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Die 1710 eingeweihte Schlosskapelle des Schlosses von Versailles war das letzte grosse Bauprojekt unter Ludwig XIV nach der im 17 Jahrhundert begonnenen Erweiterung des Palastes Die dem Heiligen Ludwig gewidmete Schlosskirche weicht in ihrer ausseren Gestaltung vom strengen Stil des Palastes ab und wird als barocke Interpretation der gotischen Sainte Chapelle in Paris betrachtet 1 Hofansicht des Schlosses von Versailles die Kapelle befindet sich am rechten Bildrand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Uberblick 2 Das Bauwerk 2 1 Der Aussenbau 2 2 Der Innenraum 2 2 1 Orgel 2 3 Bewertung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichtlicher Uberblick Bearbeiten nbsp Die Hochzeit des Dauphin Louis Stich von 1745Das Schloss von Versailles wurde unter dem Sonnenkonig Ludwig XIV ab 1661 in mehreren Abschnitten von einem kleinen Jagdsitz zu einer der grossten Residenzen Europas erweitert Schon im alten Jagdschloss seines Vaters Ludwigs XIII gab es einen solitar stehenden kleinen Kapellenbau aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts der im Zuge des Baus der Thetis Grotte gegen 1665 abgetragen wurde Eine neue eher provisorische Kapelle fand ihren Platz im Sudflugel der sogenannten Ummantelung dort wo sich heute die Salle des Gardes de la Reine der Gardesaal der Konigin befindet Durch die Umgestaltung des Gardesaals wanderte der Kapellenraum in eine benachbarte Raumfolge die sich fur die Bedurfnisse des wachsenden Hofs jedoch als zu klein erwies Eine neue zweigeschossige Kapelle mit grosszugigeren Ausmassen fand ab 1682 am Ubergang des Corps de Logis zum neu errichteten Nordflugel ihren Platz und verblieb dort bis 1710 der vormalige Kirchenraum wurde unter Ludwig XV spater zum Herkulessalon umgestaltet Die Plane fur den Bau der heutigen Kapelle wurden 1689 ausgearbeitet konnten wegen der Kosten des Pfalzischen Erbfolgekrieges allerdings nicht umgesetzt werden so dass das Projekt mehrere Jahre ruhte Die Arbeiten an der neuen Schlosskirche wurden nach Ende des Krieges und im Anschluss an den Frieden von Rijswijk ab 1699 unter Jules Hardouin Mansart begonnen und nach seinem Tod 1708 durch seinen Schwager Robert de Cotte weitergefuhrt Die Kapelle war im Rohbau 1702 und im Aussenbau 1710 vollendet die Ausstattung des Kircheninneren zog sich bis 1715 hin Die Schlosskapelle bildete bis zum Ausbruch der Franzosischen Revolution den geistlichen Mittelpunkt der Versailler Hofgesellschaft In ihr heirateten unter anderem der Dauphin Louis Ferdinand und Maria Theresia von Spanien sowie der spatere Konig Ludwig XVI und Marie Antoinette Nach der Revolution kam der Schlosskirche keine grossere Bedeutung mehr zu sie wird bis in die Gegenwart als Teil des Versailler Museums prasentiert und dient als regelmassiger Austragungsort klassischer Konzerte Das Bauwerk Bearbeiten nbsp Nahansicht der Schlosskapelle umgeben vom Gabrielflugel links und dem nordlichen Ministerflugel rechts Der Aussenbau Bearbeiten Die Schlosskapelle liegt parallel zum heutigen Gabrielflugel sie ragt aus dem grossen Nordflugel des Schlosses hervor dessen Lichthof sie mit ihrer Nordwand begrenzt Die zweigeschossige Kirche geht in ihrem schematischen Aufbau auf die Sainte Chapelle in Paris zuruck 2 Wie diese mittelalterliche Palastkapelle ist sie dem Heiligen Ludwig dem Schutzpatron der Bourbonen gewidmet Das aus zwei deutlich voneinander abgesetzten Baukorpern bestehende Aussere der Kapelle weicht mit seiner plastischen Gestaltung von der strengen barock klassizistischen Gartenfassade und den im Stil Ludwigs XIII gehaltenen Hoffassaden des Versailler Schlosses ab Der durch grosse Rundbogenfenster erhellte Unterbau der den eigentlichen zweigeschossigen Kirchenraum beherbergt bildet einen langsrechteckigen Korper mit runder Apsis Daruber thront der schlanke Dachaufbau der mit seinen kleineren