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Der uber 300 Jahre alte Spiegelsaal von Versailles oder auch die Spiegelgalerie Galerie des Glaces Galerie de Louis XIV oder la Grande Galerie ist einer der grossten und zugleich der beruhmteste Raum des Schlosses von Versailles in der Nahe von Paris in Frankreich Der barocke Saal mit den benachbarten Salons des Krieges und des Friedens bildet den Mittelpunkt der Paradezimmer des Schlosses und stand mehrfach im Mittelpunkt der europaischen Geschichte Der Spiegelsaal im Schloss von VersaillesDie Gartenfassade des Schlosses Hinter den Fenstern des mittleren Stockwerks verbergen sich der Spiegelsaal und die Salons des Krieges und des Friedens Inhaltsverzeichnis 1 Kunsthistorischer Uberblick 1 1 Baugeschichte 1 2 Kunstlerische Ausstattung 1 3 Restaurierung 2 Historischer Uberblick 2 1 Nutzung des Spiegelsaals 2 2 Historische Ereignisse 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKunsthistorischer Uberblick BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Das Schloss von Versailles wurde 1623 unter Konig Ludwig XIII als kleiner Jagdsitz errichtet Sein Sohn Ludwig XIV hielt sich ab 1661 regelmassig dort auf und liess das Jagdschloss uber mehrere Jahre hinweg zu einer umfangreichen Residenz erweitern In einer fruhen Ausbauphase unter der Leitung von Louis Le Vau wurde das alte Schloss im Norden und im Suden durch zwei neue Gebaudeflugel ummantelt Diese beiden Flugel uberragten den Ursprungsbau nach Westen in Richtung des Gartens und die Flache zwischen ihnen wurde durch eine von Arkaden getragene Terrasse eingenommen Die Bauten der Ummantelung enthielten im Norden die Gemacher des Konigs im Suden jene der Konigin nbsp Das Corps de Logis vor dem Bau der SpiegelgalerieAb 1678 begann unter der Leitung von Jules Hardouin Mansart eine weitere grossere Ausbauphase Die mittige Terrasse wurde uberbaut und an ihrer Stelle bis 1684 die Spiegelgalerie geschaffen Die Gartenfassade des Corps de Logis wurde somit in einer Flucht geschlossen und erhielt weitgehend ihr heutiges Aussehen An den Enden des Spiegelsaals befindet sich im Norden der Salon des Krieges und im Suden der Salon des Friedens Die Spiegelgalerie verbindet die beiden Raume untereinander die jeweils dem Appartement des Konigs im Norden und dem Appartement der Konigin im Suden zugeordnet wurden Beide Raume sind von der Galerie durch offene Durchgange zu erreichen die drei Sale bilden durch ihre Ausstattung und ihre Dekoration eine Einheit Die Raumlichkeiten der Salons stammen noch aus der Zeit der Ummantelung des Schlosses durch Le Vau sie erhielten ihr heutiges Aussehen nach dem Umbau und der Installation des Spiegelsaals durch Hardouin Mansart Neben der zu Beginn des 18 Jahrhunderts fertiggestellten Schlosskapelle der Hofoper und dem im 19 Jahrhundert eingerichteten Schlachtensaal ist die Spiegelgalerie einer der grossten Raume des Schlosses Sie ist 73 Meter lang und 10 50 Meter tief 1 Mit ihrer Hohe von 12 3 Metern 1 reicht sie bis ins Attikageschoss des Corps de Logis die von aussen zu sehenden quadratischen Fenster des oberen Stockwerks dienen lediglich der Asthetik es gibt an dieser Stelle keine dahinterliegenden Raume Der Spiegelsaal ist aufgrund seiner Grosse nicht heizbar gewesen auf den Einbau von Kaminen wurde daher von vornherein verzichtet Kunstlerische Ausstattung Bearbeiten nbsp Detailansicht der Spiegelwand nbsp Blick in das Deckengewolbe des SpiegelsaalsDer Spiegelsaal einer der Hohepunkte des Louis quatorze offnet sich mit 17 Fenstern in Richtung des Parks diesen stehen an der Innenwand des Saals 17 ebensogrosse Spiegel mit mehr als 350 einzelnen Spiegelflachen gegenuber Die Spiegel hatten zum einen eine asthetische Funktion denn sie erweitern durch das Spiegelbild des Gartens den Aussenbereich des Schlosses