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Die Sainte Chapelle franzosisch sɛ t ʃapɛl deutsch Heilige Kapelle ist die fruhere Palastkapelle der ehemaligen koniglichen Residenz Palais de la Cite auf der Ile de la Cite im 1 Pariser Arrondissement Sainte ChapelleDatenOrt ParisBauherr Ludwig IX von FrankreichBaustil HochgotikBaujahr ca 1244 bis 1248Hohe 42 mKoordinaten 48 51 19 N 2 20 42 O 48 855277777778 2 345 45 Koordinaten 48 51 19 N 2 20 42 OBesonderheitenfruhere PalastkapelleErbaut von etwa 1244 bis 1248 Weihe steht sie beispielhaft fur den hochgotischen Stil der Mitte des 13 Jahrhunderts Ihr Bau entstammte dem Bedurfnis in Paris eine im gotischen Stil erbaute Replik der namenstiftenden sogenannten Heiligen Kapelle Pharos Palastkapelle im Grossen Palast der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel zu stiften aus deren Bestand nach dem Vierten Kreuzzug die Passions Reliquien erworben worden waren 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Mittelalterliche Palastkapelle 1 3 Renaissance und Barockzeit 1 4 Profanierung und Umnutzung 1 5 Restaurierung bis zur Gegenwart 2 Beschreibung 2 1 Innenraum 3 Ehemalige Ausstattung 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Palais de la Cite und die Sainte Chapelle in den Tres Riches Heures um 1440 50 nbsp Zeichnung der Sainte Chapelle von Jacques Cellier 1583 bis 1587Vorgeschichte Bearbeiten Zeit seines Lebens war Ludwig IX ein grosser Verehrer und Sammler von Reliquien Als Aufbewahrungsort fur die Leidenswerkzeuge Christi liess Ludwig die Sainte Chapelle bauen Die kostbaren Passionsreliquien Christi Dornenkrone und Teile des Wahren Kreuzes sowie die Spitze der Heiligen Lanze waren ursprunglich in der Pharos Kapelle im Grossen Palast in Konstantinopel aufbewahrt worden 2 Der Konig hatte sie 1238 von einem venezianischen Kaufmann fur eine astronomisch hohe Summe erworben nachdem das lateinische Kaiserreich unter Balduin II sie aus Geldmangel verpfanden musste und nicht mehr auslosen konnte Mit dem Besitz der Dornenkrone die 1239 in Paris in Empfang genommen wurde erlebte die Person Ludwigs wie auch das franzosische Konigtum im Allgemeinen eine Erhohung seines Prestiges Erzbischof Gautier von Sens glaubte dass Frankreich von Christus als Nachfolger Griechenlands Teil von Byzanz zum Ort der Verehrung seiner siegreichen Passion auserkoren wurde Der Abt von Vaux de Cernay verfasste eigens fur die Dornenkrone ein Officium 1241 kaufte Ludwig dem lateinischen Kaiser zusatzlich den Heiligen Schwamm und die Heilige Lanze des Longinus ab Mittelalterliche Palastkapelle Bearbeiten Die Bauarbeiten begannen zwischen 1239 und 1241 Als moglicher Architekt wird neben anderen auch Pierre de Montreuil genannt hier konnte aber keine Klarheit gewonnen werden Die Bauzeit betrug in etwa acht Jahre Am 26 April 1248 wurde die Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria geweiht Bis Ende des 18 Jahrhunderts war die Unterkapelle Sitz einer Pfarrei die zur Diozese Paris gehorte wahrend die Oberkapelle der koniglichen Familie vorbehalten war Durch eine Galerie war die Oberkapelle mit dem koniglichen Palast verbunden Die Kapelle erhielt als konigliche Stiftung besondere Privilegien einen Schatzmeister Kanoniker und ein Kollegium Die Besoldung des Klerus wurde durch ein vom Konig gestifteten Benefizium gesichert Die Aufgabe das Kapitel bestand in erster Linie aus der Obhut der Reliquien und der Seelsorge