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Das Strebewerk seltener Strebeapparat 1 ist ein zentrales konstruktives und gestalterisches Element der gotischen Kathedrale 2 Es setzt sich aus Strebepfeilern und ggf Strebebogen zusammen Das Strebewerk dient dazu den Gewolbeschub und die Windlast aus dem Mittelschiff einer Basilika und dem Hochchor beim Umgangschor abzuleiten Schnitt durch das Langhaus der Kathedrale von Reims Oberhalb der Seitenschiffe nehmen zwei ubereinanderliegende Strebebogen den Schub des Mittelschiffsgewolbes auf und leiten ihn auf die Strebepfeiler in den AussenwandenStrebewerk am Langhaus der Kathedrale von ChartresStrebewerk am Langhaus der Kathedrale von ReimsWasserspeier und Strebebogen im Strebewerk der Kathedrale von AmiensStrebewerk an der Sudwand der Stiftsbasilika St Martin in LandshutAbgetreppte Wandvorlage an der Sirekopinge kyrkaStutzpfeiler an der Westwand der Dorfkirche von Beenz einem Ortsteil der Stadt LychenDas Strebewerk gilt neben Kreuzrippengewolbe und Spitzbogen als eines der drei popularen Stilmerkmale gotischer Sakralbauten Heute wird seine Entstehung insbesondere aus der Entwicklung des Innenraumes erklart die den Ersatz massiver Wand durch transparente Fensterflachen bedeutet Das 12 Jahrhundert der nordfranzosischen Fruhgotik kann man als das der Erprobung der Bautechnik ansehen Es handelt sich im Wesentlichen darum wie der Architekt dem Gewolbedruck auf die Hochschiffmauern bei zunehmendem Hochdrang des Rauminneren am besten begegnen sollte Die spezifisch gotische Losung liegt darin dass alle Stutzpunkte fur die Wand nach aussen verlegt sind Der technische Apparat den die Gotik hierfur entwickelt wird als Strebewerk bezeichnet Die Geschichte des offenen Strebebogens lehrt deutlich dass zuerst die Idee des gotischen Rauminneren sich zur Geltung brachte dann erst die Bautechnik herangezogen wurde um dem Kathedralenraum den notwendigen materiellen Halt von aussen her zu geben 3 Aus dem notwendigen materiellen Halt entwickelten sich im 13 Jahrhundert vielfaltige kunstlerische Ausformungen Es entstand eine Raumstruktur welche die Wirkung des Aussenbaues der Kathedrale mitbestimmt 3 die den Kernbau wie eine durchsichtige Hulle von tiefer Schichtung ummantelt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Strebepfeiler 3 Strebebogen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDas offene Strebewerk mit frei uber den Seitenschiffen gespannten Strebebogen wurde in der gotischen Architektur schrittweise entwickelt und allmahlich ausgeformt Um Gewolbeschub und Windlast auf die in der Aussenwand integrierten Strebepfeiler abzuleiten wurden zunachst Quermauern oberhalb der Gurtbogen der Seitenschiff Gewolbe errichtet beispielsweise in der Kathedrale von Durham 2 Diese blieben unter deren Pultdachern unsichtbar Im 12 Jahrhundert dienten auch die Gewolbe der Seitenschiffemporen der Abstrebung des Mittelschiffes 2 Ein offenes Strebewerk mit sichtbaren Strebebogen oberhalb der Dachflache entwickelte sich ab 1160 1170 zunachst bei Umgangschoren in der Normandie und der Ile de France Saint Germain des Pres in Paris nach 1160 2 Seit etwa 1190 wird es auch beim Langhaus eingesetzt Kathedrale von Paris 1180 1200 ab 1230 grundlegend geandert Noyon 1179 1180 1200 Laon 1180 1190 2 Dieses offene Strebewerk wurde in Sudfrankreich und den Mittelmeerlandern nur selten aufgenommen es verbreitete sich aber nach England und Deutschland St Georg in Limburg um 1200 1225 Langhaus des Bonner Munsters 1210 1220 St Gereon in Koln 1219 1227 2 Als wichtiger Schritt gilt die Kathedrale von Chartres Baubeginn 1194 Mit dem Wegfall der Seitenschiffemporen wachst die Hohe der Mittelschiffwand Strebepfeiler und Strebebogen werden nicht nur technisch