ins Innere des Gebaudes und reflektierten zudem den Kerzenschein am Abend Zum anderen vermittelten sie auf subtile Art und Weise aber auch den Reichtum des Konigs und die Leistungsfahigkeit der franzosischen Wirtschaft Spiegelglas war im 17 Jahrhundert ein teures Luxusprodukt und nur unter grossem Aufwand herzustellen Die Herstellung der Spiegelflachen war der erste Grossauftrag fur eine von Jean Baptiste Colbert begrundete Glasmanufaktur der spateren Compagnie de Saint Gobain mit der das venezianische Monopol in dem Bereich gebrochen wurde Der Eindruck des Saals wird aber nicht nur durch die Spiegel sondern auch durch das gewaltige Gewolbe gepragt Die neun grossen und zahlreichen kleineren Deckengemalde stehen ganz im Zeichen der Verherrlichung des Sonnenkonigs und preisen die Erfolge seiner ersten 20 Regierungsjahre Neben dem Gemalde Der Konig regiert selbst das den absoluten Machtanspruch des Herrschers verdeutlicht werden unter anderem der Friede von Nimwegen oder die Eroberung der Franche Comte thematisiert Ausfuhrender Kunstler der Gemalde war Charles Lebrun Einer zeitgenossischen Anekdote zufolge geht die Ausstattung der Grossen Galerie mit den siebzehn Spiegelflachen auf eine Idee Jules Hardouin Masarts zuruck der durch die derart verplante Wandflache verhindern wollte dass der hoch in der Gunst des Konigs stehende Lebrun noch mehr Gelegenheit bekam seine Werke zu prasentieren nbsp Diana als Jagerin sogenannte Diana von Versailles in der SpiegelgalerieFur die Spiegelgalerie wurde ursprunglich eine kostbare Ausstattung von zum Teil massiven Silbermobeln angefertigt Das seinerzeit beruhmte Mobiliar hatte jedoch nur kurzen Bestand es musste bereits 1689 zur Finanzierung des Pfalzischen Erbfolgekrieges verkauft und eingeschmolzen werden Das heutige Mobiliar stammt weitgehend aus dem 19 Jahrhundert nachdem grosse Teile der ursprunglichen Einrichtung des Schlosses wahrend der Franzosischen Revolution verloren gingen Wie das gesamte Schloss von Versailles hatte auch die Spiegelgalerie eine Vorbildwirkung inne und wurde an zahlreichen europaischen Hofen des 17 und 18 Jahrhunderts in verschiedenen Formen und Dimensionen nachgeahmt Die bekannteste Imitation ist jedoch ein Werk des 19 Jahrhunderts es handelt sich um den grossen Spiegelsaal im Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel im sudlichen Bayern Unter Konig Ludwig II wurde dort ab 1878 der Zentralbau des Versailler Schlosses nahezu nachgebaut und auch der Spiegelsaal bis ins Detail und mit nur wenigen Abweichungen kopiert aus Details der Dekoration der Spiegelgalerie von Versailles nbsp Ludwig XIV als siegreicher Feldherr Deckengemalde von Charles Lebrun in der Spiegelgalerie von Versailles nbsp Der Frieden von Aachen 1668 allegorische Grisaille auf Goldgrund an der Decke der Spiegelgalerie von Versailles nbsp Detail des Dekors in der Spiegelgalerie von Versailles nbsp Dekor aus Marmor und vergoldeter Bronze in einer Ecke der Spiegelgalerie von VersaillesRestaurierung Bearbeiten Der Spiegelsaal wurde von 2003 bis 2007 in mehreren Abschnitten fur 12 Millionen Euro umfangreich restauriert Die Gemalde wurden gereinigt die Stuckierungen erganzt und ausgearbeitet und blinde Spiegelscheiben ausgetauscht Die Arbeiten erfolgten uber mobile Geruste wahrend des laufenden Museumbetriebes so dass die Hauptattraktion des Palastes nicht geschlossen werden musste Auch die sieben schweren Luster wurden restauriert und mit modernen Leitungen versehen Historischer Uberblick BearbeitenNutzung des Spiegelsaals Bearbeiten nbsp Ludwig XIV empfangt den Dogen von Genua im Spiegelsaal Gemalde von 1685Die Spiegelgalerie hatte verschiedene Funktionen zu erfullen Durch ihre Grosse und ihre reiche Ausstattung wird sie zumeist fur einen Festsaal gehalten doch ihr wichtigster Zweck war es als eine Art