Der zwischen 1239 und 1248 entstandene Schrein der die Passionsreliquien aufnahm besass sechs verschiedene Schlosser Das Schlusselrecht des Reliquienkastens befand sich in den Handen des franzosischen Konigs der an hohen Feiertagen die Heiltumsweisung selbst verrichtete Weitere Reliquien lagerten in der Sakristei Kurz nach der Fertigstellung der Sainte Chapelle entstand nordlich von ihr an der Stelle des heutigen Palais de Justice ein neues zweistockiges Gebaude das als Schatzkammer diente Renaissance und Barockzeit Bearbeiten Um 1485 bis 1490 beauftragte Karl VIII einen unbekannten Meister das Glas der Fensterrose zu erneuern 3 Ab 1524 wurde die Eucharistie auf einem vergoldeten Renaissance Altar gefeiert der sich heute im Schloss Ecouen befindet Unter der Herrschaft Heinrichs II wurde in der Oberkapelle eine neue Schranke mit Zugang zum Chor errichtet vor der zwei Altare standen Diese Abtrennung existierte bis in das 18 Jahrhundert Ausserhalb des Chores befand sich ein kleiner Friedhof des Klerus Der Chor war aussen von Verkaufsladen umringt deren Handel bis ins 19 Jahrhundert dort betrieben wurde Nach den Branden von 1630 und 1776 wurde die Kapelle restauriert Das Hochwasser im Winter 1689 90 fugte den Wanden der Unterkapelle enormen Schaden zu 1771 erhielt die Kapelle von dem Orgelbauer Francois Henri Clicquot eine neue barocke Orgel die 1791 auf der Westempore in St Germain l Auxerrois aufgestellt wurde wo sie die Wirren der Revolution uberstand Ein Erlass vom 11 Marz 1787 stellte die koniglichen Kapellen unter staatliche Verwaltung Das Vermogen der Kleriker wurde beschlagnahmt Per Dekret von 1791 verlor die Sainte Chapelle ihren Pfarrei Status zusammen mit weiteren Pfarreien auf der Ile de la Cite an die Kathedrale Notre Dame Profanierung und Umnutzung Bearbeiten Nachdem die Kapelle wahrend der Franzosischen Revolution schwer beschadigt worden war hing am Giebel jahrelang ein Schild mit dem Text Nationaleigentum zu verkaufen 1790 sollte sie abgerissen werden was verhindert werden konnte Nach einer Verordnung wurden 1793 der Dachreiter abgetragen und die Ausstattung darunter das Chorgestuhl und die Orgel vollstandig entwendet Die Reliquien kamen in die Kathedrale von Saint Denis wo sie teilweise verloren gingen Ein Teil des Schatzes wurde eingeschmolzen 2 Das profanierte Gebaude diente zeitweise als Lokal Lager und Mehlspeicher Ab Anfang des 19 Jahrhunderts nutzte man die Unterkapelle wieder fur Gottesdienste die Oberkapelle als Aktenarchiv 4 Die Halfte der Dornenkronen Reliquie lagerte nach der Revolution eine Zeit lang in der Bibliotheque nationale Spater ubergab sie Napoleon I der Kathedrale Notre Dame Der andere Teil gelangte wahrend der Revolution zum Schutz in den Vatikan Restaurierung bis zur Gegenwart Bearbeiten Unter dem Burgerkonig Louis Philippe wurde der Bau Mitte des 19 Jahrhunderts umfassend saniert Das stellt einen Wendepunkt in den offentlichen Vorstellungen uber mittelalterliche Kirchenraume dar denn man war bis dahin eher schlichte weiss gestrichene Raume gewohnt Jetzt wurden unterschiedliche Farben verwendet was offentliche Emporung ausloste 5 Die Bauleitung ubernahm bis 1849 der Architekt Felix Duban Sein Nachfolger wurde der Architekt Jean Baptiste Lassus Neben der Erganzung der in der Revolution zerstorten Glasfenster erhielt die Kapelle 1853 einen neuen Dachreiter 6 1863 waren die Bauarbeiten abgeschlossen 7 Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die Glasfenster der Sainte Chapelle entfernt In den 1990er Jahren wurde die Restauration einzelner Lanzettfenster in Angriff genommen Von 2008 bis 2014 erfolgte eine umfassende Restauration aller Buntglasfenster Das 10 Millionen Euro teure Vorhaben wurde mit Hilfe der danischen Velux Stiftung und privater Spenden finanziert 8 Die feierliche Wiedereroffnung fand 2015 anlasslich des 800 Geburtstags von Konig Ludwig IX statt 9 Beschreibung Bearbeiten nbsp Westfassade nbsp Das Innere mit der restaurierten Ausmalung nbsp Decke der UnterkapelleInnenraum Bearbeiten Es handelt sich um eine zweistockige Palastkapelle mit einer niedrigen Unterkapelle und einer hohen Oberkapelle Der grosste Teil ihrer Wande wird von kostbaren Buntglasfenstern eingenommen wodurch der hohe Raum von unirdisch wirkendem Licht durchflutet wird Hier lasst sich auch demonstrieren dass die Tendenz der Hochgotik den ehemaligen Steinraum in einen farbigen Glasschrein aufzulosen und die Wande fast vollkommen in mehrbahnige Masswerkfenster zu verwandeln nicht dazu fuhrt dass der Innenraum wesentlich heller wird Stattdessen war die ergreifende Wirkung des farbigen Lichts die leuchtende Wand das Ziel das Aufgehen der irdischen Existenz in einem mystischen Farbraum Ein Teil der lebensgrossen Apostelfiguren an den Wanden der Altarbaldachin etwa ein Drittel der Glasfenster die Verzierungen auf der Innenseite des Westwerks der Dachreiter die Figuren der Eingangsportale sowie die Empore im Eingangsbereich wurden rekonstruiert Trotzdem kann die Besonderheit dieses Raumes im Hinblick auf seine farbige Gesamtwirkung nicht deutlich genug hervorgehoben werden Angeblich sind insgesamt noch 720 von den insgesamt 1134 Fensterfeldern original 10 An einigen Stellen sind vor den Pfeilern Konsolen angebracht auf denen Standbilder der zwolf Apostel aufgestellt sind denen ebenfalls die originale Farbigkeit wieder verliehen wurde Sie ist das Ergebnis einer grundlichen und fur die damalige Zeit wagemutigen Restaurierung in den 1840er und 50er Jahren Die Fensterlanzetten sind 12 Meter hoch Die Fenster erstrecken sich auf 600 m Flache zwei Drittel von ihnen stammen noch aus dem 13 Jahrhundert ein Drittel sind Erneuerungen des 19 Jahrhunderts nbsp Statue Ludwigs IX nbsp Reliquienaltar nbsp Fensterrose nbsp PassionsszenenEhemalige Ausstattung BearbeitenDornenkronen Reliquie heute in der Kathedrale Notre Dame Reliquienbuste Ludwig IX heute in der Kathedrale Notre Dame Renaissance Altar aus vergoldetem Holz aus dem 16 Jahrhundert heute im Schloss Ecouen Orgel des Orgelbauers Francois Henri Clicquot von 1771 heute in der Kirche St Germain l Auxerrois nbsp Dornenkronen Reliquie nbsp Reliquienbuste Ludwigs IX nbsp Altar aus vergoldetem Holz nbsp Orgel aus dem Jahr 1771Sonstiges BearbeitenPalastkapellen dieses Typs entstanden im spateren Mittelalter auch an anderen Residenzen des franzosischen Konigshauses und seiner Nebenlinien in den Herzogtumern Sie werden nur dann ebenfalls als Saintes Chapelles bezeichnet wenn sie mit Passionsreliquien ausgestattet waren und einer bestimmten Liturgie folgten Zu diesen gehoren die Kapellen in Vincennes Riom Chateaudun Aigueperse Champigny sur Veude und Vic le Comte Verschwunden sind die Saintes Chapelles von Gue de Maulny Vivier en Brie Bourbon l Archambault und von Bourges 11 12 Eine ganz ahnliche Kapelle gibt es im Schloss Saint Germain en Laye Departement Yvelines Die