Rundbogenfenstern das innenliegende Deckengemalde erhellt Der obere Baukorper wird durch schwungvolles Strebewerk gestutzt und mit dem unteren Kirchenraum verknupft Zusammen mit der den Palast uberragenden steilen Dachflache und dem uberreichen Figurenschmuck ergibt sich ein nahezu gotisch gepragtes filigranes Ensemble Das Dach war ursprunglich auch dies eine Anlehnung an die Sainte Chapelle mit einem Dachreiter versehen der aufgrund von Baufalligkeit bereits 1765 abgetragen werden musste An der Nordwand der Kapelle zum Lichthof des Nordflugels befindet sich ein turmartiger Anbau der moglicherweise als Glockenturm gedacht war doch nicht vollendet wurde nbsp Blick von der Empore ins Innere der Kapelle nbsp Blick in den Chor mit Hochaltar und OrgelDer Innenraum Bearbeiten Der nach Art einer Basilika gestaltete rund 25 Meter hohe Kirchensaal besteht aus zwei Geschossen Die konigliche Familie und die Mitglieder des Hofs verfolgten die Messen aus dem Obergeschoss von der Empore die direkt aus dem Grossen Gemach des Schlosses uber ein stilistisch an der Kapelle orientiertes Vestibul im Nordflugel betreten werden konnte Das untere ebenerdige Stockwerk der Kirche diente der Aufnahme des Hofstaats die Konige verfolgten die Gottesdienste von hier nur zu hohen kirchlichen Feiertagen oder wenn die Messe durch einen Bischof abgehalten wurde Das Untergeschoss wird durch machtige Pfeiler in Arkadenstellung gegliedert und ist mit einem farbigen Marmorboden belegt Im nach Osten gerichteten Chorbereich befindet sich der Altar und auf der Empore daruber die Grosse Orgel der Kapelle Dort wo im Hof der Turmstumpf zu erkennen ist befinden sich im Innenraum zwei ubereinander liegende Altare die dem Heiligen Ludwig und der Jungfrau Maria gewidmet sind Das Obergeschoss des Kirchenraums wird durch umlaufende korinthische Saulen gegliedert auf denen wiederum der Dachaufbau mit dem Gewolbe ruht Das Leitthema der dekorativen Motive sind Szenen aus dem Neuen und dem Alten Testament Der Kirchensaal ist weitgehend in weissen grauen und goldenen Tonen gehalten wodurch die Wirkung der Gewolbefelder und des machtigen Deckengemaldes welches die Dreifaltigkeit darstellt verstarkt wird An der Ausstattung waren unter anderem Antoine Coypel Charles de La Fosse und Jean Jouvenet beteiligt Orgel Bearbeiten Hauptartikel Orgel der Schlosskapelle von Versailles In der Schlosskapelle befindet sich eine Altarorgel die 1711 von Robert Clicquot erbaut wurde Sie besitzt 35 Register verteilt auf vier Manuale und Pedal Bewertung Bearbeiten Zur Zeit ihrer Entstehung wurde die prunkhafte Schlosskapelle eher belachelt 3 der Herzog Saint Simon nannte sie einen Riesenkatafalk 4 und der Philosoph Voltaire bezeichnete sie als erstaunlichen Firlefanz 3 In der Gegenwart wird der fur seine Zeit hochmoderne Bau milder bewertet der Architekturfotograf Robert Polidori bezeichnete die Kapelle gar als das vollkommenste Bauwerk des Versailler Schlosskomplexes 5 Der Kirchenraum diente Luigi Vanvitelli als Vorbild fur den Bau der Schlosskirche im Palast von Caserta Literatur BearbeitenJean Marie Perouse de Montclos Robert Polidori Versailles Konemann Koln 1996 ISBN 3 89508 424 7 Nicholas d Archimbaud Versailles Stiebner Munchen 2001 ISBN 3 8307 0172 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskapelle Versailles Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Schloss Versailles In archINFORM abgerufen am 21 September 2010 Jean M Perouse de Montclos Robert Polidori Versailles Konemann Koln 1996 S 106 a b Jean M Perouse de Montclos Robert Polidori Versailles Konemann Koln 1996 S 107 Nicholas d Archimbaud Versailles 2001 S 60 Jean M Perouse de Montclos Robert Polidori Versailles Konemann Koln 1996 S 104 Normdaten Geografikum GND 4581807 1 lobid OGND AKS 48 805044 2 122089 Koordinaten 48 48 18 2 N 2 7 19 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskapelle Versailles amp oldid 220746626