie auch bis zu kilometergrosse Schollen von intensiver Deformation und Metamorphose weitgehend verschont geblieben so dass in einigen Bereichen geringerer Beanspruchung sedimentare und vulkanische Merkmale wie gradierte Schichtung Ignimbrit Schichtung oder Pillow Lava erhalten geblieben sind Die gesamte geologische Abfolge der Ereignisse bei der Entstehung des Isua Grunsteingurtels stellt sich wie folgt dar 4 Ablagerung von vulkanisch sedimentaren Folgen ab 3 8 Ga Intrusion von Tonaliten Trondhjemiten und untergeordnet von Dioriten und Granodioriten erste Metamorphose um 3 8 Ga verbunden mit tektonischer Stapelung unter Beteiligung von Peridotiten und Gabbro Anorthosit Gesteinen mehrere Metamorphose Ereignisse zwischen 3 75 und 3 55 Ga granitische und mafische ultramafische Intrusionen zwischen 3 65 und 3 55 Ga letzte FaltungSowohl die granitischen Gneise als auch die Glimmerschiefer werden von einem Schwarm metadoleritischer Dykes durchschlagen die als Abschluss der geologischen Entstehungsgeschichte ab etwa 3 5 Ga entstanden sind Seitdem sind die Isua Gneise im Wesentlichen unverandert geblieben Bedeutung BearbeitenIm Gegensatz zu den magmatischen Gesteinen der bis zu 4 03 Ga alten Acasta Gneise im nordlichen Kanada aber ahnlich wie die moglicherweise bis zu 4 3 Ga alten Gesteine des Nuvvuagittuq Grunsteingurtels an der Hudson Bay wurden die Isua Gesteine ursprunglich an der Erdoberflache abgelagert Obwohl die genaue Entzifferung ihrer geologischen Geschichte nicht einfach ist lassen sie wichtige Ruckschlusse auf die noch junge Erde zu So ist etwa die Deutung von gerollfuhrenden Gesteinen als Konglomerat aufgrund der starken Deformation schwierig wird heute aber von vielen Geologen anerkannt 4 Derartige Gesteine benotigen zur Entstehung ebenso wie die Pillow Laven jedoch die Existenz einer Hydrosphare Ihr Vorkommen ist ein Hinweis darauf dass geologische Ablaufe ahnlich wie heute vonstattengingen Dies gilt auch fur plattentektonische Ablaufe Die Kartierungsarbeiten und Datierungen haben ergeben dass die suprakrustalen Gesteine zu Stapeln von ursprunglich nicht zusammenhangenden Einheiten zusammengeschoben wurden und moglicherweise eine Duplex Struktur darstellen Die Stapelung nicht zusammengehorender Gesteinseinheiten ist ein typisches Merkmal jungerer Orogene die durch plattentektonische Ablaufe entstanden sind Das Studium von Flussigkeitseinschlussen in Mineralen lasst ausserdem Schlusse darauf zu dass damals schon hydrothermale Systeme existierten wie sie heute etwa in der Nahe der Mittelozeanischen Rucken existieren 5 Daruber hinaus geben die Isua Gesteine Hinweise auf die Fruhphase der Entstehung der Erde Das Ende des Grossen Bombardements Late Heavy Bombardment LHB einer Zeit fur die ein heftiges Bombardement der Erde durch Meteoriten angenommen wird konnte nach Datierungen an Mondgestein auf etwa 3 8 3 83 Ga geschatzt werden Die Isua Gneise sind demnach nur etwa 30 bis 60 Millionen Jahre junger und bisher wurden keine Hinweise auf Auswirkungen des LHB gefunden insbesondere nicht auf die Zerstorung einer bestehenden Atmosphare oder Wasserhulle 4 Da das ursprungliche Ablagerungsdatum der Ausgangsgesteine der Isua Gneise nicht genau bekannt ist konnte es sein dass sie noch wahrend des Endes dieses Ereignisses abgelagert wurden Anzeichen fur fruhes Leben Bearbeiten Seit Ende der 1970er Jahre waren einige der Bearbeiter der Ansicht dass in manchen Gesteinen der Isua Gneise Anzeichen fur Kohlenstoff organischer Herkunft vorkamen und dass schon