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Siderit auch unter den bergmannischen Bezeichnungen Eisenkalk Eisenspat Spateisenstein Chalybit und Stahlstein oder unter seiner chemischen Bezeichnung Eisencarbonat bzw Eisen II carbonat bekannt ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate ehemals Carbonate Nitrate und Borate Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe CO3 und entwickelt meist spatige oder derbe Massen bzw feinkornig dichte kugelige und traubenformige Aggregate auch Spharosiderit genannt Eher selten sind rhomboedrische Kristalle mit bisweilen gekrummten Flachen anzutreffen SideritSiderit mit Galenit oben links aus Neudorf im HarzAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Sd 2 Andere Namen Eisenkalk Eisenspat Raseneisenerz Spateisenstein Stahlstein WeisseisenerzChemische Formel Fe CO3 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und NitrateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana V B 02 V B 02 040 3 5 AB 05 14 01 01 03Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol ditrigonal skalenoedrisch 3 2 mRaumgruppe R3 c Nr 167 Vorlage Raumgruppe 167 4 Gitterparameter a 4 69 A c 15 38 A 4 Formeleinheiten Z 6 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 bis 4 5Dichte g cm3 3 7 bis 3 9Spaltbarkeit vollkommen nach 101 1 Bruch Tenazitat uneben bis muscheligFarbe gelb braun schwarzStrichfarbe weissgelbTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis PerlmuttglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 875ne 1 633 5 Doppelbrechung d 0 242 5 Optischer Charakter einachsig negativSiderit hat fur gewohnlich eine blassgelbe bis braune Farbe Manganreiche Varietaten treten eher in schwarzer Farbung auf Die Kristalle sind durchsichtig bis durchscheinend und glanzen glas bis perlmuttartig Bemerkenswert ist die sehr gute Spaltbarkeit nach den Rhomboederflachen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenSeinen Namen erhielt das Mineral 1832 durch Francois Sulpice Beudant der es bezugnehmend auf seine Zusammensetzung Siderose nannte nach sidhros sideros dem griechischen Wort fur Eisen Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Siderit 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger Als eines der wichtigsten Eisenerze ist Siderit seit urgeschichtlichen Zeiten bekannt Mit seiner Verarbeitung begann in diversen Kulturen zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Eisenzeit Siderit war bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt Damit hatte Siderit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral Da allerdings beim Siderit verschiedene Synonyme parallel existierten wurde in der 1962 erfolgten Publikation der IMA Commission on new minerals and mineral names die Name Siderit von einer Mehrheit der Kommission als offizieller bzw vorrangiger Name empfohlen 6 Da dies automatisch eine nachtragliche Ankerkennung fur den Siderit bedeutete wird das Mineral seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1962 s p special procedure gefuhrt 1 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Siderit zur Mineralklasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort zur Abteilung der Wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Calcit Gaspeit Magnesit Otavit Rhodochrosit Smithsonit und Spharocobaltit sowie im Anhang mit Vaterit die Calcitgruppe mit der System Nr Vb A 02 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr V B 02 040 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserfreie Carbonate CO3 2 ohne fremde Anionen wo Siderit zusammen mit Calcit Gaspeit Magnesit Otavit Rhodochrosit Siderit Smithsonit Spharocobaltit und Vaterit die die Calcitgruppe mit der System Nr V B 02 bildet 3 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 7 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Siderit in die neu definierte Klasse der Carbonate und Nitrate die Borate bilden hier eine eigene Klasse dort aber ebenfalls in die Abteilung der Carbonate ohne zusatzliche Anionen ohne H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Erdalkali und andere M2 Carbonate zu finden ist wo es zusammen mit Calcit Gaspeit Magnesit Otavit Rhodochrosit Smithsonit und Spharocobaltit die Calcitgruppe mit der System Nr 5 AB 05 bildet Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Siderit wie die veraltete 8 Auflage der Strunz schen Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort in die Abteilung der Wasserfreien Carbonate Hier ist er zusammen mit Calcit Magnesit Rhodochrosit Spharocobaltit Smithsonit Otavit und Gaspeit in der Calcitgruppe Trigonal R 3c mit der System Nr 14 01 01 innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien Carbonate mit einfacher Formel A CO3 zu finden Kristallstruktur BearbeitenSiderit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 c Raumgruppen Nr 167 Vorlage Raumgruppe 167 mit den Gitterparametern a 4 69 A und c 15 38 A sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften BearbeitenSiderit ist in Salzsaure nur nach Erwarmen loslich wobei er unter Bildung von Kohlenstoffdioxid CO2 aufschaumt Er unterscheidet sich dadurch vom Calcit Kalkspat der bereits mit kalter verdunnter Salzsaure heftig aufschaumend und CO2 bildend reagiert Modifikationen und Varietaten BearbeitenOligonit ist eine manganhaltige und Pistomesit eine magnesiumhaltige Varietat des Siderit 3 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Siderit Rose auf Quarz aus Redruth Cornwall EnglandSiderit ist in einer Reihe von Gesteinstypen anzutreffen so bildet er sich diagenetisch in tonigen Sedimenten in Form sogenannter Toneisensteinkonkretionen und metasomatisch in karbonatischen Sedimenten was bis hin zu abbauwurdigen Vorkommen nach heutigen Massstaben fuhren kann Ausserdem ist das Mineral in hydrothermalen Erzgangen anzutreffen die bei mittleren bis niedrigen Temperaturen gebildet wurden Daruber hinaus kommt Siderit in verschiedenen metamorphen und magmatischen Gesteinen vor Als grosstes Sideritvorkommen der Erde gilt der Erzberg in der Steiermark Osterreich mit etwa 400 Millionen Tonnen abbauwurdiger Erzmenge Bislang bis 2010 wurden davon rund 250 Millionen Tonnen abgebaut Schatzungsweise weitere 150 Millionen Tonnen sollten nach dem derzeitigen Stand der Technik noch abgebaut werden konnen 8 Weitere bedeutende aber bereits grossteils abgebaute Vorkommen von Siderit in Osterreich finden sich in Radmer in der Steiermark Untertagebau 1939 bis 1979 mit zuletzt ca 450 000 Tonnen jahrlich sowie am Huttenberger Erzberg in Karnten Bergbau von ca 300 v Chr bis 1978 zuletzt ca 200 000 Tonnen jahrlich im Untertagebau Hochststand 1940 mit 313 000 Tonnen In Deutschland befinden sich beachtliche Sideritlagerstatten im Siegerland Westfalen im Westerwald im Harz Neudorf im Thuringer Wald Schmalkalden Kamsdorf sowie im sachsischen Erzgebirge An der Saar wurde es in Form von Lebacher Eiern gefordert Grosse Sideritlagerstatten findet man ausserdem in Australien Bohmen Tschechien Bolivien Minas Gerais Brasilien China Portugal Panasqueiro Spanien und England Tavistock in Devonshire sowie Camborne Redruth in Cornwall Beruhmt sind auch die spektakular aussehenden spatigen Massen die in Mont Saint Hilaire in Quebec Kanada entdeckt wurden Insgesamt sind fur Siderit bisher uber 7300 Fundorte dokumentiert Stand 2023 so auch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Ruckens und des Chinesischen Meeres Qiongdongnan Becken 9 Verwendung Bearbeiten nbsp Facettierter Siderit aus der Morro Velho mine Nova Lima Minas Gerais BrasilienSiderit ist mit nahezu 50 Eisengehalt und wegen seiner leichten Verhuttung ein wertvolles Eisenerz Fur die Verwendung als Schmuckstein ist Siderit zu weich und zu empfindlich Klare und optisch ansprechende Varietaten werden gelegentlich fur Sammler in verschiedenen Glatt oder Facettenschliffen angeboten 10 11 Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenWilhelm Haidinger Zweite Klasse Geogenide II Ordnung Baryte I Parachrosbaryt Siderit In Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller and Seidel Wien 1845 S 499 506 rruff info PDF Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 64 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 114 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siderite Sammlung von Bildern Siderit und Mineralienportrait Siderit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 22 Marz 2023 David Barthelmy Siderite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 22 Marz 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties MineralNamee In rruff info RRUFF Project abgerufen am 22 Marz 2023 englisch Siderite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 22 Marz 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Siderite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 22 Marz 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2023 abgerufen am 22 Marz 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 22 Marz 2023 a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 286 englisch a b Siderite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Marz 2023 englisch International Mineralogical Association Commission on new minerals and mineral names In Mineralogical Magazine Band 33 1962 S 260 263 englisch rruff info PDF 168 kB abgerufen am 22 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