Schlosskapelle in Versailles wird als barocke Variation der Sainte Chapelle betrachtet Als Nachfolgebauten der Sainte Chapelle ausserhalb Frankreichs gelten die gotischen Palastkapellen von Aachen und Prag Aus dem Inventar der Sainte Chapelle stammt auch das Evangeliar der Sainte Chapelle eine der bedeutendsten Handschriften der ottonischen Buchmalerei Die vom Gregormeister gefertigte Prunkhandschrift gelangte nach der Revolution in die Bibliotheque nationale de France Signatur Lat 8851 Literatur BearbeitenMeredith Cohen The Sainte Chapelle and the construction of sacral monarchy royal architecture in thirteenth century Paris New York 2015 grundlegend Camilla Cavicchi Origin and Dissemination of Images of the Saint Chapel In Music in Art International Journal for Music Iconography 44 Jahrgang Nr 1 2 2019 ISSN 1522 7464 S 57 77 Julia Droste Hennings Thorsten Droste Paris DuMont Koln 2003 ISBN 3 7701 6090 8 S 109 116 Louis Grodecki Sainte Chapelle Caisse Nationale des Monuments Historiques et des Sites Paris 1975 Robert Branner St Louis and the court style in gothic architecture 1965 von der spateren Forschung in Teilen revidiert Denise Jalabert La Sainte Chapelle Nefs et clochers Les Editions du Cerf Paris 1960 Dieter Kimpel Robert Suckale Die gotische Architektur in Frankreich 1130 1270 Hirmer Verlag Munchen 1985 ISBN 3 7774 4040 X S 400 405 Ruth Wessel Die Sainte Chapelle in Frankreich Genese Funktion und Wandel eines neuen Raumtyps Dissertation Dusseldorf 2003 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sainte Chapelle Paris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sainte Chapelle in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Henry Maguire Byzantine court culture from 829 to 1204 Dumbarton Oaks 2004 ISBN 978 0 88402 308 1 S 56 57 a b c Alexei Lidov A Byzantine Jerusalem The Imperial Pharos Chapel as the Holy Sepulchre In Annette Hoffmann Gerhard Wolf Hrsg Jerusalem as narrative space Erzahlraum Jerusalem Visualising the Middle Ages Bd 6 Brill Leiden Boston 2012 S 63 103 hier S 82 Digitalisat Ina Nettekoven Der Meister der Apokalypsenrose der Sainte Chapelle und die Pariser Buchkunst um 1500 Ars nova Studies in Late Medieval and Renaissance Nothern Painting and Illumination Bd 9 Brepols Turnhout 2004 ISBN 2 503 52195 9 Bayerische Akademie der Wissenschaften Jahrbuch 1977 Festvortrag Die Sainte Chapelle du Palais Ludwigs des Heiligen siehe Die Farbe in mittelalterlichen Kirchen im Artikel Gotik Trudi Diehl Paris Sainte Chapelle In frankreich in wort und bild de Abgerufen am 7 Juni 2021 Ruth Wessel Die Sainte Chapelle in Frankreich Genese Funktion und Wandel eines neuen Raumtyps Dissertation Dusseldorf 2003 Callum Tyler Ein Insider Leitfaden zu Sainte Chapelles Buntglasfenstern In tiqets com 11 September 2020 abgerufen am 7 Juni 2021 Kim Willsher Sainte Chapelle stained glass window restoration completed 20 Mai 2015 abgerufen am 7 Juni 2021 englisch Das Bild Samsons Kampf mit dem Lowen Musee Cluny Paris befindet sich heute im Musee national du Moyen Age Claudine Billot Les Saintes Chapelles royales et princieres Paris 1998 ISBN 2 85822 247 9 Ruth Wessel Die Sainte Chapelle in Frankreich Genese Funktion und Wandel eines neuen Raumtyps Dissertation Dusseldorf 2003 Normdaten Geografikum GND 4389954 7 lobid OGND AKS LCCN n50079460 VIAF 140693839 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sainte Chapelle Paris amp oldid 238709227