zu dieser Zeit Leben existiert haben konnte 3 Diese Annahme stutzte sich auf ungewohnlich niedrige Werte fur d13C in Graphiten die vor allem in karbonatreichen Gesteinen auftreten Diese Verarmung an 13C ist auch typisch fur bei biologischen Prozessen entstehendes Material da bei der Photosynthese eine Anreicherung von 12C Isotopen stattfindet Nachdem klar geworden war dass es sich zum Teil um metasomatisch entstandene Gesteine handelt wiesen Mark A van Zuilen und seine Kollegen in einer 2003 veroffentlichten Arbeit nach dass zumindest ein Teil des Kohlenstoffs wahrscheinlich aus der thermischen Umwandlung von Siderit stammt 6 Weitere Untersuchungen schlossen fur andere Vorkommen vor allem in den konglomeratischen Einheiten im Westen und die Bandererze im Osten einen organischen Ursprung durch Methanerzeugung und Photosynthese jedoch nicht aus 7 Literatur BearbeitenAllen P Nutman Clark R L Friend und Vickie C Bennett Review of the oldest 4400 3600 Ma geological and mineralogical record Glimpses of the beginning Episodes Bd 24 Nr 2 2001 PDF 244 kB Peter W U Appel Christopher M Fedo Stephen Moorbath und John S Myers Early Archaean Isua supracrustal belt West Greenland pilot study of the Isua Multidisciplinary Research Project Geology of Greenland Survey Bulletin Bd 180 S 94 99 1998 PDF 388 kB Mark A van Zuilen Aivo Lepland Jane Teranes John Finarelli Martin Wahlen Gustaf Arrhenius Graphite and carbonates in the 3 8 Ga old Isua Supracrustal Belt southern West Greenland Precambrian Research Bd 126 S 331 348 2003 PDF 916 kB Iain McDonald Mineral Deposits and Earth Evolution Geological Society 2005 ISBN 1 86239 182 3Einzelnachweise Bearbeiten McDonald 2005 S 197 Karte des Isua Grunsteingurtels Harald Furnes Minik Rosing Yildirim Dilek Maarten de Wit Isua supracrustal belt Greenland A vestige of a 3 8 Ga suprasubduction zone ophiolite and the implications for Archean geology Lithos Volume 113 Issues 1 2 November 2009 Pages 115 132 ISSN 0024 4937 doi 10 1016 j lithos 2009 03 043 http www sciencedirect com science article pii S0024493709001170 a b Douglas Page The Isua Rocks Memento des Originals vom 15 Mai 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot home earthlink net englisch a b c d e f Peter W U Appel Christopher M Fedo Stephen Moorbath und John S Myers Early Archaean Isua supracrustal belt West Greenland pilot study of the Isua Multidisciplinary Research Project Memento des Originals vom 7 Dezember 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geus dk Geology of Greenland Survey Bulletin Bd 180 S 94 99 1998 PDF 388 kB Hugh Rollonson et al A 3 75 GA Sea Floor Hydrothermal System from the Isua Greenstone Belt West Greenland Earth System Processes Global Meeting 24 28 Juni 2001 Mark A van Zuilen Aivo Lepland Jane Teranes John Finarelli Martin Wahlen Gustaf Arrhenius Graphite and carbonates in the 3 8 Ga old Isua Supracrustal Belt southern West Greenland Memento des Originals vom 26 Juni 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www arrhenius ucsd edu Precambrian Research Bd 126 S 331 348 2003 PDF 916 kB McDonald 2005 S 202Weblinks BearbeitenDouglas Page The Isua Rocks englisch Geological maps of Greenland 1 500 000 Map sheet no 2 Frederikshab Isblink Sondre Stromfjord J H Allaart 1982 Descriptive text by F Kalsbeek and A A Garde 1989 Geologische Karte des Geologischen Dienstes von Danemark und Gronland GEUS 65 09 50 04 Koordinaten 65 5 N 50 2 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isua Gneis amp oldid 235504906