uberdachte Promenade zu dienen Ein Grossteil des taglichen Hoflebens spielte sich hier ab und die Gesellschaft traf sich um zu promenieren Neuigkeiten auszutauschen oder dem Konig zu gefallen Die Galerie war gross genug dimensioniert dass der Herrscher auf seinen Spaziergangen durch den Saal unliebsame Personen weit umrunden oder sich Menschen seines Interesses zuwenden konnte Wer ein Anliegen hatte hielt sich im Spiegelsaal auf wo man hoffte vom Konig wahrgenommen zu werden Dieser betrat die Galerie taglich mindestens einmal Das Schlafzimmer des Konigs lag ab 1701 hinter der Mittelwand der Galerie und in einem immer gleichen Ritual ging der Monarch nach dem morgendlichen Aufstehen dem Lever vom Schlafzimmer durch den Spiegelsaal und die anschliessenden Paraderaume zur Schlosskapelle im Nordflugel nbsp Maskenball zur Hochzeit des Dauphin 1745 Stich von Charles Nicolas CochinIhre zentrale Lage und ihre Grosse pradestinierten die Spiegelgalerie als Ort der Hoffeste Unter anderem wurden hier mit grossen Aufwand 1697 die Hochzeit des Herzogs von Burgund mit Maria Adelaide von Savoyen 1745 die Hochzeit Louis Ferdinands und Maria Theresias von Spanien und 1770 die Hochzeit Ludwig XVI und Marie Antoinettes gefeiert Der Spiegelsaal diente ausserdem bei grossen Empfangen als Thronsaal so wurden hier beispielsweise 1686 die Botschafter von Siam 1715 die Botschafter von Persien und 1742 die Botschafter des Osmanischen Reichs empfangen nbsp Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches 18 Januar 1871 Olgemalde von Anton von Werner 1885 Historische Ereignisse Bearbeiten nbsp Der Spiegelsaal diente Ende Januar 1871 als deutsches Behelfslazarett Olgemalde von Victor Bachereau Reverchon 1842 1885 Die Spiegelgalerie ging besonders durch zwei historische Ereignisse in die Geschichte ein Im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 1871 wahlte sie die preussische Fuhrung zum Ort der Kaiserproklamation vom 18 Januar 1871 die als Grundungsakt des Deutschen Reiches gelten sollte Die Wahl war auf den Spiegelsaal gefallen weil dessen Deckengemalde unter anderem Eroberungen deutscher Lander durch Frankreich verherrlichten Das franzosische Volk empfand die Zeremonie als Demutigung welche die deutsch franzosische Erbfeindschaft auf Jahrzehnte zementieren sollte Die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles des wichtigsten der Pariser Vorortvertrage fand auf Wunsch des franzosischen Premierminister Georges Clemenceau am 28 Juni 1919 im Spiegelsaal statt nbsp William Orpen The Signing of Peace in the Hall of Mirrors Unterzeichnung des Versailler Vertrags 1919 Dieses Mal war es das deutsche Volk welches die Zeremonie als Demutigung empfand Dies und die schweren Auflagen des Friedensvertrages der Deutschland eine Alleinschuld am Krieg zuwies belasteten die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich weiterhin Der Vertrag von Versailles wird als einer der Grunde fur den Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland verantwortlich gemacht und somit als eine Ursache des Zweiten Weltkriegs Erst nach Kriegsende begannen sich die deutsch franzosischen Beziehungen zu verbessern Literatur BearbeitenJean Marie Perouse de Montclos Robert Polidori Versailles Konemann Koln 1996 ISBN 3 89508 424 7 Nicholas d Archimbaud Versailles Stiebner Munchen 2001 ISBN 3 8307 0172 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Spiegelgalerie von Versailles Sammlung von Bildern und Videos Schloss Versailles fr eng Siehe 360 Grader Panoramen von SpiegelgalerieEinzelnachweise Bearbeiten a b chateauversailles fr PDF 80 kB Zugriff am 2 August 2011 48 804857 2 120297 Koordinaten 48 48 17 5 N 2 7 13 1 O Normdaten Geografikum GND 4460761 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spiegelsaal von Versailles amp oldid 239090391