verwendet sondern kunstlerisch ausgestaltet 5 Bei der Kathedrale von Reims Baubeginn 1211 wird die Ummantelung des Gebaudes mit Strebewerk aufgegriffen und die Bauteile werden durchgebildet Reims bedeutete insofern fur den Aussenbau die Vollendung des mit Chartres Begonnenen 6 Strebepfeiler Bearbeiten Hauptartikel Strebepfeiler Als Teil von Strebewerken haben Strebepfeiler die Aufgabe Scherkrafte von den Strebebogen aufzunehmen Der gotische Strebepfeiler zeigt sich zunachst als konstruktiv rohe Form und erfahrt allmahlich eine gestalterische Gliederung Zunachst durch eine Abtreppung der Aussenkante begleitet von Kaffgesimsen durch Ziergiebel und Kreuzblumen Nischen fur Figurenschmuck bis hin zu Saulen und Masswerk Verblendung und Fialen 7 Wahrend die statische Bedeutung der Abtreppung als nachvollziehbar gilt wird die der Auflastfunktion durch Fialen in der neueren Forschung kontrovers beurteilt 8 Eine dekorative Funktion als Bekronung ist demgegenuber unbestritten Strebebogen Bearbeiten Hauptartikel Strebebogen Der Strebebogen auch Hochschiffstrebe oder fruher fliegende Strebe genannt 9 liegt geneigt zwischen Hochschiffwand oder Chorwand und Strebepfeiler oder auch zwischen hintereinanderstehenden Pfeilern Er leitet die horizontalen Lasten aus der Gewolbeschraglast und dem Winddruck in die aussersten Strebepfeiler als Endauflager weiter 10 Der gotische Strebebogen lasst sich auch anhand des Fugenbildes in den eigentlichen Strebekorper und den diesen unterstutzenden Bogen unterteilen 11 Der oberste Kampferstein eines Strebebogens besitzt mitunter eine Unterstutzung durch eine kleine Saule deren Verwendung nach 1300 aber aufgegeben wird 12 Strebebogen sind oft auch ubereinander angeordnet wobei der untere zur Weiterleitung des Gewolbeschubs und der obere zur Weiterleitung der Windlast dient Der obere Strebebogen setzt in der Nahe der Dachtraufe an und der untere zwischen der Traufe und dem Fusspunkt der inneren Gewolberippen 10 Etwa ab 1230 wurden Strebebogen auch zur Wasserableitung genutzt 10 Eine Vertiefung an der Oberseite leitet das Wasser zu einem markant an der Vorderseite des Strebepfeilers angesetzten Wasserspeier Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Strebewerk Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten so Strebeapparat In Gunther Wasmuth Hrsg Wasmuths Lexikon der Baukunst Berlin 1929 1932 4 Bande a b c d e f Satz nach Gunther Binding Was ist Gotik Darmstadt 2000 IV 5 Strebewerk S 107 108 a b Hans Jantzen Kunst der Gotik Klassische Kathedralen Frankreichs Chartres Reims Amiens In Gotische Raumidee und Strebewerk Rowohlt 1957 1968 S 85 Zitat nach Hans Jantzen Kunst der Gotik Klassische Kathedralen Frankreichs Chartres Reims Amiens Rowohlt 1957 1968 S 91 Hans Sedlmayr Die Entstehung der Kathedrale Graz 1976 erganzte Auflage von 1950 Kapitel 86 S 260 Zitat nach Hans Sedlmayr Die Entstehung der Kathedrale Graz 1976 erganzte Auflage von 1950 Kapitel 90 S 268 Satz nach Strebepfeiler In Gunther Binding Was ist Gotik Darmstadt 2000 S 124 126 Strebepfeiler In Gunther Binding Was ist Gotik Darmstadt 2000 S 124 mit Verweis und Referenzierung anderer Sekundarquellen Synonyme nach Strebebogen In Hans Koepf Gunther Binding Bildworterbuch der Architektur 4 Auflage Kroner Stuttgart 2005 a b c Satz nach Gunther Binding Strebebogen In Was ist Gotik Darmstadt 2000 S 108 121 Strebebogen In Gunther Binding Was ist Gotik Darmstadt 2000 S 108 109 mit ausfuhrlicherer Darstellung Verweis und Referenzierung anderer Sekundarquellen Strebebogen In Gunther Binding Was ist Gotik Darmstadt 2000 S 110 111 mit ausfuhrlicherer Darstellung Verweis und Referenzierung anderer Sekundarquellen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strebewerk amp oldid 230573348